Hütte zu Sintul, wo zwei solche Sturzöfen im Betriebe waren, wurden täglich zwei Güsse von 20 bis 30 Pud gemacht. Bataschef hatte damit dreipfündige Kanonen gegossen. Der Ofen wurde ganz umge- stülpt und war nach acht bis zehn Stunden so gekühlt, dass ein daran gewöhnter Schmelzer die nötigen Reparaturen ausführen konnte. Diese Sturzöfen hatten namentlich den Vorteil, dass darin allerhand Eisen, welches sonst nicht gut verwendet werden konnte, zu Guss- waren veredelt wurde. Deshalb führte Norberg dieselben auch in Schweden ein, und zwar erbaute er einen Sturzofen zu Atwidaberg und zwei zu Nevequarn. Der Mantel dieser Öfen war ganz von Eisen, die Ausmauerung geschah in Schweden mit guten feuerfesten Ziegeln. Es genügt, obige Abbildungen mitzuteilen und auf die grosse Ähnlich- keit mit den Bessemer-Birnen hinzuweisen 1). Eine grössere Bedeutung haben die Sturzöfen bei der Eisengiesserei nicht erlangt. Die Ver- besserung der Kupolöfen hat dies verhindert. Erst in unserer Zeit sind dieselben bei der Flussstahlbereitung zur Geltung gekommen.
Reaumurs Vorschläge zur Eisenverbesserung, welche längere Zeit hindurch als unpraktisch verschrieen wurden, kamen nach und nach alle zur praktischen Verwendung, zuerst die Cementstahlfabrikation, dann die Anwendung der Umschmelzöfen in der Giesserei, zuletzt auch die Herstellung des schmiedbaren Gusses. Für letzteres wurden im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts verschiedene Patente genommen.
Bereits am 27. Novbr. 1769 nahm Jos. Ashton ein Patent auf gegossene Sargnägel, welche nach dem Guss zwölf Stunden lang in einem Feuer von Koks oder Steinkohlen erhitzt und dadurch weich und brauchbar wurden. Hierauf wurden sie mit einer Mineralsäure gebeizt und dann verzinnt.
1781 erhielt James Reaves ein Patent (1279) für die Her- stellung von Geräten (implements) aus Gusseisen, welches durch ver- schiedene Mittel zuvor hart gemacht und nachträglich gestempelt wurde. Ebenso nahm George Matthews 1783 ein Patent, Guss- eisen schmiedbar zu machen, um es für Gegenstände zum Mühlen- bau u. s. w. zu verwenden. Die betreffenden Artikel wurden gegossen und dann in geschlossenen Öfen mit Holzkohle geglüht. Die Öfen brannten 24 Stunden und man liess die Gussstücke im Ofen erkalten.
Einem anderen wichtigen metallurgischen Prozess, dem Schmelzen mit Gas, begegnen wir ebenfalls bereits im vorigen Jahrhundert in
1) Ein ausführlicher Bericht über den Sturzofen von Atwidaberg von dem berühmten Garney findet sich bei Norberg, a. a. O., S. 47 Anmerkung.
Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
Hütte zu Sintul, wo zwei solche Sturzöfen im Betriebe waren, wurden täglich zwei Güsse von 20 bis 30 Pud gemacht. Bataschef hatte damit dreipfündige Kanonen gegossen. Der Ofen wurde ganz umge- stülpt und war nach acht bis zehn Stunden so gekühlt, daſs ein daran gewöhnter Schmelzer die nötigen Reparaturen ausführen konnte. Diese Sturzöfen hatten namentlich den Vorteil, daſs darin allerhand Eisen, welches sonst nicht gut verwendet werden konnte, zu Guſs- waren veredelt wurde. Deshalb führte Norberg dieselben auch in Schweden ein, und zwar erbaute er einen Sturzofen zu Atwidaberg und zwei zu Nevequarn. Der Mantel dieser Öfen war ganz von Eisen, die Ausmauerung geschah in Schweden mit guten feuerfesten Ziegeln. Es genügt, obige Abbildungen mitzuteilen und auf die groſse Ähnlich- keit mit den Bessemer-Birnen hinzuweisen 1). Eine gröſsere Bedeutung haben die Sturzöfen bei der Eisengieſserei nicht erlangt. Die Ver- besserung der Kupolöfen hat dies verhindert. Erst in unserer Zeit sind dieselben bei der Fluſsstahlbereitung zur Geltung gekommen.
Reaumurs Vorschläge zur Eisenverbesserung, welche längere Zeit hindurch als unpraktisch verschrieen wurden, kamen nach und nach alle zur praktischen Verwendung, zuerst die Cementstahlfabrikation, dann die Anwendung der Umschmelzöfen in der Gieſserei, zuletzt auch die Herstellung des schmiedbaren Gusses. Für letzteres wurden im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts verschiedene Patente genommen.
Bereits am 27. Novbr. 1769 nahm Jos. Ashton ein Patent auf gegossene Sargnägel, welche nach dem Guſs zwölf Stunden lang in einem Feuer von Koks oder Steinkohlen erhitzt und dadurch weich und brauchbar wurden. Hierauf wurden sie mit einer Mineralsäure gebeizt und dann verzinnt.
1781 erhielt James Reaves ein Patent (1279) für die Her- stellung von Geräten (implements) aus Guſseisen, welches durch ver- schiedene Mittel zuvor hart gemacht und nachträglich gestempelt wurde. Ebenso nahm George Matthews 1783 ein Patent, Guſs- eisen schmiedbar zu machen, um es für Gegenstände zum Mühlen- bau u. s. w. zu verwenden. Die betreffenden Artikel wurden gegossen und dann in geschlossenen Öfen mit Holzkohle geglüht. Die Öfen brannten 24 Stunden und man lieſs die Guſsstücke im Ofen erkalten.
Einem anderen wichtigen metallurgischen Prozeſs, dem Schmelzen mit Gas, begegnen wir ebenfalls bereits im vorigen Jahrhundert in
1) Ein ausführlicher Bericht über den Sturzofen von Atwidaberg von dem berühmten Garney findet sich bei Norberg, a. a. O., S. 47 Anmerkung.
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[767/0781]
Eisengieſserei Ende des 18. Jahrhunderts.
Hütte zu Sintul, wo zwei solche Sturzöfen im Betriebe waren, wurden
täglich zwei Güsse von 20 bis 30 Pud gemacht. Bataschef hatte
damit dreipfündige Kanonen gegossen. Der Ofen wurde ganz umge-
stülpt und war nach acht bis zehn Stunden so gekühlt, daſs ein daran
gewöhnter Schmelzer die nötigen Reparaturen ausführen konnte.
Diese Sturzöfen hatten namentlich den Vorteil, daſs darin allerhand
Eisen, welches sonst nicht gut verwendet werden konnte, zu Guſs-
waren veredelt wurde. Deshalb führte Norberg dieselben auch in
Schweden ein, und zwar erbaute er einen Sturzofen zu Atwidaberg
und zwei zu Nevequarn. Der Mantel dieser Öfen war ganz von Eisen,
die Ausmauerung geschah in Schweden mit guten feuerfesten Ziegeln.
Es genügt, obige Abbildungen mitzuteilen und auf die groſse Ähnlich-
keit mit den Bessemer-Birnen hinzuweisen 1). Eine gröſsere Bedeutung
haben die Sturzöfen bei der Eisengieſserei nicht erlangt. Die Ver-
besserung der Kupolöfen hat dies verhindert. Erst in unserer Zeit
sind dieselben bei der Fluſsstahlbereitung zur Geltung gekommen.
Reaumurs Vorschläge zur Eisenverbesserung, welche längere
Zeit hindurch als unpraktisch verschrieen wurden, kamen nach und
nach alle zur praktischen Verwendung, zuerst die Cementstahlfabrikation,
dann die Anwendung der Umschmelzöfen in der Gieſserei, zuletzt auch
die Herstellung des schmiedbaren Gusses. Für letzteres wurden
im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts verschiedene Patente genommen.
Bereits am 27. Novbr. 1769 nahm Jos. Ashton ein Patent auf
gegossene Sargnägel, welche nach dem Guſs zwölf Stunden lang in
einem Feuer von Koks oder Steinkohlen erhitzt und dadurch weich
und brauchbar wurden. Hierauf wurden sie mit einer Mineralsäure
gebeizt und dann verzinnt.
1781 erhielt James Reaves ein Patent (1279) für die Her-
stellung von Geräten (implements) aus Guſseisen, welches durch ver-
schiedene Mittel zuvor hart gemacht und nachträglich gestempelt
wurde. Ebenso nahm George Matthews 1783 ein Patent, Guſs-
eisen schmiedbar zu machen, um es für Gegenstände zum Mühlen-
bau u. s. w. zu verwenden. Die betreffenden Artikel wurden gegossen
und dann in geschlossenen Öfen mit Holzkohle geglüht. Die Öfen
brannten 24 Stunden und man lieſs die Guſsstücke im Ofen erkalten.
Einem anderen wichtigen metallurgischen Prozeſs, dem Schmelzen
mit Gas, begegnen wir ebenfalls bereits im vorigen Jahrhundert in
1) Ein ausführlicher Bericht über den Sturzofen von Atwidaberg von dem
berühmten Garney findet sich bei Norberg, a. a. O., S. 47 Anmerkung.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/781>, abgerufen am 22.11.2024.
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