in der Mark eingeführt: Die Kupolöfen mit Stichherd in der Giesserei; das Formen schwieriger Maschinenstücke in Sand und den Guss von Hartwalzen; die Anfertigung und Verwendung eiserner Getriebe, namentlich der konischen Räder und deren genaue Modellierung nach richtigen Grundsätzen; verbesserte Konstruktionen der Cylindergebläse und Wasserräder; die Herstellung der ersten doppeltwirkenden Dampf- maschine bis zu 100 Pferdekräften; die Einrichtung einer Kesselschmiede nach englischer Methode und die dazu erforderlichen Maschinen und Gerätschaften; die Anfertigung der ersten Heizapparate mit warmer Luft; die feinere Schleiferei von Stahlwaren (mit Hülfe des Mechanikers Prinz aus Aachen), sowie die englische Kreissäge.
1828 wurde mehr durch Zufall auch der erste Puddlingstahl zu Wetter gemacht und durch Messerschmiede zu Schneidwerkzeugen verarbeitet. Man verfolgte aber damals diese Entdeckung nicht.
Bereits 1826 war zu Wetter unter Beistand des verdienten Siegen- schen Oberhütteninspektors Zintgraff ein kleiner Hochofen mit eiser- nem Mantel angelegt worden. Auch stellte der weitsichtige Har- kort damals bereits einen Hüttenchemiker namens Goldtammer an, obgleich man darüber spottete, weil niemand begreifen konnte, was ein Chemiker in einem Eisenwerke nützen sollte. Goldtammer war aber ein sehr fähiger Mann. Er wies den Black-band im Ruhr- gebiete auf der ganzen Erstreckung der Kohlenflötze von Aplerbeck bis Essen nach und lieferte die erste Analyse des Kohleneisensteins im westfälischen Steinkohlengebirge. Harkort versuchte eine Be- lehnung auf denselben zu erlangen, aber das Bergamt erkannte das Mineral nicht als ein Eisenerz an und verweigerte die Mutung. Um dieselbe Zeit legte aber Goldtammer bedeutende Mutungen auf Roteisenstein in der Nähe von Wetzlar für Harkort ein; ebenfalls ein Beweis von dem scharfen, weitausschauenden Blicke Harkorts, denn um jene Zeit war noch nicht daran zu denken, die Erze von Wetzlar nach Wetter zu schaffen.
1829 erwarb Harkort auch die Berechtigung einer verfallenen Hütte von Elben bei Olpe und erbaute auf einem angekauften Ge- fälle bei Rüblinghausen ein neues Hochofenwerk, die Henriettenhütte, um hier unter Anwendung von Koks als Brennmaterial die vortreff- lichen Erze der benachbarten Gruben Vahlberg, Löh, Molitor u. a. zu Roheisen zu verschmelzen. Die Koksbereitung war vor 1830 in West- falen eine fast unbekannte Sache. Nur auf einigen kleinen Gruben bei Witten wurde damals in offenen Meilern aus Stückkohlen Koks dargestellt. Die Hüttenwerke, die mitten im Steinkohlengebiete
Deutschland bis 1830.
in der Mark eingeführt: Die Kupolöfen mit Stichherd in der Gieſserei; das Formen schwieriger Maschinenstücke in Sand und den Guſs von Hartwalzen; die Anfertigung und Verwendung eiserner Getriebe, namentlich der konischen Räder und deren genaue Modellierung nach richtigen Grundsätzen; verbesserte Konstruktionen der Cylindergebläse und Wasserräder; die Herstellung der ersten doppeltwirkenden Dampf- maschine bis zu 100 Pferdekräften; die Einrichtung einer Kesselschmiede nach englischer Methode und die dazu erforderlichen Maschinen und Gerätschaften; die Anfertigung der ersten Heizapparate mit warmer Luft; die feinere Schleiferei von Stahlwaren (mit Hülfe des Mechanikers Prinz aus Aachen), sowie die englische Kreissäge.
1828 wurde mehr durch Zufall auch der erste Puddlingstahl zu Wetter gemacht und durch Messerschmiede zu Schneidwerkzeugen verarbeitet. Man verfolgte aber damals diese Entdeckung nicht.
Bereits 1826 war zu Wetter unter Beistand des verdienten Siegen- schen Oberhütteninspektors Zintgraff ein kleiner Hochofen mit eiser- nem Mantel angelegt worden. Auch stellte der weitsichtige Har- kort damals bereits einen Hüttenchemiker namens Goldtammer an, obgleich man darüber spottete, weil niemand begreifen konnte, was ein Chemiker in einem Eisenwerke nützen sollte. Goldtammer war aber ein sehr fähiger Mann. Er wies den Black-band im Ruhr- gebiete auf der ganzen Erstreckung der Kohlenflötze von Aplerbeck bis Essen nach und lieferte die erste Analyse des Kohleneisensteins im westfälischen Steinkohlengebirge. Harkort versuchte eine Be- lehnung auf denselben zu erlangen, aber das Bergamt erkannte das Mineral nicht als ein Eisenerz an und verweigerte die Mutung. Um dieselbe Zeit legte aber Goldtammer bedeutende Mutungen auf Roteisenstein in der Nähe von Wetzlar für Harkort ein; ebenfalls ein Beweis von dem scharfen, weitausschauenden Blicke Harkorts, denn um jene Zeit war noch nicht daran zu denken, die Erze von Wetzlar nach Wetter zu schaffen.
1829 erwarb Harkort auch die Berechtigung einer verfallenen Hütte von Elben bei Olpe und erbaute auf einem angekauften Ge- fälle bei Rüblinghausen ein neues Hochofenwerk, die Henriettenhütte, um hier unter Anwendung von Koks als Brennmaterial die vortreff- lichen Erze der benachbarten Gruben Vahlberg, Löh, Molitor u. a. zu Roheisen zu verschmelzen. Die Koksbereitung war vor 1830 in West- falen eine fast unbekannte Sache. Nur auf einigen kleinen Gruben bei Witten wurde damals in offenen Meilern aus Stückkohlen Koks dargestellt. Die Hüttenwerke, die mitten im Steinkohlengebiete
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Deutschland bis 1830.
in der Mark eingeführt: Die Kupolöfen mit Stichherd in der Gieſserei;
das Formen schwieriger Maschinenstücke in Sand und den Guſs von
Hartwalzen; die Anfertigung und Verwendung eiserner Getriebe,
namentlich der konischen Räder und deren genaue Modellierung nach
richtigen Grundsätzen; verbesserte Konstruktionen der Cylindergebläse
und Wasserräder; die Herstellung der ersten doppeltwirkenden Dampf-
maschine bis zu 100 Pferdekräften; die Einrichtung einer Kesselschmiede
nach englischer Methode und die dazu erforderlichen Maschinen und
Gerätschaften; die Anfertigung der ersten Heizapparate mit warmer
Luft; die feinere Schleiferei von Stahlwaren (mit Hülfe des Mechanikers
Prinz aus Aachen), sowie die englische Kreissäge.
1828 wurde mehr durch Zufall auch der erste Puddlingstahl
zu Wetter gemacht und durch Messerschmiede zu Schneidwerkzeugen
verarbeitet. Man verfolgte aber damals diese Entdeckung nicht.
Bereits 1826 war zu Wetter unter Beistand des verdienten Siegen-
schen Oberhütteninspektors Zintgraff ein kleiner Hochofen mit eiser-
nem Mantel angelegt worden. Auch stellte der weitsichtige Har-
kort damals bereits einen Hüttenchemiker namens Goldtammer
an, obgleich man darüber spottete, weil niemand begreifen konnte,
was ein Chemiker in einem Eisenwerke nützen sollte. Goldtammer
war aber ein sehr fähiger Mann. Er wies den Black-band im Ruhr-
gebiete auf der ganzen Erstreckung der Kohlenflötze von Aplerbeck
bis Essen nach und lieferte die erste Analyse des Kohleneisensteins
im westfälischen Steinkohlengebirge. Harkort versuchte eine Be-
lehnung auf denselben zu erlangen, aber das Bergamt erkannte das
Mineral nicht als ein Eisenerz an und verweigerte die Mutung. Um
dieselbe Zeit legte aber Goldtammer bedeutende Mutungen auf
Roteisenstein in der Nähe von Wetzlar für Harkort ein; ebenfalls
ein Beweis von dem scharfen, weitausschauenden Blicke Harkorts,
denn um jene Zeit war noch nicht daran zu denken, die Erze von
Wetzlar nach Wetter zu schaffen.
1829 erwarb Harkort auch die Berechtigung einer verfallenen
Hütte von Elben bei Olpe und erbaute auf einem angekauften Ge-
fälle bei Rüblinghausen ein neues Hochofenwerk, die Henriettenhütte,
um hier unter Anwendung von Koks als Brennmaterial die vortreff-
lichen Erze der benachbarten Gruben Vahlberg, Löh, Molitor u. a. zu
Roheisen zu verschmelzen. Die Koksbereitung war vor 1830 in West-
falen eine fast unbekannte Sache. Nur auf einigen kleinen Gruben
bei Witten wurde damals in offenen Meilern aus Stückkohlen Koks
dargestellt. Die Hüttenwerke, die mitten im Steinkohlengebiete
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/365>, abgerufen am 22.11.2024.
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