"Rauchmasse". Das Vorfrischen des Roheisens geschah in Anlauf- schmieden 1).
In den zwanziger Jahren war zu Neusohl eine neue "Eisenfabrik" angelegt worden 2).
In Siebenbürgen war ein königlicher Flossenofen zu Töplitza bei Vaida-Hunyad, welcher (1798) zwei gegenüberliegende Formen hatte; dieselben lagen aber eigentümlicher Weise nicht in gleicher Höhe, son- dern die eine lag 16 Zoll, die andere 28 Zoll über dem Bodenstein. Die Produktion war hierbei ziemlich gross, das Flosseisen aber sehr verschieden, bald halbiert, bald grau. 1799 legte man die obere Form um 3 Zoll niedriger. Das Ausbringen blieb noch ziemlich gross, das Flosseisen fiel gleichmässiger. 1801 legte man die obere Form um 6 Zoll tiefer, so dass sie nur noch 3 Zoll höher als die Gegenform lag. Hierdurch erhielt man gleichmässigere weisse und weiche Flossen 3). Das Frischen geschah nach steierischer Manier. Sonst wurde das Eisen in Siebenbürgen meist in Stücköfen und Luppenfeuern gewonnen. Unter diesen zum Teil sehr alten Werken nennen wir das Hatzaselter Eisenwerk in der Gemeinde Demsus, Bezirk Hatzeg. Die dabei liegen- den uralten Pingen von Goura Ferulin reichen bis in die Römerzeit zurück. 1770 wurde dort die Eisengewinnung durch den Baron Nalaczy wieder aufgenommen.
Delius schätzte den Wert der gesamten Eisenproduktion Öster- reichs anfangs der siebziger Jahre auf über 4 Millionen Gulden 4). Gegen Ende des Jahrhunderts waren sowohl die Produktion als die Eisen- preise beträchtlich gestiegen.
Nach Hassels Statistik von Ungarn 1798 gab es damals in Steiermark 129 Eisenhammerwerke mit 300 Frischfeuern für Eisen und Stahl und 27 Sensenhämmer; in Kärnten 20 Hochöfen (Flossenöfen), 267 Hammerwerke und 149 Drahtzüge. Die Eisenerzproduktion Kärn- tens betrug 1795 396640 Ctr. In Österreich zählte man 12 grosse und 37 kleine Eisenwerke, welche allein in der Umgegend der Stadt Steyr 12000 Arbeiter beschäftigten. In Böhmen waren 179 Eisenhütten, welche 2517 Eisengiesser und Schmiede beschäftigten; in Mähren 22 Hütten; in Ungarn allein in dem Gomörer Komitat 22 Eisen-
1) Siehe Marcher, Notizen etc., 5. Heft, S. 5 etc. Ältere Nachrichten von 1747 siehe Lempes Magazin für Bergbaukunde, Bd. X, S. 231.
2) Siehe Francisci, Umständliche Beschreibung der zu Neusohl in Ungarn neu angelegten Eisenfabrik, Breslauer Sammlung 1726, 38. Versuch.
3) Siehe Marcher, Notizen etc. 5. Heft, §. 169.
4) Siehe Delius, Anleitung zu der Bergbaukunst. Wien 1773.
Österreich.
„Rauchmasse“. Das Vorfrischen des Roheisens geschah in Anlauf- schmieden 1).
In den zwanziger Jahren war zu Neusohl eine neue „Eisenfabrik“ angelegt worden 2).
In Siebenbürgen war ein königlicher Flossenofen zu Töplitza bei Vaida-Hunyad, welcher (1798) zwei gegenüberliegende Formen hatte; dieselben lagen aber eigentümlicher Weise nicht in gleicher Höhe, son- dern die eine lag 16 Zoll, die andere 28 Zoll über dem Bodenstein. Die Produktion war hierbei ziemlich groſs, das Floſseisen aber sehr verschieden, bald halbiert, bald grau. 1799 legte man die obere Form um 3 Zoll niedriger. Das Ausbringen blieb noch ziemlich groſs, das Floſseisen fiel gleichmäſsiger. 1801 legte man die obere Form um 6 Zoll tiefer, so daſs sie nur noch 3 Zoll höher als die Gegenform lag. Hierdurch erhielt man gleichmäſsigere weiſse und weiche Flossen 3). Das Frischen geschah nach steierischer Manier. Sonst wurde das Eisen in Siebenbürgen meist in Stücköfen und Luppenfeuern gewonnen. Unter diesen zum Teil sehr alten Werken nennen wir das Hatzaselter Eisenwerk in der Gemeinde Demsus, Bezirk Hátzeg. Die dabei liegen- den uralten Pingen von Goura Ferulin reichen bis in die Römerzeit zurück. 1770 wurde dort die Eisengewinnung durch den Baron Naláczy wieder aufgenommen.
Delius schätzte den Wert der gesamten Eisenproduktion Öster- reichs anfangs der siebziger Jahre auf über 4 Millionen Gulden 4). Gegen Ende des Jahrhunderts waren sowohl die Produktion als die Eisen- preise beträchtlich gestiegen.
Nach Hassels Statistik von Ungarn 1798 gab es damals in Steiermark 129 Eisenhammerwerke mit 300 Frischfeuern für Eisen und Stahl und 27 Sensenhämmer; in Kärnten 20 Hochöfen (Flossenöfen), 267 Hammerwerke und 149 Drahtzüge. Die Eisenerzproduktion Kärn- tens betrug 1795 396640 Ctr. In Österreich zählte man 12 groſse und 37 kleine Eisenwerke, welche allein in der Umgegend der Stadt Steyr 12000 Arbeiter beschäftigten. In Böhmen waren 179 Eisenhütten, welche 2517 Eisengieſser und Schmiede beschäftigten; in Mähren 22 Hütten; in Ungarn allein in dem Gomörer Komitat 22 Eisen-
1) Siehe Marcher, Notizen etc., 5. Heft, S. 5 etc. Ältere Nachrichten von 1747 siehe Lempes Magazin für Bergbaukunde, Bd. X, S. 231.
2) Siehe Francisci, Umständliche Beschreibung der zu Neusohl in Ungarn neu angelegten Eisenfabrik, Breslauer Sammlung 1726, 38. Versuch.
3) Siehe Marcher, Notizen etc. 5. Heft, §. 169.
4) Siehe Delius, Anleitung zu der Bergbaukunst. Wien 1773.
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Österreich.
„Rauchmasse“. Das Vorfrischen des Roheisens geschah in Anlauf-
schmieden 1).
In den zwanziger Jahren war zu Neusohl eine neue „Eisenfabrik“
angelegt worden 2).
In Siebenbürgen war ein königlicher Flossenofen zu Töplitza bei
Vaida-Hunyad, welcher (1798) zwei gegenüberliegende Formen hatte;
dieselben lagen aber eigentümlicher Weise nicht in gleicher Höhe, son-
dern die eine lag 16 Zoll, die andere 28 Zoll über dem Bodenstein.
Die Produktion war hierbei ziemlich groſs, das Floſseisen aber sehr
verschieden, bald halbiert, bald grau. 1799 legte man die obere Form
um 3 Zoll niedriger. Das Ausbringen blieb noch ziemlich groſs, das
Floſseisen fiel gleichmäſsiger. 1801 legte man die obere Form um
6 Zoll tiefer, so daſs sie nur noch 3 Zoll höher als die Gegenform
lag. Hierdurch erhielt man gleichmäſsigere weiſse und weiche Flossen 3).
Das Frischen geschah nach steierischer Manier. Sonst wurde das
Eisen in Siebenbürgen meist in Stücköfen und Luppenfeuern gewonnen.
Unter diesen zum Teil sehr alten Werken nennen wir das Hatzaselter
Eisenwerk in der Gemeinde Demsus, Bezirk Hátzeg. Die dabei liegen-
den uralten Pingen von Goura Ferulin reichen bis in die Römerzeit
zurück. 1770 wurde dort die Eisengewinnung durch den Baron
Naláczy wieder aufgenommen.
Delius schätzte den Wert der gesamten Eisenproduktion Öster-
reichs anfangs der siebziger Jahre auf über 4 Millionen Gulden 4). Gegen
Ende des Jahrhunderts waren sowohl die Produktion als die Eisen-
preise beträchtlich gestiegen.
Nach Hassels Statistik von Ungarn 1798 gab es damals in
Steiermark 129 Eisenhammerwerke mit 300 Frischfeuern für Eisen und
Stahl und 27 Sensenhämmer; in Kärnten 20 Hochöfen (Flossenöfen),
267 Hammerwerke und 149 Drahtzüge. Die Eisenerzproduktion Kärn-
tens betrug 1795 396640 Ctr. In Österreich zählte man 12 groſse und
37 kleine Eisenwerke, welche allein in der Umgegend der Stadt Steyr
12000 Arbeiter beschäftigten. In Böhmen waren 179 Eisenhütten,
welche 2517 Eisengieſser und Schmiede beschäftigten; in Mähren
22 Hütten; in Ungarn allein in dem Gomörer Komitat 22 Eisen-
1) Siehe Marcher, Notizen etc., 5. Heft, S. 5 etc. Ältere Nachrichten von
1747 siehe Lempes Magazin für Bergbaukunde, Bd. X, S. 231.
2) Siehe Francisci, Umständliche Beschreibung der zu Neusohl in Ungarn
neu angelegten Eisenfabrik, Breslauer Sammlung 1726, 38. Versuch.
3) Siehe Marcher, Notizen etc. 5. Heft, §. 169.
4) Siehe Delius, Anleitung zu der Bergbaukunst. Wien 1773.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/839>, abgerufen am 22.11.2024.
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