England. Dieses Projekt verfolgte namentlich John Barber. 1791 nahm er ein Patent (Nr. 1833) für den Gebrauch von brennbarer Luft zur Hervorbringung von Bewegung (Gasmaschine) und zur Erleichterung metallurgischer Operationen. In der Beschreibung sagt er: Brennluft (inflammable air or vapour), welche durch Erhitzung brennbarer Substanzen in Retorten erzeugt wird, wird in ein Gefäss, "Exploder" genannt, geleitet, in welchem sie mit gewöhnlicher Luft gemischt wird; wenn nun an die Mündung desselben ein Licht gebracht wird, so strömt ein ununterbrochener Strom Feuer aus derselben, welcher in Öfen geleitet werden kann, um Erze damit zu schmelzen. Man kann auch Wasser in den Exploder leiten, wodurch der Gas- strom noch verstärkt wird.
Barber kombinierte dann seine beiden Erfindungen, die der Reinigung durch Dampf und der Schmelzung mit Gas in einem weiteren Patent von 1792. Steinkohle, Eisen- und andere Erze sollen geschmolzen und gereinigt werden durch Dampf, Luft und Feuer, und die erhaltene Masse dann mit Brennluft behandelt werden. Zu diesem Zwecke werden Steinkohlen und Erz in einen Ofen gebracht und mit einem Strom von Wasserdampf, Luft und zuweilen Ammoniak oder anderer Reinigungsmittel behandelt. Man erhält ein gereinigtes Oxyd (calx), manchmal schon geschmolzen. Man kann das Oxyd zu seiner weiteren Reinigung heiss in Wasser werfen. Das gereinigte Oxyd und Kohle werden dann in einen Schmelzofen aufgegeben, in welchen man Brennluft aus einer Retorte leitet, entweder allein oder mit Gebläse- luft zusammen. Auf diese Weise sollte ein geschmeidiges Metall erhalten werden. Ökonomisch war dieses Verfahren nicht, aber es ist von histo- rischem Interesse als Vorläufer von Gasgeneratoren und Gasschmelzöfen.
Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
In der Stahlfabrikation hatte England durch die Erfindung des Gussstahls einen ausserordentlichen Vorsprung erlangt. England lieferte den besten Werkzeugstahl. Es hielt diese Fabrikation so geheim, dass fast nichts davon in die Öffentlichkeit drang, deshalb lässt sich auch nicht beurteilen, ob seit der Erfindung Huntsmans Verbesserungen in dieser Fabrikation im Laufe des vorigen Jahr- hunderts eingeführt worden sind.
Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
England. Dieses Projekt verfolgte namentlich John Barber. 1791 nahm er ein Patent (Nr. 1833) für den Gebrauch von brennbarer Luft zur Hervorbringung von Bewegung (Gasmaschine) und zur Erleichterung metallurgischer Operationen. In der Beschreibung sagt er: Brennluft (inflammable air or vapour), welche durch Erhitzung brennbarer Substanzen in Retorten erzeugt wird, wird in ein Gefäſs, „Exploder“ genannt, geleitet, in welchem sie mit gewöhnlicher Luft gemischt wird; wenn nun an die Mündung desſelben ein Licht gebracht wird, so strömt ein ununterbrochener Strom Feuer aus derselben, welcher in Öfen geleitet werden kann, um Erze damit zu schmelzen. Man kann auch Wasser in den Exploder leiten, wodurch der Gas- strom noch verstärkt wird.
Barber kombinierte dann seine beiden Erfindungen, die der Reinigung durch Dampf und der Schmelzung mit Gas in einem weiteren Patent von 1792. Steinkohle, Eisen- und andere Erze sollen geschmolzen und gereinigt werden durch Dampf, Luft und Feuer, und die erhaltene Masse dann mit Brennluft behandelt werden. Zu diesem Zwecke werden Steinkohlen und Erz in einen Ofen gebracht und mit einem Strom von Wasserdampf, Luft und zuweilen Ammoniak oder anderer Reinigungsmittel behandelt. Man erhält ein gereinigtes Oxyd (calx), manchmal schon geschmolzen. Man kann das Oxyd zu seiner weiteren Reinigung heiſs in Wasser werfen. Das gereinigte Oxyd und Kohle werden dann in einen Schmelzofen aufgegeben, in welchen man Brennluft aus einer Retorte leitet, entweder allein oder mit Gebläse- luft zusammen. Auf diese Weise sollte ein geschmeidiges Metall erhalten werden. Ökonomisch war dieses Verfahren nicht, aber es ist von histo- rischem Interesse als Vorläufer von Gasgeneratoren und Gasschmelzöfen.
Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
In der Stahlfabrikation hatte England durch die Erfindung des Guſsstahls einen auſserordentlichen Vorsprung erlangt. England lieferte den besten Werkzeugstahl. Es hielt diese Fabrikation so geheim, daſs fast nichts davon in die Öffentlichkeit drang, deshalb läſst sich auch nicht beurteilen, ob seit der Erfindung Huntsmans Verbesserungen in dieser Fabrikation im Laufe des vorigen Jahr- hunderts eingeführt worden sind.
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Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
England. Dieses Projekt verfolgte namentlich John Barber. 1791
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Luft zur Hervorbringung von Bewegung (Gasmaschine) und zur
Erleichterung metallurgischer Operationen. In der Beschreibung sagt
er: Brennluft (inflammable air or vapour), welche durch Erhitzung
brennbarer Substanzen in Retorten erzeugt wird, wird in ein Gefäſs,
„Exploder“ genannt, geleitet, in welchem sie mit gewöhnlicher Luft
gemischt wird; wenn nun an die Mündung desſelben ein Licht gebracht
wird, so strömt ein ununterbrochener Strom Feuer aus derselben,
welcher in Öfen geleitet werden kann, um Erze damit zu schmelzen.
Man kann auch Wasser in den Exploder leiten, wodurch der Gas-
strom noch verstärkt wird.
Barber kombinierte dann seine beiden Erfindungen, die der
Reinigung durch Dampf und der Schmelzung mit Gas in einem
weiteren Patent von 1792. Steinkohle, Eisen- und andere Erze sollen
geschmolzen und gereinigt werden durch Dampf, Luft und Feuer, und
die erhaltene Masse dann mit Brennluft behandelt werden. Zu diesem
Zwecke werden Steinkohlen und Erz in einen Ofen gebracht und mit
einem Strom von Wasserdampf, Luft und zuweilen Ammoniak oder
anderer Reinigungsmittel behandelt. Man erhält ein gereinigtes Oxyd
(calx), manchmal schon geschmolzen. Man kann das Oxyd zu seiner
weiteren Reinigung heiſs in Wasser werfen. Das gereinigte Oxyd und
Kohle werden dann in einen Schmelzofen aufgegeben, in welchen man
Brennluft aus einer Retorte leitet, entweder allein oder mit Gebläse-
luft zusammen. Auf diese Weise sollte ein geschmeidiges Metall erhalten
werden. Ökonomisch war dieses Verfahren nicht, aber es ist von histo-
rischem Interesse als Vorläufer von Gasgeneratoren und Gasschmelzöfen.
Stahl Ende des 18. Jahrhunderts.
In der Stahlfabrikation hatte England durch die Erfindung
des Guſsstahls einen auſserordentlichen Vorsprung erlangt. England
lieferte den besten Werkzeugstahl. Es hielt diese Fabrikation so
geheim, daſs fast nichts davon in die Öffentlichkeit drang, deshalb
läſst sich auch nicht beurteilen, ob seit der Erfindung Huntsmans
Verbesserungen in dieser Fabrikation im Laufe des vorigen Jahr-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/782>, abgerufen am 22.11.2024.
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