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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hessen und Thüringen.
wickelt. Man schmolz im Anfang des Jahrhunderts die Erze in
Schmalkalden wie dort in Stücköfen, die man hier Blauöfen nannte,
und reinigte das Stückeisen (die Güsse) in Löschherden.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ging man in Schmalkalden
wie in Steiermark zum Flossofenbetrieb über, nur nannte man die
Flossöfen ebenfalls Blauöfen, die man zur Unterscheidung von den
alten niedrigen Blauöfen (Stücköfen) hohe Blauöfen nannte. Die
Einführung der hohen Blauöfen geschah zuerst in den Jahren 1743/44
durch den in preussischen Diensten verstorbenen Geheimrat Waitz
von Eschen
1). In den fünfziger Jahren erfolgte dann die allgemeine
Einführung der hohen Blauöfen. Dadurch verschwand der alte Stück-
ofenbetrieb zum grossen Teil, an seine Stelle trat Roheisenproduktion
und Frischverfahren. Lange vor der allgemeinen Einführung der
hohen Blauöfen hatte man aber schon das Rohstahleisen in Blauöfen
geschmolzen. Die Brauneisensteine und Spate des Stahlberges waren
sehr manganreich. Eine ältere Analyse der Schmalkalder Braunerze
von Buchholtz giebt folgende Zusammensetzung:

Eisenoxyd     73,75
Manganoxyd     10,50
Wasser     13,00
Kohlensaurer Kalk     2,75
100,00

Die Erze der Mommel waren ärmer und von geringerer Güte.
Die Erzförderung auf dem Stahlberg war durch Gesetz auf 1200 Tonnen
(zu 4 1/7 Kubikfuss) oder 2000 Fuder jährlich bestimmt. 600 Tonnen
erhielten davon die Stahlwerke und 300 Tonnen jeder Eisenhammer,
das übrige ging an die benachbarten sächsischen Eisenhütten, welche
dagegen an Schmalkalden Kohlen, Stabeisen und Blech überliessen.
Auswärtige wie Einheimische bezahlten 3 fl. (a 16 Ggr.) für das Fuder.
Die Förderung von dem nächstwichtigen Eisenbergwerk, der Mommel,
betrug etwa 6000 Tonnen, 1791 : 8000 Tonnen. Die Erze wurden
meistens geröstet. Wir haben das Ausschmelzen der Erze sowohl in
den kleinen wie in den grossen Blauöfen früher schon geschildert,
ebenso die Reinigung des Stückeisens, wie das Frischen des Roh-
stahleisens und des Roheisens und genügt es, hierauf zu verweisen.
1792 standen 7 hohe Blauöfen, 3 niedrige Blauöfen oder Stücköfen
und 2 Blauöfen zum Schmelzen von Rohstahleisen im Betrieb. Ein

1) Quantz, Eisen- und Stahlmanupulation der Herrschaft Schmalkalden 1799,
Einleitung, V.

Hessen und Thüringen.
wickelt. Man schmolz im Anfang des Jahrhunderts die Erze in
Schmalkalden wie dort in Stücköfen, die man hier Blauöfen nannte,
und reinigte das Stückeisen (die Güsse) in Löschherden.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ging man in Schmalkalden
wie in Steiermark zum Floſsofenbetrieb über, nur nannte man die
Floſsöfen ebenfalls Blauöfen, die man zur Unterscheidung von den
alten niedrigen Blauöfen (Stücköfen) hohe Blauöfen nannte. Die
Einführung der hohen Blauöfen geschah zuerst in den Jahren 1743/44
durch den in preuſsischen Diensten verstorbenen Geheimrat Waitz
von Eschen
1). In den fünfziger Jahren erfolgte dann die allgemeine
Einführung der hohen Blauöfen. Dadurch verschwand der alte Stück-
ofenbetrieb zum groſsen Teil, an seine Stelle trat Roheisenproduktion
und Frischverfahren. Lange vor der allgemeinen Einführung der
hohen Blauöfen hatte man aber schon das Rohstahleisen in Blauöfen
geschmolzen. Die Brauneisensteine und Spate des Stahlberges waren
sehr manganreich. Eine ältere Analyse der Schmalkalder Braunerze
von Buchholtz giebt folgende Zusammensetzung:

Eisenoxyd     73,75
Manganoxyd     10,50
Wasser     13,00
Kohlensaurer Kalk     2,75
100,00

Die Erze der Mommel waren ärmer und von geringerer Güte.
Die Erzförderung auf dem Stahlberg war durch Gesetz auf 1200 Tonnen
(zu 4 1/7 Kubikfuſs) oder 2000 Fuder jährlich bestimmt. 600 Tonnen
erhielten davon die Stahlwerke und 300 Tonnen jeder Eisenhammer,
das übrige ging an die benachbarten sächsischen Eisenhütten, welche
dagegen an Schmalkalden Kohlen, Stabeisen und Blech überlieſsen.
Auswärtige wie Einheimische bezahlten 3 fl. (à 16 Ggr.) für das Fuder.
Die Förderung von dem nächstwichtigen Eisenbergwerk, der Mommel,
betrug etwa 6000 Tonnen, 1791 : 8000 Tonnen. Die Erze wurden
meistens geröstet. Wir haben das Ausschmelzen der Erze sowohl in
den kleinen wie in den groſsen Blauöfen früher schon geschildert,
ebenso die Reinigung des Stückeisens, wie das Frischen des Roh-
stahleisens und des Roheisens und genügt es, hierauf zu verweisen.
1792 standen 7 hohe Blauöfen, 3 niedrige Blauöfen oder Stücköfen
und 2 Blauöfen zum Schmelzen von Rohstahleisen im Betrieb. Ein

1) Quantz, Eisen- und Stahlmanupulation der Herrschaft Schmalkalden 1799,
Einleitung, V.
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[852/0866] Hessen und Thüringen. wickelt. Man schmolz im Anfang des Jahrhunderts die Erze in Schmalkalden wie dort in Stücköfen, die man hier Blauöfen nannte, und reinigte das Stückeisen (die Güsse) in Löschherden. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts ging man in Schmalkalden wie in Steiermark zum Floſsofenbetrieb über, nur nannte man die Floſsöfen ebenfalls Blauöfen, die man zur Unterscheidung von den alten niedrigen Blauöfen (Stücköfen) hohe Blauöfen nannte. Die Einführung der hohen Blauöfen geschah zuerst in den Jahren 1743/44 durch den in preuſsischen Diensten verstorbenen Geheimrat Waitz von Eschen 1). In den fünfziger Jahren erfolgte dann die allgemeine Einführung der hohen Blauöfen. Dadurch verschwand der alte Stück- ofenbetrieb zum groſsen Teil, an seine Stelle trat Roheisenproduktion und Frischverfahren. Lange vor der allgemeinen Einführung der hohen Blauöfen hatte man aber schon das Rohstahleisen in Blauöfen geschmolzen. Die Brauneisensteine und Spate des Stahlberges waren sehr manganreich. Eine ältere Analyse der Schmalkalder Braunerze von Buchholtz giebt folgende Zusammensetzung: Eisenoxyd 73,75 Manganoxyd 10,50 Wasser 13,00 Kohlensaurer Kalk 2,75 100,00 Die Erze der Mommel waren ärmer und von geringerer Güte. Die Erzförderung auf dem Stahlberg war durch Gesetz auf 1200 Tonnen (zu 4 1/7 Kubikfuſs) oder 2000 Fuder jährlich bestimmt. 600 Tonnen erhielten davon die Stahlwerke und 300 Tonnen jeder Eisenhammer, das übrige ging an die benachbarten sächsischen Eisenhütten, welche dagegen an Schmalkalden Kohlen, Stabeisen und Blech überlieſsen. Auswärtige wie Einheimische bezahlten 3 fl. (à 16 Ggr.) für das Fuder. Die Förderung von dem nächstwichtigen Eisenbergwerk, der Mommel, betrug etwa 6000 Tonnen, 1791 : 8000 Tonnen. Die Erze wurden meistens geröstet. Wir haben das Ausschmelzen der Erze sowohl in den kleinen wie in den groſsen Blauöfen früher schon geschildert, ebenso die Reinigung des Stückeisens, wie das Frischen des Roh- stahleisens und des Roheisens und genügt es, hierauf zu verweisen. 1792 standen 7 hohe Blauöfen, 3 niedrige Blauöfen oder Stücköfen und 2 Blauöfen zum Schmelzen von Rohstahleisen im Betrieb. Ein 1) Quantz, Eisen- und Stahlmanupulation der Herrschaft Schmalkalden 1799, Einleitung, V.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/866>, abgerufen am 22.11.2024.