Zu Anfang der 20er Jahre fand ein Bergmann, Johann Wania aus Kladno, durch Zufall, indem er ermüdet sich auf einen Grashügel setzte und zum Zeitvertreib mit seinem Stocke in der Erde bohrte, das Ausgehende eines Steinkohlenflötzes. Zu arm, um selbst schürfen zu können, verkaufte er seinen Fund dem Prager Bürger und Besitzer der Sophieninsel, Wenzel Novotny. Dieser gründete eine Gewerk- schaft, welche die Steinkohlenlager aufschloss und später das berühmte Kladnoer Eisenwerk anlegte.
Das Verdienst, den ersten Kokshochofen in Österreich betrieben zu haben, gebührt dem vortrefflichen Grafen Kaspar Sternberg und seinem Schichtmeister, Alois Obersteiner, einem Steiermärker, der den Betrieb leitete 1). Es geschah dies im Herbste 1821 auf der Sternbergschen Hütte zu Darowa in Böhmen. Ähnliche Versuche auf anderen böhmischen Werken waren so erfolglos verlaufen, dass die An- sicht verbreitet war, es sei unmöglich, mit böhmischer Steinkohle Roh- eisen im Hochofen zu schmelzen. Obersteiner gelang dies indes durch ein sehr vorsichtiges und sorgfältiges Verfahren. Die mageren böhmi- schen Schieferkohlen waren zum Verkoken sehr wenig geeignet, indem sie nicht backten, und der erhaltene Koks leicht zerfiel. Es bedurfte deshalb schon der vorsichtigsten Auswahl der zu verwendenden Stein- kohlen, und erschien nur die sehr reine Kohle der Mittelbank der Florentinzeche, welche nur 21/2 Proz. Rückstand beim Verbrennen gab, geeignet. Man verkokte Stückkohlen in liegenden Meilern, wie in Schlesien. Das Aufbrechen des Meilers, der Transport der zerbrechlichen Koks auf die Gicht und das Aufgeben in den Hochofen musste mit der grössten Vorsicht geschehen. Der leichten Zerdrückbarkeit der Koks wegen baute man einen besonderen Versuchsofen von nur 21 Fuss Höhe, während damals die älteren böhmischen Öfen 27 Fuss, die neueren 30 Fuss hoch waren. Derselbe war 2 1/10 Fuss in der Gicht, 5 Fuss 3 Zoll im Kohlensack und im Gestell 12 Zoll am Boden, 16 Zoll am Rastansatz weit. Er war mit zwei gegenüberliegenden Formen, von denen die eine 12 Zoll, die andere 13 Zoll über dem Bodenstein lag, versehen. Den Wind erzeugte ein altes Dreikastengebläse, dessen Kolben durch Excenter gehoben wurden. Die armen Erze, die meistens nur 18 Proz. Eisen enthielten, wurden geröstet und gepocht; ebenso wurde der Kalk fein
1) Ein ausführlicher Bericht über diesen ersten Koksofen in Österreich, von Alois Obersteiner am 1. Jänner 1822 zu St. Veit niedergeschrieben, befindet sich im Besitze seines Sohnes, des Verwesers L. Obersteiner, in Leoben. Durch dessen Güte wurde ich in den Stand gesetzt, die Abhandlung, der die angeführten Thatsachen entnommen sind, zu benutzen.
Österreich 1816 bis 1830.
Zu Anfang der 20er Jahre fand ein Bergmann, Johann Wania aus Kladno, durch Zufall, indem er ermüdet sich auf einen Grashügel setzte und zum Zeitvertreib mit seinem Stocke in der Erde bohrte, das Ausgehende eines Steinkohlenflötzes. Zu arm, um selbst schürfen zu können, verkaufte er seinen Fund dem Prager Bürger und Besitzer der Sophieninsel, Wenzel Novotny. Dieser gründete eine Gewerk- schaft, welche die Steinkohlenlager aufschloſs und später das berühmte Kladnoer Eisenwerk anlegte.
Das Verdienst, den ersten Kokshochofen in Österreich betrieben zu haben, gebührt dem vortrefflichen Grafen Kaspar Sternberg und seinem Schichtmeister, Alois Obersteiner, einem Steiermärker, der den Betrieb leitete 1). Es geschah dies im Herbste 1821 auf der Sternbergschen Hütte zu Darowa in Böhmen. Ähnliche Versuche auf anderen böhmischen Werken waren so erfolglos verlaufen, daſs die An- sicht verbreitet war, es sei unmöglich, mit böhmischer Steinkohle Roh- eisen im Hochofen zu schmelzen. Obersteiner gelang dies indes durch ein sehr vorsichtiges und sorgfältiges Verfahren. Die mageren böhmi- schen Schieferkohlen waren zum Verkoken sehr wenig geeignet, indem sie nicht backten, und der erhaltene Koks leicht zerfiel. Es bedurfte deshalb schon der vorsichtigsten Auswahl der zu verwendenden Stein- kohlen, und erschien nur die sehr reine Kohle der Mittelbank der Florentinzeche, welche nur 2½ Proz. Rückstand beim Verbrennen gab, geeignet. Man verkokte Stückkohlen in liegenden Meilern, wie in Schlesien. Das Aufbrechen des Meilers, der Transport der zerbrechlichen Koks auf die Gicht und das Aufgeben in den Hochofen muſste mit der gröſsten Vorsicht geschehen. Der leichten Zerdrückbarkeit der Koks wegen baute man einen besonderen Versuchsofen von nur 21 Fuſs Höhe, während damals die älteren böhmischen Öfen 27 Fuſs, die neueren 30 Fuſs hoch waren. Derselbe war 2 1/10 Fuſs in der Gicht, 5 Fuſs 3 Zoll im Kohlensack und im Gestell 12 Zoll am Boden, 16 Zoll am Rastansatz weit. Er war mit zwei gegenüberliegenden Formen, von denen die eine 12 Zoll, die andere 13 Zoll über dem Bodenstein lag, versehen. Den Wind erzeugte ein altes Dreikastengebläse, dessen Kolben durch Excenter gehoben wurden. Die armen Erze, die meistens nur 18 Proz. Eisen enthielten, wurden geröstet und gepocht; ebenso wurde der Kalk fein
1) Ein ausführlicher Bericht über diesen ersten Koksofen in Österreich, von Alois Obersteiner am 1. Jänner 1822 zu St. Veit niedergeschrieben, befindet sich im Besitze seines Sohnes, des Verwesers L. Obersteiner, in Leoben. Durch dessen Güte wurde ich in den Stand gesetzt, die Abhandlung, der die angeführten Thatsachen entnommen sind, zu benutzen.
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Zu Anfang der 20er Jahre fand ein Bergmann, Johann Wania
aus Kladno, durch Zufall, indem er ermüdet sich auf einen Grashügel
setzte und zum Zeitvertreib mit seinem Stocke in der Erde bohrte,
das Ausgehende eines Steinkohlenflötzes. Zu arm, um selbst schürfen
zu können, verkaufte er seinen Fund dem Prager Bürger und Besitzer
der Sophieninsel, Wenzel Novotny. Dieser gründete eine Gewerk-
schaft, welche die Steinkohlenlager aufschloſs und später das berühmte
Kladnoer Eisenwerk anlegte.
Das Verdienst, den ersten Kokshochofen in Österreich betrieben
zu haben, gebührt dem vortrefflichen Grafen Kaspar Sternberg
und seinem Schichtmeister, Alois Obersteiner, einem Steiermärker,
der den Betrieb leitete 1). Es geschah dies im Herbste 1821 auf der
Sternbergschen Hütte zu Darowa in Böhmen. Ähnliche Versuche auf
anderen böhmischen Werken waren so erfolglos verlaufen, daſs die An-
sicht verbreitet war, es sei unmöglich, mit böhmischer Steinkohle Roh-
eisen im Hochofen zu schmelzen. Obersteiner gelang dies indes durch
ein sehr vorsichtiges und sorgfältiges Verfahren. Die mageren böhmi-
schen Schieferkohlen waren zum Verkoken sehr wenig geeignet, indem
sie nicht backten, und der erhaltene Koks leicht zerfiel. Es bedurfte
deshalb schon der vorsichtigsten Auswahl der zu verwendenden Stein-
kohlen, und erschien nur die sehr reine Kohle der Mittelbank der
Florentinzeche, welche nur 2½ Proz. Rückstand beim Verbrennen gab,
geeignet. Man verkokte Stückkohlen in liegenden Meilern, wie in
Schlesien. Das Aufbrechen des Meilers, der Transport der zerbrechlichen
Koks auf die Gicht und das Aufgeben in den Hochofen muſste mit der
gröſsten Vorsicht geschehen. Der leichten Zerdrückbarkeit der Koks
wegen baute man einen besonderen Versuchsofen von nur 21 Fuſs Höhe,
während damals die älteren böhmischen Öfen 27 Fuſs, die neueren 30 Fuſs
hoch waren. Derselbe war 2 1/10 Fuſs in der Gicht, 5 Fuſs 3 Zoll im
Kohlensack und im Gestell 12 Zoll am Boden, 16 Zoll am Rastansatz weit.
Er war mit zwei gegenüberliegenden Formen, von denen die eine 12 Zoll,
die andere 13 Zoll über dem Bodenstein lag, versehen. Den Wind
erzeugte ein altes Dreikastengebläse, dessen Kolben durch Excenter
gehoben wurden. Die armen Erze, die meistens nur 18 Proz. Eisen
enthielten, wurden geröstet und gepocht; ebenso wurde der Kalk fein
1) Ein ausführlicher Bericht über diesen ersten Koksofen in Österreich, von
Alois Obersteiner am 1. Jänner 1822 zu St. Veit niedergeschrieben, befindet
sich im Besitze seines Sohnes, des Verwesers L. Obersteiner, in Leoben. Durch
dessen Güte wurde ich in den Stand gesetzt, die Abhandlung, der die angeführten
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/383>, abgerufen am 22.11.2024.
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