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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Preussen.
Axe nach Tarnowitz verbracht wurde. Die Maschine, die 32 Zoll
Cylinderweite hatte, wurde aufgestellt und ging. Es war dies die
zweite Dampfmaschine, welche auf den königlichen Werken in Thätig-
keit kam 1).

Das früher ganz unbekannte und vernachlässigte Oberschlesien
wurde nun ein Reiseziel von Fürsten und Gelehrten. 1778 besuchte
der König Tarnowitz, 1790 Herzog Karl August mit Goethe, welche
Reden mit nach Wielitzka nahmen. Goethe rühmt Reden als vor-
trefflichen Reisebegleiter. Von Tarnowitz schrieb er damals das
Distichon:

Fern von gebildeten Menschen, am Ende des Reiches, wer hilft euch
Schätze finden und sie glücklich zu bringen ans Licht?

Das grossartige Projekt des Ministers von Heinitz und des Grafen
von Reden, in Oberschlesien eine Industrie zu schaffen, wie in Eng-
land, stiessen auf viele Schwierigkeiten. Oberschlesien war noch fast
im Urzustande, es gab keine Karten, keine Wege, keine Wirtshäuser,
keine Arbeiter, wenigstens war mit der ungebildeten polnischen Be-
völkerung damals noch nichts anzufangen. Über alle diese Hinder-
nisse siegte Redens grossartige Energie. Zunächst war es ihm ge-
lungen, vorzügliche Eisensteine (Sphärosiderite) in dem Kreuzburger
Kreise auf dem Territorium der Dörfer Wilmsdorf, Lofkaritz, Babkowski
und Ludwigsdorf aufzuschliessen und von 1780 an zu fördern. Diese
Erze gaben für sich verschmolzen das vorzüglichste Roheisen, das,
zur Stabeisen-Fabrikation verwandt, den allgemein anerkannten Ruf
des Malapaner und Kreuzburger Eisens begründete. 1783 wurde der
Bau einer Kanonengiesserei beschlossen.

Über die Hoffnungen des Ministers von Heinitz bezüglich der
Eisenindustrie giebt ein interessanter Brief 2) desselben in französischer
Sprache an Baron Phil. Friedr. de Dietrich vom 17. Juni 1785
einen Einblick. Er schreibt darin: "Ich habe den Bergkommissar
Eversmann nach England geschickt, um dort 18 Monate lang Unter-
suchungen und Beobachtungen bei den dortigen Bergwerken und
Hütten anzustellen, und ich bin jetzt damit beschäftigt, zu prüfen,
was man davon nützlich machen könne für neue Unternehmungen

1) Die erste war die zu Burggerner im Mansfeldischen (S. 541). Diesen
folgten bald mehrere andere, die im eignen Lande, erst zu Malapane, dann zu
Gleiwitz hergestellt wurden. Die Cylinder liess man anfänglich aus England
kommen. Den Genannten folgte 1791 eine 40 zöllige, 1793 eine 48 zöllige, 1796
eine 40 zöllige, 1798 eine 24 zöllige.
2) Ich verdanke die Mitteilung dieses Briefes der Güte der Herren de Diet-
rich u. Co
. zu Niederbronn.

Preuſsen.
Axe nach Tarnowitz verbracht wurde. Die Maschine, die 32 Zoll
Cylinderweite hatte, wurde aufgestellt und ging. Es war dies die
zweite Dampfmaschine, welche auf den königlichen Werken in Thätig-
keit kam 1).

Das früher ganz unbekannte und vernachlässigte Oberschlesien
wurde nun ein Reiseziel von Fürsten und Gelehrten. 1778 besuchte
der König Tarnowitz, 1790 Herzog Karl August mit Goethe, welche
Reden mit nach Wielitzka nahmen. Goethe rühmt Reden als vor-
trefflichen Reisebegleiter. Von Tarnowitz schrieb er damals das
Distichon:

Fern von gebildeten Menschen, am Ende des Reiches, wer hilft euch
Schätze finden und sie glücklich zu bringen ans Licht?

Das groſsartige Projekt des Ministers von Heinitz und des Grafen
von Reden, in Oberschlesien eine Industrie zu schaffen, wie in Eng-
land, stieſsen auf viele Schwierigkeiten. Oberschlesien war noch fast
im Urzustande, es gab keine Karten, keine Wege, keine Wirtshäuser,
keine Arbeiter, wenigstens war mit der ungebildeten polnischen Be-
völkerung damals noch nichts anzufangen. Über alle diese Hinder-
nisse siegte Redens groſsartige Energie. Zunächst war es ihm ge-
lungen, vorzügliche Eisensteine (Sphärosiderite) in dem Kreuzburger
Kreise auf dem Territorium der Dörfer Wilmsdorf, Lofkaritz, Babkowski
und Ludwigsdorf aufzuschlieſsen und von 1780 an zu fördern. Diese
Erze gaben für sich verschmolzen das vorzüglichste Roheisen, das,
zur Stabeisen-Fabrikation verwandt, den allgemein anerkannten Ruf
des Malapaner und Kreuzburger Eisens begründete. 1783 wurde der
Bau einer Kanonengieſserei beschlossen.

Über die Hoffnungen des Ministers von Heinitz bezüglich der
Eisenindustrie giebt ein interessanter Brief 2) desselben in französischer
Sprache an Baron Phil. Friedr. de Dietrich vom 17. Juni 1785
einen Einblick. Er schreibt darin: „Ich habe den Bergkommissar
Eversmann nach England geschickt, um dort 18 Monate lang Unter-
suchungen und Beobachtungen bei den dortigen Bergwerken und
Hütten anzustellen, und ich bin jetzt damit beschäftigt, zu prüfen,
was man davon nützlich machen könne für neue Unternehmungen

1) Die erste war die zu Burggerner im Mansfeldischen (S. 541). Diesen
folgten bald mehrere andere, die im eignen Lande, erst zu Malapane, dann zu
Gleiwitz hergestellt wurden. Die Cylinder lieſs man anfänglich aus England
kommen. Den Genannten folgte 1791 eine 40 zöllige, 1793 eine 48 zöllige, 1796
eine 40 zöllige, 1798 eine 24 zöllige.
2) Ich verdanke die Mitteilung dieses Briefes der Güte der Herren de Diet-
rich u. Co
. zu Niederbronn.
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[928/0942] Preuſsen. Axe nach Tarnowitz verbracht wurde. Die Maschine, die 32 Zoll Cylinderweite hatte, wurde aufgestellt und ging. Es war dies die zweite Dampfmaschine, welche auf den königlichen Werken in Thätig- keit kam 1). Das früher ganz unbekannte und vernachlässigte Oberschlesien wurde nun ein Reiseziel von Fürsten und Gelehrten. 1778 besuchte der König Tarnowitz, 1790 Herzog Karl August mit Goethe, welche Reden mit nach Wielitzka nahmen. Goethe rühmt Reden als vor- trefflichen Reisebegleiter. Von Tarnowitz schrieb er damals das Distichon: Fern von gebildeten Menschen, am Ende des Reiches, wer hilft euch Schätze finden und sie glücklich zu bringen ans Licht? Das groſsartige Projekt des Ministers von Heinitz und des Grafen von Reden, in Oberschlesien eine Industrie zu schaffen, wie in Eng- land, stieſsen auf viele Schwierigkeiten. Oberschlesien war noch fast im Urzustande, es gab keine Karten, keine Wege, keine Wirtshäuser, keine Arbeiter, wenigstens war mit der ungebildeten polnischen Be- völkerung damals noch nichts anzufangen. Über alle diese Hinder- nisse siegte Redens groſsartige Energie. Zunächst war es ihm ge- lungen, vorzügliche Eisensteine (Sphärosiderite) in dem Kreuzburger Kreise auf dem Territorium der Dörfer Wilmsdorf, Lofkaritz, Babkowski und Ludwigsdorf aufzuschlieſsen und von 1780 an zu fördern. Diese Erze gaben für sich verschmolzen das vorzüglichste Roheisen, das, zur Stabeisen-Fabrikation verwandt, den allgemein anerkannten Ruf des Malapaner und Kreuzburger Eisens begründete. 1783 wurde der Bau einer Kanonengieſserei beschlossen. Über die Hoffnungen des Ministers von Heinitz bezüglich der Eisenindustrie giebt ein interessanter Brief 2) desselben in französischer Sprache an Baron Phil. Friedr. de Dietrich vom 17. Juni 1785 einen Einblick. Er schreibt darin: „Ich habe den Bergkommissar Eversmann nach England geschickt, um dort 18 Monate lang Unter- suchungen und Beobachtungen bei den dortigen Bergwerken und Hütten anzustellen, und ich bin jetzt damit beschäftigt, zu prüfen, was man davon nützlich machen könne für neue Unternehmungen 1) Die erste war die zu Burggerner im Mansfeldischen (S. 541). Diesen folgten bald mehrere andere, die im eignen Lande, erst zu Malapane, dann zu Gleiwitz hergestellt wurden. Die Cylinder lieſs man anfänglich aus England kommen. Den Genannten folgte 1791 eine 40 zöllige, 1793 eine 48 zöllige, 1796 eine 40 zöllige, 1798 eine 24 zöllige. 2) Ich verdanke die Mitteilung dieses Briefes der Güte der Herren de Diet- rich u. Co. zu Niederbronn.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/942>, abgerufen am 22.11.2024.