Einen anderen Schutz verschafften sich die englischen Fabri- kanten selbst, indem sie seit dem Beginn des Jahrhunderts den Zutritt fremder Reisender, deren Zahl von Jahr zu Jahr grösser wurde, zu ihren Werken sehr erschwerten. Derselbe William Reynolds, der dem Amerikaner Smith, nachdem er sein Werk zu Ketteley eingehend besichtigt hatte, auf dessen Frage, ob er eines seiner Ver- fahren lieber geheim gehalten haben wollte, antwortete: Ich habe keine Geheimnisse und hoffe, dass niemand ein Geheimnis aus etwas mache, was zum Wohl der Menschheit dienen kann, verwehrte einige Jahre später den Reisenden Svedenstjerna und Bonnard den Ein- tritt. Ebenso verbot Boulton, der früher so liberal gewesen war, seit Anfang des Jahrhunderts Fremden den Zutritt in seinen Fabriken. Teilweise waren die politischen Zustände daran Schuld, hauptsächlich war es aber doch die Furcht vor Ausbeutung und Konkurrenz.
Wir haben erwähnt, wie grossartig sich die Eisengiesserei in England entwickelt hatte. Dabei hatte der Guss aus dem Hochofen infolge des Koksbetriebes ganz aufgehört, man stellte nur Gusswaren zweiter Schmelzung dar, und zwar meistens mit Flammöfen, nur in den zahlreichen Giessereien in der Stadt London herrschten die kleinen Schachtöfen (jetzt Kupolöfen genannt) von 5 bis 6 Fuss Höhe vor 1).
Die Stabeisenbereitung geschah, wie schon erwähnt, meistens in Puddelöfen, nur für besondere Qualitäten, für Drähte und feine Bleche, namentlich für die Weissblechfabrikation, verfrischte man das Eisen mit Holzkohle in Herden.
Man suchte aber den Verbrauch an Holzkohlen möglichst zu vermindern. Dies erreichte man dadurch, dass man das Roheisen vor dem eigentlichen Frischen einem oxydierenden Frischen mit Koks, dem Feinprozess, unterzog.
Zweierlei Frischmethoden bildeten sich in England aus, welche sich bis in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts erhalten haben, die südwalessche und die Lancashire-Schmiede.
1) Wir verweisen auf Lampadius' Allgem. Hüttenkunde, Bd. II, S. 4.
Beck, Geschichte des Eisens. 11
England 1801 bis 1815.
Welche Summen der Eisenzoll der englischen Regierung damals einbrachte, geht aus folgenden Zahlen hervor:
Zoll auf 250000 T. Roheisen im Inland erzeugt zu 2 £ = 500000 £
Einen anderen Schutz verschafften sich die englischen Fabri- kanten selbst, indem sie seit dem Beginn des Jahrhunderts den Zutritt fremder Reisender, deren Zahl von Jahr zu Jahr gröſser wurde, zu ihren Werken sehr erschwerten. Derselbe William Reynolds, der dem Amerikaner Smith, nachdem er sein Werk zu Ketteley eingehend besichtigt hatte, auf dessen Frage, ob er eines seiner Ver- fahren lieber geheim gehalten haben wollte, antwortete: Ich habe keine Geheimnisse und hoffe, daſs niemand ein Geheimnis aus etwas mache, was zum Wohl der Menschheit dienen kann, verwehrte einige Jahre später den Reisenden Svedenstjerna und Bonnard den Ein- tritt. Ebenso verbot Boulton, der früher so liberal gewesen war, seit Anfang des Jahrhunderts Fremden den Zutritt in seinen Fabriken. Teilweise waren die politischen Zustände daran Schuld, hauptsächlich war es aber doch die Furcht vor Ausbeutung und Konkurrenz.
Wir haben erwähnt, wie groſsartig sich die Eisengieſserei in England entwickelt hatte. Dabei hatte der Guſs aus dem Hochofen infolge des Koksbetriebes ganz aufgehört, man stellte nur Guſswaren zweiter Schmelzung dar, und zwar meistens mit Flammöfen, nur in den zahlreichen Gieſsereien in der Stadt London herrschten die kleinen Schachtöfen (jetzt Kupolöfen genannt) von 5 bis 6 Fuſs Höhe vor 1).
Die Stabeisenbereitung geschah, wie schon erwähnt, meistens in Puddelöfen, nur für besondere Qualitäten, für Drähte und feine Bleche, namentlich für die Weiſsblechfabrikation, verfrischte man das Eisen mit Holzkohle in Herden.
Man suchte aber den Verbrauch an Holzkohlen möglichst zu vermindern. Dies erreichte man dadurch, daſs man das Roheisen vor dem eigentlichen Frischen einem oxydierenden Frischen mit Koks, dem Feinprozeſs, unterzog.
Zweierlei Frischmethoden bildeten sich in England aus, welche sich bis in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts erhalten haben, die südwalessche und die Lancashire-Schmiede.
1) Wir verweisen auf Lampadius’ Allgem. Hüttenkunde, Bd. II, S. 4.
Beck, Geschichte des Eisens. 11
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England 1801 bis 1815.
Welche Summen der Eisenzoll der englischen Regierung damals
einbrachte, geht aus folgenden Zahlen hervor:
Zoll auf 250000 T. Roheisen im Inland erzeugt zu 2 £ = 500000 £
„ „ 27173 „ importiertes Stabeisen „ 4 „ = 108692 „
„ „ 915 „ „ Roheisen „ 2 „ = 1830 „
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Zusammen 610612 £
Einen anderen Schutz verschafften sich die englischen Fabri-
kanten selbst, indem sie seit dem Beginn des Jahrhunderts den
Zutritt fremder Reisender, deren Zahl von Jahr zu Jahr gröſser wurde,
zu ihren Werken sehr erschwerten. Derselbe William Reynolds,
der dem Amerikaner Smith, nachdem er sein Werk zu Ketteley
eingehend besichtigt hatte, auf dessen Frage, ob er eines seiner Ver-
fahren lieber geheim gehalten haben wollte, antwortete: Ich habe
keine Geheimnisse und hoffe, daſs niemand ein Geheimnis aus etwas
mache, was zum Wohl der Menschheit dienen kann, verwehrte einige
Jahre später den Reisenden Svedenstjerna und Bonnard den Ein-
tritt. Ebenso verbot Boulton, der früher so liberal gewesen war,
seit Anfang des Jahrhunderts Fremden den Zutritt in seinen Fabriken.
Teilweise waren die politischen Zustände daran Schuld, hauptsächlich
war es aber doch die Furcht vor Ausbeutung und Konkurrenz.
Wir haben erwähnt, wie groſsartig sich die Eisengieſserei in
England entwickelt hatte. Dabei hatte der Guſs aus dem Hochofen
infolge des Koksbetriebes ganz aufgehört, man stellte nur Guſswaren
zweiter Schmelzung dar, und zwar meistens mit Flammöfen, nur in
den zahlreichen Gieſsereien in der Stadt London herrschten die kleinen
Schachtöfen (jetzt Kupolöfen genannt) von 5 bis 6 Fuſs Höhe vor 1).
Die Stabeisenbereitung geschah, wie schon erwähnt, meistens
in Puddelöfen, nur für besondere Qualitäten, für Drähte und feine
Bleche, namentlich für die Weiſsblechfabrikation, verfrischte man
das Eisen mit Holzkohle in Herden.
Man suchte aber den Verbrauch an Holzkohlen möglichst zu
vermindern. Dies erreichte man dadurch, daſs man das Roheisen vor
dem eigentlichen Frischen einem oxydierenden Frischen mit Koks,
dem Feinprozeſs, unterzog.
Zweierlei Frischmethoden bildeten sich in England aus, welche
sich bis in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts erhalten haben,
die südwalessche und die Lancashire-Schmiede.
1) Wir verweisen auf Lampadius’ Allgem. Hüttenkunde, Bd. II, S. 4.
Beck, Geschichte des Eisens. 11
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/177>, abgerufen am 21.11.2024.
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