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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Dampfmaschinen und Dampfschiffe.
der Marquis Claude Jouffroy, der 1783 mit seinem Dampfboot auf
der Saone bei Lyon sogar einige Zeit gegen den Strom anfahren
konnte. Allein die Regierung gewährte ihm nicht die erbetene Unter-
stützung, und so blieb Jouffroys Erfindung ohne weitere Folgen.

Das erste fahrbare Dampfschiff in Grossbritannien erbauten
Patrick Miller und Wil. Symington. Miller, ein reicher Privat-
mann in Edinburg, hatte sich aus Liebhaberei mit Verbesserungen
des Schiffsbaues beschäftigt. 1787 hatte er ein Doppelboot mit Ruder-
rädern, welche durch Handhaspel bewegt wurden, erbauen lassen.
Mit diesem blieb er bei einer Wettfahrt mit einem schnellsegelnden
Boot Sieger. Dieser Erfolg spornte ihn zu weiteren Verbesserungen
an. Er trat mit dem Bergwerksmechaniker W. Symington in Ver-
bindung, welcher ihm eine kleine Dampfmaschine zur Bewegung der
Räder seines Bootes anfertigen sollte. Symington baute ein kleines
Maschinchen von 4 Zoll Cylinderdurchmesser und von einer Pferde-
kraft und betrieb damit Millers Doppelboot am 14. Oktober 1788
auf einem kleinen See bei Millers Landhaus zu Dalswinton in Dum-
frieshire. Dieses war die erste Dampfschiffahrt in Grossbritannien.
Beide verbanden sich nun zur Erbauung eines grösseren Dampfbootes.
Symington baute eine zweicylindrige Dampfmaschine mit 18zölligen
Kolben, welche 12 Pferdekräfte leisten sollte. Das Dampfschiff wurde
1789 fertig und auf dem Clydekanal in Betrieb gesetzt. Leider
brachen aber die Schaufeln der Räder, was Miller, der dies voraus-
gesagt hatte, so verdross, dass er nichts weiter mit der Sache zu thun
haben wollte.

Auch Josef Bramah hatte sich mit der Idee der Erbauung
eines Dampfschiffes, und zwar statt mit Schaufelrädern mit einer
Schraube, wofür er 1785 ein Patent nahm, beschäftigt. Er be-
schreibt dieselbe folgendermassen: "Statt des Schaufelrades kann man
ein geneigtes Fächer- oder Flügelrad, ähnlich dem Windrad an einem
Schornstein oder den Segeln einer Windmühle nehmen, welches, an
einer Welle befestigt, sich ganz unter Wasser dreht und je nach der
Stellung und Neigung seiner Schaufeln das Schiff vorwärts- oder
rückwärts treibt. Die Kraft wird proportional der Grösse und Dreh-
geschwindigkeit des Rades sein ... Der Apparat wird im oder über
dem Sterne und dem Platze, wo das Steuerruder gewöhnlich ist, an-
gebracht und seine Bewegung wird durch eine horizontale Spindel
oder Welle, welche von der Maschine aus durch oder über das Hinter-
teil des Schiffes durchgeht, bewirkt."

Von der praktischen Ausführung der Erfindung ist aber nichts

Beck, Geschichte des Eisens. 10

Dampfmaschinen und Dampfschiffe.
der Marquis Claude Jouffroy, der 1783 mit seinem Dampfboot auf
der Saône bei Lyon sogar einige Zeit gegen den Strom anfahren
konnte. Allein die Regierung gewährte ihm nicht die erbetene Unter-
stützung, und so blieb Jouffroys Erfindung ohne weitere Folgen.

Das erste fahrbare Dampfschiff in Groſsbritannien erbauten
Patrick Miller und Wil. Symington. Miller, ein reicher Privat-
mann in Edinburg, hatte sich aus Liebhaberei mit Verbesserungen
des Schiffsbaues beschäftigt. 1787 hatte er ein Doppelboot mit Ruder-
rädern, welche durch Handhaspel bewegt wurden, erbauen lassen.
Mit diesem blieb er bei einer Wettfahrt mit einem schnellsegelnden
Boot Sieger. Dieser Erfolg spornte ihn zu weiteren Verbesserungen
an. Er trat mit dem Bergwerksmechaniker W. Symington in Ver-
bindung, welcher ihm eine kleine Dampfmaschine zur Bewegung der
Räder seines Bootes anfertigen sollte. Symington baute ein kleines
Maschinchen von 4 Zoll Cylinderdurchmesser und von einer Pferde-
kraft und betrieb damit Millers Doppelboot am 14. Oktober 1788
auf einem kleinen See bei Millers Landhaus zu Dalswinton in Dum-
frieshire. Dieses war die erste Dampfschiffahrt in Groſsbritannien.
Beide verbanden sich nun zur Erbauung eines gröſseren Dampfbootes.
Symington baute eine zweicylindrige Dampfmaschine mit 18zölligen
Kolben, welche 12 Pferdekräfte leisten sollte. Das Dampfschiff wurde
1789 fertig und auf dem Clydekanal in Betrieb gesetzt. Leider
brachen aber die Schaufeln der Räder, was Miller, der dies voraus-
gesagt hatte, so verdroſs, daſs er nichts weiter mit der Sache zu thun
haben wollte.

Auch Josef Bramah hatte sich mit der Idee der Erbauung
eines Dampfschiffes, und zwar statt mit Schaufelrädern mit einer
Schraube, wofür er 1785 ein Patent nahm, beschäftigt. Er be-
schreibt dieselbe folgendermaſsen: „Statt des Schaufelrades kann man
ein geneigtes Fächer- oder Flügelrad, ähnlich dem Windrad an einem
Schornstein oder den Segeln einer Windmühle nehmen, welches, an
einer Welle befestigt, sich ganz unter Wasser dreht und je nach der
Stellung und Neigung seiner Schaufeln das Schiff vorwärts- oder
rückwärts treibt. Die Kraft wird proportional der Gröſse und Dreh-
geschwindigkeit des Rades sein … Der Apparat wird im oder über
dem Sterne und dem Platze, wo das Steuerruder gewöhnlich ist, an-
gebracht und seine Bewegung wird durch eine horizontale Spindel
oder Welle, welche von der Maschine aus durch oder über das Hinter-
teil des Schiffes durchgeht, bewirkt.“

Von der praktischen Ausführung der Erfindung ist aber nichts

Beck, Geschichte des Eisens. 10
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[145/0161] Dampfmaschinen und Dampfschiffe. der Marquis Claude Jouffroy, der 1783 mit seinem Dampfboot auf der Saône bei Lyon sogar einige Zeit gegen den Strom anfahren konnte. Allein die Regierung gewährte ihm nicht die erbetene Unter- stützung, und so blieb Jouffroys Erfindung ohne weitere Folgen. Das erste fahrbare Dampfschiff in Groſsbritannien erbauten Patrick Miller und Wil. Symington. Miller, ein reicher Privat- mann in Edinburg, hatte sich aus Liebhaberei mit Verbesserungen des Schiffsbaues beschäftigt. 1787 hatte er ein Doppelboot mit Ruder- rädern, welche durch Handhaspel bewegt wurden, erbauen lassen. Mit diesem blieb er bei einer Wettfahrt mit einem schnellsegelnden Boot Sieger. Dieser Erfolg spornte ihn zu weiteren Verbesserungen an. Er trat mit dem Bergwerksmechaniker W. Symington in Ver- bindung, welcher ihm eine kleine Dampfmaschine zur Bewegung der Räder seines Bootes anfertigen sollte. Symington baute ein kleines Maschinchen von 4 Zoll Cylinderdurchmesser und von einer Pferde- kraft und betrieb damit Millers Doppelboot am 14. Oktober 1788 auf einem kleinen See bei Millers Landhaus zu Dalswinton in Dum- frieshire. Dieses war die erste Dampfschiffahrt in Groſsbritannien. Beide verbanden sich nun zur Erbauung eines gröſseren Dampfbootes. Symington baute eine zweicylindrige Dampfmaschine mit 18zölligen Kolben, welche 12 Pferdekräfte leisten sollte. Das Dampfschiff wurde 1789 fertig und auf dem Clydekanal in Betrieb gesetzt. Leider brachen aber die Schaufeln der Räder, was Miller, der dies voraus- gesagt hatte, so verdroſs, daſs er nichts weiter mit der Sache zu thun haben wollte. Auch Josef Bramah hatte sich mit der Idee der Erbauung eines Dampfschiffes, und zwar statt mit Schaufelrädern mit einer Schraube, wofür er 1785 ein Patent nahm, beschäftigt. Er be- schreibt dieselbe folgendermaſsen: „Statt des Schaufelrades kann man ein geneigtes Fächer- oder Flügelrad, ähnlich dem Windrad an einem Schornstein oder den Segeln einer Windmühle nehmen, welches, an einer Welle befestigt, sich ganz unter Wasser dreht und je nach der Stellung und Neigung seiner Schaufeln das Schiff vorwärts- oder rückwärts treibt. Die Kraft wird proportional der Gröſse und Dreh- geschwindigkeit des Rades sein … Der Apparat wird im oder über dem Sterne und dem Platze, wo das Steuerruder gewöhnlich ist, an- gebracht und seine Bewegung wird durch eine horizontale Spindel oder Welle, welche von der Maschine aus durch oder über das Hinter- teil des Schiffes durchgeht, bewirkt.“ Von der praktischen Ausführung der Erfindung ist aber nichts Beck, Geschichte des Eisens. 10

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/161>, abgerufen am 21.11.2024.