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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Österreich.
in Zeit von 3/4 Stunden hellrotglühend gemacht, sodann heraus-
genommen, zum Abkühlen eine Zeitlang liegen gelassen, hierauf
durch eine Reckwalze (Zainwalze) rund gebogen und dem Drahtzug
übergeben. Das Ziehen erfolgte in 32 Nummern auf sieben Zug-
stätten. Die gröbsten Nummern, 32 bis 24, wurden auf der Grob-
bank, einem Zangenzug gezogen, dann folgten vier Walzenzüge zu je
drei Nummern und hierauf der fünfte Walzenzug mit zwei Nummern,
welche zusammen die Nummern 24 bis 9 zogen, die feinen Nummern
8 bis 1 wurden auf dem Scheibenzug durch elf Zieheisen gezogen.

Im Jahre 1774 erzeugte man auf diesem Eisenwerke 6408 Ctr.
Roheisen und 364 Ctr. Wascheisen. Es wurden 1800 Same (gleich
225 Tonnen) Schmiedeeisen, 56 Same (7 Tonnen) Stahl und 16 Same
(2 Tonnen) Rohstahl oder Mock hergestellt.

Folgende Verkaufspreise wurden erzielt:

Für eine Tonne Schmiedeeisen     144 Gulden
" " " Stahl     180 "
" " " Rohstahl     154 "
Für ein Pfund Sandguss     31/2 Kreuzer
" " " Lehmguss     5 "
" " " Roheisen     31/2 "
" " " Draht Nr. 1 bis 22     27 bis 9 "

An Löhnen wurden gezahlt: dem Blauofen- oder Schmelzmeister
wöchentlich, solange geblasen wurde, 2 fl. 13 kr., ausser dieser Zeit
1 fl. 45 kr., dem Ablassknecht 2 fl. 5 kr. und 1 fl. 45 kr. und dem
Aufgeber 1 fl. 36 kr. Für das Hartzerrennen wurden 3 Kreuzer pro
Centner für Eisenhartzerrennstücke und 51/2 Kreuzer für Stahl-
hartzerrennstücke bezahlt.

Die Hammerleute erhielten, wenn zwei Frischer und ein Hammer-
schmied zusammen arbeiteten, 9 Kreuzer für den Centner Eisen und
18 Kreuzer für Stahl 1).

Ein altes bedeutendes Hüttenwerk in Tirol war "das k. k. gemein-
same Eisen-, Blau- und Hammerwesen Kleinboden" unweit Fügen im
Zillerthale 2). Es verschmolz Eisenspat und Braunerz (Brauneisen-
stein), welches erst in 1/2 Kubikzoll grosse Stückchen durch ein Trocken-
pochwerk gepocht wurde. Der Blauofen ("Blaaofen" = Flossofen)
war 22 Fuss hoch, am Bodenstein 211/2 Zoll, an der Gicht 2 Fuss
61/2 Zoll auf 2 Fuss 13 Zoll und in der Mitte 3 Fuss 8 Zoll weit.

1) Siehe die weiteren Lohnsätze in Moll, a. a. O., Bd. I, S. 62.
2) Siehe Jars, a. a. O., Bd. I, Abt. 4 und Molls Jahrbuch, Bd. I, S. 10.
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Österreich.
in Zeit von ¾ Stunden hellrotglühend gemacht, sodann heraus-
genommen, zum Abkühlen eine Zeitlang liegen gelassen, hierauf
durch eine Reckwalze (Zainwalze) rund gebogen und dem Drahtzug
übergeben. Das Ziehen erfolgte in 32 Nummern auf sieben Zug-
stätten. Die gröbsten Nummern, 32 bis 24, wurden auf der Grob-
bank, einem Zangenzug gezogen, dann folgten vier Walzenzüge zu je
drei Nummern und hierauf der fünfte Walzenzug mit zwei Nummern,
welche zusammen die Nummern 24 bis 9 zogen, die feinen Nummern
8 bis 1 wurden auf dem Scheibenzug durch elf Zieheisen gezogen.

Im Jahre 1774 erzeugte man auf diesem Eisenwerke 6408 Ctr.
Roheisen und 364 Ctr. Wascheisen. Es wurden 1800 Same (gleich
225 Tonnen) Schmiedeeisen, 56 Same (7 Tonnen) Stahl und 16 Same
(2 Tonnen) Rohstahl oder Mock hergestellt.

Folgende Verkaufspreise wurden erzielt:

Für eine Tonne Schmiedeeisen     144 Gulden
„ „ „ Stahl     180 „
„ „ „ Rohstahl     154 „
Für ein Pfund Sandguſs     3½ Kreuzer
„ „ „ Lehmguſs     5 „
„ „ „ Roheisen     3½ „
„ „ „ Draht Nr. 1 bis 22     27 bis 9 „

An Löhnen wurden gezahlt: dem Blauofen- oder Schmelzmeister
wöchentlich, solange geblasen wurde, 2 fl. 13 kr., auſser dieser Zeit
1 fl. 45 kr., dem Ablaſsknecht 2 fl. 5 kr. und 1 fl. 45 kr. und dem
Aufgeber 1 fl. 36 kr. Für das Hartzerrennen wurden 3 Kreuzer pro
Centner für Eisenhartzerrennstücke und 5½ Kreuzer für Stahl-
hartzerrennstücke bezahlt.

Die Hammerleute erhielten, wenn zwei Frischer und ein Hammer-
schmied zusammen arbeiteten, 9 Kreuzer für den Centner Eisen und
18 Kreuzer für Stahl 1).

Ein altes bedeutendes Hüttenwerk in Tirol war „das k. k. gemein-
same Eisen-, Blau- und Hammerwesen Kleinboden“ unweit Fügen im
Zillerthale 2). Es verschmolz Eisenspat und Braunerz (Brauneisen-
stein), welches erst in ½ Kubikzoll groſse Stückchen durch ein Trocken-
pochwerk gepocht wurde. Der Blauofen („Blaaofen“ = Floſsofen)
war 22 Fuſs hoch, am Bodenstein 21½ Zoll, an der Gicht 2 Fuſs
6½ Zoll auf 2 Fuſs 13 Zoll und in der Mitte 3 Fuſs 8 Zoll weit.

1) Siehe die weiteren Lohnsätze in Moll, a. a. O., Bd. I, S. 62.
2) Siehe Jars, a. a. O., Bd. I, Abt. 4 und Molls Jahrbuch, Bd. I, S. 10.
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[819/0833] Österreich. in Zeit von ¾ Stunden hellrotglühend gemacht, sodann heraus- genommen, zum Abkühlen eine Zeitlang liegen gelassen, hierauf durch eine Reckwalze (Zainwalze) rund gebogen und dem Drahtzug übergeben. Das Ziehen erfolgte in 32 Nummern auf sieben Zug- stätten. Die gröbsten Nummern, 32 bis 24, wurden auf der Grob- bank, einem Zangenzug gezogen, dann folgten vier Walzenzüge zu je drei Nummern und hierauf der fünfte Walzenzug mit zwei Nummern, welche zusammen die Nummern 24 bis 9 zogen, die feinen Nummern 8 bis 1 wurden auf dem Scheibenzug durch elf Zieheisen gezogen. Im Jahre 1774 erzeugte man auf diesem Eisenwerke 6408 Ctr. Roheisen und 364 Ctr. Wascheisen. Es wurden 1800 Same (gleich 225 Tonnen) Schmiedeeisen, 56 Same (7 Tonnen) Stahl und 16 Same (2 Tonnen) Rohstahl oder Mock hergestellt. Folgende Verkaufspreise wurden erzielt: Für eine Tonne Schmiedeeisen 144 Gulden „ „ „ Stahl 180 „ „ „ „ Rohstahl 154 „ Für ein Pfund Sandguſs 3½ Kreuzer „ „ „ Lehmguſs 5 „ „ „ „ Roheisen 3½ „ „ „ „ Draht Nr. 1 bis 22 27 bis 9 „ An Löhnen wurden gezahlt: dem Blauofen- oder Schmelzmeister wöchentlich, solange geblasen wurde, 2 fl. 13 kr., auſser dieser Zeit 1 fl. 45 kr., dem Ablaſsknecht 2 fl. 5 kr. und 1 fl. 45 kr. und dem Aufgeber 1 fl. 36 kr. Für das Hartzerrennen wurden 3 Kreuzer pro Centner für Eisenhartzerrennstücke und 5½ Kreuzer für Stahl- hartzerrennstücke bezahlt. Die Hammerleute erhielten, wenn zwei Frischer und ein Hammer- schmied zusammen arbeiteten, 9 Kreuzer für den Centner Eisen und 18 Kreuzer für Stahl 1). Ein altes bedeutendes Hüttenwerk in Tirol war „das k. k. gemein- same Eisen-, Blau- und Hammerwesen Kleinboden“ unweit Fügen im Zillerthale 2). Es verschmolz Eisenspat und Braunerz (Brauneisen- stein), welches erst in ½ Kubikzoll groſse Stückchen durch ein Trocken- pochwerk gepocht wurde. Der Blauofen („Blaaofen“ = Floſsofen) war 22 Fuſs hoch, am Bodenstein 21½ Zoll, an der Gicht 2 Fuſs 6½ Zoll auf 2 Fuſs 13 Zoll und in der Mitte 3 Fuſs 8 Zoll weit. 1) Siehe die weiteren Lohnsätze in Moll, a. a. O., Bd. I, S. 62. 2) Siehe Jars, a. a. O., Bd. I, Abt. 4 und Molls Jahrbuch, Bd. I, S. 10. 52*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/833>, abgerufen am 22.11.2024.