einbegriffen ist. Unter dem nach England verschifften Stabeisen waren etwa 62000 Ctr. sogenanntes Öregrundeisen, das auf den Roslager Werken aus Dannemoraerz bereitet und in Öregrund verschifft wurde. Im ganzen hatte die schwedische Eisentechnik trotz der Be- mühungen der Hüttengesellschaft (Bruks-Societät) keine nennens- werten Fortschritte gemacht, Ure behauptet sogar, dass der Frischerei- betrieb eher zurückgegangen sei. Wichtige Ereignisse waren die Versuche mit dem Flammofenfrischen von af Ure und die Festigkeits- versuche Lagerhjelms. Dadurch wurden die schwedischen Eisen- hüttenleute in zwei Lager gespalten, von denen die einen sich für den Hammer-, die anderen für den Walzwerksbetrieb erklärten.
Bothoff hatte 1823 der Bruks-Societät vorgeschlagen, Versuche mit Walzwerken anzustellen. Die Gesellschaft bewilligte auch 15000 bis 20000 Thlr. dafür; da die ersten Versuche aber ungünstig aus- fielen, setzte man dieselben nicht fort. Hierauf reiste Lagerhjelm selbst nach England und nahm einen Posten schwedisches Eisen mit. Die damit angestellten Proben gaben sehr befriedigende Resultate. Er kehrte so überzeugt von der Wichtigkeit des Walzwerksbetriebes für Schweden zurück, dass er beim König um ein Privilegium ein- kam, am Mälar- und Wettersee ein grosses Walzwerk für 25000 bis 40000 Schiffspfund Jahresproduction anlegen zu dürfen. Der König forderte das Bergkollegium und die Bruks-Societät zum Gutachten auf. Ersteres äusserte sich günstig, letztere sprach sich auf af Ures Vorstellungen, dass die Walzwerke schlechtes Eisen liefern und den Kredit des schwedischen Eisenhandels schädigen würden, dagegen aus. Der berühmte Chemiker Berzelius, der auch dabei zu Worte kam, sprach sich entschieden für das Walzen aus. Trotz der Ablehnung der Hüttengesellschaft erteilte 1827 der König die Erlaubnis zur Anlage des Werkes am Mälarsee. Es hielt aber schwer, das Kapital von 300000 Thlrn. aufzubringen.
Über den technischen Betrieb des schwedischen Eisenhüttenwesens ist sonst nur wenig aus dieser Zeit zu bemerken.
Schweden war in vier Oberhochofenmeister-Distrikte eingeteilt 1). Im ersten, Süd-Distrikt, betrug die Zahl der Hochöfen im Jahre 1828 in den Landschaften Orebro 34, Scaraborg 2, Jönköping 15, Krono- berg 10, Calmar 11, Linköping 5, Nyköping 7. Von diesen 83 Hoch- öfen waren nur 14 aus Steinmauerwerk, 69 mit Erdzimmerung gebaut.
1) Siehe Meyer, Beiträge zur Kenntnis des Eisenhüttenwesens in Schweden, 1829. Grosse Tabelle zu S. 233, worin die einzelnen Werke aufgeführt sind.
Beck, Geschichte des Eisens. 24
Schweden 1816 bis 1830.
einbegriffen ist. Unter dem nach England verschifften Stabeisen waren etwa 62000 Ctr. sogenanntes Öregrundeisen, das auf den Roslager Werken aus Dannemoraerz bereitet und in Öregrund verschifft wurde. Im ganzen hatte die schwedische Eisentechnik trotz der Be- mühungen der Hüttengesellschaft (Bruks-Societät) keine nennens- werten Fortschritte gemacht, Ure behauptet sogar, daſs der Frischerei- betrieb eher zurückgegangen sei. Wichtige Ereigniſse waren die Versuche mit dem Flammofenfrischen von af Ure und die Festigkeits- versuche Lagerhjelms. Dadurch wurden die schwedischen Eisen- hüttenleute in zwei Lager gespalten, von denen die einen sich für den Hammer-, die anderen für den Walzwerksbetrieb erklärten.
Bothoff hatte 1823 der Bruks-Societät vorgeschlagen, Versuche mit Walzwerken anzustellen. Die Gesellschaft bewilligte auch 15000 bis 20000 Thlr. dafür; da die ersten Versuche aber ungünstig aus- fielen, setzte man dieselben nicht fort. Hierauf reiste Lagerhjelm selbst nach England und nahm einen Posten schwedisches Eisen mit. Die damit angestellten Proben gaben sehr befriedigende Resultate. Er kehrte so überzeugt von der Wichtigkeit des Walzwerksbetriebes für Schweden zurück, daſs er beim König um ein Privilegium ein- kam, am Mälar- und Wettersee ein groſses Walzwerk für 25000 bis 40000 Schiffspfund Jahresproduction anlegen zu dürfen. Der König forderte das Bergkollegium und die Bruks-Societät zum Gutachten auf. Ersteres äuſserte sich günstig, letztere sprach sich auf af Ures Vorstellungen, daſs die Walzwerke schlechtes Eisen liefern und den Kredit des schwedischen Eisenhandels schädigen würden, dagegen aus. Der berühmte Chemiker Berzelius, der auch dabei zu Worte kam, sprach sich entschieden für das Walzen aus. Trotz der Ablehnung der Hüttengesellschaft erteilte 1827 der König die Erlaubnis zur Anlage des Werkes am Mälarsee. Es hielt aber schwer, das Kapital von 300000 Thlrn. aufzubringen.
Über den technischen Betrieb des schwedischen Eisenhüttenwesens ist sonst nur wenig aus dieser Zeit zu bemerken.
Schweden war in vier Oberhochofenmeister-Distrikte eingeteilt 1). Im ersten, Süd-Distrikt, betrug die Zahl der Hochöfen im Jahre 1828 in den Landschaften Orebro 34, Scaraborg 2, Jönköping 15, Krono- berg 10, Calmar 11, Linköping 5, Nyköping 7. Von diesen 83 Hoch- öfen waren nur 14 aus Steinmauerwerk, 69 mit Erdzimmerung gebaut.
1) Siehe Meyer, Beiträge zur Kenntnis des Eisenhüttenwesens in Schweden, 1829. Groſse Tabelle zu S. 233, worin die einzelnen Werke aufgeführt sind.
Beck, Geschichte des Eisens. 24
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Schweden 1816 bis 1830.
einbegriffen ist. Unter dem nach England verschifften Stabeisen
waren etwa 62000 Ctr. sogenanntes Öregrundeisen, das auf den
Roslager Werken aus Dannemoraerz bereitet und in Öregrund verschifft
wurde. Im ganzen hatte die schwedische Eisentechnik trotz der Be-
mühungen der Hüttengesellschaft (Bruks-Societät) keine nennens-
werten Fortschritte gemacht, Ure behauptet sogar, daſs der Frischerei-
betrieb eher zurückgegangen sei. Wichtige Ereigniſse waren die
Versuche mit dem Flammofenfrischen von af Ure und die Festigkeits-
versuche Lagerhjelms. Dadurch wurden die schwedischen Eisen-
hüttenleute in zwei Lager gespalten, von denen die einen sich für
den Hammer-, die anderen für den Walzwerksbetrieb erklärten.
Bothoff hatte 1823 der Bruks-Societät vorgeschlagen, Versuche
mit Walzwerken anzustellen. Die Gesellschaft bewilligte auch 15000
bis 20000 Thlr. dafür; da die ersten Versuche aber ungünstig aus-
fielen, setzte man dieselben nicht fort. Hierauf reiste Lagerhjelm
selbst nach England und nahm einen Posten schwedisches Eisen mit.
Die damit angestellten Proben gaben sehr befriedigende Resultate.
Er kehrte so überzeugt von der Wichtigkeit des Walzwerksbetriebes
für Schweden zurück, daſs er beim König um ein Privilegium ein-
kam, am Mälar- und Wettersee ein groſses Walzwerk für 25000 bis
40000 Schiffspfund Jahresproduction anlegen zu dürfen. Der König
forderte das Bergkollegium und die Bruks-Societät zum Gutachten
auf. Ersteres äuſserte sich günstig, letztere sprach sich auf af Ures
Vorstellungen, daſs die Walzwerke schlechtes Eisen liefern und den
Kredit des schwedischen Eisenhandels schädigen würden, dagegen aus.
Der berühmte Chemiker Berzelius, der auch dabei zu Worte kam,
sprach sich entschieden für das Walzen aus. Trotz der Ablehnung
der Hüttengesellschaft erteilte 1827 der König die Erlaubnis zur
Anlage des Werkes am Mälarsee. Es hielt aber schwer, das Kapital
von 300000 Thlrn. aufzubringen.
Über den technischen Betrieb des schwedischen Eisenhüttenwesens
ist sonst nur wenig aus dieser Zeit zu bemerken.
Schweden war in vier Oberhochofenmeister-Distrikte eingeteilt 1).
Im ersten, Süd-Distrikt, betrug die Zahl der Hochöfen im Jahre 1828
in den Landschaften Orebro 34, Scaraborg 2, Jönköping 15, Krono-
berg 10, Calmar 11, Linköping 5, Nyköping 7. Von diesen 83 Hoch-
öfen waren nur 14 aus Steinmauerwerk, 69 mit Erdzimmerung gebaut.
1) Siehe Meyer, Beiträge zur Kenntnis des Eisenhüttenwesens in Schweden,
1829. Groſse Tabelle zu S. 233, worin die einzelnen Werke aufgeführt sind.
Beck, Geschichte des Eisens. 24
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/385>, abgerufen am 22.11.2024.
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