Rinman hatte schon nachgewiesen, dass die Ausdehnung von Rotglut bis zur Weissglut bei Stabeisen 3/560, bei Stahl 4/560 und bei Roheisen 5/560 beträgt, von der gewöhnlichen Temperatur im Sommer bis zur Weissglut bei Stabeisen 7/560, bei Stahl 10/560 und beim Roh- eisen 12/560. Prinsep ermittelte 1), dass Gusseisen, wenn es mehrmals nacheinander erhitzt wird, bei jeder Erhitzung sein Volum bleibend vergrössert. Die Schwindung desselben ist abhängig von der Erhitzung des Eisens über den Schmelzpunkt. Deshalb schwindet das bei heissem Winde erblasene Eisen stärker als das bei kaltem Winde erblasene. Nach Versuchen auf oberschlesischen Hüttenwerken betrug die Schwin- dung bei letzterem 11/4, bei ersterem 11/2 Proz. (Karsten).
Karsten erwähnt bereits (§. 104) die Thatsache, dass sich Eisen- drähte mittels des galvanischen Stromes zusammenschweissen lassen.
Oechsle in Pforzheim konstruierte 1836 ein Metallthermometer aus einer Feder von Silber und Stahl zur Wärmebestimmung des stark erhitzten Windes. Man konnte mit demselben bequem Tempe- raturen von 300 bis 400° R. messen 2).
Chemie des Eisens 1831 bis 1850.
Auf dem Gebiete der Chemie des Eisens sind in dieser Periode folgende Ergebnisse zu verzeichnen. Berzelius schrieb die ver- schiedenen Eigenschaften des Eisens zwei verschiedenen allotropischen Zuständen desselben zu, die er als Ferrosum und Ferricum unter- schied.
Despretz3) und Dulong zeigten, dass das Eisenoxyd durch Kohlenoxydgas in der Hitze zu regulinischem Eisen, unter Bildung von Kohlensäure, reduziert wird, dass aber auch die Kohlensäure durch regulinisches Eisen in starker Hitze zerlegt wird, wobei Kohlen-
1) Siehe Edingburgh Journ. of Science, April 1829, X, 256.
2) Siehe Dinglers Polyt. Journ. Bd. 60, S. 191.
3) Siehe Annal. de Chim. et de Phys. XLIII, 222.
Chemie des Eisens 1831 bis 1850.
Kubische Ausdehnung Längenausdehnung
von 0° bis 100° 1/28200 1/84600
„ 100° bis 300° 1/22700 1/68100
Rinman hatte schon nachgewiesen, daſs die Ausdehnung von Rotglut bis zur Weiſsglut bei Stabeisen 3/560, bei Stahl 4/560 und bei Roheisen 5/560 beträgt, von der gewöhnlichen Temperatur im Sommer bis zur Weiſsglut bei Stabeisen 7/560, bei Stahl 10/560 und beim Roh- eisen 12/560. Prinsep ermittelte 1), daſs Guſseisen, wenn es mehrmals nacheinander erhitzt wird, bei jeder Erhitzung sein Volum bleibend vergröſsert. Die Schwindung desselben ist abhängig von der Erhitzung des Eisens über den Schmelzpunkt. Deshalb schwindet das bei heiſsem Winde erblasene Eisen stärker als das bei kaltem Winde erblasene. Nach Versuchen auf oberschlesischen Hüttenwerken betrug die Schwin- dung bei letzterem 1¼, bei ersterem 1½ Proz. (Karsten).
Karsten erwähnt bereits (§. 104) die Thatsache, daſs sich Eisen- drähte mittels des galvanischen Stromes zusammenschweiſsen lassen.
Oechsle in Pforzheim konstruierte 1836 ein Metallthermometer aus einer Feder von Silber und Stahl zur Wärmebestimmung des stark erhitzten Windes. Man konnte mit demselben bequem Tempe- raturen von 300 bis 400° R. messen 2).
Chemie des Eisens 1831 bis 1850.
Auf dem Gebiete der Chemie des Eisens sind in dieser Periode folgende Ergebnisse zu verzeichnen. Berzelius schrieb die ver- schiedenen Eigenschaften des Eisens zwei verschiedenen allotropischen Zuständen desselben zu, die er als Ferrosum und Ferricum unter- schied.
Despretz3) und Dulong zeigten, daſs das Eisenoxyd durch Kohlenoxydgas in der Hitze zu regulinischem Eisen, unter Bildung von Kohlensäure, reduziert wird, daſs aber auch die Kohlensäure durch regulinisches Eisen in starker Hitze zerlegt wird, wobei Kohlen-
1) Siehe Edingburgh Journ. of Science, April 1829, X, 256.
2) Siehe Dinglers Polyt. Journ. Bd. 60, S. 191.
3) Siehe Annal. de Chim. et de Phys. XLIII, 222.
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Chemie des Eisens 1831 bis 1850.
Kubische Ausdehnung Längenausdehnung
von 0° bis 100° 1/28200 1/84600
„ 100° bis 300° 1/22700 1/68100
Rinman hatte schon nachgewiesen, daſs die Ausdehnung von
Rotglut bis zur Weiſsglut bei Stabeisen 3/560, bei Stahl 4/560 und bei
Roheisen 5/560 beträgt, von der gewöhnlichen Temperatur im Sommer
bis zur Weiſsglut bei Stabeisen 7/560, bei Stahl 10/560 und beim Roh-
eisen 12/560. Prinsep ermittelte 1), daſs Guſseisen, wenn es mehrmals
nacheinander erhitzt wird, bei jeder Erhitzung sein Volum bleibend
vergröſsert. Die Schwindung desselben ist abhängig von der Erhitzung
des Eisens über den Schmelzpunkt. Deshalb schwindet das bei heiſsem
Winde erblasene Eisen stärker als das bei kaltem Winde erblasene.
Nach Versuchen auf oberschlesischen Hüttenwerken betrug die Schwin-
dung bei letzterem 1¼, bei ersterem 1½ Proz. (Karsten).
Karsten erwähnt bereits (§. 104) die Thatsache, daſs sich Eisen-
drähte mittels des galvanischen Stromes zusammenschweiſsen lassen.
Oechsle in Pforzheim konstruierte 1836 ein Metallthermometer
aus einer Feder von Silber und Stahl zur Wärmebestimmung des
stark erhitzten Windes. Man konnte mit demselben bequem Tempe-
raturen von 300 bis 400° R. messen 2).
Chemie des Eisens 1831 bis 1850.
Auf dem Gebiete der Chemie des Eisens sind in dieser Periode
folgende Ergebnisse zu verzeichnen. Berzelius schrieb die ver-
schiedenen Eigenschaften des Eisens zwei verschiedenen allotropischen
Zuständen desselben zu, die er als Ferrosum und Ferricum unter-
schied.
Despretz 3) und Dulong zeigten, daſs das Eisenoxyd durch
Kohlenoxydgas in der Hitze zu regulinischem Eisen, unter Bildung
von Kohlensäure, reduziert wird, daſs aber auch die Kohlensäure
durch regulinisches Eisen in starker Hitze zerlegt wird, wobei Kohlen-
1) Siehe Edingburgh Journ. of Science, April 1829, X, 256.
2) Siehe Dinglers Polyt. Journ. Bd. 60, S. 191.
3) Siehe Annal. de Chim. et de Phys. XLIII, 222.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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