19. Jahrhunderts noch anhaftete, von sich abgestreift. Die anti- phlogistische Chemie war bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen und er stiess auf keinen hüttenmännischen Vorgang, ohne ihn chemisch zu erfassen und zu begründen. Dabei hatte er eine grosse praktische Erfahrung. Seine metallurgischen Lehrbücher behandeln deshalb vielfach Selbsterlebtes. Es geschieht dies in klarer, anschaulicher Weise, und die nüchterne Wirklichkeit wird fesselnd durch die Dar- stellung und noch mehr durch die naturwissenschaftliche Behandlung, welche die einzelne Erscheinung im Zusammenhang mit den Natur- gesetzen interessant erscheinen lässt.
Karsten war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller und müssen wir uns begnügen, die für die Eisenhüttenkunde wichtigsten Schriften auf- zuzählen. Bereits im Jahre 1803 veröffentlichte er "Einige Bemerkungen über die Gewinnung des Eisens im grossen aus seinen Erzen, be- sonders in chemischer Hinsicht". Die deutsche Bearbeitung von Rinmans Geschichte des Eisens erschien in 2 Bänden in den Jahren 1814 und 1815. 1816 folgte sein Handbuch der Eisenhütten- kunde, ebenfalls in 2 Bänden. Von diesem grundlegenden Werk erschien bald danach eine französische Übersetzung von Culman.
1818 wurde zu Breslau der Grundriss der Metallurgie und der metallurgischen Hüttenkunde herausgegeben. In demselben Jahre begann Karsten das "Archiv für Bergbau und Hüttenwesen", welches von 1818 bis 1829 in Breslau und Berlin erschien, und wirklich das war, was sein Titel versprach, das Archiv der wichtigsten hütten- männischen Erscheinungen jener Zeit. 1829 wurde es erweitert zum "Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde", welches nach Karstens Tode mit dem Jahre 1854 aufhörte. Vom XI. Bande an nahm von Dechen an der Redaktion mit teil. In diesem Archiv wurde eine grosse Reihe vortrefflicher Abhandlungen Karstens veröffentlicht.
1821 gab er die Beschreibung einer metallurgischen Reise durch einen Teil von Bayern und durch die süddeutschen Provinzen Öster- reichs, worin namentlich die in Steiermark und Kärnten betriebenen Frischmethoden eingehend geschildert sind, heraus.
1827 erschien die zweite Auflage des Handbuches der Eisenhütten- kunde in 4 Bänden, wie schon aus der doppelten Bändezahl hervor- geht, sehr erweitert und geradezu als ein neues Werk. Auch diese Auflage wurde wenige Jahre nach ihrem Erscheinen, 1830, von Cul- man ins Französische übersetzt. 1828 folgte Karstens Grundriss der deutschen Bergrechtslehre mit Rücksicht auf die französische
Beck, Geschichte des Eisens. 2
Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.
19. Jahrhunderts noch anhaftete, von sich abgestreift. Die anti- phlogistische Chemie war bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen und er stieſs auf keinen hüttenmännischen Vorgang, ohne ihn chemisch zu erfassen und zu begründen. Dabei hatte er eine groſse praktische Erfahrung. Seine metallurgischen Lehrbücher behandeln deshalb vielfach Selbsterlebtes. Es geschieht dies in klarer, anschaulicher Weise, und die nüchterne Wirklichkeit wird fesselnd durch die Dar- stellung und noch mehr durch die naturwissenschaftliche Behandlung, welche die einzelne Erscheinung im Zusammenhang mit den Natur- gesetzen interessant erscheinen läſst.
Karsten war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller und müssen wir uns begnügen, die für die Eisenhüttenkunde wichtigsten Schriften auf- zuzählen. Bereits im Jahre 1803 veröffentlichte er „Einige Bemerkungen über die Gewinnung des Eisens im groſsen aus seinen Erzen, be- sonders in chemischer Hinsicht“. Die deutsche Bearbeitung von Rinmans Geschichte des Eisens erschien in 2 Bänden in den Jahren 1814 und 1815. 1816 folgte sein Handbuch der Eisenhütten- kunde, ebenfalls in 2 Bänden. Von diesem grundlegenden Werk erschien bald danach eine französische Übersetzung von Culman.
1818 wurde zu Breslau der Grundriſs der Metallurgie und der metallurgischen Hüttenkunde herausgegeben. In demselben Jahre begann Karsten das „Archiv für Bergbau und Hüttenwesen“, welches von 1818 bis 1829 in Breslau und Berlin erschien, und wirklich das war, was sein Titel versprach, das Archiv der wichtigsten hütten- männischen Erscheinungen jener Zeit. 1829 wurde es erweitert zum „Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde“, welches nach Karstens Tode mit dem Jahre 1854 aufhörte. Vom XI. Bande an nahm von Dechen an der Redaktion mit teil. In diesem Archiv wurde eine groſse Reihe vortrefflicher Abhandlungen Karstens veröffentlicht.
1821 gab er die Beschreibung einer metallurgischen Reise durch einen Teil von Bayern und durch die süddeutschen Provinzen Öster- reichs, worin namentlich die in Steiermark und Kärnten betriebenen Frischmethoden eingehend geschildert sind, heraus.
1827 erschien die zweite Auflage des Handbuches der Eisenhütten- kunde in 4 Bänden, wie schon aus der doppelten Bändezahl hervor- geht, sehr erweitert und geradezu als ein neues Werk. Auch diese Auflage wurde wenige Jahre nach ihrem Erscheinen, 1830, von Cul- man ins Französische übersetzt. 1828 folgte Karstens Grundriſs der deutschen Bergrechtslehre mit Rücksicht auf die französische
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Einleitung. — Litteratur 1801 bis 1815.
19. Jahrhunderts noch anhaftete, von sich abgestreift. Die anti-
phlogistische Chemie war bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen
und er stieſs auf keinen hüttenmännischen Vorgang, ohne ihn chemisch
zu erfassen und zu begründen. Dabei hatte er eine groſse praktische
Erfahrung. Seine metallurgischen Lehrbücher behandeln deshalb
vielfach Selbsterlebtes. Es geschieht dies in klarer, anschaulicher
Weise, und die nüchterne Wirklichkeit wird fesselnd durch die Dar-
stellung und noch mehr durch die naturwissenschaftliche Behandlung,
welche die einzelne Erscheinung im Zusammenhang mit den Natur-
gesetzen interessant erscheinen läſst.
Karsten war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller und müssen wir
uns begnügen, die für die Eisenhüttenkunde wichtigsten Schriften auf-
zuzählen. Bereits im Jahre 1803 veröffentlichte er „Einige Bemerkungen
über die Gewinnung des Eisens im groſsen aus seinen Erzen, be-
sonders in chemischer Hinsicht“. Die deutsche Bearbeitung von
Rinmans Geschichte des Eisens erschien in 2 Bänden in den
Jahren 1814 und 1815. 1816 folgte sein Handbuch der Eisenhütten-
kunde, ebenfalls in 2 Bänden. Von diesem grundlegenden Werk
erschien bald danach eine französische Übersetzung von Culman.
1818 wurde zu Breslau der Grundriſs der Metallurgie und der
metallurgischen Hüttenkunde herausgegeben. In demselben Jahre
begann Karsten das „Archiv für Bergbau und Hüttenwesen“, welches
von 1818 bis 1829 in Breslau und Berlin erschien, und wirklich das
war, was sein Titel versprach, das Archiv der wichtigsten hütten-
männischen Erscheinungen jener Zeit. 1829 wurde es erweitert zum
„Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde“,
welches nach Karstens Tode mit dem Jahre 1854 aufhörte. Vom
XI. Bande an nahm von Dechen an der Redaktion mit teil. In
diesem Archiv wurde eine groſse Reihe vortrefflicher Abhandlungen
Karstens veröffentlicht.
1821 gab er die Beschreibung einer metallurgischen Reise durch
einen Teil von Bayern und durch die süddeutschen Provinzen Öster-
reichs, worin namentlich die in Steiermark und Kärnten betriebenen
Frischmethoden eingehend geschildert sind, heraus.
1827 erschien die zweite Auflage des Handbuches der Eisenhütten-
kunde in 4 Bänden, wie schon aus der doppelten Bändezahl hervor-
geht, sehr erweitert und geradezu als ein neues Werk. Auch diese
Auflage wurde wenige Jahre nach ihrem Erscheinen, 1830, von Cul-
man ins Französische übersetzt. 1828 folgte Karstens Grundriſs
der deutschen Bergrechtslehre mit Rücksicht auf die französische
Beck, Geschichte des Eisens. 2
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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