Die energische Frau setzte alsbald das Hüttenwerk wieder in Betrieb; aber die kriegerischen Zeiten liessen es zu keiner gedeihlichen Entwickelung kommen. Am 27. Juni 1807 schenkte sie das Werk ihrem am 17. Juni 1787 geborenen Enkel Peter Friedrich Krupp, der dadurch mit dem Eisenhüttenwesen in unmittelbare Verbindung kam. Am 15. Mai 1807 machte aber die Grossmutter Krupp die Schenkung wieder rückgängig, vermutlich weil das Werk in den schweren Zeiten ohne Nutzen arbeitete und sich eine Gelegenheit zum Verkauf gefunden hatte. Am 14. September 1808 verkaufte Frau Krupp die Gutehoffnungshütte an Heinrich Huyssen in Essen. Der Kaufvertrag wurde am 16. November 1808 unterschrieben, und zwar einerseits von der Witwe Krupp, geb. Ascherfeld, unter Assistenz des Justizkommissars Tutmann und ihres Enkels Fried- rich Krupp, andererseits von Heinrich Huyssen, Gerhard und Franz Haniel und Gottlob Jakobi. So finden sich unter diesem bedeutungsvollen Aktenstück die Namen der Begründer der modernen Eisenindustrie des Ruhrgebietes vereinigt 1).
Die Käufer Huyssen, Haniel und Jakobi, von denen Gottlob Jakobi, den wir wiederholt erwähnt haben, mit den beiden Brüdern Haniel die Eisenhütten Neu-Essen und St. Antony besass, vereinigten durch Gesellschaftsvertrag vom 5. April 1810 alle drei Hütten zu der berühmten Gewerkschaft Jakobi, Haniel & Huyssen.
Nachdem im Jahre 1802 das Stift Essen aufgelöst worden war, hatte sich die Fürstin von den industriellen Unternehmungen zurück- gezogen und ihren 3/4 Anteil der St. Antonyhütte durch Vertrag vom 10. Mai 1805 und ihren gleichen Anteil an Neu-Essen an die Gebrüder Gerhard und Franz Haniel zu Ruhrort verkauft, welche am 7. August desselben Jahres bei dem Oberbergamt in Essen die An- zeige machten, dass sie gewillt seien, in Gemeinschaft mit dem In- spektor Gottlob Jakobi diese Hütten in Betrieb zu setzen. Nach Ver- einigung mit der Gutehoffnungshütte wurde Jakobi 1810 die Direktion der vereinigten Werke übertragen.
Im Oktober desselben Jahres 1810 übernahm Friedrich Krupp das von seiner Mutter geführte Spezereigeschäft in Essen und gründete damit die berühmte Firma Friedrich Krupp. Damals erfüllte das Streben, Gussstahl wie die Engländer zu machen, viele Eisenindustrielle in Deutschland. Gottlob Jakobi beschäftigte sich damit und ein Bericht aus dem Jahre 1811 sagt von ihm, er habe das Geheimnis
1) Siehe W. Grevel, Die Gutehoffnungshütte 1881, S. 10.
Preuſsen 1801 bis 1815.
Die energische Frau setzte alsbald das Hüttenwerk wieder in Betrieb; aber die kriegerischen Zeiten lieſsen es zu keiner gedeihlichen Entwickelung kommen. Am 27. Juni 1807 schenkte sie das Werk ihrem am 17. Juni 1787 geborenen Enkel Peter Friedrich Krupp, der dadurch mit dem Eisenhüttenwesen in unmittelbare Verbindung kam. Am 15. Mai 1807 machte aber die Groſsmutter Krupp die Schenkung wieder rückgängig, vermutlich weil das Werk in den schweren Zeiten ohne Nutzen arbeitete und sich eine Gelegenheit zum Verkauf gefunden hatte. Am 14. September 1808 verkaufte Frau Krupp die Gutehoffnungshütte an Heinrich Huyssen in Essen. Der Kaufvertrag wurde am 16. November 1808 unterschrieben, und zwar einerseits von der Witwe Krupp, geb. Ascherfeld, unter Assistenz des Justizkommissars Tutmann und ihres Enkels Fried- rich Krupp, andererseits von Heinrich Huyssen, Gerhard und Franz Haniel und Gottlob Jakobi. So finden sich unter diesem bedeutungsvollen Aktenstück die Namen der Begründer der modernen Eisenindustrie des Ruhrgebietes vereinigt 1).
Die Käufer Huyssen, Haniel und Jakobi, von denen Gottlob Jakobi, den wir wiederholt erwähnt haben, mit den beiden Brüdern Haniel die Eisenhütten Neu-Essen und St. Antony besaſs, vereinigten durch Gesellschaftsvertrag vom 5. April 1810 alle drei Hütten zu der berühmten Gewerkschaft Jakobi, Haniel & Huyssen.
Nachdem im Jahre 1802 das Stift Essen aufgelöst worden war, hatte sich die Fürstin von den industriellen Unternehmungen zurück- gezogen und ihren ¾ Anteil der St. Antonyhütte durch Vertrag vom 10. Mai 1805 und ihren gleichen Anteil an Neu-Essen an die Gebrüder Gerhard und Franz Haniel zu Ruhrort verkauft, welche am 7. August desselben Jahres bei dem Oberbergamt in Essen die An- zeige machten, daſs sie gewillt seien, in Gemeinschaft mit dem In- spektor Gottlob Jakobi diese Hütten in Betrieb zu setzen. Nach Ver- einigung mit der Gutehoffnungshütte wurde Jakobi 1810 die Direktion der vereinigten Werke übertragen.
Im Oktober desselben Jahres 1810 übernahm Friedrich Krupp das von seiner Mutter geführte Spezereigeschäft in Essen und gründete damit die berühmte Firma Friedrich Krupp. Damals erfüllte das Streben, Guſsstahl wie die Engländer zu machen, viele Eisenindustrielle in Deutschland. Gottlob Jakobi beschäftigte sich damit und ein Bericht aus dem Jahre 1811 sagt von ihm, er habe das Geheimnis
1) Siehe W. Grevel, Die Gutehoffnungshütte 1881, S. 10.
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Preuſsen 1801 bis 1815.
Die energische Frau setzte alsbald das Hüttenwerk wieder in Betrieb;
aber die kriegerischen Zeiten lieſsen es zu keiner gedeihlichen
Entwickelung kommen. Am 27. Juni 1807 schenkte sie das Werk
ihrem am 17. Juni 1787 geborenen Enkel Peter Friedrich Krupp,
der dadurch mit dem Eisenhüttenwesen in unmittelbare Verbindung
kam. Am 15. Mai 1807 machte aber die Groſsmutter Krupp die
Schenkung wieder rückgängig, vermutlich weil das Werk in den
schweren Zeiten ohne Nutzen arbeitete und sich eine Gelegenheit
zum Verkauf gefunden hatte. Am 14. September 1808 verkaufte
Frau Krupp die Gutehoffnungshütte an Heinrich Huyssen in Essen.
Der Kaufvertrag wurde am 16. November 1808 unterschrieben, und
zwar einerseits von der Witwe Krupp, geb. Ascherfeld, unter
Assistenz des Justizkommissars Tutmann und ihres Enkels Fried-
rich Krupp, andererseits von Heinrich Huyssen, Gerhard und
Franz Haniel und Gottlob Jakobi. So finden sich unter diesem
bedeutungsvollen Aktenstück die Namen der Begründer der modernen
Eisenindustrie des Ruhrgebietes vereinigt 1).
Die Käufer Huyssen, Haniel und Jakobi, von denen Gottlob
Jakobi, den wir wiederholt erwähnt haben, mit den beiden Brüdern
Haniel die Eisenhütten Neu-Essen und St. Antony besaſs, vereinigten
durch Gesellschaftsvertrag vom 5. April 1810 alle drei Hütten zu der
berühmten Gewerkschaft Jakobi, Haniel & Huyssen.
Nachdem im Jahre 1802 das Stift Essen aufgelöst worden war,
hatte sich die Fürstin von den industriellen Unternehmungen zurück-
gezogen und ihren ¾ Anteil der St. Antonyhütte durch Vertrag vom
10. Mai 1805 und ihren gleichen Anteil an Neu-Essen an die Gebrüder
Gerhard und Franz Haniel zu Ruhrort verkauft, welche am
7. August desselben Jahres bei dem Oberbergamt in Essen die An-
zeige machten, daſs sie gewillt seien, in Gemeinschaft mit dem In-
spektor Gottlob Jakobi diese Hütten in Betrieb zu setzen. Nach Ver-
einigung mit der Gutehoffnungshütte wurde Jakobi 1810 die Direktion
der vereinigten Werke übertragen.
Im Oktober desselben Jahres 1810 übernahm Friedrich Krupp
das von seiner Mutter geführte Spezereigeschäft in Essen und gründete
damit die berühmte Firma Friedrich Krupp. Damals erfüllte das
Streben, Guſsstahl wie die Engländer zu machen, viele Eisenindustrielle
in Deutschland. Gottlob Jakobi beschäftigte sich damit und ein
Bericht aus dem Jahre 1811 sagt von ihm, er habe das Geheimnis
1) Siehe W. Grevel, Die Gutehoffnungshütte 1881, S. 10.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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