den Versuch desselben zu verlangen. Trotzdem erreichte sie ihre Absicht nicht.
Allerdings hatte man zu Glabeck, nahe bei Tubize, einen Hoch- ofen mit einer Mischung von Holzkohle und Koks mit Erfolg betrieben. Ebenso hatte Amand, Hüttenherr zu Bouvigne, einen sehr festen Guss mit Koks erhalten, der nur etwas hart ausgefallen war. Aber diese Versuche fanden keine Nachahmung, vielmehr legten namentlich die Hüttenbesitzer im Lütticher Lande eine grosse Ängstlichkeit gegen den Steinkohlenbetrieb an den Tag. Sie begründeten dieselbe mit der Behauptung, die Steinkohle von Lüttich sei dem Eisen schädlich.
Die Societe d'Emulation zu Lüttich setzte dagegen schon 1811 einen Preis aus für den, der zuerst den englischen Betrieb im Depar- tement der Ourthe einführte. Sie bekämpfte mit Eifer das Vorurteil, dass die Lütticher Kohle für den Hochofenbetrieb ungeeignet sei und befürwortete die Verkokung in geschlossenen Öfen. Aber erst sehr spät wurden die Bemühungen dieser Gesellschaft, die sich grosses Verdienst in dieser Sache um Belgien erworben hat, von Erfolg ge- krönt.
Erst zu Anfang des Jahrhunderts ging man von der viereckigen zur runden Form des inneren Querschnitts der Hochöfen über.
Die Blechfabrikation machte unter dem Kaiserreich wesentliche Fortschritte. Man zählte damals im Lütticher Lande bereits 14 Blech- walzwerke, welche 100 Arbeiter beschäftigten und jährlich etwa 280000 Ctr. erzeugten. Bei der Pariser Ausstellung von 1806 wurden die Bleche der Herren Dautrebande und Bastin von Huy für die besten erklärt.
In der Weissblechfabrikation nahm das Werk von Delloye zu Huy die erste Stelle ein. 1804 hatte die Gesellschaft zur Aufmunte- rung etc. in Paris einen Preis von 3000 Franken für das beste Weiss- blech, das dem besten im Handel vorkommenden gleichkäme, aus- gesetzt. Erst 1808 kam derselbe zur Verteilung und wurde Herrn Delloye zugesprochen, der schon bei der Ausstellung 1806 eine sil- berne Medaille erhalten hatte. Seine Fabrik verarbeitete damals 25000 kg Blech. Sie produzierte 1808 1969, 1809 4674 und 1810 6782 Kisten Weissblech. Herr Delloye erhielt von der französischen Regierung als Anerkennung und zur Aufmunterung 90000 Franken.
Dagegen gingen die Schneidwerke durch die wachsende aus- wärtige Konkurrenz zurück. Von grosser Wichtigkeit war die Grün- dung der grossen Kanonengiesserei in Lüttich.
Beck, Geschichte des Eisens. 22
Belgien bis 1830.
den Versuch desselben zu verlangen. Trotzdem erreichte sie ihre Absicht nicht.
Allerdings hatte man zu Glabeck, nahe bei Tubize, einen Hoch- ofen mit einer Mischung von Holzkohle und Koks mit Erfolg betrieben. Ebenso hatte Amand, Hüttenherr zu Bouvigne, einen sehr festen Guſs mit Koks erhalten, der nur etwas hart ausgefallen war. Aber diese Versuche fanden keine Nachahmung, vielmehr legten namentlich die Hüttenbesitzer im Lütticher Lande eine groſse Ängstlichkeit gegen den Steinkohlenbetrieb an den Tag. Sie begründeten dieselbe mit der Behauptung, die Steinkohle von Lüttich sei dem Eisen schädlich.
Die Société d’Émulation zu Lüttich setzte dagegen schon 1811 einen Preis aus für den, der zuerst den englischen Betrieb im Depar- tement der Ourthe einführte. Sie bekämpfte mit Eifer das Vorurteil, daſs die Lütticher Kohle für den Hochofenbetrieb ungeeignet sei und befürwortete die Verkokung in geschlossenen Öfen. Aber erst sehr spät wurden die Bemühungen dieser Gesellschaft, die sich groſses Verdienst in dieser Sache um Belgien erworben hat, von Erfolg ge- krönt.
Erst zu Anfang des Jahrhunderts ging man von der viereckigen zur runden Form des inneren Querschnitts der Hochöfen über.
Die Blechfabrikation machte unter dem Kaiserreich wesentliche Fortschritte. Man zählte damals im Lütticher Lande bereits 14 Blech- walzwerke, welche 100 Arbeiter beschäftigten und jährlich etwa 280000 Ctr. erzeugten. Bei der Pariser Ausstellung von 1806 wurden die Bleche der Herren Dautrebande und Bastin von Huy für die besten erklärt.
In der Weiſsblechfabrikation nahm das Werk von Delloye zu Huy die erste Stelle ein. 1804 hatte die Gesellschaft zur Aufmunte- rung etc. in Paris einen Preis von 3000 Franken für das beste Weiſs- blech, das dem besten im Handel vorkommenden gleichkäme, aus- gesetzt. Erst 1808 kam derselbe zur Verteilung und wurde Herrn Delloye zugesprochen, der schon bei der Ausstellung 1806 eine sil- berne Medaille erhalten hatte. Seine Fabrik verarbeitete damals 25000 kg Blech. Sie produzierte 1808 1969, 1809 4674 und 1810 6782 Kisten Weiſsblech. Herr Delloye erhielt von der französischen Regierung als Anerkennung und zur Aufmunterung 90000 Franken.
Dagegen gingen die Schneidwerke durch die wachsende aus- wärtige Konkurrenz zurück. Von groſser Wichtigkeit war die Grün- dung der groſsen Kanonengieſserei in Lüttich.
Beck, Geschichte des Eisens. 22
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0353"n="337"/><fwplace="top"type="header">Belgien bis 1830.</fw><lb/>
den Versuch desselben zu verlangen. Trotzdem erreichte sie ihre<lb/>
Absicht nicht.</p><lb/><p>Allerdings hatte man zu Glabeck, nahe bei Tubize, einen Hoch-<lb/>
ofen mit einer Mischung von Holzkohle und Koks mit Erfolg betrieben.<lb/>
Ebenso hatte <hirendition="#g">Amand</hi>, Hüttenherr zu Bouvigne, einen sehr festen Guſs<lb/>
mit Koks erhalten, der nur etwas hart ausgefallen war. Aber diese<lb/>
Versuche fanden keine Nachahmung, vielmehr legten namentlich<lb/>
die Hüttenbesitzer im Lütticher Lande eine groſse Ängstlichkeit<lb/>
gegen den Steinkohlenbetrieb an den Tag. Sie begründeten dieselbe<lb/>
mit der Behauptung, die Steinkohle von Lüttich sei dem Eisen<lb/>
schädlich.</p><lb/><p>Die Société d’Émulation zu Lüttich setzte dagegen schon 1811<lb/>
einen Preis aus für den, der zuerst den englischen Betrieb im Depar-<lb/>
tement der Ourthe einführte. Sie bekämpfte mit Eifer das Vorurteil,<lb/>
daſs die Lütticher Kohle für den Hochofenbetrieb ungeeignet sei<lb/>
und befürwortete die Verkokung in geschlossenen Öfen. Aber erst<lb/>
sehr spät wurden die Bemühungen dieser Gesellschaft, die sich groſses<lb/>
Verdienst in dieser Sache um Belgien erworben hat, von Erfolg ge-<lb/>
krönt.</p><lb/><p>Erst zu Anfang des Jahrhunderts ging man von der viereckigen<lb/>
zur runden Form des inneren Querschnitts der Hochöfen über.</p><lb/><p>Die Blechfabrikation machte unter dem Kaiserreich wesentliche<lb/>
Fortschritte. Man zählte damals im Lütticher Lande bereits 14 Blech-<lb/>
walzwerke, welche 100 Arbeiter beschäftigten und jährlich etwa<lb/>
280000 Ctr. erzeugten. Bei der Pariser Ausstellung von 1806 wurden<lb/>
die Bleche der Herren <hirendition="#g">Dautrebande</hi> und <hirendition="#g">Bastin</hi> von Huy für die<lb/>
besten erklärt.</p><lb/><p>In der Weiſsblechfabrikation nahm das Werk von <hirendition="#g">Delloye</hi> zu<lb/>
Huy die erste Stelle ein. 1804 hatte die Gesellschaft zur Aufmunte-<lb/>
rung etc. in Paris einen Preis von 3000 Franken für das beste Weiſs-<lb/>
blech, das dem besten im Handel vorkommenden gleichkäme, aus-<lb/>
gesetzt. Erst 1808 kam derselbe zur Verteilung und wurde Herrn<lb/><hirendition="#g">Delloye</hi> zugesprochen, der schon bei der Ausstellung 1806 eine sil-<lb/>
berne Medaille erhalten hatte. Seine Fabrik verarbeitete damals<lb/>
25000 kg Blech. Sie produzierte 1808 1969, 1809 4674 und 1810<lb/>
6782 Kisten Weiſsblech. Herr <hirendition="#g">Delloye</hi> erhielt von der französischen<lb/>
Regierung als Anerkennung und zur Aufmunterung 90000 Franken.</p><lb/><p>Dagegen gingen die Schneidwerke durch die wachsende aus-<lb/>
wärtige Konkurrenz zurück. Von groſser Wichtigkeit war die Grün-<lb/>
dung der groſsen Kanonengieſserei in Lüttich.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 22</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[337/0353]
Belgien bis 1830.
den Versuch desselben zu verlangen. Trotzdem erreichte sie ihre
Absicht nicht.
Allerdings hatte man zu Glabeck, nahe bei Tubize, einen Hoch-
ofen mit einer Mischung von Holzkohle und Koks mit Erfolg betrieben.
Ebenso hatte Amand, Hüttenherr zu Bouvigne, einen sehr festen Guſs
mit Koks erhalten, der nur etwas hart ausgefallen war. Aber diese
Versuche fanden keine Nachahmung, vielmehr legten namentlich
die Hüttenbesitzer im Lütticher Lande eine groſse Ängstlichkeit
gegen den Steinkohlenbetrieb an den Tag. Sie begründeten dieselbe
mit der Behauptung, die Steinkohle von Lüttich sei dem Eisen
schädlich.
Die Société d’Émulation zu Lüttich setzte dagegen schon 1811
einen Preis aus für den, der zuerst den englischen Betrieb im Depar-
tement der Ourthe einführte. Sie bekämpfte mit Eifer das Vorurteil,
daſs die Lütticher Kohle für den Hochofenbetrieb ungeeignet sei
und befürwortete die Verkokung in geschlossenen Öfen. Aber erst
sehr spät wurden die Bemühungen dieser Gesellschaft, die sich groſses
Verdienst in dieser Sache um Belgien erworben hat, von Erfolg ge-
krönt.
Erst zu Anfang des Jahrhunderts ging man von der viereckigen
zur runden Form des inneren Querschnitts der Hochöfen über.
Die Blechfabrikation machte unter dem Kaiserreich wesentliche
Fortschritte. Man zählte damals im Lütticher Lande bereits 14 Blech-
walzwerke, welche 100 Arbeiter beschäftigten und jährlich etwa
280000 Ctr. erzeugten. Bei der Pariser Ausstellung von 1806 wurden
die Bleche der Herren Dautrebande und Bastin von Huy für die
besten erklärt.
In der Weiſsblechfabrikation nahm das Werk von Delloye zu
Huy die erste Stelle ein. 1804 hatte die Gesellschaft zur Aufmunte-
rung etc. in Paris einen Preis von 3000 Franken für das beste Weiſs-
blech, das dem besten im Handel vorkommenden gleichkäme, aus-
gesetzt. Erst 1808 kam derselbe zur Verteilung und wurde Herrn
Delloye zugesprochen, der schon bei der Ausstellung 1806 eine sil-
berne Medaille erhalten hatte. Seine Fabrik verarbeitete damals
25000 kg Blech. Sie produzierte 1808 1969, 1809 4674 und 1810
6782 Kisten Weiſsblech. Herr Delloye erhielt von der französischen
Regierung als Anerkennung und zur Aufmunterung 90000 Franken.
Dagegen gingen die Schneidwerke durch die wachsende aus-
wärtige Konkurrenz zurück. Von groſser Wichtigkeit war die Grün-
dung der groſsen Kanonengieſserei in Lüttich.
Beck, Geschichte des Eisens. 22
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/353>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.