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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
England hatte. Svedenstjerna sah 1802 auf dem Eisenwerk Leven
in Schottland einen Hochofen mit drei Formen; zwei davon lagen auf
einer Seite und die dritte auf der gegenüber stehenden Seite so, dass
ihr Windstrom gerade in die Mitte der beiden ersten Windströme
traf. Der Ofen hatte 38 Fuss Höhe und lieferte wöchentlich über
30 Tonnen Roheisen.

Die englischen Hochöfen schwankten sehr in ihrer Höhe, nach
John Wilkinsons Angabe zwischen 30 und 70 Fuss (9 bis 21 m).
Svedenstjerna sah 1802/3 in Südwales bei Neath einen Hochofen
von 62 Fuss (18,60 m) Höhe, der aber trotzdem nur 15 bis 16 Tonnen
Roheisen in einer Woche produzierte.

Bonnard1) macht folgende nähere Angaben über die Hochöfen
bei Merthyr Tydwil in Glamorganshire und Coalbrookdale in
Shropshire und in Staffordshire. Die Hochöfen waren am Schluss des
18. Jahrhunderts von 40 bis 60 Fuss (12 bis 18 m) Höhe, in Glamor-
gan sogar 65 Fuss (19,50 m). Der grösste Durchmesser des Schachtes
war gewöhnlich 12 Fuss (3,60 m) bei den Öfen von 45 Fuss (13,50 m)
und 14 Fuss (4,20 m) bei jenen von 60 Fuss (18 m) Höhe und befand
sich meistens ungefähr im Dritteil der ganzen Höhe bei dem Zusammen-
stossen des Schachtes mit der Rast. Das Gestell war bald ein gleichseitiges,
bald ein längliches Viereck und hatte bis zum Anfang der Rast 6 bis
7 Fuss (1,80 bis 2,10 m) Höhe. Gestell und Rast machte man zuweilen
aus gutem Sandstein, in der Regel wurde aber der ganze innere Ofen
aus gebrannten Ziegeln erbaut, wobei er acht bis elf Jahre aushalten
konnte. Hinter dem Kernschacht befand sich oft eine zweite Ziegel-
wand (Rauhschacht), dazwischen ein freier Raum von etwa 3 Zoll
(0,075 m) Breite, der mit einem Gemenge von Kohlenstaub und Thon
ausgeschlagen wurde. In Bergländern wie Glamorgan und Shropshire
waren oft mehrere Hochöfen aneinander gereiht und an Felswände
gelehnt, deren Höhe ungefähr mit der Gicht gleich war. Die Öfen
hatten die Gestalt abgestumpfter Pyramiden, wobei die Seiten der
Grundfläche mehr als ein Drittel der Höhe betrugen. In Staffordshire
standen die Öfen isoliert in der Ebene, waren nicht so dick und
hatten einen Überbau oder Schornstein von 6 bis 10 Fuss (1,80 bis
3 m) über der Gicht.

Die Gebläse bestanden aus gegossenen eisernen Cylindern von
6 bis 9 Fuss (1,80 bis 2,70 m) Durchmesser und Höhe mit Regulatoren.

1) Siehe Journal des Mines, an XIII, p. 245. Moll, Ephemeriden der Berg-
und Hüttenkunde 1805, Bd. I, S. 383.

Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
England hatte. Svedenstjerna sah 1802 auf dem Eisenwerk Leven
in Schottland einen Hochofen mit drei Formen; zwei davon lagen auf
einer Seite und die dritte auf der gegenüber stehenden Seite so, daſs
ihr Windstrom gerade in die Mitte der beiden ersten Windströme
traf. Der Ofen hatte 38 Fuſs Höhe und lieferte wöchentlich über
30 Tonnen Roheisen.

Die englischen Hochöfen schwankten sehr in ihrer Höhe, nach
John Wilkinsons Angabe zwischen 30 und 70 Fuſs (9 bis 21 m).
Svedenstjerna sah 1802/3 in Südwales bei Neath einen Hochofen
von 62 Fuſs (18,60 m) Höhe, der aber trotzdem nur 15 bis 16 Tonnen
Roheisen in einer Woche produzierte.

Bonnard1) macht folgende nähere Angaben über die Hochöfen
bei Merthyr Tydwil in Glamorganshire und Coalbrookdale in
Shropshire und in Staffordshire. Die Hochöfen waren am Schluſs des
18. Jahrhunderts von 40 bis 60 Fuſs (12 bis 18 m) Höhe, in Glamor-
gan sogar 65 Fuſs (19,50 m). Der gröſste Durchmesser des Schachtes
war gewöhnlich 12 Fuſs (3,60 m) bei den Öfen von 45 Fuſs (13,50 m)
und 14 Fuſs (4,20 m) bei jenen von 60 Fuſs (18 m) Höhe und befand
sich meistens ungefähr im Dritteil der ganzen Höhe bei dem Zusammen-
stoſsen des Schachtes mit der Rast. Das Gestell war bald ein gleichseitiges,
bald ein längliches Viereck und hatte bis zum Anfang der Rast 6 bis
7 Fuſs (1,80 bis 2,10 m) Höhe. Gestell und Rast machte man zuweilen
aus gutem Sandstein, in der Regel wurde aber der ganze innere Ofen
aus gebrannten Ziegeln erbaut, wobei er acht bis elf Jahre aushalten
konnte. Hinter dem Kernschacht befand sich oft eine zweite Ziegel-
wand (Rauhschacht), dazwischen ein freier Raum von etwa 3 Zoll
(0,075 m) Breite, der mit einem Gemenge von Kohlenstaub und Thon
ausgeschlagen wurde. In Bergländern wie Glamorgan und Shropshire
waren oft mehrere Hochöfen aneinander gereiht und an Felswände
gelehnt, deren Höhe ungefähr mit der Gicht gleich war. Die Öfen
hatten die Gestalt abgestumpfter Pyramiden, wobei die Seiten der
Grundfläche mehr als ein Drittel der Höhe betrugen. In Staffordshire
standen die Öfen isoliert in der Ebene, waren nicht so dick und
hatten einen Überbau oder Schornstein von 6 bis 10 Fuſs (1,80 bis
3 m) über der Gicht.

Die Gebläse bestanden aus gegossenen eisernen Cylindern von
6 bis 9 Fuſs (1,80 bis 2,70 m) Durchmesser und Höhe mit Regulatoren.

1) Siehe Journal des Mines, an XIII, p. 245. Moll, Ephemeriden der Berg-
und Hüttenkunde 1805, Bd. I, S. 383.
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[738/0752] Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts. England hatte. Svedenstjerna sah 1802 auf dem Eisenwerk Leven in Schottland einen Hochofen mit drei Formen; zwei davon lagen auf einer Seite und die dritte auf der gegenüber stehenden Seite so, daſs ihr Windstrom gerade in die Mitte der beiden ersten Windströme traf. Der Ofen hatte 38 Fuſs Höhe und lieferte wöchentlich über 30 Tonnen Roheisen. Die englischen Hochöfen schwankten sehr in ihrer Höhe, nach John Wilkinsons Angabe zwischen 30 und 70 Fuſs (9 bis 21 m). Svedenstjerna sah 1802/3 in Südwales bei Neath einen Hochofen von 62 Fuſs (18,60 m) Höhe, der aber trotzdem nur 15 bis 16 Tonnen Roheisen in einer Woche produzierte. Bonnard 1) macht folgende nähere Angaben über die Hochöfen bei Merthyr Tydwil in Glamorganshire und Coalbrookdale in Shropshire und in Staffordshire. Die Hochöfen waren am Schluſs des 18. Jahrhunderts von 40 bis 60 Fuſs (12 bis 18 m) Höhe, in Glamor- gan sogar 65 Fuſs (19,50 m). Der gröſste Durchmesser des Schachtes war gewöhnlich 12 Fuſs (3,60 m) bei den Öfen von 45 Fuſs (13,50 m) und 14 Fuſs (4,20 m) bei jenen von 60 Fuſs (18 m) Höhe und befand sich meistens ungefähr im Dritteil der ganzen Höhe bei dem Zusammen- stoſsen des Schachtes mit der Rast. Das Gestell war bald ein gleichseitiges, bald ein längliches Viereck und hatte bis zum Anfang der Rast 6 bis 7 Fuſs (1,80 bis 2,10 m) Höhe. Gestell und Rast machte man zuweilen aus gutem Sandstein, in der Regel wurde aber der ganze innere Ofen aus gebrannten Ziegeln erbaut, wobei er acht bis elf Jahre aushalten konnte. Hinter dem Kernschacht befand sich oft eine zweite Ziegel- wand (Rauhschacht), dazwischen ein freier Raum von etwa 3 Zoll (0,075 m) Breite, der mit einem Gemenge von Kohlenstaub und Thon ausgeschlagen wurde. In Bergländern wie Glamorgan und Shropshire waren oft mehrere Hochöfen aneinander gereiht und an Felswände gelehnt, deren Höhe ungefähr mit der Gicht gleich war. Die Öfen hatten die Gestalt abgestumpfter Pyramiden, wobei die Seiten der Grundfläche mehr als ein Drittel der Höhe betrugen. In Staffordshire standen die Öfen isoliert in der Ebene, waren nicht so dick und hatten einen Überbau oder Schornstein von 6 bis 10 Fuſs (1,80 bis 3 m) über der Gicht. Die Gebläse bestanden aus gegossenen eisernen Cylindern von 6 bis 9 Fuſs (1,80 bis 2,70 m) Durchmesser und Höhe mit Regulatoren. 1) Siehe Journal des Mines, an XIII, p. 245. Moll, Ephemeriden der Berg- und Hüttenkunde 1805, Bd. I, S. 383.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/752>, abgerufen am 22.11.2024.