Man baute die Kokshochöfen ursprünglich nicht höher wie auch die Holzkohlenöfen. Die Öfen zu Carron waren nach Jars' Bericht 1765 nur 30 Fuss hoch und 8 Fuss weit. Man hatte aber bald herausgefunden, dass die Kokshochöfen um so besser gingen, je stärkere Gebläse man anwendete. Die Holzbälge, welche noch all- gemein im Gebrauch waren, nahmen riesige Dimensionen an und gaben doch nur ungenügenden Wind. 1768 baute Smeaton im Auftrage von Dr. Roebuck ein neues, sehr gutes Gebläse, welches durch ein Wasserrad getrieben wurde. Vielleicht war dieses das erste Cylindergebläse. Um diese Zeit wendete man auch bereits Feuermaschinen auf den Eisenhütten an, aber sie bewegten die Bälge nicht direkt, sondern sie pumpten nur Wasser auf ein Wasserrad, welches durch die Kammen an seiner Welle die Bälge nieder- drückte. Obgleich gewöhnlich das Jahr 1775 als das Jahr der Er- findung des englischen Cylindergebläses angegeben wird, so sprechen viele Gründe für eine frühere Verwendung desselben, und dass es zuerst in Carron mit Erfolg benutzt wurde, beweist auch der Umstand, dass man den Hochofenbetrieb mit Cylindergebläsen als Carronsche Schmelzmethode bezeichnete. Seine Erfindung fiele danach in die- selbe Zeit wie die der Dampfmaschine von Watt. Die englischen Hüttenwerke nahmen nach deren Einführung bald gewaltige Dimen- sionen an.
1784 waren (nach Smiles) um Coalbrookdale 8 Hochöfen, 16 Feuermaschinen, d. h. Dampfmaschinen, 9 Hämmer, ohne die Flamm- öfen, Walzwerke und die Giesserei. Nach einer anderen Angabe (in Köhlers Bergmännischem Journal) hatte Herr Reynolds zu Coal- brookdale 5 Hochöfen, davon machte einer zu Ketley 120 Tons wöchentlich; ferner 24 Feuermaschinen, die die Bälge und Hämmer in Bewegung setzten und wöchentlich 720 Tons Steinkohlen brauchten. Zum Schmieden von 5400 Centner wöchentlich wurden 1200 Tons gebraucht und für die Giesserei 460 Tons.
Die Hütte zu Carron umfasste um 1792 1) 5 Hochöfen, 16 Flamm- öfen, eine Thonmühle, welche nur für den eigenen Gebrauch arbeitete, eine Pumpmaschine, die bei jedem Hub 41/2 Tons Wasser hob und durchschnittlich 7 Hübe in der Minute machte. Diese Maschine ging in Zeiten der Trockenheit und verbrauchte 16 Tons Steinkohlen in 24 Stunden. Ausserdem wurden auf dem Werke und von den Arbeitern täglich 120 Tons Kohlen verbrannt. Ausser den Flammöfen hatte
1) Siehe Sir John Sinclair, Statistical account of Scotland 1792.
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
Man baute die Kokshochöfen ursprünglich nicht höher wie auch die Holzkohlenöfen. Die Öfen zu Carron waren nach Jars’ Bericht 1765 nur 30 Fuſs hoch und 8 Fuſs weit. Man hatte aber bald herausgefunden, daſs die Kokshochöfen um so besser gingen, je stärkere Gebläse man anwendete. Die Holzbälge, welche noch all- gemein im Gebrauch waren, nahmen riesige Dimensionen an und gaben doch nur ungenügenden Wind. 1768 baute Smeaton im Auftrage von Dr. Roebuck ein neues, sehr gutes Gebläse, welches durch ein Wasserrad getrieben wurde. Vielleicht war dieses das erste Cylindergebläse. Um diese Zeit wendete man auch bereits Feuermaschinen auf den Eisenhütten an, aber sie bewegten die Bälge nicht direkt, sondern sie pumpten nur Wasser auf ein Wasserrad, welches durch die Kammen an seiner Welle die Bälge nieder- drückte. Obgleich gewöhnlich das Jahr 1775 als das Jahr der Er- findung des englischen Cylindergebläses angegeben wird, so sprechen viele Gründe für eine frühere Verwendung desſelben, und daſs es zuerst in Carron mit Erfolg benutzt wurde, beweist auch der Umstand, daſs man den Hochofenbetrieb mit Cylindergebläsen als Carronsche Schmelzmethode bezeichnete. Seine Erfindung fiele danach in die- selbe Zeit wie die der Dampfmaschine von Watt. Die englischen Hüttenwerke nahmen nach deren Einführung bald gewaltige Dimen- sionen an.
1784 waren (nach Smiles) um Coalbrookdale 8 Hochöfen, 16 Feuermaschinen, d. h. Dampfmaschinen, 9 Hämmer, ohne die Flamm- öfen, Walzwerke und die Gieſserei. Nach einer anderen Angabe (in Köhlers Bergmännischem Journal) hatte Herr Reynolds zu Coal- brookdale 5 Hochöfen, davon machte einer zu Ketley 120 Tons wöchentlich; ferner 24 Feuermaschinen, die die Bälge und Hämmer in Bewegung setzten und wöchentlich 720 Tons Steinkohlen brauchten. Zum Schmieden von 5400 Centner wöchentlich wurden 1200 Tons gebraucht und für die Gieſserei 460 Tons.
Die Hütte zu Carron umfaſste um 1792 1) 5 Hochöfen, 16 Flamm- öfen, eine Thonmühle, welche nur für den eigenen Gebrauch arbeitete, eine Pumpmaschine, die bei jedem Hub 4½ Tons Wasser hob und durchschnittlich 7 Hübe in der Minute machte. Diese Maschine ging in Zeiten der Trockenheit und verbrauchte 16 Tons Steinkohlen in 24 Stunden. Auſserdem wurden auf dem Werke und von den Arbeitern täglich 120 Tons Kohlen verbrannt. Auſser den Flammöfen hatte
1) Siehe Sir John Sinclair, Statistical account of Scotland 1792.
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
Man baute die Kokshochöfen ursprünglich nicht höher wie auch
die Holzkohlenöfen. Die Öfen zu Carron waren nach Jars’ Bericht
1765 nur 30 Fuſs hoch und 8 Fuſs weit. Man hatte aber bald
herausgefunden, daſs die Kokshochöfen um so besser gingen, je
stärkere Gebläse man anwendete. Die Holzbälge, welche noch all-
gemein im Gebrauch waren, nahmen riesige Dimensionen an und
gaben doch nur ungenügenden Wind. 1768 baute Smeaton im
Auftrage von Dr. Roebuck ein neues, sehr gutes Gebläse, welches
durch ein Wasserrad getrieben wurde. Vielleicht war dieses das
erste Cylindergebläse. Um diese Zeit wendete man auch bereits
Feuermaschinen auf den Eisenhütten an, aber sie bewegten die Bälge
nicht direkt, sondern sie pumpten nur Wasser auf ein Wasserrad,
welches durch die Kammen an seiner Welle die Bälge nieder-
drückte. Obgleich gewöhnlich das Jahr 1775 als das Jahr der Er-
findung des englischen Cylindergebläses angegeben wird, so sprechen
viele Gründe für eine frühere Verwendung desſelben, und daſs es
zuerst in Carron mit Erfolg benutzt wurde, beweist auch der Umstand,
daſs man den Hochofenbetrieb mit Cylindergebläsen als Carronsche
Schmelzmethode bezeichnete. Seine Erfindung fiele danach in die-
selbe Zeit wie die der Dampfmaschine von Watt. Die englischen
Hüttenwerke nahmen nach deren Einführung bald gewaltige Dimen-
sionen an.
1784 waren (nach Smiles) um Coalbrookdale 8 Hochöfen,
16 Feuermaschinen, d. h. Dampfmaschinen, 9 Hämmer, ohne die Flamm-
öfen, Walzwerke und die Gieſserei. Nach einer anderen Angabe (in
Köhlers Bergmännischem Journal) hatte Herr Reynolds zu Coal-
brookdale 5 Hochöfen, davon machte einer zu Ketley 120 Tons
wöchentlich; ferner 24 Feuermaschinen, die die Bälge und Hämmer in
Bewegung setzten und wöchentlich 720 Tons Steinkohlen brauchten.
Zum Schmieden von 5400 Centner wöchentlich wurden 1200 Tons
gebraucht und für die Gieſserei 460 Tons.
Die Hütte zu Carron umfaſste um 1792 1) 5 Hochöfen, 16 Flamm-
öfen, eine Thonmühle, welche nur für den eigenen Gebrauch arbeitete,
eine Pumpmaschine, die bei jedem Hub 4½ Tons Wasser hob und
durchschnittlich 7 Hübe in der Minute machte. Diese Maschine ging
in Zeiten der Trockenheit und verbrauchte 16 Tons Steinkohlen in
24 Stunden. Auſserdem wurden auf dem Werke und von den Arbeitern
täglich 120 Tons Kohlen verbrannt. Auſser den Flammöfen hatte
1) Siehe Sir John Sinclair, Statistical account of Scotland 1792.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/749>, abgerufen am 22.11.2024.
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