öfen und lieferte hauptsächlich aus Königsberger Eisenstein 1796 bis 1799 Roheisen an die Osemundhämmer in der Grafschaft Mark. Sonst war das Eisen meist nach Süddeutschland gegangen. In der Grafschaft Solms-Laubach lag die Friedrichshütte bei Laubach, welche gute Gusswaren machte. 1701 hatte Graf Friedrich Ernst von Solms- Laubach dieselbe einem Hüttemann namens Neuburger verpachtet, der bald darauf den Joh. Wilh. Buderus zum Teilhaber an dieser und an einigen anderen Pachtungen ähnlicher Art aufnahm. 1730 übernahm Buderus die Friedrichshütte allein.
In Hessen-Kassel war von den Hütten des Klosters Haina (siehe Bd. II, S. 744, 1073) nur die Rommershäuser Hütte im 18. Jahrhundert im Betrieb. Sie ging zumeist auf den Roteisenstein von der Haingrube, ausserdem verschmolz sie Bohnerze. Die Erze wurden geröstet. Der Hochofen war 22 Fuss, das Gestell 4 Fuss hoch; letzteres 2 Fuss lang, unten 17, oben 19 Zoll weit. Die Form hing ungefähr 3 Zoll in den Herd. Die Rast war über der Form etwas höher, um die Gichten nach der Windseite zu werfen. Die Form des Schachtes war rund. In 24 Stunden fielen 28 bis 30 Centner Eisen in zwei Abstichen. Es wurde zur Hälfte Frischroheisen, zur Hälfte Gusswaren gemacht. Jenes wurde auf die benachbarten herrschaftlichen Hämmer geliefert und denselben mit 2 Reichsthalern der Centner angerechnet; Sand- guss kostete 5 Thaler.
Die Neubauer Eisenhütte im Waldeckschen war von der hes- sischen Regierung gepachtet und stand mit der Rommershäuser Hütte unter einer Direktion. Ihr Betrieb war derselben auch ganz gleich. Ebenso war die Bericher Hütte in Waldeck von Hessen gepachtet. Sie hatte noch einen viereckigen Schacht mit langer Ecke. Sie bezog ihr Erz vom Martensberg, dessen uralte Gruben sechs Hüt- ten versorgten. Ihr Eisen wurde verfrischt. Unter derselben Direk- tion standen drei Hämmer bei Neubau an der Urfft und zwei Häm- mer nahe bei Kleinern, welche letzteren dem Kammerrat Fulda in Kassel gehörten, und der Vornhager Hammer an der Eder. Alle diese Hämmer lagen im Waldeckischen und gingen nach Kaltbläserart. Sie schmiedeten im Geding und mussten aus 12 Ctr. Roheisen 8 Ctr. Stabeisen liefern. Auch die Kohlen wurden ihnen zugemessen und zwar auf 8 Waag Eisen 18 Mass zu 12 Kubikfuss. Sie bekamen für die Waag 36 Kreuzer (1 Mark) Schmiedelohn und machten auf ein Feuer 16 bis 18 Waag Eisen. Der Preis des Stabeisens betrug 5 Rthlr. 30 Alb. pro Centner. Der Konzessionspreis, wofür es die konzessio- nierten Juden und andere Eisenhändler erhielten, betrug 101/2 Gulden
Hessen und Thüringen.
öfen und lieferte hauptsächlich aus Königsberger Eisenstein 1796 bis 1799 Roheisen an die Osemundhämmer in der Grafschaft Mark. Sonst war das Eisen meist nach Süddeutschland gegangen. In der Grafschaft Solms-Laubach lag die Friedrichshütte bei Laubach, welche gute Guſswaren machte. 1701 hatte Graf Friedrich Ernst von Solms- Laubach dieselbe einem Hüttemann namens Neuburger verpachtet, der bald darauf den Joh. Wilh. Buderus zum Teilhaber an dieser und an einigen anderen Pachtungen ähnlicher Art aufnahm. 1730 übernahm Buderus die Friedrichshütte allein.
In Hessen-Kassel war von den Hütten des Klosters Haina (siehe Bd. II, S. 744, 1073) nur die Rommershäuser Hütte im 18. Jahrhundert im Betrieb. Sie ging zumeist auf den Roteisenstein von der Haingrube, auſserdem verschmolz sie Bohnerze. Die Erze wurden geröstet. Der Hochofen war 22 Fuſs, das Gestell 4 Fuſs hoch; letzteres 2 Fuſs lang, unten 17, oben 19 Zoll weit. Die Form hing ungefähr 3 Zoll in den Herd. Die Rast war über der Form etwas höher, um die Gichten nach der Windseite zu werfen. Die Form des Schachtes war rund. In 24 Stunden fielen 28 bis 30 Centner Eisen in zwei Abstichen. Es wurde zur Hälfte Frischroheisen, zur Hälfte Guſswaren gemacht. Jenes wurde auf die benachbarten herrschaftlichen Hämmer geliefert und denselben mit 2 Reichsthalern der Centner angerechnet; Sand- guſs kostete 5 Thaler.
Die Neubauer Eisenhütte im Waldeckschen war von der hes- sischen Regierung gepachtet und stand mit der Rommershäuser Hütte unter einer Direktion. Ihr Betrieb war derselben auch ganz gleich. Ebenso war die Bericher Hütte in Waldeck von Hessen gepachtet. Sie hatte noch einen viereckigen Schacht mit langer Ecke. Sie bezog ihr Erz vom Martensberg, dessen uralte Gruben sechs Hüt- ten versorgten. Ihr Eisen wurde verfrischt. Unter derselben Direk- tion standen drei Hämmer bei Neubau an der Urfft und zwei Häm- mer nahe bei Kleinern, welche letzteren dem Kammerrat Fulda in Kassel gehörten, und der Vornhager Hammer an der Eder. Alle diese Hämmer lagen im Waldeckischen und gingen nach Kaltbläserart. Sie schmiedeten im Geding und muſsten aus 12 Ctr. Roheisen 8 Ctr. Stabeisen liefern. Auch die Kohlen wurden ihnen zugemessen und zwar auf 8 Waag Eisen 18 Maſs zu 12 Kubikfuſs. Sie bekamen für die Waag 36 Kreuzer (1 Mark) Schmiedelohn und machten auf ein Feuer 16 bis 18 Waag Eisen. Der Preis des Stabeisens betrug 5 Rthlr. 30 Alb. pro Centner. Der Konzessionspreis, wofür es die konzessio- nierten Juden und andere Eisenhändler erhielten, betrug 10½ Gulden
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Hessen und Thüringen.
öfen und lieferte hauptsächlich aus Königsberger Eisenstein 1796 bis 1799
Roheisen an die Osemundhämmer in der Grafschaft Mark. Sonst war
das Eisen meist nach Süddeutschland gegangen. In der Grafschaft
Solms-Laubach lag die Friedrichshütte bei Laubach, welche gute
Guſswaren machte. 1701 hatte Graf Friedrich Ernst von Solms-
Laubach dieselbe einem Hüttemann namens Neuburger verpachtet,
der bald darauf den Joh. Wilh. Buderus zum Teilhaber an dieser
und an einigen anderen Pachtungen ähnlicher Art aufnahm. 1730
übernahm Buderus die Friedrichshütte allein.
In Hessen-Kassel war von den Hütten des Klosters Haina (siehe
Bd. II, S. 744, 1073) nur die Rommershäuser Hütte im 18. Jahrhundert im
Betrieb. Sie ging zumeist auf den Roteisenstein von der Haingrube,
auſserdem verschmolz sie Bohnerze. Die Erze wurden geröstet. Der
Hochofen war 22 Fuſs, das Gestell 4 Fuſs hoch; letzteres 2 Fuſs lang,
unten 17, oben 19 Zoll weit. Die Form hing ungefähr 3 Zoll in den
Herd. Die Rast war über der Form etwas höher, um die Gichten
nach der Windseite zu werfen. Die Form des Schachtes war rund.
In 24 Stunden fielen 28 bis 30 Centner Eisen in zwei Abstichen. Es
wurde zur Hälfte Frischroheisen, zur Hälfte Guſswaren gemacht.
Jenes wurde auf die benachbarten herrschaftlichen Hämmer geliefert
und denselben mit 2 Reichsthalern der Centner angerechnet; Sand-
guſs kostete 5 Thaler.
Die Neubauer Eisenhütte im Waldeckschen war von der hes-
sischen Regierung gepachtet und stand mit der Rommershäuser
Hütte unter einer Direktion. Ihr Betrieb war derselben auch
ganz gleich. Ebenso war die Bericher Hütte in Waldeck von Hessen
gepachtet. Sie hatte noch einen viereckigen Schacht mit langer Ecke.
Sie bezog ihr Erz vom Martensberg, dessen uralte Gruben sechs Hüt-
ten versorgten. Ihr Eisen wurde verfrischt. Unter derselben Direk-
tion standen drei Hämmer bei Neubau an der Urfft und zwei Häm-
mer nahe bei Kleinern, welche letzteren dem Kammerrat Fulda in
Kassel gehörten, und der Vornhager Hammer an der Eder. Alle diese
Hämmer lagen im Waldeckischen und gingen nach Kaltbläserart. Sie
schmiedeten im Geding und muſsten aus 12 Ctr. Roheisen 8 Ctr.
Stabeisen liefern. Auch die Kohlen wurden ihnen zugemessen und
zwar auf 8 Waag Eisen 18 Maſs zu 12 Kubikfuſs. Sie bekamen für
die Waag 36 Kreuzer (1 Mark) Schmiedelohn und machten auf ein
Feuer 16 bis 18 Waag Eisen. Der Preis des Stabeisens betrug 5 Rthlr.
30 Alb. pro Centner. Der Konzessionspreis, wofür es die konzessio-
nierten Juden und andere Eisenhändler erhielten, betrug 10½ Gulden
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/864>, abgerufen am 22.11.2024.
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