Im Stahlhandel gab es eine Menge von Zeichen. Grössere Fabri- kanten schlugen manchmal ihren vollen Namen auf den Stahl und dazu das Zeichen, das in der Gegend, wohin der Stahl geschickt werden sollte, besonders beliebt war. Die berühmtesten dieser Zeichen waren Herz und Kleeblatt ("Härt und Club") auf Stab- und Fassstahl, dessen ältester Besitz unter mehreren Häusern streitig war, Speere, 3 Sporen, Tannenbaum oder Eichenlaub, 2 lateinische S mit + dar- über und -- darunter, welche auf den vierkantigen Stahl, der unter dem Namen ungarischer Stahl (acier d'Hongrie) nach Brabant und Frankreich ging, geschlagen wurde. Die gewöhnlichsten Zeichen für Frankreich waren Hirschkopf und Einhorn. Ausserdem gab es noch eine Menge von Stahlmarken 1), als Stern, Siebenstern, Anker, Brillen, doppelte Schlüssel, doppelte Adler, Seepferd, best german steel, Hahn, Löwe mit dem Schwert, Schere, Sonne, wilder Mann, Pokal, Weinfass, Weintraube, Krahn, Weltkugel, Vogel u. s. w. Fassstahl wurde mit 131/2 Rthlr. die 100 Pfd. bezahlt. Der märkische Stahl ging nach fast allen Ländern der Welt.
Ein beträchtlicher Teil des fabrizierten Stahles wurde auf den märkischen Fabriken weiter verarbeitet, z. B. zu Sensen, wovon 1798 159 Arbeiter für 124610 Thlr. herstellten, die teils in die baltischen Länder, teils nach Holland, Frankreich und Spanien gingen; ferner, wie bereits erwähnt, zu Stahldraht, der teilweise weiter zu Nähnadeln verarbeitet wurde. Damit waren 1798 475 Arbeiter beschäftigt, die 107 Millionen Stück im Werte von 62500 Thlr. lieferten. Eine aus- gedehnte Verwendung fand der Reckstahl für ordinäre Sackhauer- und sogenannte "Solinger" Messer. Endlich verarbeiteten die Klein- eisenfabrikanten einen nicht geringen Teil zu Feilen, Sägen, Feuerstäben, Kaffeemühlen, Wagebalken, Bohrern, Schlössern u. s. w., sodann zu Kurz- und Galanteriewaren, Maultrommeln, Ketten u. s. w. Viel ging auch nach Solingen auf die Schwertfabriken.
Das Reckeisen wurde ebenfalls meist im Inlande zu Draht und in Kleineisenfabriken verarbeitet. Das Bandeisen ging über Holland, Bremen und Hamburg nach Frankreich, Spanien, Portugal und dem Mittelländischen Meere.
Die Breitware wurde teils auf inländischen Fabriken als Pfannen, Schaufeln u. s. w. fertig gemacht, teils roh ins Bergische verführt. Die Platinen zu Flintenläufen gingen nach Burg an der Wupper, Essen und Kölenburg auf die Gewehrfabriken. Eversmann schätzte
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 244.
Westfalen und die Rheinlande.
Im Stahlhandel gab es eine Menge von Zeichen. Gröſsere Fabri- kanten schlugen manchmal ihren vollen Namen auf den Stahl und dazu das Zeichen, das in der Gegend, wohin der Stahl geschickt werden sollte, besonders beliebt war. Die berühmtesten dieser Zeichen waren Herz und Kleeblatt („Härt und Club“) auf Stab- und Faſsstahl, dessen ältester Besitz unter mehreren Häusern streitig war, Speere, 3 Sporen, Tannenbaum oder Eichenlaub, 2 lateinische S mit + dar- über und — darunter, welche auf den vierkantigen Stahl, der unter dem Namen ungarischer Stahl (acier d’Hongrie) nach Brabant und Frankreich ging, geschlagen wurde. Die gewöhnlichsten Zeichen für Frankreich waren Hirschkopf und Einhorn. Auſserdem gab es noch eine Menge von Stahlmarken 1), als Stern, Siebenstern, Anker, Brillen, doppelte Schlüssel, doppelte Adler, Seepferd, best german steel, Hahn, Löwe mit dem Schwert, Schere, Sonne, wilder Mann, Pokal, Weinfaſs, Weintraube, Krahn, Weltkugel, Vogel u. s. w. Faſsstahl wurde mit 13½ Rthlr. die 100 Pfd. bezahlt. Der märkische Stahl ging nach fast allen Ländern der Welt.
Ein beträchtlicher Teil des fabrizierten Stahles wurde auf den märkischen Fabriken weiter verarbeitet, z. B. zu Sensen, wovon 1798 159 Arbeiter für 124610 Thlr. herstellten, die teils in die baltischen Länder, teils nach Holland, Frankreich und Spanien gingen; ferner, wie bereits erwähnt, zu Stahldraht, der teilweise weiter zu Nähnadeln verarbeitet wurde. Damit waren 1798 475 Arbeiter beschäftigt, die 107 Millionen Stück im Werte von 62500 Thlr. lieferten. Eine aus- gedehnte Verwendung fand der Reckstahl für ordinäre Sackhauer- und sogenannte „Solinger“ Messer. Endlich verarbeiteten die Klein- eisenfabrikanten einen nicht geringen Teil zu Feilen, Sägen, Feuerstäben, Kaffeemühlen, Wagebalken, Bohrern, Schlössern u. s. w., sodann zu Kurz- und Galanteriewaren, Maultrommeln, Ketten u. s. w. Viel ging auch nach Solingen auf die Schwertfabriken.
Das Reckeisen wurde ebenfalls meist im Inlande zu Draht und in Kleineisenfabriken verarbeitet. Das Bandeisen ging über Holland, Bremen und Hamburg nach Frankreich, Spanien, Portugal und dem Mittelländischen Meere.
Die Breitware wurde teils auf inländischen Fabriken als Pfannen, Schaufeln u. s. w. fertig gemacht, teils roh ins Bergische verführt. Die Platinen zu Flintenläufen gingen nach Burg an der Wupper, Essen und Kölenburg auf die Gewehrfabriken. Eversmann schätzte
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 244.
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Westfalen und die Rheinlande.
Im Stahlhandel gab es eine Menge von Zeichen. Gröſsere Fabri-
kanten schlugen manchmal ihren vollen Namen auf den Stahl und
dazu das Zeichen, das in der Gegend, wohin der Stahl geschickt
werden sollte, besonders beliebt war. Die berühmtesten dieser Zeichen
waren Herz und Kleeblatt („Härt und Club“) auf Stab- und Faſsstahl,
dessen ältester Besitz unter mehreren Häusern streitig war, Speere,
3 Sporen, Tannenbaum oder Eichenlaub, 2 lateinische S mit + dar-
über und — darunter, welche auf den vierkantigen Stahl, der unter
dem Namen ungarischer Stahl (acier d’Hongrie) nach Brabant und
Frankreich ging, geschlagen wurde. Die gewöhnlichsten Zeichen für
Frankreich waren Hirschkopf und Einhorn. Auſserdem gab es noch
eine Menge von Stahlmarken 1), als Stern, Siebenstern, Anker, Brillen,
doppelte Schlüssel, doppelte Adler, Seepferd, best german steel, Hahn,
Löwe mit dem Schwert, Schere, Sonne, wilder Mann, Pokal, Weinfaſs,
Weintraube, Krahn, Weltkugel, Vogel u. s. w. Faſsstahl wurde mit
13½ Rthlr. die 100 Pfd. bezahlt. Der märkische Stahl ging nach
fast allen Ländern der Welt.
Ein beträchtlicher Teil des fabrizierten Stahles wurde auf den
märkischen Fabriken weiter verarbeitet, z. B. zu Sensen, wovon 1798
159 Arbeiter für 124610 Thlr. herstellten, die teils in die baltischen
Länder, teils nach Holland, Frankreich und Spanien gingen; ferner,
wie bereits erwähnt, zu Stahldraht, der teilweise weiter zu Nähnadeln
verarbeitet wurde. Damit waren 1798 475 Arbeiter beschäftigt, die
107 Millionen Stück im Werte von 62500 Thlr. lieferten. Eine aus-
gedehnte Verwendung fand der Reckstahl für ordinäre Sackhauer-
und sogenannte „Solinger“ Messer. Endlich verarbeiteten die Klein-
eisenfabrikanten einen nicht geringen Teil zu Feilen, Sägen,
Feuerstäben, Kaffeemühlen, Wagebalken, Bohrern, Schlössern u. s. w.,
sodann zu Kurz- und Galanteriewaren, Maultrommeln, Ketten u. s. w.
Viel ging auch nach Solingen auf die Schwertfabriken.
Das Reckeisen wurde ebenfalls meist im Inlande zu Draht und
in Kleineisenfabriken verarbeitet. Das Bandeisen ging über Holland,
Bremen und Hamburg nach Frankreich, Spanien, Portugal und dem
Mittelländischen Meere.
Die Breitware wurde teils auf inländischen Fabriken als Pfannen,
Schaufeln u. s. w. fertig gemacht, teils roh ins Bergische verführt.
Die Platinen zu Flintenläufen gingen nach Burg an der Wupper,
Essen und Kölenburg auf die Gewehrfabriken. Eversmann schätzte
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 244.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/963>, abgerufen am 22.11.2024.
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