erwähnt. Ein gewisser Bacon hatte dort 1765 zuerst bei Merthyr Tydwil eine Eisenhütte erbaut und gute Geschäfte gemacht. Als er 1782 sich zurückzog, teilte er seinen Gruben- und Hüttenbesitz in vier Distrikte, die er einzeln verpachtete, Dowlais, Pennydarran, Cyfartha und Plymouth Works, nördlich, östlich, westlich und südlich von Merthyr Tydwil. Die Werke nahmen alsbald einen grossartigen Aufschwung, namentlich Cyfartha, welches in die Hände des rührigen, geschäftsgewandten Richard Crawshay kam. Man schmolz in Süd- wales mit roher Steinkohle, welche den Charakter einer Anthracit- kohle hatte, sich nicht verkohlen liess, im Hochofen aber nicht backte. Da man aber noch kein anderes Mittel kannte, das Roheisen in Schmiede- eisen umzuwandeln, als mit der teuren Holzkohle, so waren Produktion und Bedarf klein und betrug die Wochenerzeugung von Schmiedeeisen von recht geringer Güte bis in das Jahr 1787 nur 10 Tonnen. Nach Einführung von Corts Puddelprozess erhöhte sich die Produktion der Eisenwerke von Südwales rasch und sie erfuhr eine noch grössere Steigerung durch den Bau des Kanals, welchen Crawshay mit Homfray von Pennydarran nach dem nächsten Seehafen führten und der 1795 eröffnet wurde. 1706 waren nach der officiellen Statistik 24 Kokshochöfen in Südwales im Betrieb, und das Eisenwerk zu Cyfartha hatte bei weitem die grösste Produktion in ganz Gross- britannien.
Die Anwendung der Dampfmaschine als Motor für Hochofen- gebläse ist das Verdienst von John Wilkinson, der dies zuerst auf der Hütte von Bersham ausführte.
Die Eisenindustrie von Staffordshire war vor der Einführung des Koksbetriebes höchst unbedeutend gewesen. Jars beschreibt die Steinkohlengruben von Staffordshire, erwähnt aber keine Silbe von einer Eisenhütte. Nach einer Schilderung aus dem Jahre 1780 war die ganze Gegend um Wednesbury herum damals noch eine mit Wald und Haide bedeckte Öde. Nach der Statistik von 1796 waren in diesem Jahre bereits 14 Kokshochöfen in Staffordshire im Betrieb.
Auch in England hielt man lange Zeit an der alten Überlieferung fest, dass jeder Hochofen mit nur einer Form blies. Es scheint aber, dass man Ende der 80 er Jahre anfing, Öfen mit mehreren Formen zu erbauen. Es fehlen hierüber, wie über so manches andere aus jener wichtigen Zeit, nähere Angaben; es lässt sich dies aber aus einem Aufsatz in Tölle und Gärtners Eisenmagazin von 1791 schliessen. Sicher ist, dass man Ausgangs des Jahrhunderts mehrformige Öfen in
Beck, Geschichte des Eisens. 47
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
erwähnt. Ein gewisser Bacon hatte dort 1765 zuerst bei Merthyr Tydwil eine Eisenhütte erbaut und gute Geschäfte gemacht. Als er 1782 sich zurückzog, teilte er seinen Gruben- und Hüttenbesitz in vier Distrikte, die er einzeln verpachtete, Dowlais, Pennydarran, Cyfartha und Plymouth Works, nördlich, östlich, westlich und südlich von Merthyr Tydwil. Die Werke nahmen alsbald einen groſsartigen Aufschwung, namentlich Cyfartha, welches in die Hände des rührigen, geschäftsgewandten Richard Crawshay kam. Man schmolz in Süd- wales mit roher Steinkohle, welche den Charakter einer Anthracit- kohle hatte, sich nicht verkohlen lieſs, im Hochofen aber nicht backte. Da man aber noch kein anderes Mittel kannte, das Roheisen in Schmiede- eisen umzuwandeln, als mit der teuren Holzkohle, so waren Produktion und Bedarf klein und betrug die Wochenerzeugung von Schmiedeeisen von recht geringer Güte bis in das Jahr 1787 nur 10 Tonnen. Nach Einführung von Corts Puddelprozeſs erhöhte sich die Produktion der Eisenwerke von Südwales rasch und sie erfuhr eine noch gröſsere Steigerung durch den Bau des Kanals, welchen Crawshay mit Homfray von Pennydarran nach dem nächsten Seehafen führten und der 1795 eröffnet wurde. 1706 waren nach der officiellen Statistik 24 Kokshochöfen in Südwales im Betrieb, und das Eisenwerk zu Cyfartha hatte bei weitem die gröſste Produktion in ganz Groſs- britannien.
Die Anwendung der Dampfmaschine als Motor für Hochofen- gebläse ist das Verdienst von John Wilkinson, der dies zuerst auf der Hütte von Bersham ausführte.
Die Eisenindustrie von Staffordshire war vor der Einführung des Koksbetriebes höchst unbedeutend gewesen. Jars beschreibt die Steinkohlengruben von Staffordshire, erwähnt aber keine Silbe von einer Eisenhütte. Nach einer Schilderung aus dem Jahre 1780 war die ganze Gegend um Wednesbury herum damals noch eine mit Wald und Haide bedeckte Öde. Nach der Statistik von 1796 waren in diesem Jahre bereits 14 Kokshochöfen in Staffordshire im Betrieb.
Auch in England hielt man lange Zeit an der alten Überlieferung fest, daſs jeder Hochofen mit nur einer Form blies. Es scheint aber, daſs man Ende der 80 er Jahre anfing, Öfen mit mehreren Formen zu erbauen. Es fehlen hierüber, wie über so manches andere aus jener wichtigen Zeit, nähere Angaben; es läſst sich dies aber aus einem Aufsatz in Tölle und Gärtners Eisenmagazin von 1791 schlieſsen. Sicher ist, daſs man Ausgangs des Jahrhunderts mehrformige Öfen in
Beck, Geschichte des Eisens. 47
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
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Tydwil eine Eisenhütte erbaut und gute Geschäfte gemacht. Als
er 1782 sich zurückzog, teilte er seinen Gruben- und Hüttenbesitz
in vier Distrikte, die er einzeln verpachtete, Dowlais, Pennydarran,
Cyfartha und Plymouth Works, nördlich, östlich, westlich und südlich
von Merthyr Tydwil. Die Werke nahmen alsbald einen groſsartigen
Aufschwung, namentlich Cyfartha, welches in die Hände des rührigen,
geschäftsgewandten Richard Crawshay kam. Man schmolz in Süd-
wales mit roher Steinkohle, welche den Charakter einer Anthracit-
kohle hatte, sich nicht verkohlen lieſs, im Hochofen aber nicht backte.
Da man aber noch kein anderes Mittel kannte, das Roheisen in Schmiede-
eisen umzuwandeln, als mit der teuren Holzkohle, so waren Produktion
und Bedarf klein und betrug die Wochenerzeugung von Schmiedeeisen
von recht geringer Güte bis in das Jahr 1787 nur 10 Tonnen. Nach
Einführung von Corts Puddelprozeſs erhöhte sich die Produktion
der Eisenwerke von Südwales rasch und sie erfuhr eine noch gröſsere
Steigerung durch den Bau des Kanals, welchen Crawshay mit
Homfray von Pennydarran nach dem nächsten Seehafen führten und
der 1795 eröffnet wurde. 1706 waren nach der officiellen Statistik
24 Kokshochöfen in Südwales im Betrieb, und das Eisenwerk zu
Cyfartha hatte bei weitem die gröſste Produktion in ganz Groſs-
britannien.
Die Anwendung der Dampfmaschine als Motor für Hochofen-
gebläse ist das Verdienst von John Wilkinson, der dies zuerst
auf der Hütte von Bersham ausführte.
Die Eisenindustrie von Staffordshire war vor der Einführung
des Koksbetriebes höchst unbedeutend gewesen. Jars beschreibt
die Steinkohlengruben von Staffordshire, erwähnt aber keine Silbe
von einer Eisenhütte. Nach einer Schilderung aus dem Jahre 1780
war die ganze Gegend um Wednesbury herum damals noch eine mit
Wald und Haide bedeckte Öde. Nach der Statistik von 1796
waren in diesem Jahre bereits 14 Kokshochöfen in Staffordshire
im Betrieb.
Auch in England hielt man lange Zeit an der alten Überlieferung
fest, daſs jeder Hochofen mit nur einer Form blies. Es scheint aber,
daſs man Ende der 80 er Jahre anfing, Öfen mit mehreren Formen
zu erbauen. Es fehlen hierüber, wie über so manches andere aus
jener wichtigen Zeit, nähere Angaben; es läſst sich dies aber aus
einem Aufsatz in Tölle und Gärtners Eisenmagazin von 1791 schlieſsen.
Sicher ist, daſs man Ausgangs des Jahrhunderts mehrformige Öfen in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/751>, abgerufen am 22.11.2024.
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