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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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bestätigten Ordnung stand und wenigstens einmal im Jahre sich in
einer Tagessatzung versammelte, die den Namen Pflichttag führte,
wobei man sich über gemeinschaftliche Angelegenheiten beriet und
unter anderem auch gewisse niedrigste Verkaufspreise bestimmt
wurden, unter welchen kein Mitglied der Gesellschaft verkaufen
durfte.

Das Material zu den weissen Sensen war teils inländisches, teils
Dillenburger und Kölnisches Eisen. Die Eisenstangen wurden in ent-
sprechende Stücke gehauen, diese auf der hohen Kante gespalten und
Stahl eingelegt, alsdann unter einem Hammer vorgeschmiedet und
unter einem zweiten an derselben Welle gebreitet, hierauf mit der Hand
fertig gemacht, bei Koksfeuer gewärmt und gehärtet, in Unschlitt
gelöscht und abgelassen, nachher, soweit der Stahl in der Schneide
lag, gegen den Stein geschliffen. Nach dem Richten wurden sie in
Dutzenden oder Bunden in Stroh gewickelt und verschickt. Das
Schmieden geschah mit Steinkohlen. Das mittlere Fabrikations-
quantum eines Feuers betrug 300 Bund, doch gab es Meister, die
500 Bund machten. Ein grosser Teil der Sensen wurde von den
Winterberger Handelsleuten durch Hausierhandel vertrieben. Die
Fabrik der Enneper Strasse machte im Jahre 1800 an Sensen,
Sicheln und Strohmessern etwa 26000 Bund im Werte von
130000 Thlr.

In der Plettenbergischen Sensenfabrik wurde meist bei Holz-
kohlen geschmiedet und nicht gegen, sondern mit dem Stein ge-
schliffen. Auch härtete man die Ware im Wasser. Das Eisen dazu
kam aus dem Herzogtum Westfalen. In den 80er Jahren hatten die
Plettenberger Sensenfabrikanten einen Stapel und verkauften ihre
Ware gemeinschaftlich.

Die blaue Sensenfabrik unterschied sich dadurch, dass ihre
Produkte ganz von Stahl waren und nicht geschliffen, sondern bloss
geplattet, gekratzt und geblaut wurden. Sie war eine Nachahmung der
steierischen Sensenfabrik und wurde von einem Baron Wilhelm von
Haack
, der eigentlich aus Eisen Stahl machen wollte, was misslang,
im Jahre 1763 eingeführt. Das Blauen oder Blauanlassen geschah
auf einer Eisenplatte, welche unten mit Steinkohlen erhitzt wurde,
in Sand, das Platten mittels ein- bis anderthalbpfündiger Hämmer,
die mit so schneller Bewegung gingen, dass man die Schläge nicht
nachzählen konnte, und statt in Hülsen in widersinnig gewundenen
Stricken lagen. Die stärkste Fabrikation blauer Sensen betrieben die
Gebrüder Elbers auf ihrem Öyer Werke bei Hagen. Die zweite

Westfalen und die Rheinlande.
bestätigten Ordnung stand und wenigstens einmal im Jahre sich in
einer Tagessatzung versammelte, die den Namen Pflichttag führte,
wobei man sich über gemeinschaftliche Angelegenheiten beriet und
unter anderem auch gewisse niedrigste Verkaufspreise bestimmt
wurden, unter welchen kein Mitglied der Gesellschaft verkaufen
durfte.

Das Material zu den weiſsen Sensen war teils inländisches, teils
Dillenburger und Kölnisches Eisen. Die Eisenstangen wurden in ent-
sprechende Stücke gehauen, diese auf der hohen Kante gespalten und
Stahl eingelegt, alsdann unter einem Hammer vorgeschmiedet und
unter einem zweiten an derselben Welle gebreitet, hierauf mit der Hand
fertig gemacht, bei Koksfeuer gewärmt und gehärtet, in Unschlitt
gelöscht und abgelassen, nachher, soweit der Stahl in der Schneide
lag, gegen den Stein geschliffen. Nach dem Richten wurden sie in
Dutzenden oder Bunden in Stroh gewickelt und verschickt. Das
Schmieden geschah mit Steinkohlen. Das mittlere Fabrikations-
quantum eines Feuers betrug 300 Bund, doch gab es Meister, die
500 Bund machten. Ein groſser Teil der Sensen wurde von den
Winterberger Handelsleuten durch Hausierhandel vertrieben. Die
Fabrik der Enneper Straſse machte im Jahre 1800 an Sensen,
Sicheln und Strohmessern etwa 26000 Bund im Werte von
130000 Thlr.

In der Plettenbergischen Sensenfabrik wurde meist bei Holz-
kohlen geschmiedet und nicht gegen, sondern mit dem Stein ge-
schliffen. Auch härtete man die Ware im Wasser. Das Eisen dazu
kam aus dem Herzogtum Westfalen. In den 80er Jahren hatten die
Plettenberger Sensenfabrikanten einen Stapel und verkauften ihre
Ware gemeinschaftlich.

Die blaue Sensenfabrik unterschied sich dadurch, daſs ihre
Produkte ganz von Stahl waren und nicht geschliffen, sondern bloſs
geplattet, gekratzt und geblaut wurden. Sie war eine Nachahmung der
steierischen Sensenfabrik und wurde von einem Baron Wilhelm von
Haack
, der eigentlich aus Eisen Stahl machen wollte, was miſslang,
im Jahre 1763 eingeführt. Das Blauen oder Blauanlassen geschah
auf einer Eisenplatte, welche unten mit Steinkohlen erhitzt wurde,
in Sand, das Platten mittels ein- bis anderthalbpfündiger Hämmer,
die mit so schneller Bewegung gingen, daſs man die Schläge nicht
nachzählen konnte, und statt in Hülsen in widersinnig gewundenen
Stricken lagen. Die stärkste Fabrikation blauer Sensen betrieben die
Gebrüder Elbers auf ihrem Öyer Werke bei Hagen. Die zweite

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[951/0965] Westfalen und die Rheinlande. bestätigten Ordnung stand und wenigstens einmal im Jahre sich in einer Tagessatzung versammelte, die den Namen Pflichttag führte, wobei man sich über gemeinschaftliche Angelegenheiten beriet und unter anderem auch gewisse niedrigste Verkaufspreise bestimmt wurden, unter welchen kein Mitglied der Gesellschaft verkaufen durfte. Das Material zu den weiſsen Sensen war teils inländisches, teils Dillenburger und Kölnisches Eisen. Die Eisenstangen wurden in ent- sprechende Stücke gehauen, diese auf der hohen Kante gespalten und Stahl eingelegt, alsdann unter einem Hammer vorgeschmiedet und unter einem zweiten an derselben Welle gebreitet, hierauf mit der Hand fertig gemacht, bei Koksfeuer gewärmt und gehärtet, in Unschlitt gelöscht und abgelassen, nachher, soweit der Stahl in der Schneide lag, gegen den Stein geschliffen. Nach dem Richten wurden sie in Dutzenden oder Bunden in Stroh gewickelt und verschickt. Das Schmieden geschah mit Steinkohlen. Das mittlere Fabrikations- quantum eines Feuers betrug 300 Bund, doch gab es Meister, die 500 Bund machten. Ein groſser Teil der Sensen wurde von den Winterberger Handelsleuten durch Hausierhandel vertrieben. Die Fabrik der Enneper Straſse machte im Jahre 1800 an Sensen, Sicheln und Strohmessern etwa 26000 Bund im Werte von 130000 Thlr. In der Plettenbergischen Sensenfabrik wurde meist bei Holz- kohlen geschmiedet und nicht gegen, sondern mit dem Stein ge- schliffen. Auch härtete man die Ware im Wasser. Das Eisen dazu kam aus dem Herzogtum Westfalen. In den 80er Jahren hatten die Plettenberger Sensenfabrikanten einen Stapel und verkauften ihre Ware gemeinschaftlich. Die blaue Sensenfabrik unterschied sich dadurch, daſs ihre Produkte ganz von Stahl waren und nicht geschliffen, sondern bloſs geplattet, gekratzt und geblaut wurden. Sie war eine Nachahmung der steierischen Sensenfabrik und wurde von einem Baron Wilhelm von Haack, der eigentlich aus Eisen Stahl machen wollte, was miſslang, im Jahre 1763 eingeführt. Das Blauen oder Blauanlassen geschah auf einer Eisenplatte, welche unten mit Steinkohlen erhitzt wurde, in Sand, das Platten mittels ein- bis anderthalbpfündiger Hämmer, die mit so schneller Bewegung gingen, daſs man die Schläge nicht nachzählen konnte, und statt in Hülsen in widersinnig gewundenen Stricken lagen. Die stärkste Fabrikation blauer Sensen betrieben die Gebrüder Elbers auf ihrem Öyer Werke bei Hagen. Die zweite

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/965>, abgerufen am 22.11.2024.