verdrängt. Dadurch wurde zugleich eine grosse Steigerung der Pro- duktion herbeigeführt. Zur Erzielung von Qualitätseisen bezog man aber siegensche und nassauer Erze. Die auf der Burbacher Hütte in den ersten Jahren ihres Bestehens durchgeführte Verschmelzung der Minette mit einem Gemenge von Koks und roher magerer Steinkohle musste wegen der Unregelmässigkeit des Ofenganges wieder aufgegeben werden.
Wie beim Steinkohlenbergbau, so datiert auch bei der Eisen- industrie des Saargebietes der Hauptaufschwung erst von Eröffnung der das Gebiet durchschneidenden Eisenbahnen zu Anfang der 50er Jahre. Neue Absatzgebiete wurden dadurch erschlossen. Die Fabrikation der Eisenbahnschienen war es, welche die neuen grossartigen Hoch- ofen- und Walzwerksanlagen zu Stiringen (1848 bis 1851) und zu Burbach (1856 bis 1857) ins Leben rief.
Im Jahre 1854 -- dem zweiten nach Eröffnung der Saarbrücker Eisenbahn -- standen auf den preussischen Eisenhütten des Saar- gebietes 8 Hochöfen (Neunkirchen 4, Geisslautern 2, Fischbach und Bettingen je 1) in Betrieb und erreichte die Produktion derselben 196236 Ctr. Roheisen, wovon 80 Proz. bei Koks erblasen waren.
An Schmiedeeisen wurden auf den Hütten zu Neunkirchen, Geiss- lautern, Dillingen und Fischbach mit 29 Puddelöfen (Neunkirchen 20, Geisslautern 9) und 22 Frischfeuern 42545 Ctr. Eisenbahnschienen (zu Neunkirchen), 128448 Ctr. sonstiges Stabeisen, 92596 Ctr. Schwarz- blech und 20916 Ctr. Weissblech dargestellt, darunter 2 Proz. des Stabeisens und 17 Proz. des Bleches mit Holzkohlen. Die Stahlhütte Gaffontaine produzierte 3642 Ctr. Rohstahl, sowie 2884 Ctr. Raffinier- stahl und 135 Ctr. Gussstahl. Alle diese Werke beschäftigten etwa 1750 Hüttenarbeiter.
Im Jahre 1859 beschloss die königlich preussische Regierung die Gründung einer eigenen Bergakademie in Berlin und berief zunächst den Bergassessor Lottner von Bochum, der im Wintersemester 1859/60 mit seinen Vorträgen über Bergbaukunde begann.
Der geschäftliche Niedergang dauerte im Jahre 1860 fort. Das für die rheinische Industrie wichtigste Ereignis dieses Jahres war die Eröffnung der Deutz-Giessener Eisenbahn, wodurch den rheinischen Hüttenwerken eine bessere Erzzufuhr von der Lahn eröffnet wurde. Im Juli wurde ein neuer Hochofen "Marie Prudence" zu Stolberg bei Aachen von Gillon & Komp. angeblasen.
Die Entwickelung des preussischen Eisenhüttenwesens in diesem Zeitraume wird durch die nachfolgende Tabelle veranschaulicht.
Beck, Geschichte des Eisens. 63
Preuſsen 1851 bis 1860.
verdrängt. Dadurch wurde zugleich eine groſse Steigerung der Pro- duktion herbeigeführt. Zur Erzielung von Qualitätseisen bezog man aber siegensche und nassauer Erze. Die auf der Burbacher Hütte in den ersten Jahren ihres Bestehens durchgeführte Verschmelzung der Minette mit einem Gemenge von Koks und roher magerer Steinkohle muſste wegen der Unregelmäſsigkeit des Ofenganges wieder aufgegeben werden.
Wie beim Steinkohlenbergbau, so datiert auch bei der Eisen- industrie des Saargebietes der Hauptaufschwung erst von Eröffnung der das Gebiet durchschneidenden Eisenbahnen zu Anfang der 50er Jahre. Neue Absatzgebiete wurden dadurch erschlossen. Die Fabrikation der Eisenbahnschienen war es, welche die neuen groſsartigen Hoch- ofen- und Walzwerksanlagen zu Stiringen (1848 bis 1851) und zu Burbach (1856 bis 1857) ins Leben rief.
Im Jahre 1854 — dem zweiten nach Eröffnung der Saarbrücker Eisenbahn — standen auf den preuſsischen Eisenhütten des Saar- gebietes 8 Hochöfen (Neunkirchen 4, Geiſslautern 2, Fischbach und Bettingen je 1) in Betrieb und erreichte die Produktion derselben 196236 Ctr. Roheisen, wovon 80 Proz. bei Koks erblasen waren.
An Schmiedeeisen wurden auf den Hütten zu Neunkirchen, Geiſs- lautern, Dillingen und Fischbach mit 29 Puddelöfen (Neunkirchen 20, Geiſslautern 9) und 22 Frischfeuern 42545 Ctr. Eisenbahnschienen (zu Neunkirchen), 128448 Ctr. sonstiges Stabeisen, 92596 Ctr. Schwarz- blech und 20916 Ctr. Weiſsblech dargestellt, darunter 2 Proz. des Stabeisens und 17 Proz. des Bleches mit Holzkohlen. Die Stahlhütte Gaffontaine produzierte 3642 Ctr. Rohstahl, sowie 2884 Ctr. Raffinier- stahl und 135 Ctr. Guſsstahl. Alle diese Werke beschäftigten etwa 1750 Hüttenarbeiter.
Im Jahre 1859 beschloſs die königlich preuſsische Regierung die Gründung einer eigenen Bergakademie in Berlin und berief zunächst den Bergassessor Lottner von Bochum, der im Wintersemester 1859/60 mit seinen Vorträgen über Bergbaukunde begann.
Der geschäftliche Niedergang dauerte im Jahre 1860 fort. Das für die rheinische Industrie wichtigste Ereignis dieses Jahres war die Eröffnung der Deutz-Gieſsener Eisenbahn, wodurch den rheinischen Hüttenwerken eine bessere Erzzufuhr von der Lahn eröffnet wurde. Im Juli wurde ein neuer Hochofen „Marie Prudence“ zu Stolberg bei Aachen von Gillon & Komp. angeblasen.
Die Entwickelung des preuſsischen Eisenhüttenwesens in diesem Zeitraume wird durch die nachfolgende Tabelle veranschaulicht.
Beck, Geschichte des Eisens. 63
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Preuſsen 1851 bis 1860.
verdrängt. Dadurch wurde zugleich eine groſse Steigerung der Pro-
duktion herbeigeführt. Zur Erzielung von Qualitätseisen bezog man
aber siegensche und nassauer Erze. Die auf der Burbacher Hütte in
den ersten Jahren ihres Bestehens durchgeführte Verschmelzung der
Minette mit einem Gemenge von Koks und roher magerer Steinkohle
muſste wegen der Unregelmäſsigkeit des Ofenganges wieder aufgegeben
werden.
Wie beim Steinkohlenbergbau, so datiert auch bei der Eisen-
industrie des Saargebietes der Hauptaufschwung erst von Eröffnung
der das Gebiet durchschneidenden Eisenbahnen zu Anfang der 50er
Jahre. Neue Absatzgebiete wurden dadurch erschlossen. Die Fabrikation
der Eisenbahnschienen war es, welche die neuen groſsartigen Hoch-
ofen- und Walzwerksanlagen zu Stiringen (1848 bis 1851) und zu
Burbach (1856 bis 1857) ins Leben rief.
Im Jahre 1854 — dem zweiten nach Eröffnung der Saarbrücker
Eisenbahn — standen auf den preuſsischen Eisenhütten des Saar-
gebietes 8 Hochöfen (Neunkirchen 4, Geiſslautern 2, Fischbach und
Bettingen je 1) in Betrieb und erreichte die Produktion derselben
196236 Ctr. Roheisen, wovon 80 Proz. bei Koks erblasen waren.
An Schmiedeeisen wurden auf den Hütten zu Neunkirchen, Geiſs-
lautern, Dillingen und Fischbach mit 29 Puddelöfen (Neunkirchen 20,
Geiſslautern 9) und 22 Frischfeuern 42545 Ctr. Eisenbahnschienen (zu
Neunkirchen), 128448 Ctr. sonstiges Stabeisen, 92596 Ctr. Schwarz-
blech und 20916 Ctr. Weiſsblech dargestellt, darunter 2 Proz. des
Stabeisens und 17 Proz. des Bleches mit Holzkohlen. Die Stahlhütte
Gaffontaine produzierte 3642 Ctr. Rohstahl, sowie 2884 Ctr. Raffinier-
stahl und 135 Ctr. Guſsstahl. Alle diese Werke beschäftigten etwa
1750 Hüttenarbeiter.
Im Jahre 1859 beschloſs die königlich preuſsische Regierung die
Gründung einer eigenen Bergakademie in Berlin und berief zunächst
den Bergassessor Lottner von Bochum, der im Wintersemester
1859/60 mit seinen Vorträgen über Bergbaukunde begann.
Der geschäftliche Niedergang dauerte im Jahre 1860 fort. Das
für die rheinische Industrie wichtigste Ereignis dieses Jahres war die
Eröffnung der Deutz-Gieſsener Eisenbahn, wodurch den rheinischen
Hüttenwerken eine bessere Erzzufuhr von der Lahn eröffnet wurde. Im
Juli wurde ein neuer Hochofen „Marie Prudence“ zu Stolberg bei
Aachen von Gillon & Komp. angeblasen.
Die Entwickelung des preuſsischen Eisenhüttenwesens in diesem
Zeitraume wird durch die nachfolgende Tabelle veranschaulicht.
Beck, Geschichte des Eisens. 63
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 993. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/1009>, abgerufen am 22.11.2024.
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