man drei Kupolöfen mit künstlicher Windzuführung. Die Maschinen- werkstätten waren sehr ausgedehnt.
In dem Zeitraum 1770 bis 1792 entstanden zwei weitere grosse Hochofenwerke in Schottland1). Von diesen war die Devon-Hütte (the Devon ironworks) besonders bemerkenswert durch ihre eigentüm- liche Anlage. Der Hochofen war dort in den Felsen eingebaut. Das natürliche Gestein bildete das Rauhgemäuer und das Gestell war durch in den Felsen gehauene Gewölbe zugänglich. Es standen zwei Hochöfen nebeneinander, welche 40 Fuss (12 m) hoch waren und 14 Fuss (4,20 m) Durchmesser hatten. Auch das Dach der Giesshalle, welche 70 Fuss (21 m) lang und 50 Fuss (16 m) breit war, hatte seine Auflagerung auf den Wänden des Steinbruchs. Ebenso war das Maschinenhaus gebaut, und die Maschine, welche die beiden Öfen mit Wind versehen sollte, drückte mittels eines grossen Cylinders mit jedem Hub die Luft in ein langes, in den Felsen eingehauenes Gewölbe, das als Regulator diente. Diese grosse Windkammer fasste über 10000 Kubik- fuss Wind, war sorgfältig luftdicht verschlossen und hatte nur zwei Öffnungen, eine für den Eintritt, die andere für den Austritt des Windes 2). Das Werk war in Betrieb bis in die Mitte der 50 er Jahre in diesem Jahrhundert und machte sehr gutes Eisen.
Das Eisenwerk von Crammond war ursprünglich eine Cement- stahlfabrik, welche ihr Eisen hauptsächlich von Russland und Schweden bezog, und zwar über 1000 Tonnen jährlich. Der grosse Preis- aufschlag des russischen Eisens in den 80 er Jahren veranlasste die Besitzer, Hochöfen am Clyde, nahe bei Glasgow, zu erbauen, in der Hoffnung, ein passendes Eisen für ihre Fabrikation selbst her- stellen zu können. In der Zeit von 1788 bis 1796 wurden weitere Hochöfen in Schottland erbaut zu Glenbuck, Muirkirk, Wilsontown oder Cleugh, Calder, Clyde und Omoa in Lanarkshire, so dass 1796 bereits 17 Kokshochöfen in Schottland in Betrieb standen, welche 18000 Tonnen Eisen im Jahre machten. Die berühmte Clyde-Hütte (Clyde Ironworks) wurde 1786 begonnen; 1792 waren zwei Hochöfen daselbst im Betrieb, 1798/99 erbaute man den dritten; alles Eisen wurde damals zu Kanonen und Munition vergossen.
Welchen Aufschwung die Eisenwerke in Südwales seit Ein- führung des Puddelprozesses nach 1785 nahmen, haben wir schon
1) Siehe St. John v. Day, The iron and steel industries of Scotland, p. 34.
2) Sir John Sinclair, a. a. O., und John Roebuck, Transact. of the R. Soc. of Edinburgh, Vol. 5, Pt. Nr. 2, und Gilberts Annalen der Physik, Bd. IX, S. 45.
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
man drei Kupolöfen mit künstlicher Windzuführung. Die Maschinen- werkstätten waren sehr ausgedehnt.
In dem Zeitraum 1770 bis 1792 entstanden zwei weitere groſse Hochofenwerke in Schottland1). Von diesen war die Devon-Hütte (the Devon ironworks) besonders bemerkenswert durch ihre eigentüm- liche Anlage. Der Hochofen war dort in den Felsen eingebaut. Das natürliche Gestein bildete das Rauhgemäuer und das Gestell war durch in den Felsen gehauene Gewölbe zugänglich. Es standen zwei Hochöfen nebeneinander, welche 40 Fuſs (12 m) hoch waren und 14 Fuſs (4,20 m) Durchmesser hatten. Auch das Dach der Gieſshalle, welche 70 Fuſs (21 m) lang und 50 Fuſs (16 m) breit war, hatte seine Auflagerung auf den Wänden des Steinbruchs. Ebenso war das Maschinenhaus gebaut, und die Maschine, welche die beiden Öfen mit Wind versehen sollte, drückte mittels eines groſsen Cylinders mit jedem Hub die Luft in ein langes, in den Felsen eingehauenes Gewölbe, das als Regulator diente. Diese groſse Windkammer faſste über 10000 Kubik- fuſs Wind, war sorgfältig luftdicht verschlossen und hatte nur zwei Öffnungen, eine für den Eintritt, die andere für den Austritt des Windes 2). Das Werk war in Betrieb bis in die Mitte der 50 er Jahre in diesem Jahrhundert und machte sehr gutes Eisen.
Das Eisenwerk von Crammond war ursprünglich eine Cement- stahlfabrik, welche ihr Eisen hauptsächlich von Ruſsland und Schweden bezog, und zwar über 1000 Tonnen jährlich. Der groſse Preis- aufschlag des russischen Eisens in den 80 er Jahren veranlaſste die Besitzer, Hochöfen am Clyde, nahe bei Glasgow, zu erbauen, in der Hoffnung, ein passendes Eisen für ihre Fabrikation selbst her- stellen zu können. In der Zeit von 1788 bis 1796 wurden weitere Hochöfen in Schottland erbaut zu Glenbuck, Muirkirk, Wilsontown oder Cleugh, Calder, Clyde und Omoa in Lanarkshire, so daſs 1796 bereits 17 Kokshochöfen in Schottland in Betrieb standen, welche 18000 Tonnen Eisen im Jahre machten. Die berühmte Clyde-Hütte (Clyde Ironworks) wurde 1786 begonnen; 1792 waren zwei Hochöfen daselbst im Betrieb, 1798/99 erbaute man den dritten; alles Eisen wurde damals zu Kanonen und Munition vergossen.
Welchen Aufschwung die Eisenwerke in Südwales seit Ein- führung des Puddelprozesses nach 1785 nahmen, haben wir schon
1) Siehe St. John v. Day, The iron and steel industries of Scotland, p. 34.
2) Sir John Sinclair, a. a. O., und John Roebuck, Transact. of the R. Soc. of Edinburgh, Vol. 5, Pt. Nr. 2, und Gilberts Annalen der Physik, Bd. IX, S. 45.
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
man drei Kupolöfen mit künstlicher Windzuführung. Die Maschinen-
werkstätten waren sehr ausgedehnt.
In dem Zeitraum 1770 bis 1792 entstanden zwei weitere groſse
Hochofenwerke in Schottland 1). Von diesen war die Devon-Hütte
(the Devon ironworks) besonders bemerkenswert durch ihre eigentüm-
liche Anlage. Der Hochofen war dort in den Felsen eingebaut. Das
natürliche Gestein bildete das Rauhgemäuer und das Gestell war
durch in den Felsen gehauene Gewölbe zugänglich. Es standen zwei
Hochöfen nebeneinander, welche 40 Fuſs (12 m) hoch waren und
14 Fuſs (4,20 m) Durchmesser hatten. Auch das Dach der Gieſshalle,
welche 70 Fuſs (21 m) lang und 50 Fuſs (16 m) breit war, hatte seine
Auflagerung auf den Wänden des Steinbruchs. Ebenso war das
Maschinenhaus gebaut, und die Maschine, welche die beiden Öfen mit
Wind versehen sollte, drückte mittels eines groſsen Cylinders mit jedem
Hub die Luft in ein langes, in den Felsen eingehauenes Gewölbe, das als
Regulator diente. Diese groſse Windkammer faſste über 10000 Kubik-
fuſs Wind, war sorgfältig luftdicht verschlossen und hatte nur zwei
Öffnungen, eine für den Eintritt, die andere für den Austritt des
Windes 2). Das Werk war in Betrieb bis in die Mitte der 50 er Jahre
in diesem Jahrhundert und machte sehr gutes Eisen.
Das Eisenwerk von Crammond war ursprünglich eine Cement-
stahlfabrik, welche ihr Eisen hauptsächlich von Ruſsland und Schweden
bezog, und zwar über 1000 Tonnen jährlich. Der groſse Preis-
aufschlag des russischen Eisens in den 80 er Jahren veranlaſste die
Besitzer, Hochöfen am Clyde, nahe bei Glasgow, zu erbauen, in
der Hoffnung, ein passendes Eisen für ihre Fabrikation selbst her-
stellen zu können. In der Zeit von 1788 bis 1796 wurden weitere
Hochöfen in Schottland erbaut zu Glenbuck, Muirkirk, Wilsontown
oder Cleugh, Calder, Clyde und Omoa in Lanarkshire, so daſs 1796
bereits 17 Kokshochöfen in Schottland in Betrieb standen, welche
18000 Tonnen Eisen im Jahre machten. Die berühmte Clyde-Hütte
(Clyde Ironworks) wurde 1786 begonnen; 1792 waren zwei Hochöfen
daselbst im Betrieb, 1798/99 erbaute man den dritten; alles Eisen
wurde damals zu Kanonen und Munition vergossen.
Welchen Aufschwung die Eisenwerke in Südwales seit Ein-
führung des Puddelprozesses nach 1785 nahmen, haben wir schon
1) Siehe St. John v. Day, The iron and steel industries of Scotland, p. 34.
2) Sir John Sinclair, a. a. O., und John Roebuck, Transact. of the R.
Soc. of Edinburgh, Vol. 5, Pt. Nr. 2, und Gilberts Annalen der Physik, Bd. IX,
S. 45.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/750>, abgerufen am 22.11.2024.
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