einen ebensolchen aus Schweden (nach Nordwall) aus jener Zeit dar; beides sind Aufwerfhämmer, während der Zainhammer der Rothe- hütte im Harz (Fig. 50) (nach Villefosse) ein Schwanzhammer war.
Der grosse Aufschwung der Eisenindustrie war hauptsächlich bedingt durch den wachsenden Verbrauch von Eisen, der nirgends grösser war als in England. Der
[Abbildung]
Fig. 50.
Schiffsbau, das Maschinenwesen, die Waffenfabrikation und das Bauwesen erforderten dort enorme Mengen von Eisen. Die Anwen- dung des Eisens in der Bau- kunst wurde ebenfalls immer mannigfaltiger. Massen von Ei- sen beanspruchten besonders die eisernen Brücken und die Eisen- bahnen.
Die meisten eisernen Brücken in dieser Periode wurden noch von Gusseisen erbaut. In Paris wurde um 1805 die Pont des arts mit neun Bögen von je 19 m Weite, 9,75 m Breite und 3 m Höhe erbaut. Jeder Bogen stand auf fünf Rippen von Gusseisen. 1805 bis 1807 wurde die Pont d'Austerlitz bei dem Jardin des plantes über die Seine erbaut. Sie war von dem Oberingenieur Lamande entworfen und ausgeführt und bestand aus fünf Bögen, wovon jeder 32,39 m weit und 3,18 m hoch war.
In Deutschland wurden gusseiserne Brücken über den Kupfer- graben in Berlin und bei Charlottenburg, die beide in Schlesien ge- gossen waren, errichtet, während die Brücke bei Potsdam aus der königl. Giesserei in Berlin stammte.
1815 wurde zu Baden bei Wien eine eiserne Brücke über die Schwechat gebaut, welche aber am 15. Juni bei der Eröffnungsfeier einstürzte.
Viel grössere Eisenbrücken wurden in England in dieser Periode ausgeführt. 1802 erbaute Wilson eine eiserne Brücke bei Stains über die Themse. Sie hatte einen grossen Bogen von 180 Fuss (54,85 m) Spannweite 1).
Der berühmte Ingenieur Rennie erbaute 1803 eine gusseiserne Brücke über den Witham bei der Stadt Boston in Lincolnshire, deren Bogen aus eisernen Rippen ein Kreissegment von 80 Fuss Sehne bildeten.
1) Siehe Rondelet, l'art de batir, IV, 541; dort findet man auch nähere Angaben über die Pariser Brücken.
Die Verwendung von Stahl und Eisen.
einen ebensolchen aus Schweden (nach Nordwall) aus jener Zeit dar; beides sind Aufwerfhämmer, während der Zainhammer der Rothe- hütte im Harz (Fig. 50) (nach Villefosse) ein Schwanzhammer war.
Der groſse Aufschwung der Eisenindustrie war hauptsächlich bedingt durch den wachsenden Verbrauch von Eisen, der nirgends gröſser war als in England. Der
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Fig. 50.
Schiffsbau, das Maschinenwesen, die Waffenfabrikation und das Bauwesen erforderten dort enorme Mengen von Eisen. Die Anwen- dung des Eisens in der Bau- kunst wurde ebenfalls immer mannigfaltiger. Massen von Ei- sen beanspruchten besonders die eisernen Brücken und die Eisen- bahnen.
Die meisten eisernen Brücken in dieser Periode wurden noch von Guſseisen erbaut. In Paris wurde um 1805 die Pont des arts mit neun Bögen von je 19 m Weite, 9,75 m Breite und 3 m Höhe erbaut. Jeder Bogen stand auf fünf Rippen von Guſseisen. 1805 bis 1807 wurde die Pont d’Austerlitz bei dem Jardin des plantes über die Seine erbaut. Sie war von dem Oberingenieur Lamandé entworfen und ausgeführt und bestand aus fünf Bögen, wovon jeder 32,39 m weit und 3,18 m hoch war.
In Deutschland wurden guſseiserne Brücken über den Kupfer- graben in Berlin und bei Charlottenburg, die beide in Schlesien ge- gossen waren, errichtet, während die Brücke bei Potsdam aus der königl. Gieſserei in Berlin stammte.
1815 wurde zu Baden bei Wien eine eiserne Brücke über die Schwechat gebaut, welche aber am 15. Juni bei der Eröffnungsfeier einstürzte.
Viel gröſsere Eisenbrücken wurden in England in dieser Periode ausgeführt. 1802 erbaute Wilson eine eiserne Brücke bei Stains über die Themse. Sie hatte einen groſsen Bogen von 180 Fuſs (54,85 m) Spannweite 1).
Der berühmte Ingenieur Rennie erbaute 1803 eine guſseiserne Brücke über den Witham bei der Stadt Boston in Lincolnshire, deren Bogen aus eisernen Rippen ein Kreissegment von 80 Fuſs Sehne bildeten.
1) Siehe Rondelet, l’art de bâtir, IV, 541; dort findet man auch nähere Angaben über die Pariser Brücken.
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Die Verwendung von Stahl und Eisen.
einen ebensolchen aus Schweden (nach Nordwall) aus jener Zeit
dar; beides sind Aufwerfhämmer, während der Zainhammer der Rothe-
hütte im Harz (Fig. 50) (nach Villefosse) ein Schwanzhammer war.
Der groſse Aufschwung der Eisenindustrie war hauptsächlich
bedingt durch den wachsenden Verbrauch von Eisen, der nirgends
gröſser war als in England. Der
[Abbildung Fig. 50.]
Schiffsbau, das Maschinenwesen,
die Waffenfabrikation und das
Bauwesen erforderten dort enorme
Mengen von Eisen. Die Anwen-
dung des Eisens in der Bau-
kunst wurde ebenfalls immer
mannigfaltiger. Massen von Ei-
sen beanspruchten besonders die eisernen Brücken und die Eisen-
bahnen.
Die meisten eisernen Brücken in dieser Periode wurden noch
von Guſseisen erbaut. In Paris wurde um 1805 die Pont des arts
mit neun Bögen von je 19 m Weite, 9,75 m Breite und 3 m Höhe erbaut.
Jeder Bogen stand auf fünf Rippen von Guſseisen. 1805 bis 1807
wurde die Pont d’Austerlitz bei dem Jardin des plantes über die
Seine erbaut. Sie war von dem Oberingenieur Lamandé entworfen
und ausgeführt und bestand aus fünf Bögen, wovon jeder 32,39 m
weit und 3,18 m hoch war.
In Deutschland wurden guſseiserne Brücken über den Kupfer-
graben in Berlin und bei Charlottenburg, die beide in Schlesien ge-
gossen waren, errichtet, während die Brücke bei Potsdam aus der
königl. Gieſserei in Berlin stammte.
1815 wurde zu Baden bei Wien eine eiserne Brücke über die
Schwechat gebaut, welche aber am 15. Juni bei der Eröffnungsfeier
einstürzte.
Viel gröſsere Eisenbrücken wurden in England in dieser Periode
ausgeführt. 1802 erbaute Wilson eine eiserne Brücke bei Stains
über die Themse. Sie hatte einen groſsen Bogen von 180 Fuſs
(54,85 m) Spannweite 1).
Der berühmte Ingenieur Rennie erbaute 1803 eine guſseiserne
Brücke über den Witham bei der Stadt Boston in Lincolnshire, deren
Bogen aus eisernen Rippen ein Kreissegment von 80 Fuſs Sehne
bildeten.
1) Siehe Rondelet, l’art de bâtir, IV, 541; dort findet man auch nähere
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/155>, abgerufen am 21.11.2024.
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