späteren Minister des Bergwesens, Grafen von Reden, den Rück- weg über Warschau, Wielitzka, Krakau durch Schlesien nach Berlin nahm. Hier traten also Stein und Reden zum erstenmal in nähere Berührung.
Stein wurde im folgenden Jahre auf Heinitz' Vorschlag zum Oberbergrat ernannt. Der König zögerte bekanntlich anfangs, es schien ihm etwas stark, den noch nicht 25 Jahre alten Mann gleich zum Oberbergrat zu machen. Aber der Minister von Heinitz trat mit solchem Eifer für die hervorragenden Tugenden Steins bei dem König ein, dass dieser seine Zustimmung gab. Heinitz hob bei seinem Lobe Steins auch besonders hervor, dass er sich auf Reisen nach Ungarn, Steiermark und anderen deutschen Provinzen, bei ein- sichtiger Untersuchung der Berg- und Hüttenwerke, besonders der Stahl- und Eisen-Fabriken so gute Kenntnisse erworben, dass er schon damals, als der Minister ihm vorgeschlagen, sich des Königs Diensten zu widmen, einer Oberbergrats-Stelle hätte vorstehen können. Um diese Zeit begannen die grossen Fortschritte des englischen Eisen- hüttenwesens auf dem Kontinent Aufsehen zu erregen. Minister von Heinitz schickte 1784 den Bergkommissar Eversmann nach England, um dort während 18 Monaten die neuesten Fortschritte und ihre Ver- wertbarkeit für Preussen zu studieren.
Ferner wurde 1786 beschlossen, den Oberbergrat vom Stein, den der König am 16. Februar 1784 mit der Leitung der west- fälischen Bergämter und der Mindenschen Bergwerkskommission betraut hatte, wegen der Dampfmaschinenangelegenheit und überhaupt zum Studium des englischen Berg- und Hüttenwesens womöglich mit von Reden nach England zu schicken. Da beendete Friedrich der Grosse am 17. August 1786 sein thatenreiches Leben.
Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., schenkte dem Minister von Heinitz und dessen begabten Räten, den Freiherren von Reden und vom Stein, dasselbe Vertrauen wie sein erhabener Vorgänger. Alsbald nach seiner Thronbesteigung erhob er Reden in den Grafen- stand und ernannte Stein am 31. Oktober 1786 zum Geheimen Ober- Bergrat.
Im November traten die beiden vortrefflichen Männer ihre Reise nach England an. Wie sie dort von Watt und Boulton zu Soho freundlich aufgenommen wurden, haben wir früher schon erwähnt. Reden bestellte in England eine Dampfmaschine, welche noch im Spätherbst 1786 abgeschickt wurde. Nach schwierigem Wasser- transport durch die Oder gelangte sie nach Oppeln, von wo sie per
Preuſsen.
späteren Minister des Bergwesens, Grafen von Reden, den Rück- weg über Warschau, Wielitzka, Krakau durch Schlesien nach Berlin nahm. Hier traten also Stein und Reden zum erstenmal in nähere Berührung.
Stein wurde im folgenden Jahre auf Heinitz’ Vorschlag zum Oberbergrat ernannt. Der König zögerte bekanntlich anfangs, es schien ihm etwas stark, den noch nicht 25 Jahre alten Mann gleich zum Oberbergrat zu machen. Aber der Minister von Heinitz trat mit solchem Eifer für die hervorragenden Tugenden Steins bei dem König ein, daſs dieser seine Zustimmung gab. Heinitz hob bei seinem Lobe Steins auch besonders hervor, daſs er sich auf Reisen nach Ungarn, Steiermark und anderen deutschen Provinzen, bei ein- sichtiger Untersuchung der Berg- und Hüttenwerke, besonders der Stahl- und Eisen-Fabriken so gute Kenntnisse erworben, daſs er schon damals, als der Minister ihm vorgeschlagen, sich des Königs Diensten zu widmen, einer Oberbergrats-Stelle hätte vorstehen können. Um diese Zeit begannen die groſsen Fortschritte des englischen Eisen- hüttenwesens auf dem Kontinent Aufsehen zu erregen. Minister von Heinitz schickte 1784 den Bergkommissar Eversmann nach England, um dort während 18 Monaten die neuesten Fortschritte und ihre Ver- wertbarkeit für Preuſsen zu studieren.
Ferner wurde 1786 beschlossen, den Oberbergrat vom Stein, den der König am 16. Februar 1784 mit der Leitung der west- fälischen Bergämter und der Mindenschen Bergwerkskommission betraut hatte, wegen der Dampfmaschinenangelegenheit und überhaupt zum Studium des englischen Berg- und Hüttenwesens womöglich mit von Reden nach England zu schicken. Da beendete Friedrich der Groſse am 17. August 1786 sein thatenreiches Leben.
Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., schenkte dem Minister von Heinitz und dessen begabten Räten, den Freiherren von Reden und vom Stein, dasselbe Vertrauen wie sein erhabener Vorgänger. Alsbald nach seiner Thronbesteigung erhob er Reden in den Grafen- stand und ernannte Stein am 31. Oktober 1786 zum Geheimen Ober- Bergrat.
Im November traten die beiden vortrefflichen Männer ihre Reise nach England an. Wie sie dort von Watt und Boulton zu Soho freundlich aufgenommen wurden, haben wir früher schon erwähnt. Reden bestellte in England eine Dampfmaschine, welche noch im Spätherbst 1786 abgeschickt wurde. Nach schwierigem Wasser- transport durch die Oder gelangte sie nach Oppeln, von wo sie per
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Preuſsen.
späteren Minister des Bergwesens, Grafen von Reden, den Rück-
weg über Warschau, Wielitzka, Krakau durch Schlesien nach Berlin
nahm. Hier traten also Stein und Reden zum erstenmal in
nähere Berührung.
Stein wurde im folgenden Jahre auf Heinitz’ Vorschlag zum
Oberbergrat ernannt. Der König zögerte bekanntlich anfangs, es
schien ihm etwas stark, den noch nicht 25 Jahre alten Mann gleich
zum Oberbergrat zu machen. Aber der Minister von Heinitz trat
mit solchem Eifer für die hervorragenden Tugenden Steins bei dem
König ein, daſs dieser seine Zustimmung gab. Heinitz hob bei
seinem Lobe Steins auch besonders hervor, daſs er sich auf Reisen
nach Ungarn, Steiermark und anderen deutschen Provinzen, bei ein-
sichtiger Untersuchung der Berg- und Hüttenwerke, besonders der
Stahl- und Eisen-Fabriken so gute Kenntnisse erworben, daſs er schon
damals, als der Minister ihm vorgeschlagen, sich des Königs Diensten
zu widmen, einer Oberbergrats-Stelle hätte vorstehen können. Um
diese Zeit begannen die groſsen Fortschritte des englischen Eisen-
hüttenwesens auf dem Kontinent Aufsehen zu erregen. Minister von
Heinitz schickte 1784 den Bergkommissar Eversmann nach England,
um dort während 18 Monaten die neuesten Fortschritte und ihre Ver-
wertbarkeit für Preuſsen zu studieren.
Ferner wurde 1786 beschlossen, den Oberbergrat vom Stein,
den der König am 16. Februar 1784 mit der Leitung der west-
fälischen Bergämter und der Mindenschen Bergwerkskommission
betraut hatte, wegen der Dampfmaschinenangelegenheit und überhaupt
zum Studium des englischen Berg- und Hüttenwesens womöglich mit
von Reden nach England zu schicken. Da beendete Friedrich
der Groſse am 17. August 1786 sein thatenreiches Leben.
Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., schenkte dem Minister
von Heinitz und dessen begabten Räten, den Freiherren von Reden
und vom Stein, dasselbe Vertrauen wie sein erhabener Vorgänger.
Alsbald nach seiner Thronbesteigung erhob er Reden in den Grafen-
stand und ernannte Stein am 31. Oktober 1786 zum Geheimen Ober-
Bergrat.
Im November traten die beiden vortrefflichen Männer ihre Reise
nach England an. Wie sie dort von Watt und Boulton zu Soho
freundlich aufgenommen wurden, haben wir früher schon erwähnt.
Reden bestellte in England eine Dampfmaschine, welche noch im
Spätherbst 1786 abgeschickt wurde. Nach schwierigem Wasser-
transport durch die Oder gelangte sie nach Oppeln, von wo sie per
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 927. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/941>, abgerufen am 22.11.2024.
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