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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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und zur Verbesserung der alten. Meine Aufmerksamkeit wird sich
in diesem Jahre besonders auf folgende Gegenstände richten:

1. Auf eine Giesserei eiserner Kanonen nach englischer Methode.
Das Etablissement, welches im vorigen Jahre begonnen wurde,
wird in diesem vollendet. Es befindet sich auf der königlichen
Hütte zu Malapane.
2. Auf die Anlage einer Stahlfrischhütte und einiger Stahlraffinier-
hämmer, da man in Oberschlesien ein Erz von erdiger Be-
schaffenheit für Weisseisen, sehr geeignet für Stahl, gefunden
hat.
3. Gussstahl zu machen unter Verwendung von Cementstahl als
Rohmaterial.
4. Lasse ich einen Hochofen bauen, bei dem der Wind von drei
Seiten eintritt. Wenn dieser Versuch, wie ich hoffe, gelingt,
so wird die Menge der Roheisenerzeugung sehr gesteigert
werden und auch die Qualität wird besser wie bei den ge-
wöhnlichen Hochöfen sein.
5. Werden die Steinkohlen, welche wir in grosser Menge besitzen,
entschwefelt, und ich werde die Koks mit Vorteil in den
Hammer- und Gusshütten verwenden.
6. Soll die Feuerpumpe, welche in Mansfeld nach den neuen
Grundsätzen von Boulton aufgestellt wurde und sich zur
Trockenhaltung eines wichtigen Kupferschieferflötzes bewährt
hat, bald nachgeahmt werden."

Nach der Rückkehr Redens von seiner ersten englischen Reise
1787 machte er Versuche mit einem kleinen Kupolofen (Schachtofen)
von 3 Fuss Höhe und 15 Zoll Weite mit Holzkohlen, und 1790 wieder-
holte er diesen Versuch mit einem Öfchen von 4 Fuss Höhe und
12 Zoll Weite, beide Male ohne Erfolg. Es waren dies die kleinen
Wilkinson-Öfen, welche mit Koks und genügendem Gebläse ganz
gut funktionierten, für Holzkohlen aber nichts taugten.

Graf Reden hatte John Wilkinson in England kennen gelernt
und wahrscheinlich die Dampfmaschine für Tarnowitz von ihm be-
zogen. 1789 wurde Wilkinson auf Redens Veranlassung von dem
königlichen Bergwerks- und Hütten-Departement nach Schlesien be-
rufen 1), um Reden bei seinen Versuchen, mit Koks zu schmelzen,
durch seine Erfahrung zu unterstützen. Reden hatte 1788 mit Ver-

1) Siehe Bergmännisches Journal von Köhler, 5. Jahrgang. Bd. I. S. 148
und 3. Jahrgang. Bd. I. S. 319 (1790).
Beck, Geschichte des Eisens. 59

Preuſsen.
und zur Verbesserung der alten. Meine Aufmerksamkeit wird sich
in diesem Jahre besonders auf folgende Gegenstände richten:

1. Auf eine Gieſserei eiserner Kanonen nach englischer Methode.
Das Etablissement, welches im vorigen Jahre begonnen wurde,
wird in diesem vollendet. Es befindet sich auf der königlichen
Hütte zu Malapane.
2. Auf die Anlage einer Stahlfrischhütte und einiger Stahlraffinier-
hämmer, da man in Oberschlesien ein Erz von erdiger Be-
schaffenheit für Weiſseisen, sehr geeignet für Stahl, gefunden
hat.
3. Guſsstahl zu machen unter Verwendung von Cementstahl als
Rohmaterial.
4. Lasse ich einen Hochofen bauen, bei dem der Wind von drei
Seiten eintritt. Wenn dieser Versuch, wie ich hoffe, gelingt,
so wird die Menge der Roheisenerzeugung sehr gesteigert
werden und auch die Qualität wird besser wie bei den ge-
wöhnlichen Hochöfen sein.
5. Werden die Steinkohlen, welche wir in groſser Menge besitzen,
entschwefelt, und ich werde die Koks mit Vorteil in den
Hammer- und Guſshütten verwenden.
6. Soll die Feuerpumpe, welche in Mansfeld nach den neuen
Grundsätzen von Boulton aufgestellt wurde und sich zur
Trockenhaltung eines wichtigen Kupferschieferflötzes bewährt
hat, bald nachgeahmt werden.“

Nach der Rückkehr Redens von seiner ersten englischen Reise
1787 machte er Versuche mit einem kleinen Kupolofen (Schachtofen)
von 3 Fuſs Höhe und 15 Zoll Weite mit Holzkohlen, und 1790 wieder-
holte er diesen Versuch mit einem Öfchen von 4 Fuſs Höhe und
12 Zoll Weite, beide Male ohne Erfolg. Es waren dies die kleinen
Wilkinson-Öfen, welche mit Koks und genügendem Gebläse ganz
gut funktionierten, für Holzkohlen aber nichts taugten.

Graf Reden hatte John Wilkinson in England kennen gelernt
und wahrscheinlich die Dampfmaschine für Tarnowitz von ihm be-
zogen. 1789 wurde Wilkinson auf Redens Veranlassung von dem
königlichen Bergwerks- und Hütten-Departement nach Schlesien be-
rufen 1), um Reden bei seinen Versuchen, mit Koks zu schmelzen,
durch seine Erfahrung zu unterstützen. Reden hatte 1788 mit Ver-

1) Siehe Bergmännisches Journal von Köhler, 5. Jahrgang. Bd. I. S. 148
und 3. Jahrgang. Bd. I. S. 319 (1790).
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[929/0943] Preuſsen. und zur Verbesserung der alten. Meine Aufmerksamkeit wird sich in diesem Jahre besonders auf folgende Gegenstände richten: 1. Auf eine Gieſserei eiserner Kanonen nach englischer Methode. Das Etablissement, welches im vorigen Jahre begonnen wurde, wird in diesem vollendet. Es befindet sich auf der königlichen Hütte zu Malapane. 2. Auf die Anlage einer Stahlfrischhütte und einiger Stahlraffinier- hämmer, da man in Oberschlesien ein Erz von erdiger Be- schaffenheit für Weiſseisen, sehr geeignet für Stahl, gefunden hat. 3. Guſsstahl zu machen unter Verwendung von Cementstahl als Rohmaterial. 4. Lasse ich einen Hochofen bauen, bei dem der Wind von drei Seiten eintritt. Wenn dieser Versuch, wie ich hoffe, gelingt, so wird die Menge der Roheisenerzeugung sehr gesteigert werden und auch die Qualität wird besser wie bei den ge- wöhnlichen Hochöfen sein. 5. Werden die Steinkohlen, welche wir in groſser Menge besitzen, entschwefelt, und ich werde die Koks mit Vorteil in den Hammer- und Guſshütten verwenden. 6. Soll die Feuerpumpe, welche in Mansfeld nach den neuen Grundsätzen von Boulton aufgestellt wurde und sich zur Trockenhaltung eines wichtigen Kupferschieferflötzes bewährt hat, bald nachgeahmt werden.“ Nach der Rückkehr Redens von seiner ersten englischen Reise 1787 machte er Versuche mit einem kleinen Kupolofen (Schachtofen) von 3 Fuſs Höhe und 15 Zoll Weite mit Holzkohlen, und 1790 wieder- holte er diesen Versuch mit einem Öfchen von 4 Fuſs Höhe und 12 Zoll Weite, beide Male ohne Erfolg. Es waren dies die kleinen Wilkinson-Öfen, welche mit Koks und genügendem Gebläse ganz gut funktionierten, für Holzkohlen aber nichts taugten. Graf Reden hatte John Wilkinson in England kennen gelernt und wahrscheinlich die Dampfmaschine für Tarnowitz von ihm be- zogen. 1789 wurde Wilkinson auf Redens Veranlassung von dem königlichen Bergwerks- und Hütten-Departement nach Schlesien be- rufen 1), um Reden bei seinen Versuchen, mit Koks zu schmelzen, durch seine Erfahrung zu unterstützen. Reden hatte 1788 mit Ver- 1) Siehe Bergmännisches Journal von Köhler, 5. Jahrgang. Bd. I. S. 148 und 3. Jahrgang. Bd. I. S. 319 (1790). Beck, Geschichte des Eisens. 59

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 929. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/943>, abgerufen am 22.11.2024.