Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Westfalen und die Rheinlande.
den Wert der Produktion der 98 Stahlhämmer auf 728000 Rthlr.,
der 41 Eisenreckhämmer auf 149240 Rthlr. und der 24 Breithämmer
auf 184500, zusammen 1061740 Rthlr.

Auf Schwarzblech gingen Ende des Jahrhunderts nur zwei
Hämmer, "Platen" genannt, der zu Eilverlingsen (Everingsen) an
der Lenne, oberhalb Altena, dem Landrichter Göcke, und der am
Hünengraben bei Altena, dem Bürgermeister Rumpe gehörig. Ein
Blechwalzwerk des Erstgenannten auf der Rhamke (s. S. 592) war
nur kurze Zeit im Betrieb gewesen. Die märkische Blechschmiederei
zu Eilverlingsen stammte aus Suhl und war das Verfahren dasselbe
wie dort. Eilverlingsen schmiedete sich seine Blechstäbe selbst. Das
Sundwiger Eisen war für Bleche sehr gut. 1792 kosteten Ofenrohr-
bleche zu Elberfeld 86 Rthlr. die 1000 Pfd. Die Bleche gingen an die
Salzwerke zu Königsborn, Rehme bei Minden und Nauheim in
Hessen, auf die inländischen Fingerhutfabriken und an die Blech-
schmiede für Ofenröhren, Draht-Glühkessel u. s. w. Die jährliche
Produktion betrug an 70000 kg im Werte von 16500 Rthlr. Die
Versuche, die Weissblechfabrikation in der Mark einzuführen,
hatten keinen Erfolg gehabt. Die Fabriken zu Alhausen an der
Ennepe und auf der Gemark waren bald wieder eingegangen.

Zwei Walzen-Schmied- und Drehwerke waren auf der Rahlen-
beck bei Schwelm und auf dem Eilperbach bei Hagen. Sie drehten
gegossene und geschmiedete Walzen, Cylinder, Schrauben und Muttern zu
Kalander und Pressen; die gegossenen kamen aus dem Siegerland.
Da die Fabriken die einzigen in Westdeutschland waren, erzielten sie
sehr hohe Preise.

Sehr beträchtlich war die Sensenfabrikation geworden 1). Sie
beschäftigte Ende des Jahrhunderts 43 Hämmer mit 103 Feuern, jeder
Hammer hatte sein Schleifwerk. Die Schleifsteine waren neu 7 Fuss
hoch. Man unterschied die weisse Sensenfabrik der Enneper Strasse,
die blaue Sensenfabrik und die Plettenberger Sensenfabrik.

Die weisse Sensenfabrik der Enneper Strasse beschäftigte
um 1800 34 Hämmer mit 85 Feuern. Vor jedem Feuer arbeitete ein
Meister mit einem Meisterknecht und einem Lehrjungen entweder
auf eigene Rechnung oder im Lohn. In letzterem Falle hiess er
Bundschmied, weil er nach Bunden von 12 oder 13 Stück bezahlt
wurde. Das ganze Personal einschliesslich der Schleifer machte seit
1790 eine vereinigte Gesellschaft aus, die unter einer obrigkeitlich

1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 254.

Westfalen und die Rheinlande.
den Wert der Produktion der 98 Stahlhämmer auf 728000 Rthlr.,
der 41 Eisenreckhämmer auf 149240 Rthlr. und der 24 Breithämmer
auf 184500, zusammen 1061740 Rthlr.

Auf Schwarzblech gingen Ende des Jahrhunderts nur zwei
Hämmer, „Platen“ genannt, der zu Eilverlingsen (Everingsen) an
der Lenne, oberhalb Altena, dem Landrichter Göcke, und der am
Hünengraben bei Altena, dem Bürgermeister Rumpe gehörig. Ein
Blechwalzwerk des Erstgenannten auf der Rhamke (s. S. 592) war
nur kurze Zeit im Betrieb gewesen. Die märkische Blechschmiederei
zu Eilverlingsen stammte aus Suhl und war das Verfahren dasselbe
wie dort. Eilverlingsen schmiedete sich seine Blechstäbe selbst. Das
Sundwiger Eisen war für Bleche sehr gut. 1792 kosteten Ofenrohr-
bleche zu Elberfeld 86 Rthlr. die 1000 Pfd. Die Bleche gingen an die
Salzwerke zu Königsborn, Rehme bei Minden und Nauheim in
Hessen, auf die inländischen Fingerhutfabriken und an die Blech-
schmiede für Ofenröhren, Draht-Glühkessel u. s. w. Die jährliche
Produktion betrug an 70000 kg im Werte von 16500 Rthlr. Die
Versuche, die Weiſsblechfabrikation in der Mark einzuführen,
hatten keinen Erfolg gehabt. Die Fabriken zu Alhausen an der
Ennepe und auf der Gemark waren bald wieder eingegangen.

Zwei Walzen-Schmied- und Drehwerke waren auf der Rahlen-
beck bei Schwelm und auf dem Eilperbach bei Hagen. Sie drehten
gegossene und geschmiedete Walzen, Cylinder, Schrauben und Muttern zu
Kalander und Pressen; die gegossenen kamen aus dem Siegerland.
Da die Fabriken die einzigen in Westdeutschland waren, erzielten sie
sehr hohe Preise.

Sehr beträchtlich war die Sensenfabrikation geworden 1). Sie
beschäftigte Ende des Jahrhunderts 43 Hämmer mit 103 Feuern, jeder
Hammer hatte sein Schleifwerk. Die Schleifsteine waren neu 7 Fuſs
hoch. Man unterschied die weiſse Sensenfabrik der Enneper Straſse,
die blaue Sensenfabrik und die Plettenberger Sensenfabrik.

Die weiſse Sensenfabrik der Enneper Straſse beschäftigte
um 1800 34 Hämmer mit 85 Feuern. Vor jedem Feuer arbeitete ein
Meister mit einem Meisterknecht und einem Lehrjungen entweder
auf eigene Rechnung oder im Lohn. In letzterem Falle hieſs er
Bundschmied, weil er nach Bunden von 12 oder 13 Stück bezahlt
wurde. Das ganze Personal einschlieſslich der Schleifer machte seit
1790 eine vereinigte Gesellschaft aus, die unter einer obrigkeitlich

1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 254.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0964" n="950"/><fw place="top" type="header">Westfalen und die Rheinlande.</fw><lb/>
den Wert der Produktion der 98 Stahlhämmer auf 728000 Rthlr.,<lb/>
der 41 Eisenreckhämmer auf 149240 Rthlr. und der 24 Breithämmer<lb/>
auf 184500, zusammen 1061740 Rthlr.</p><lb/>
              <p>Auf <hi rendition="#g">Schwarzblech</hi> gingen Ende des Jahrhunderts nur zwei<lb/>
Hämmer, &#x201E;Platen&#x201C; genannt, der zu <hi rendition="#g">Eilverlingsen</hi> (Everingsen) an<lb/>
der Lenne, oberhalb Altena, dem Landrichter <hi rendition="#g">Göcke</hi>, und der am<lb/>
Hünengraben bei Altena, dem Bürgermeister <hi rendition="#g">Rumpe</hi> gehörig. Ein<lb/>
Blechwalzwerk des Erstgenannten auf der Rhamke (s. S. 592) war<lb/>
nur kurze Zeit im Betrieb gewesen. Die märkische Blechschmiederei<lb/>
zu Eilverlingsen stammte aus Suhl und war das Verfahren dasselbe<lb/>
wie dort. Eilverlingsen schmiedete sich seine Blechstäbe selbst. Das<lb/>
Sundwiger Eisen war für Bleche sehr gut. 1792 kosteten Ofenrohr-<lb/>
bleche zu Elberfeld 86 Rthlr. die 1000 Pfd. Die Bleche gingen an die<lb/>
Salzwerke zu Königsborn, Rehme bei Minden und Nauheim in<lb/>
Hessen, auf die inländischen Fingerhutfabriken und an die Blech-<lb/>
schmiede für Ofenröhren, Draht-Glühkessel u. s. w. Die jährliche<lb/>
Produktion betrug an 70000 kg im Werte von 16500 Rthlr. Die<lb/>
Versuche, die <hi rendition="#g">Wei&#x017F;sblechf</hi>abrikation in der Mark einzuführen,<lb/>
hatten keinen Erfolg gehabt. Die Fabriken zu Alhausen an der<lb/>
Ennepe und auf der Gemark waren bald wieder eingegangen.</p><lb/>
              <p>Zwei Walzen-Schmied- und Drehwerke waren auf der Rahlen-<lb/>
beck bei Schwelm und auf dem Eilperbach bei Hagen. Sie drehten<lb/>
gegossene und geschmiedete Walzen, Cylinder, Schrauben und Muttern zu<lb/>
Kalander und Pressen; die gegossenen kamen aus dem Siegerland.<lb/>
Da die Fabriken die einzigen in Westdeutschland waren, erzielten sie<lb/>
sehr hohe Preise.</p><lb/>
              <p>Sehr beträchtlich war die <hi rendition="#g">Sensenfabrikation</hi> geworden <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Eversmann</hi>, a. a. O., S. 254.</note>. Sie<lb/>
beschäftigte Ende des Jahrhunderts 43 Hämmer mit 103 Feuern, jeder<lb/>
Hammer hatte sein Schleifwerk. Die Schleifsteine waren neu 7 Fu&#x017F;s<lb/>
hoch. Man unterschied die <hi rendition="#g">wei&#x017F;se</hi> Sensenfabrik der Enneper Stra&#x017F;se,<lb/>
die <hi rendition="#g">blaue</hi> Sensenfabrik und die <hi rendition="#g">Plettenberger</hi> Sensenfabrik.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">wei&#x017F;se Sensenfabrik</hi> der <hi rendition="#g">Enneper Stra&#x017F;se</hi> beschäftigte<lb/>
um 1800 34 Hämmer mit 85 Feuern. Vor jedem Feuer arbeitete ein<lb/>
Meister mit einem Meisterknecht und einem Lehrjungen entweder<lb/>
auf eigene Rechnung oder im Lohn. In letzterem Falle hie&#x017F;s er<lb/>
Bundschmied, weil er nach Bunden von 12 oder 13 Stück bezahlt<lb/>
wurde. Das ganze Personal einschlie&#x017F;slich der Schleifer machte seit<lb/>
1790 eine vereinigte Gesellschaft aus, die unter einer obrigkeitlich<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[950/0964] Westfalen und die Rheinlande. den Wert der Produktion der 98 Stahlhämmer auf 728000 Rthlr., der 41 Eisenreckhämmer auf 149240 Rthlr. und der 24 Breithämmer auf 184500, zusammen 1061740 Rthlr. Auf Schwarzblech gingen Ende des Jahrhunderts nur zwei Hämmer, „Platen“ genannt, der zu Eilverlingsen (Everingsen) an der Lenne, oberhalb Altena, dem Landrichter Göcke, und der am Hünengraben bei Altena, dem Bürgermeister Rumpe gehörig. Ein Blechwalzwerk des Erstgenannten auf der Rhamke (s. S. 592) war nur kurze Zeit im Betrieb gewesen. Die märkische Blechschmiederei zu Eilverlingsen stammte aus Suhl und war das Verfahren dasselbe wie dort. Eilverlingsen schmiedete sich seine Blechstäbe selbst. Das Sundwiger Eisen war für Bleche sehr gut. 1792 kosteten Ofenrohr- bleche zu Elberfeld 86 Rthlr. die 1000 Pfd. Die Bleche gingen an die Salzwerke zu Königsborn, Rehme bei Minden und Nauheim in Hessen, auf die inländischen Fingerhutfabriken und an die Blech- schmiede für Ofenröhren, Draht-Glühkessel u. s. w. Die jährliche Produktion betrug an 70000 kg im Werte von 16500 Rthlr. Die Versuche, die Weiſsblechfabrikation in der Mark einzuführen, hatten keinen Erfolg gehabt. Die Fabriken zu Alhausen an der Ennepe und auf der Gemark waren bald wieder eingegangen. Zwei Walzen-Schmied- und Drehwerke waren auf der Rahlen- beck bei Schwelm und auf dem Eilperbach bei Hagen. Sie drehten gegossene und geschmiedete Walzen, Cylinder, Schrauben und Muttern zu Kalander und Pressen; die gegossenen kamen aus dem Siegerland. Da die Fabriken die einzigen in Westdeutschland waren, erzielten sie sehr hohe Preise. Sehr beträchtlich war die Sensenfabrikation geworden 1). Sie beschäftigte Ende des Jahrhunderts 43 Hämmer mit 103 Feuern, jeder Hammer hatte sein Schleifwerk. Die Schleifsteine waren neu 7 Fuſs hoch. Man unterschied die weiſse Sensenfabrik der Enneper Straſse, die blaue Sensenfabrik und die Plettenberger Sensenfabrik. Die weiſse Sensenfabrik der Enneper Straſse beschäftigte um 1800 34 Hämmer mit 85 Feuern. Vor jedem Feuer arbeitete ein Meister mit einem Meisterknecht und einem Lehrjungen entweder auf eigene Rechnung oder im Lohn. In letzterem Falle hieſs er Bundschmied, weil er nach Bunden von 12 oder 13 Stück bezahlt wurde. Das ganze Personal einschlieſslich der Schleifer machte seit 1790 eine vereinigte Gesellschaft aus, die unter einer obrigkeitlich 1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 254.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/964
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 950. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/964>, abgerufen am 22.11.2024.