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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Belgien bis 1830.
Schlachtfelde von Waterloo aufgestellt wurde, bewiesen. Derselbe ist
13 Fuss 11 Zoll hoch und wog 27470 kg. Im ganzen waren 1829 zu
Seraing 15 Dampfmaschinen mit 450 Pferdekräften, entsprechend
etwa 3150 Menschenkräften; es waren 2000 Arbeiter daselbst be-
schäftigt, und lieferte die Fabrik für 11/2 Millionen Gulden Ware.
Hauptartikel waren Dampfmaschinen, hiervon lieferte das Werk 1825
bis 1829 22 Dampfschiffsmaschinen, 36 Bergwerks- und Pumpmaschinen
und 50 Maschinen für Fabriken. Der Hochofen produzierte über
2000000 kg Roheisen im Jahre. Dieses Quantum reichte aber bei
weitem nicht aus für den Bedarf der Eisenfabrik, wofür noch jähr-
lich 2170000 kg deutsches und 2400000 kg belgisches Roheisen an-
gekauft werden mussten.

Wir sehen aus dieser kurzen Beschreibung, dass das grosse Eisen-
werk zu Seraing ganz im modernen Geiste mit allen Verbesserungen
der englischen Eisenwerke errichtet war. Die meisten Arbeiter waren
wenigstens anfänglich Engländer. Bei dem Hochofen waren englische
Arbeiter bis zum Jahre 1830. Erst die Revolution in diesem Jahre hat mit
den Holländern auch die Engländer aus Seraing vertrieben. Belgische
Arbeiter traten an ihre Stelle, die aber ihre Schule bei den Eng-
ländern gemacht hatten. Ein englischer Unternehmer und englische
Arbeiter sind die Begründer und Lehrmeister der modernen belgischen
Eisenindustrie gewesen.

Cockerill war zwar der bedeutendste, aber nicht der einzige
englische Unternehmer, der in Belgien gewirkt hat. Nicht lange,
nachdem der erste Kokshochofen in Seraing angeblasen war, erbaute
Bonehill 1825 auf der alten Eisenhütte zu Hourpes an der Sambre
einen kleinen Kokshochofen nebst zwei Flamm- und mehreren Kupol-
öfen zum Umschmelzen des Roheisens, ferner eine Kanonenbohrwerk-
stätte, denn damals hatte die Gesellschaft zu Hourpes, die ebenfalls
den König Wilhelm der Niederlande zu ihren Aktionären zählte,
die Absicht, gusseiserne Geschütze zu fabrizieren. Der Engländer
Bonehill, der sich in Marchienne niederliess, hat einen grossen Ein-
fluss auf die Entwickelung der belgischen Hochofenindustrie nament-
lich in der folgenden Periode ausgeübt.

Schon vor dieser Zeit waren an einigen Orten Holzkohlenhoch-
öfen mit Koks betrieben worden, so zu Haudires bei Couillet 1822
und zu St. Roch bei Couvin 1823 oder 1824. Der Ofen zu Haudires
war der erste Hochofen mit Koksbetrieb in Belgien. Doch haben
sich diese kleinen Öfen nicht bewährt. Sie mussten umgebaut werden,
so auch 1830 der zu Hourpes, wobei man sie wesentlich vergrösserte.

Belgien bis 1830.
Schlachtfelde von Waterloo aufgestellt wurde, bewiesen. Derselbe ist
13 Fuſs 11 Zoll hoch und wog 27470 kg. Im ganzen waren 1829 zu
Seraing 15 Dampfmaschinen mit 450 Pferdekräften, entsprechend
etwa 3150 Menschenkräften; es waren 2000 Arbeiter daselbst be-
schäftigt, und lieferte die Fabrik für 1½ Millionen Gulden Ware.
Hauptartikel waren Dampfmaschinen, hiervon lieferte das Werk 1825
bis 1829 22 Dampfschiffsmaschinen, 36 Bergwerks- und Pumpmaschinen
und 50 Maschinen für Fabriken. Der Hochofen produzierte über
2000000 kg Roheisen im Jahre. Dieses Quantum reichte aber bei
weitem nicht aus für den Bedarf der Eisenfabrik, wofür noch jähr-
lich 2170000 kg deutsches und 2400000 kg belgisches Roheisen an-
gekauft werden muſsten.

Wir sehen aus dieser kurzen Beschreibung, daſs das groſse Eisen-
werk zu Seraing ganz im modernen Geiste mit allen Verbesserungen
der englischen Eisenwerke errichtet war. Die meisten Arbeiter waren
wenigstens anfänglich Engländer. Bei dem Hochofen waren englische
Arbeiter bis zum Jahre 1830. Erst die Revolution in diesem Jahre hat mit
den Holländern auch die Engländer aus Seraing vertrieben. Belgische
Arbeiter traten an ihre Stelle, die aber ihre Schule bei den Eng-
ländern gemacht hatten. Ein englischer Unternehmer und englische
Arbeiter sind die Begründer und Lehrmeister der modernen belgischen
Eisenindustrie gewesen.

Cockerill war zwar der bedeutendste, aber nicht der einzige
englische Unternehmer, der in Belgien gewirkt hat. Nicht lange,
nachdem der erste Kokshochofen in Seraing angeblasen war, erbaute
Bonehill 1825 auf der alten Eisenhütte zu Hourpes an der Sambre
einen kleinen Kokshochofen nebst zwei Flamm- und mehreren Kupol-
öfen zum Umschmelzen des Roheisens, ferner eine Kanonenbohrwerk-
stätte, denn damals hatte die Gesellschaft zu Hourpes, die ebenfalls
den König Wilhelm der Niederlande zu ihren Aktionären zählte,
die Absicht, guſseiserne Geschütze zu fabrizieren. Der Engländer
Bonehill, der sich in Marchienne niederlieſs, hat einen groſsen Ein-
fluſs auf die Entwickelung der belgischen Hochofenindustrie nament-
lich in der folgenden Periode ausgeübt.

Schon vor dieser Zeit waren an einigen Orten Holzkohlenhoch-
öfen mit Koks betrieben worden, so zu Haudires bei Couillet 1822
und zu St. Roch bei Couvin 1823 oder 1824. Der Ofen zu Haudires
war der erste Hochofen mit Koksbetrieb in Belgien. Doch haben
sich diese kleinen Öfen nicht bewährt. Sie muſsten umgebaut werden,
so auch 1830 der zu Hourpes, wobei man sie wesentlich vergröſserte.

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[343/0359] Belgien bis 1830. Schlachtfelde von Waterloo aufgestellt wurde, bewiesen. Derselbe ist 13 Fuſs 11 Zoll hoch und wog 27470 kg. Im ganzen waren 1829 zu Seraing 15 Dampfmaschinen mit 450 Pferdekräften, entsprechend etwa 3150 Menschenkräften; es waren 2000 Arbeiter daselbst be- schäftigt, und lieferte die Fabrik für 1½ Millionen Gulden Ware. Hauptartikel waren Dampfmaschinen, hiervon lieferte das Werk 1825 bis 1829 22 Dampfschiffsmaschinen, 36 Bergwerks- und Pumpmaschinen und 50 Maschinen für Fabriken. Der Hochofen produzierte über 2000000 kg Roheisen im Jahre. Dieses Quantum reichte aber bei weitem nicht aus für den Bedarf der Eisenfabrik, wofür noch jähr- lich 2170000 kg deutsches und 2400000 kg belgisches Roheisen an- gekauft werden muſsten. Wir sehen aus dieser kurzen Beschreibung, daſs das groſse Eisen- werk zu Seraing ganz im modernen Geiste mit allen Verbesserungen der englischen Eisenwerke errichtet war. Die meisten Arbeiter waren wenigstens anfänglich Engländer. Bei dem Hochofen waren englische Arbeiter bis zum Jahre 1830. Erst die Revolution in diesem Jahre hat mit den Holländern auch die Engländer aus Seraing vertrieben. Belgische Arbeiter traten an ihre Stelle, die aber ihre Schule bei den Eng- ländern gemacht hatten. Ein englischer Unternehmer und englische Arbeiter sind die Begründer und Lehrmeister der modernen belgischen Eisenindustrie gewesen. Cockerill war zwar der bedeutendste, aber nicht der einzige englische Unternehmer, der in Belgien gewirkt hat. Nicht lange, nachdem der erste Kokshochofen in Seraing angeblasen war, erbaute Bonehill 1825 auf der alten Eisenhütte zu Hourpes an der Sambre einen kleinen Kokshochofen nebst zwei Flamm- und mehreren Kupol- öfen zum Umschmelzen des Roheisens, ferner eine Kanonenbohrwerk- stätte, denn damals hatte die Gesellschaft zu Hourpes, die ebenfalls den König Wilhelm der Niederlande zu ihren Aktionären zählte, die Absicht, guſseiserne Geschütze zu fabrizieren. Der Engländer Bonehill, der sich in Marchienne niederlieſs, hat einen groſsen Ein- fluſs auf die Entwickelung der belgischen Hochofenindustrie nament- lich in der folgenden Periode ausgeübt. Schon vor dieser Zeit waren an einigen Orten Holzkohlenhoch- öfen mit Koks betrieben worden, so zu Haudires bei Couillet 1822 und zu St. Roch bei Couvin 1823 oder 1824. Der Ofen zu Haudires war der erste Hochofen mit Koksbetrieb in Belgien. Doch haben sich diese kleinen Öfen nicht bewährt. Sie muſsten umgebaut werden, so auch 1830 der zu Hourpes, wobei man sie wesentlich vergröſserte.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/359>, abgerufen am 22.11.2024.