hatte J. C. Fischer auf seinem Bergerhammer an der Ennepe. Die Elberssche Fabrik verfertigte im Jahre 1800 30000 Stück steierische Sensen.
Die weissen wie die blauen Sensen führten viele besondere Fabrik- zeichen 1). Im ganzen lieferten die Sensenfabriken in der Grafschaft Mark im Jahre 1800 für 154972 Thlr. Waren. Die märkischen Sensen gingen weit umher, nach ganz Norddeutschland, Schlesien, Polen, Russland, Dänemark, Schweden, Holland, Frankreich und sehr stark nach Amerika.
Eine grosse Rolle spielten bei der märkischen Eisenwarenindustrie die Schleifwerke oder Schleifkotten. Es gab deren 40, ohne die Schleifwerke der Sensen- und der Nadelfabriken; von diesen hatten die grösseren drei, die kleineren einen Stein; ausserdem enthielten sie noch Hohlsteine, Polier- und Pliesterscheiben. Es wurden haupt- sächlich Messer, Gabeln, Dullhauer (Matrosensäbel), Sackhauer (säbel- artige Messer, die zum Abhauen des Zuckerrohres gebraucht wurden), Schippen, Spaten, Sägen, Werkzeuge aller Art, Schlittschuhe u. dergl. mehr geschliffen.
Die Waffenfabrikation zu Eilpe an der Volme, welche im 17. Jahrhundert von Solinger Klingenschmieden gegründet worden war, befand sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in hoher Blüte und hatte Absatz in ganz Europa. Eilper Schmiede waren es, welche die russische Klingenfabrik in Tula gründeten 2). 1732 wurden, nach den Akten der Klingen- und Messerzunft, "von Sr. Majestät dem hochseligen König Friedrich Wilhelm einige Meister mit Gewalt gegriffen und nach Russland geschickt, um allda auch die Klingen- fabriken zu etablieren; dafür wurden dem hochseligen König einige grosse Menschen von der russischen Kaiserin verehrt, welche so gross gewesen, dass ein Mann von 4 Zoll (1,674 m) solchen mit einer langen Pfeife nur bis an den Bart habe reichen können. Wie nun die Fabrikanten allda die Fabriken völlig zu stande gebracht, wollten sie in ihr Vaterland wieder zurückziehen, zogen über Berlin und verlangten für sich und ihre zurückgelassenen Brüder wieder Bestellungen, allein es gefiel Sr. Majestät, die Fabrikanten da zu halten, und liess die jetzt so stark florierende Fabrik zu Spandau anlegen. Dadurch kam die heimische Industrie in eine drückende Lage". In der That ging die
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 261.
2) Siehe Jacobi, das Berg-, Hütten- und Gewerbewesen des Regierungs- bezirks Arnsberg. 1857, S. 335.
Westfalen und die Rheinlande.
hatte J. C. Fischer auf seinem Bergerhammer an der Ennepe. Die Elberssche Fabrik verfertigte im Jahre 1800 30000 Stück steierische Sensen.
Die weiſsen wie die blauen Sensen führten viele besondere Fabrik- zeichen 1). Im ganzen lieferten die Sensenfabriken in der Grafschaft Mark im Jahre 1800 für 154972 Thlr. Waren. Die märkischen Sensen gingen weit umher, nach ganz Norddeutschland, Schlesien, Polen, Ruſsland, Dänemark, Schweden, Holland, Frankreich und sehr stark nach Amerika.
Eine groſse Rolle spielten bei der märkischen Eisenwarenindustrie die Schleifwerke oder Schleifkotten. Es gab deren 40, ohne die Schleifwerke der Sensen- und der Nadelfabriken; von diesen hatten die gröſseren drei, die kleineren einen Stein; auſserdem enthielten sie noch Hohlsteine, Polier- und Pliesterscheiben. Es wurden haupt- sächlich Messer, Gabeln, Dullhauer (Matrosensäbel), Sackhauer (säbel- artige Messer, die zum Abhauen des Zuckerrohres gebraucht wurden), Schippen, Spaten, Sägen, Werkzeuge aller Art, Schlittschuhe u. dergl. mehr geschliffen.
Die Waffenfabrikation zu Eilpe an der Volme, welche im 17. Jahrhundert von Solinger Klingenschmieden gegründet worden war, befand sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in hoher Blüte und hatte Absatz in ganz Europa. Eilper Schmiede waren es, welche die russische Klingenfabrik in Tula gründeten 2). 1732 wurden, nach den Akten der Klingen- und Messerzunft, „von Sr. Majestät dem hochseligen König Friedrich Wilhelm einige Meister mit Gewalt gegriffen und nach Ruſsland geschickt, um allda auch die Klingen- fabriken zu etablieren; dafür wurden dem hochseligen König einige groſse Menschen von der russischen Kaiserin verehrt, welche so groſs gewesen, daſs ein Mann von 4 Zoll (1,674 m) solchen mit einer langen Pfeife nur bis an den Bart habe reichen können. Wie nun die Fabrikanten allda die Fabriken völlig zu stande gebracht, wollten sie in ihr Vaterland wieder zurückziehen, zogen über Berlin und verlangten für sich und ihre zurückgelassenen Brüder wieder Bestellungen, allein es gefiel Sr. Majestät, die Fabrikanten da zu halten, und lieſs die jetzt so stark florierende Fabrik zu Spandau anlegen. Dadurch kam die heimische Industrie in eine drückende Lage“. In der That ging die
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 261.
2) Siehe Jacobi, das Berg-, Hütten- und Gewerbewesen des Regierungs- bezirks Arnsberg. 1857, S. 335.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0966"n="952"/><fwplace="top"type="header">Westfalen und die Rheinlande.</fw><lb/>
hatte J. C. <hirendition="#g">Fischer</hi> auf seinem <hirendition="#g">Bergerhammer</hi> an der Ennepe. Die<lb/><hirendition="#g">Elberss</hi>che Fabrik verfertigte im Jahre 1800 30000 Stück steierische<lb/>
Sensen.</p><lb/><p>Die weiſsen wie die blauen Sensen führten viele besondere Fabrik-<lb/>
zeichen <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Eversmann</hi>, a. a. O., S. 261.</note>. Im ganzen lieferten die Sensenfabriken in der Grafschaft<lb/>
Mark im Jahre 1800 für 154972 Thlr. Waren. Die märkischen Sensen<lb/>
gingen weit umher, nach ganz Norddeutschland, Schlesien, Polen,<lb/>
Ruſsland, Dänemark, Schweden, Holland, Frankreich und sehr stark<lb/>
nach Amerika.</p><lb/><p>Eine groſse Rolle spielten bei der märkischen Eisenwarenindustrie<lb/>
die <hirendition="#g">Schleifwerke</hi> oder <hirendition="#g">Schleifkotten</hi>. Es gab deren 40, ohne die<lb/>
Schleifwerke der Sensen- und der Nadelfabriken; von diesen hatten<lb/>
die gröſseren drei, die kleineren einen Stein; auſserdem enthielten<lb/>
sie noch Hohlsteine, Polier- und Pliesterscheiben. Es wurden haupt-<lb/>
sächlich Messer, Gabeln, Dullhauer (Matrosensäbel), Sackhauer (säbel-<lb/>
artige Messer, die zum Abhauen des Zuckerrohres gebraucht wurden),<lb/>
Schippen, Spaten, Sägen, Werkzeuge aller Art, Schlittschuhe u. dergl.<lb/>
mehr geschliffen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Waffenfabrikation</hi> zu <hirendition="#g">Eilpe</hi> an der Volme, welche im<lb/>
17. Jahrhundert von Solinger Klingenschmieden gegründet worden<lb/>
war, befand sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in hoher<lb/>
Blüte und hatte Absatz in ganz Europa. Eilper Schmiede waren es,<lb/>
welche die russische Klingenfabrik in Tula gründeten <noteplace="foot"n="2)">Siehe <hirendition="#g">Jacobi</hi>, das Berg-, Hütten- und Gewerbewesen des Regierungs-<lb/>
bezirks Arnsberg. 1857, S. 335.</note>. 1732 wurden,<lb/>
nach den Akten der Klingen- und Messerzunft, „von Sr. Majestät dem<lb/>
hochseligen König <hirendition="#g">Friedrich Wilhelm</hi> einige Meister mit Gewalt<lb/>
gegriffen und nach Ruſsland geschickt, um allda auch die Klingen-<lb/>
fabriken zu etablieren; dafür wurden dem hochseligen König einige groſse<lb/>
Menschen von der russischen Kaiserin verehrt, welche so groſs gewesen,<lb/>
daſs ein Mann von 4 Zoll (1,674 m) solchen mit einer langen Pfeife nur<lb/>
bis an den Bart habe reichen können. Wie nun die Fabrikanten allda<lb/>
die Fabriken völlig zu stande gebracht, wollten sie in ihr Vaterland<lb/>
wieder zurückziehen, zogen über Berlin und verlangten für sich und<lb/>
ihre zurückgelassenen Brüder wieder Bestellungen, allein es gefiel<lb/>
Sr. Majestät, die Fabrikanten da zu halten, und lieſs die jetzt so<lb/>
stark florierende Fabrik zu Spandau anlegen. Dadurch kam die<lb/>
heimische Industrie in eine drückende Lage“. In der That ging die<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[952/0966]
Westfalen und die Rheinlande.
hatte J. C. Fischer auf seinem Bergerhammer an der Ennepe. Die
Elberssche Fabrik verfertigte im Jahre 1800 30000 Stück steierische
Sensen.
Die weiſsen wie die blauen Sensen führten viele besondere Fabrik-
zeichen 1). Im ganzen lieferten die Sensenfabriken in der Grafschaft
Mark im Jahre 1800 für 154972 Thlr. Waren. Die märkischen Sensen
gingen weit umher, nach ganz Norddeutschland, Schlesien, Polen,
Ruſsland, Dänemark, Schweden, Holland, Frankreich und sehr stark
nach Amerika.
Eine groſse Rolle spielten bei der märkischen Eisenwarenindustrie
die Schleifwerke oder Schleifkotten. Es gab deren 40, ohne die
Schleifwerke der Sensen- und der Nadelfabriken; von diesen hatten
die gröſseren drei, die kleineren einen Stein; auſserdem enthielten
sie noch Hohlsteine, Polier- und Pliesterscheiben. Es wurden haupt-
sächlich Messer, Gabeln, Dullhauer (Matrosensäbel), Sackhauer (säbel-
artige Messer, die zum Abhauen des Zuckerrohres gebraucht wurden),
Schippen, Spaten, Sägen, Werkzeuge aller Art, Schlittschuhe u. dergl.
mehr geschliffen.
Die Waffenfabrikation zu Eilpe an der Volme, welche im
17. Jahrhundert von Solinger Klingenschmieden gegründet worden
war, befand sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in hoher
Blüte und hatte Absatz in ganz Europa. Eilper Schmiede waren es,
welche die russische Klingenfabrik in Tula gründeten 2). 1732 wurden,
nach den Akten der Klingen- und Messerzunft, „von Sr. Majestät dem
hochseligen König Friedrich Wilhelm einige Meister mit Gewalt
gegriffen und nach Ruſsland geschickt, um allda auch die Klingen-
fabriken zu etablieren; dafür wurden dem hochseligen König einige groſse
Menschen von der russischen Kaiserin verehrt, welche so groſs gewesen,
daſs ein Mann von 4 Zoll (1,674 m) solchen mit einer langen Pfeife nur
bis an den Bart habe reichen können. Wie nun die Fabrikanten allda
die Fabriken völlig zu stande gebracht, wollten sie in ihr Vaterland
wieder zurückziehen, zogen über Berlin und verlangten für sich und
ihre zurückgelassenen Brüder wieder Bestellungen, allein es gefiel
Sr. Majestät, die Fabrikanten da zu halten, und lieſs die jetzt so
stark florierende Fabrik zu Spandau anlegen. Dadurch kam die
heimische Industrie in eine drückende Lage“. In der That ging die
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 261.
2) Siehe Jacobi, das Berg-, Hütten- und Gewerbewesen des Regierungs-
bezirks Arnsberg. 1857, S. 335.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 952. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/966>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.