gepocht aufgegeben. Nachdem der Ofen erst 14 Tage durch ein Flammfeuer, dann 14 Tage lang mit Holzkohlen vorsichtig abgewärmt und mit 210 Kbfss. Holzkohlen gefüllt war, wurde die erste Gicht mit 50 Pfd. Erz und 10 Pfd. Kalk gesetzt; hierauf folgte der erste Kokssatz, von 10 Kbfss. aufgegeben. Den Erzsatz behielt man bei, bis die ersten Erzspuren im Gestell sich zeigten. Alsdann liess man den Wind mit 3/4 zölligen Formen an. Nach und nach steigerte man den Erzsatz und auch die Weite der Windformen, und zwar betrug der volle Satz 325 W.-Pfd. Erz und die schliessliche Formweite 13/4 Zoll. Die Produktion war bei dem kleinen Ofen und dem schwachen Ge- bläse nur 90 Ctr. in der Woche. Das Eisen war bis zur zehnten Woche feinkörnig und weisslich grau, später wurde es etwas dunkler. Es war für alle Gusswaren geeignet, fest und doch weich. Zum Frischen taugte es wenig und gab jedenfalls infolge Schwefelgehaltes rotbrüchiges Eisen. Nach etwa einem Vierteljahre wurde das Ver- suchsschmelzen eingestellt. Der Beweis der Möglichkeit des Hoch- ofenbetriebes mit Koks aus böhmischen Kohlen war genügend erbracht. Es sollte nun ein höherer Ofen von 30 Fuss dafür vorgerichtet wer- den. Doch liegen hierüber weitere Nachrichten nicht vor.
Um diese Zeit erlangte auch das fürstlich Diedrichsteinsche Eisenwerk zu Blansko in Mähren grössere Bedeutung. 1824 waren dort drei hölzerne Cylindergebläse in Thätigkeit.
Die Einführung des englischen Puddlingsfrischens mit Stein- kohlen in Österreich geschah durch Professor Franz Riepl, welcher dasselbe 1828 auf dem Eisenwerke zu Wittkowitz in Mähren ein- führte. Bald folgten andere Werke diesem Beispiele. 1830 wurde auch die erste Kokshochofenanlage in Wittkowitz gemacht und damit auch dieser Betrieb dauernd in Österreich eingeführt. Die Roheisen- produktion Österreichs betrug 1807 66000 Tonnen (geschätzt); 1823 bis 1825 im Jahresdurchschnitt 86500 Tonnen.
Schweden 1816 bis 1830.
Der Export Schwedens war von 1817 an, von welcher Zeit an wieder statistische Angaben vorliegen, im Durchschnitt etwas ge- ringer als vor 1805 und überschritt selten 1 Million Centner. 1817 betrug er 862277 Ctr., 1818 1049534 Ctr., 1820 942112 Ctr., 1824 986700 Ctr., darunter 75242 Ctr. gröbere Manufakturwaren. Die Ausfuhr nach England war bedeutend zurückgegangen und betrug 1824 nur 127303 Ctr., wobei noch die Ausfuhr nach Holland mit
Schweden 1816 bis 1830.
gepocht aufgegeben. Nachdem der Ofen erst 14 Tage durch ein Flammfeuer, dann 14 Tage lang mit Holzkohlen vorsichtig abgewärmt und mit 210 Kbfſs. Holzkohlen gefüllt war, wurde die erste Gicht mit 50 Pfd. Erz und 10 Pfd. Kalk gesetzt; hierauf folgte der erste Kokssatz, von 10 Kbfſs. aufgegeben. Den Erzsatz behielt man bei, bis die ersten Erzspuren im Gestell sich zeigten. Alsdann lieſs man den Wind mit ¾ zölligen Formen an. Nach und nach steigerte man den Erzsatz und auch die Weite der Windformen, und zwar betrug der volle Satz 325 W.-Pfd. Erz und die schlieſsliche Formweite 1¾ Zoll. Die Produktion war bei dem kleinen Ofen und dem schwachen Ge- bläse nur 90 Ctr. in der Woche. Das Eisen war bis zur zehnten Woche feinkörnig und weiſslich grau, später wurde es etwas dunkler. Es war für alle Guſswaren geeignet, fest und doch weich. Zum Frischen taugte es wenig und gab jedenfalls infolge Schwefelgehaltes rotbrüchiges Eisen. Nach etwa einem Vierteljahre wurde das Ver- suchsschmelzen eingestellt. Der Beweis der Möglichkeit des Hoch- ofenbetriebes mit Koks aus böhmischen Kohlen war genügend erbracht. Es sollte nun ein höherer Ofen von 30 Fuſs dafür vorgerichtet wer- den. Doch liegen hierüber weitere Nachrichten nicht vor.
Um diese Zeit erlangte auch das fürstlich Diedrichsteinsche Eisenwerk zu Blansko in Mähren gröſsere Bedeutung. 1824 waren dort drei hölzerne Cylindergebläse in Thätigkeit.
Die Einführung des englischen Puddlingsfrischens mit Stein- kohlen in Österreich geschah durch Professor Franz Riepl, welcher dasselbe 1828 auf dem Eisenwerke zu Wittkowitz in Mähren ein- führte. Bald folgten andere Werke diesem Beispiele. 1830 wurde auch die erste Kokshochofenanlage in Wittkowitz gemacht und damit auch dieser Betrieb dauernd in Österreich eingeführt. Die Roheisen- produktion Österreichs betrug 1807 66000 Tonnen (geschätzt); 1823 bis 1825 im Jahresdurchschnitt 86500 Tonnen.
Schweden 1816 bis 1830.
Der Export Schwedens war von 1817 an, von welcher Zeit an wieder statistische Angaben vorliegen, im Durchschnitt etwas ge- ringer als vor 1805 und überschritt selten 1 Million Centner. 1817 betrug er 862277 Ctr., 1818 1049534 Ctr., 1820 942112 Ctr., 1824 986700 Ctr., darunter 75242 Ctr. gröbere Manufakturwaren. Die Ausfuhr nach England war bedeutend zurückgegangen und betrug 1824 nur 127303 Ctr., wobei noch die Ausfuhr nach Holland mit
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Schweden 1816 bis 1830.
gepocht aufgegeben. Nachdem der Ofen erst 14 Tage durch ein
Flammfeuer, dann 14 Tage lang mit Holzkohlen vorsichtig abgewärmt
und mit 210 Kbfſs. Holzkohlen gefüllt war, wurde die erste Gicht
mit 50 Pfd. Erz und 10 Pfd. Kalk gesetzt; hierauf folgte der erste
Kokssatz, von 10 Kbfſs. aufgegeben. Den Erzsatz behielt man bei, bis
die ersten Erzspuren im Gestell sich zeigten. Alsdann lieſs man den
Wind mit ¾ zölligen Formen an. Nach und nach steigerte man den
Erzsatz und auch die Weite der Windformen, und zwar betrug der
volle Satz 325 W.-Pfd. Erz und die schlieſsliche Formweite 1¾ Zoll.
Die Produktion war bei dem kleinen Ofen und dem schwachen Ge-
bläse nur 90 Ctr. in der Woche. Das Eisen war bis zur zehnten
Woche feinkörnig und weiſslich grau, später wurde es etwas dunkler.
Es war für alle Guſswaren geeignet, fest und doch weich. Zum
Frischen taugte es wenig und gab jedenfalls infolge Schwefelgehaltes
rotbrüchiges Eisen. Nach etwa einem Vierteljahre wurde das Ver-
suchsschmelzen eingestellt. Der Beweis der Möglichkeit des Hoch-
ofenbetriebes mit Koks aus böhmischen Kohlen war genügend erbracht.
Es sollte nun ein höherer Ofen von 30 Fuſs dafür vorgerichtet wer-
den. Doch liegen hierüber weitere Nachrichten nicht vor.
Um diese Zeit erlangte auch das fürstlich Diedrichsteinsche
Eisenwerk zu Blansko in Mähren gröſsere Bedeutung. 1824 waren
dort drei hölzerne Cylindergebläse in Thätigkeit.
Die Einführung des englischen Puddlingsfrischens mit Stein-
kohlen in Österreich geschah durch Professor Franz Riepl, welcher
dasselbe 1828 auf dem Eisenwerke zu Wittkowitz in Mähren ein-
führte. Bald folgten andere Werke diesem Beispiele. 1830 wurde
auch die erste Kokshochofenanlage in Wittkowitz gemacht und damit
auch dieser Betrieb dauernd in Österreich eingeführt. Die Roheisen-
produktion Österreichs betrug 1807 66000 Tonnen (geschätzt); 1823
bis 1825 im Jahresdurchschnitt 86500 Tonnen.
Schweden 1816 bis 1830.
Der Export Schwedens war von 1817 an, von welcher Zeit
an wieder statistische Angaben vorliegen, im Durchschnitt etwas ge-
ringer als vor 1805 und überschritt selten 1 Million Centner. 1817
betrug er 862277 Ctr., 1818 1049534 Ctr., 1820 942112 Ctr., 1824
986700 Ctr., darunter 75242 Ctr. gröbere Manufakturwaren. Die
Ausfuhr nach England war bedeutend zurückgegangen und betrug
1824 nur 127303 Ctr., wobei noch die Ausfuhr nach Holland mit
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/384>, abgerufen am 22.11.2024.
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