unter dem Roste hatte eine Höhe von 41 Zoll, wovon sich 24 Zoll unter der Hüttensohle befanden. Die Höhe der Feuerbrücke bis zum Gewölbe betrug 10 Zoll. Das Gewölbe senkte sich nach der Fuchs- öffnung. Der Herd des Puddelofens lag bei der Feuerbrücke 10 Zoll unter dieser. Der Sandherd war muldenförmig, an seiner schwächsten Stelle 9 Zoll dick. Die Fuchsöffnung war 12 Zoll breit und 12 Zoll hoch, die wirkliche Höhe betrug durch die Sandaufschüttung aber nur 8 bis 9 Zoll. Die Arbeitsthür war von Gusseisen und inwendig mit feuerfesten Ziegeln ausgemauert. In der Mitte derselben unten befand sich ein kleineres Thürchen, die eigentliche Arbeitsöffnung. Die Thür bewegte sich in gusseisernen Schienen von 14 Zoll Abstand und wurde durch einen Hebel aufgezogen. -- Die Esse, welche 30 bis 45 Fuss hoch war, konstruierte man mit grösserer Sorgfalt wie früher und stellte sie, um Mauerwerk zu sparen und um den grossen Temperatur- schwankungen widerstehen zu können, in eine starke eiserne Ver- ankerung 1). Der Querschnitt der Esse war rechtwinkelig. Gewöhnlich leitete man zwei Puddelöfen in eine Esse, welcher man dann einen länglichen Querschnitt gab. Legte man die beiden Puddelöfen neben- einander, so erhielten sie eine gemeinschaftliche Seitenmauer. Man ging aber in dieser Zeit bereits zu Doppelöfen über, bei welchen zwei Puddelöfen ohne Scheidewand vereinigt waren. Bei diesen musste die Arbeit des Einsetzens, Rührens und Luppenmachens gleichzeitig ge- schehen, aber sie erfolgte von zwei Seiten aus durch die beiden gegen- überliegenden Arbeitsthüren. Der Zweck war Kohlenersparung.
Eine andere Konstruktion, welche man in England an einigen Orten eingeführt hatte, bestand darin, dass man zwei Herde über- einander anlegte und die Flamme von dem unteren über den oberen hinführte. Auf dem oberen Herde wurde das Roheisen vorgewärmt und zwar bis zu einem breiartig erweichten Zustande. Die Anord- nung der übereinandergebauten Herde hatte sich indess nicht be- währt. Doch bemerkt Karsten mit Recht: es ist indess zu er- warten, dass dies vorteilhafte Verfahren nicht wieder in Vergessenheit kommen wird, wenn man auch die Vorrichtung nur so trifft, dass man das zu verfrischende Roheisen durch die jetzt unbenutzte Flamme in eine anhaltende und starke Glühhitze versetzt, durch welche das Feineisen schon bedeutend vorbereitet (gebraten) werden würde, wenn es demnächst auch in einem fast erkalteten Zustande auf den Herd des Frischofens gebracht würde.
1) Siehe Karsten, a. a. O., 2. Aufl., §. 1232 und 1233. Tab. VII.
Das Eisenpuddeln 1816 bis 1830.
unter dem Roste hatte eine Höhe von 41 Zoll, wovon sich 24 Zoll unter der Hüttensohle befanden. Die Höhe der Feuerbrücke bis zum Gewölbe betrug 10 Zoll. Das Gewölbe senkte sich nach der Fuchs- öffnung. Der Herd des Puddelofens lag bei der Feuerbrücke 10 Zoll unter dieser. Der Sandherd war muldenförmig, an seiner schwächsten Stelle 9 Zoll dick. Die Fuchsöffnung war 12 Zoll breit und 12 Zoll hoch, die wirkliche Höhe betrug durch die Sandaufschüttung aber nur 8 bis 9 Zoll. Die Arbeitsthür war von Guſseisen und inwendig mit feuerfesten Ziegeln ausgemauert. In der Mitte derselben unten befand sich ein kleineres Thürchen, die eigentliche Arbeitsöffnung. Die Thür bewegte sich in guſseisernen Schienen von 14 Zoll Abstand und wurde durch einen Hebel aufgezogen. — Die Esse, welche 30 bis 45 Fuſs hoch war, konstruierte man mit gröſserer Sorgfalt wie früher und stellte sie, um Mauerwerk zu sparen und um den groſsen Temperatur- schwankungen widerstehen zu können, in eine starke eiserne Ver- ankerung 1). Der Querschnitt der Esse war rechtwinkelig. Gewöhnlich leitete man zwei Puddelöfen in eine Esse, welcher man dann einen länglichen Querschnitt gab. Legte man die beiden Puddelöfen neben- einander, so erhielten sie eine gemeinschaftliche Seitenmauer. Man ging aber in dieser Zeit bereits zu Doppelöfen über, bei welchen zwei Puddelöfen ohne Scheidewand vereinigt waren. Bei diesen muſste die Arbeit des Einsetzens, Rührens und Luppenmachens gleichzeitig ge- schehen, aber sie erfolgte von zwei Seiten aus durch die beiden gegen- überliegenden Arbeitsthüren. Der Zweck war Kohlenersparung.
Eine andere Konstruktion, welche man in England an einigen Orten eingeführt hatte, bestand darin, daſs man zwei Herde über- einander anlegte und die Flamme von dem unteren über den oberen hinführte. Auf dem oberen Herde wurde das Roheisen vorgewärmt und zwar bis zu einem breiartig erweichten Zustande. Die Anord- nung der übereinandergebauten Herde hatte sich indeſs nicht be- währt. Doch bemerkt Karsten mit Recht: es ist indeſs zu er- warten, daſs dies vorteilhafte Verfahren nicht wieder in Vergessenheit kommen wird, wenn man auch die Vorrichtung nur so trifft, daſs man das zu verfrischende Roheisen durch die jetzt unbenutzte Flamme in eine anhaltende und starke Glühhitze versetzt, durch welche das Feineisen schon bedeutend vorbereitet (gebraten) werden würde, wenn es demnächst auch in einem fast erkalteten Zustande auf den Herd des Frischofens gebracht würde.
1) Siehe Karsten, a. a. O., 2. Aufl., §. 1232 und 1233. Tab. VII.
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Das Eisenpuddeln 1816 bis 1830.
unter dem Roste hatte eine Höhe von 41 Zoll, wovon sich 24 Zoll
unter der Hüttensohle befanden. Die Höhe der Feuerbrücke bis zum
Gewölbe betrug 10 Zoll. Das Gewölbe senkte sich nach der Fuchs-
öffnung. Der Herd des Puddelofens lag bei der Feuerbrücke 10 Zoll
unter dieser. Der Sandherd war muldenförmig, an seiner schwächsten
Stelle 9 Zoll dick. Die Fuchsöffnung war 12 Zoll breit und 12 Zoll
hoch, die wirkliche Höhe betrug durch die Sandaufschüttung aber nur
8 bis 9 Zoll. Die Arbeitsthür war von Guſseisen und inwendig mit
feuerfesten Ziegeln ausgemauert. In der Mitte derselben unten befand
sich ein kleineres Thürchen, die eigentliche Arbeitsöffnung. Die Thür
bewegte sich in guſseisernen Schienen von 14 Zoll Abstand und wurde
durch einen Hebel aufgezogen. — Die Esse, welche 30 bis 45 Fuſs
hoch war, konstruierte man mit gröſserer Sorgfalt wie früher und
stellte sie, um Mauerwerk zu sparen und um den groſsen Temperatur-
schwankungen widerstehen zu können, in eine starke eiserne Ver-
ankerung 1). Der Querschnitt der Esse war rechtwinkelig. Gewöhnlich
leitete man zwei Puddelöfen in eine Esse, welcher man dann einen
länglichen Querschnitt gab. Legte man die beiden Puddelöfen neben-
einander, so erhielten sie eine gemeinschaftliche Seitenmauer. Man
ging aber in dieser Zeit bereits zu Doppelöfen über, bei welchen zwei
Puddelöfen ohne Scheidewand vereinigt waren. Bei diesen muſste die
Arbeit des Einsetzens, Rührens und Luppenmachens gleichzeitig ge-
schehen, aber sie erfolgte von zwei Seiten aus durch die beiden gegen-
überliegenden Arbeitsthüren. Der Zweck war Kohlenersparung.
Eine andere Konstruktion, welche man in England an einigen
Orten eingeführt hatte, bestand darin, daſs man zwei Herde über-
einander anlegte und die Flamme von dem unteren über den oberen
hinführte. Auf dem oberen Herde wurde das Roheisen vorgewärmt
und zwar bis zu einem breiartig erweichten Zustande. Die Anord-
nung der übereinandergebauten Herde hatte sich indeſs nicht be-
währt. Doch bemerkt Karsten mit Recht: es ist indeſs zu er-
warten, daſs dies vorteilhafte Verfahren nicht wieder in Vergessenheit
kommen wird, wenn man auch die Vorrichtung nur so trifft, daſs
man das zu verfrischende Roheisen durch die jetzt unbenutzte Flamme
in eine anhaltende und starke Glühhitze versetzt, durch welche das
Feineisen schon bedeutend vorbereitet (gebraten) werden würde, wenn
es demnächst auch in einem fast erkalteten Zustande auf den Herd
des Frischofens gebracht würde.
1) Siehe Karsten, a. a. O., 2. Aufl., §. 1232 und 1233. Tab. VII.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/274>, abgerufen am 26.11.2024.
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