für das Hundert betrug 16 Schillinge, welche den Hochofenarbeitern zu gute kamen. Die Schlacken wurden in eiserne Formen gegossen und giebt Garney eine genaue Beschreibung des ganzen Verfahrens.
In Deutschland wendete man ebenfalls dem Hochofenbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts grössere Aufmerksamkeit zu und bildeten sich auch hier gewisse Regeln aus. In einigen Punkten wich die deutsche Bauart von der schwedischen ab. Die Abzüge für die Feuchtigkeit im Fundament, welche zugleich zur Kühlung des Bodensteins dienten, fehlten nie und meist legte man sie in Kreuz- form in der Weise an, dass zwei Kanäle in den Diagonalen des Grund- mauerwerks ausgespart wurden, welche sich unter dem Ofenmittel kreuzten, man nannte sie deshalb die Kreuzabzüge oder auch Andreas-
[Abbildung]
Fig. 193.
kreuz. Sie wurden ganz mit Stein- oder Eisenplatten bedeckt und mün- deten ausserhalb des Fundamentes im Freien. Bei trockenem Terrain konnte man sie ausserhalb des Ofenmauerwerks unter die Hüttensohle und hier in die Höhe führen, wo man sie leicht be- deckte.
Das äussere Ofenmauerwerk baute man entweder so auf, dass man den unteren Teil bis zur Höhe des Kohlen- sacks senkrecht aufführte, so dass es die Gestalt eines Würfels bekam, auf dem man dann den oberen Teil in Gestalt einer abgestutzten, vierseitigen Pyramide verjüngt zulaufen liess, oder man führte den Ofen in mehreren Absätzen in Gestalt aufeinandergesetzter vierseitiger Prismen auf, wie bei dem Harzer Hochofen (Fig. 193). An den Absätzen pflegte man öfters von aussen Schlingen von Holz oder von Eisen um den Ofen zu legen. Man verstärkte das Mauerwerk ferner durch eiserne Anker, die man parallel den Aussenwänden in das Mauerwerk legte. Die Blas- und Arbeitsöffnungen waren meist gewölbt und hiessen deshalb auch Blas- und Arbeitsgewölbe. Eine wichtige Eigentümlich- keit der deutschen Bauart bestand darin, dass man mindestens von der Höhe der Gewölbe an in den vier Ecken des Rauhmauerwerks Luftzüge anlegte, welche man untereinander durch schwach auf- steigende Röhren verband (Fig. 194, a. f. S.) und denen man von Zeit
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
für das Hundert betrug 16 Schillinge, welche den Hochofenarbeitern zu gute kamen. Die Schlacken wurden in eiserne Formen gegossen und giebt Garney eine genaue Beschreibung des ganzen Verfahrens.
In Deutschland wendete man ebenfalls dem Hochofenbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gröſsere Aufmerksamkeit zu und bildeten sich auch hier gewisse Regeln aus. In einigen Punkten wich die deutsche Bauart von der schwedischen ab. Die Abzüge für die Feuchtigkeit im Fundament, welche zugleich zur Kühlung des Bodensteins dienten, fehlten nie und meist legte man sie in Kreuz- form in der Weise an, daſs zwei Kanäle in den Diagonalen des Grund- mauerwerks ausgespart wurden, welche sich unter dem Ofenmittel kreuzten, man nannte sie deshalb die Kreuzabzüge oder auch Andreas-
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Fig. 193.
kreuz. Sie wurden ganz mit Stein- oder Eisenplatten bedeckt und mün- deten auſserhalb des Fundamentes im Freien. Bei trockenem Terrain konnte man sie auſserhalb des Ofenmauerwerks unter die Hüttensohle und hier in die Höhe führen, wo man sie leicht be- deckte.
Das äuſsere Ofenmauerwerk baute man entweder so auf, daſs man den unteren Teil bis zur Höhe des Kohlen- sacks senkrecht aufführte, so daſs es die Gestalt eines Würfels bekam, auf dem man dann den oberen Teil in Gestalt einer abgestutzten, vierseitigen Pyramide verjüngt zulaufen lieſs, oder man führte den Ofen in mehreren Absätzen in Gestalt aufeinandergesetzter vierseitiger Prismen auf, wie bei dem Harzer Hochofen (Fig. 193). An den Absätzen pflegte man öfters von auſsen Schlingen von Holz oder von Eisen um den Ofen zu legen. Man verstärkte das Mauerwerk ferner durch eiserne Anker, die man parallel den Auſsenwänden in das Mauerwerk legte. Die Blas- und Arbeitsöffnungen waren meist gewölbt und hieſsen deshalb auch Blas- und Arbeitsgewölbe. Eine wichtige Eigentümlich- keit der deutschen Bauart bestand darin, daſs man mindestens von der Höhe der Gewölbe an in den vier Ecken des Rauhmauerwerks Luftzüge anlegte, welche man untereinander durch schwach auf- steigende Röhren verband (Fig. 194, a. f. S.) und denen man von Zeit
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
für das Hundert betrug 16 Schillinge, welche den Hochofenarbeitern
zu gute kamen. Die Schlacken wurden in eiserne Formen gegossen
und giebt Garney eine genaue Beschreibung des ganzen Verfahrens.
In Deutschland wendete man ebenfalls dem Hochofenbau in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gröſsere Aufmerksamkeit zu
und bildeten sich auch hier gewisse Regeln aus. In einigen Punkten
wich die deutsche Bauart von der schwedischen ab. Die Abzüge für
die Feuchtigkeit im Fundament, welche zugleich zur Kühlung des
Bodensteins dienten, fehlten nie und meist legte man sie in Kreuz-
form in der Weise an, daſs zwei Kanäle in den Diagonalen des Grund-
mauerwerks ausgespart wurden, welche sich unter dem Ofenmittel
kreuzten, man nannte sie deshalb die Kreuzabzüge oder auch Andreas-
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kreuz. Sie wurden ganz mit Stein-
oder Eisenplatten bedeckt und mün-
deten auſserhalb des Fundamentes im
Freien. Bei trockenem Terrain konnte
man sie auſserhalb des Ofenmauerwerks
unter die Hüttensohle und hier in die
Höhe führen, wo man sie leicht be-
deckte.
Das äuſsere Ofenmauerwerk baute
man entweder so auf, daſs man den
unteren Teil bis zur Höhe des Kohlen-
sacks senkrecht aufführte, so daſs es
die Gestalt eines Würfels bekam, auf
dem man dann den oberen Teil in
Gestalt einer abgestutzten, vierseitigen
Pyramide verjüngt zulaufen lieſs, oder
man führte den Ofen in mehreren
Absätzen in Gestalt aufeinandergesetzter vierseitiger Prismen auf,
wie bei dem Harzer Hochofen (Fig. 193). An den Absätzen pflegte
man öfters von auſsen Schlingen von Holz oder von Eisen um den
Ofen zu legen. Man verstärkte das Mauerwerk ferner durch eiserne
Anker, die man parallel den Auſsenwänden in das Mauerwerk legte.
Die Blas- und Arbeitsöffnungen waren meist gewölbt und hieſsen
deshalb auch Blas- und Arbeitsgewölbe. Eine wichtige Eigentümlich-
keit der deutschen Bauart bestand darin, daſs man mindestens von
der Höhe der Gewölbe an in den vier Ecken des Rauhmauerwerks
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steigende Röhren verband (Fig. 194, a. f. S.) und denen man von Zeit
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/739>, abgerufen am 25.11.2024.
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