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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Harz.
Wassermangel eintrat. Das Eisen war zähe und weich genug, um gutes
Blech daraus zu machen, aber es wurde oft kantenrissig, infolgedessen
der Blechhammer etwa 1/3 Abschnitzel machte. Diese wurden in
einem Frischfeuer, das nur für den Blechhammer arbeitete, dem Roh-
eisen zugesetzt. -- Für Draht wurde auch auf besondere Qualität
gearbeitet und war das Drahtwerk ähnlich dem der Königshütte. Es
wurden 28 Sorten gezogen. Das fabrizierte Eisen wurde teils aus
der Hand verkauft, teils an die Faktorei zu Braunschweig abgeliefert.

Die St. Johannishütte bei Ilefeld war eigentlich kurbraun-
schweigisch, seit alter Zeit war aber eine Familie Balke damit beliehen
und für diese betrieb sie die herzogliche Landesherrschaft. Der Hochofen,
welcher 1728 erbaut war, stand seit 1778 still und bezog die Frisch-
hütte ihr Roheisen von Wieda und Zorge.

Die preussischen Hütten am Harz waren Sorge und Thale.
Die Eisenhütte zu Sorge lag ebenfalls an der Bode im Amt Benneken-
stein und bestand aus 1 Hochofen, 1 Frisch-, 1 Schwarz- und 1 Weiss-
blechhammer. Sie wurde 1771 bis 1781 vom preussischen Fiskus
administriert und 1782 angekauft. Der rote Eisenstein kam vom
Büchenberge und aus dem Elbingeroder und Hüttenroder Gruben-
revier. Als Fluss diente Marmorkalk von Elbingerode. Wegen Erz-
und Kohlenmangel konnte der Hochofen nicht das ganze Jahr gehen.
Infolgedessen mussten die Frischhütten einen Teil ihres Roheisens
aus Schlesien beziehen. Die Erze waren reich und lieferte der Hoch-
ofen bei gutem Gang 300 Ctr. Roheisen die Woche. Das Eisen war
grau und das daraus gefrischte Stabeisen sehr gut. Das meiste
wurde zu Blech verarbeitet. Doch mussten auch die Blechhämmer
einen Teil ihres Bedarfs aus Schlesien decken. Das verfertigte
Schwarz- und Weissblech ging an die königlichen Magazine zu Berlin
und Magdeburg.

Thale am Ostrande des Harzes an der Bode hatte einen Schwarz-
und einen Weissblechhammer, ein Frischfeuer und eine Verzinnungs-
anstalt. In dem Frischfeuer wurden die Blechabschnitzel für sich
eingeschmolzen und zu einer Luppe gefrischt oder geschweisst, welche
ein besonders gutes Eisen gab. Dagegen war der Abbrand bedeutend.
Auf diese Weise konnte aber nur ein kleiner Teil des Eisenbedarfs
der Blechhütten gedeckt werden; das Fehlende erhielt man aus
Schlesien, von Malapene, Creutzburg u. s. w. Das Eisen kam bis
Magdeburg zu Wasser, nämlich durch die Oder, Spree und Elbe.
Über die Blechfabrikation und die Verzinnung ist nichts Besonderes
zu bemerken. Das Blech ging ebenfalls nach Berlin und Magdeburg.


Der Harz.
Wassermangel eintrat. Das Eisen war zähe und weich genug, um gutes
Blech daraus zu machen, aber es wurde oft kantenrissig, infolgedessen
der Blechhammer etwa ⅓ Abschnitzel machte. Diese wurden in
einem Frischfeuer, das nur für den Blechhammer arbeitete, dem Roh-
eisen zugesetzt. — Für Draht wurde auch auf besondere Qualität
gearbeitet und war das Drahtwerk ähnlich dem der Königshütte. Es
wurden 28 Sorten gezogen. Das fabrizierte Eisen wurde teils aus
der Hand verkauft, teils an die Faktorei zu Braunschweig abgeliefert.

Die St. Johannishütte bei Ilefeld war eigentlich kurbraun-
schweigisch, seit alter Zeit war aber eine Familie Balke damit beliehen
und für diese betrieb sie die herzogliche Landesherrschaft. Der Hochofen,
welcher 1728 erbaut war, stand seit 1778 still und bezog die Frisch-
hütte ihr Roheisen von Wieda und Zorge.

Die preuſsischen Hütten am Harz waren Sorge und Thale.
Die Eisenhütte zu Sorge lag ebenfalls an der Bode im Amt Benneken-
stein und bestand aus 1 Hochofen, 1 Frisch-, 1 Schwarz- und 1 Weiſs-
blechhammer. Sie wurde 1771 bis 1781 vom preuſsischen Fiskus
administriert und 1782 angekauft. Der rote Eisenstein kam vom
Büchenberge und aus dem Elbingeroder und Hüttenroder Gruben-
revier. Als Fluſs diente Marmorkalk von Elbingerode. Wegen Erz-
und Kohlenmangel konnte der Hochofen nicht das ganze Jahr gehen.
Infolgedessen muſsten die Frischhütten einen Teil ihres Roheisens
aus Schlesien beziehen. Die Erze waren reich und lieferte der Hoch-
ofen bei gutem Gang 300 Ctr. Roheisen die Woche. Das Eisen war
grau und das daraus gefrischte Stabeisen sehr gut. Das meiste
wurde zu Blech verarbeitet. Doch muſsten auch die Blechhämmer
einen Teil ihres Bedarfs aus Schlesien decken. Das verfertigte
Schwarz- und Weiſsblech ging an die königlichen Magazine zu Berlin
und Magdeburg.

Thale am Ostrande des Harzes an der Bode hatte einen Schwarz-
und einen Weiſsblechhammer, ein Frischfeuer und eine Verzinnungs-
anstalt. In dem Frischfeuer wurden die Blechabschnitzel für sich
eingeschmolzen und zu einer Luppe gefrischt oder geschweiſst, welche
ein besonders gutes Eisen gab. Dagegen war der Abbrand bedeutend.
Auf diese Weise konnte aber nur ein kleiner Teil des Eisenbedarfs
der Blechhütten gedeckt werden; das Fehlende erhielt man aus
Schlesien, von Malapene, Creutzburg u. s. w. Das Eisen kam bis
Magdeburg zu Wasser, nämlich durch die Oder, Spree und Elbe.
Über die Blechfabrikation und die Verzinnung ist nichts Besonderes
zu bemerken. Das Blech ging ebenfalls nach Berlin und Magdeburg.


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[892/0906] Der Harz. Wassermangel eintrat. Das Eisen war zähe und weich genug, um gutes Blech daraus zu machen, aber es wurde oft kantenrissig, infolgedessen der Blechhammer etwa ⅓ Abschnitzel machte. Diese wurden in einem Frischfeuer, das nur für den Blechhammer arbeitete, dem Roh- eisen zugesetzt. — Für Draht wurde auch auf besondere Qualität gearbeitet und war das Drahtwerk ähnlich dem der Königshütte. Es wurden 28 Sorten gezogen. Das fabrizierte Eisen wurde teils aus der Hand verkauft, teils an die Faktorei zu Braunschweig abgeliefert. Die St. Johannishütte bei Ilefeld war eigentlich kurbraun- schweigisch, seit alter Zeit war aber eine Familie Balke damit beliehen und für diese betrieb sie die herzogliche Landesherrschaft. Der Hochofen, welcher 1728 erbaut war, stand seit 1778 still und bezog die Frisch- hütte ihr Roheisen von Wieda und Zorge. Die preuſsischen Hütten am Harz waren Sorge und Thale. Die Eisenhütte zu Sorge lag ebenfalls an der Bode im Amt Benneken- stein und bestand aus 1 Hochofen, 1 Frisch-, 1 Schwarz- und 1 Weiſs- blechhammer. Sie wurde 1771 bis 1781 vom preuſsischen Fiskus administriert und 1782 angekauft. Der rote Eisenstein kam vom Büchenberge und aus dem Elbingeroder und Hüttenroder Gruben- revier. Als Fluſs diente Marmorkalk von Elbingerode. Wegen Erz- und Kohlenmangel konnte der Hochofen nicht das ganze Jahr gehen. Infolgedessen muſsten die Frischhütten einen Teil ihres Roheisens aus Schlesien beziehen. Die Erze waren reich und lieferte der Hoch- ofen bei gutem Gang 300 Ctr. Roheisen die Woche. Das Eisen war grau und das daraus gefrischte Stabeisen sehr gut. Das meiste wurde zu Blech verarbeitet. Doch muſsten auch die Blechhämmer einen Teil ihres Bedarfs aus Schlesien decken. Das verfertigte Schwarz- und Weiſsblech ging an die königlichen Magazine zu Berlin und Magdeburg. Thale am Ostrande des Harzes an der Bode hatte einen Schwarz- und einen Weiſsblechhammer, ein Frischfeuer und eine Verzinnungs- anstalt. In dem Frischfeuer wurden die Blechabschnitzel für sich eingeschmolzen und zu einer Luppe gefrischt oder geschweiſst, welche ein besonders gutes Eisen gab. Dagegen war der Abbrand bedeutend. Auf diese Weise konnte aber nur ein kleiner Teil des Eisenbedarfs der Blechhütten gedeckt werden; das Fehlende erhielt man aus Schlesien, von Malapene, Creutzburg u. s. w. Das Eisen kam bis Magdeburg zu Wasser, nämlich durch die Oder, Spree und Elbe. Über die Blechfabrikation und die Verzinnung ist nichts Besonderes zu bemerken. Das Blech ging ebenfalls nach Berlin und Magdeburg.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/906>, abgerufen am 22.11.2024.