halb das Ergebnis wenig befriedigend gewesen. Es scheint aber auch eine grosse Voreingenommenheit auf Seiten der reichen und selbst- bewussten Grossindustriellen von Süd-Wales, welche bis dahin mit Geringschätzung auf die schottische Hochofenindustrie, die von ihnen so bedeutend überflügelt worden war, herabgeblickt hatten, bestanden zu haben, sonst lässt es sich nur schwer erklären, dass die Anwen- dung des heissen Windes in Wales so spät erfolgte.
In Frankreich fielen die ersten Versuche des Hochofenbetriebes mit heissem Winde, welche zu Vienne im Departement Isere gemacht wurden, wie bereits erwähnt, in das Jahr 1832. In demselben und in dem folgenden Jahre wurde der Betrieb mit heissem Winde ein- geführt auf den Hütten zu Torteron (Nievre), La Voulte (Ardeche) und Rieuperoux bei Grenoble.
Der Winderhitzungsapparat, welchen M. Brigues, der verdienst- volle Erbauer des schönen Puddel- und Walzwerkes von Fourcham- bault, zu Torteron errichten liess, war wie der von Vienne nach dem Muster des Apparates von Neilson auf dem Clydewerke konstruiert. In dem Hochofen von Torteron wurde mit einem Gemenge von Holz- kohlen und Koks geschmolzen. Ebendaselbst wurde auch ein Kupol- ofen mit heissem Winde betrieben, und war der Winderhitzungsappa- rat dafür von Jeffries in London bezogen. Als Hauptvorteil erschien dabei die grössere Produktion.
Auf der Hütte von La Voulte wurde der Betrieb mit heissem Winde im September 1833 begonnen. Der Apparat war nach dem von Clyde von dem Civilingenieur Philipp Taylor konstruiert. Später wurde derselbe mit einem Calder-Apparat vertauscht. Die Resultate waren sehr günstig. Der Kohlenverbrauch sank von 2057 kg auf 1210 kg für die Tonne Roheisen, einschliesslich der für die Wind- erhitzung verbrauchten Kohlen. Die Tagesproduktion war von 7000 kg auf 11000 kg, später sogar auf 14000 kg gestiegen.
Zu Rieuperoux erzielte Gueymard ähnliche Resultate bei einem Holzkohlenhochofen 1). Ausser in diesen Werken wurde bis 1835 die Winderhitzung auf den Eisenhütten von Terrenoire und Janon bei St. Etienne, zu Alais, Firminy, Decazeville und zu Ancy le France eingeführt. Zu Janon hatte man einen Taylor-Apparat.
In Belgien fand die Anwendung des erhitzten Gebläsewindes erst sehr spät statt. Es scheint, dass die abfälligen Urteile der eng- lischen Grossindustriellen von Süd-Wales hierzu beigetragen haben.
1) Siehe Annales des mines, 3. Ser., T. IV, p. 508.
Winderhitzung 1831 bis 1850.
halb das Ergebnis wenig befriedigend gewesen. Es scheint aber auch eine groſse Voreingenommenheit auf Seiten der reichen und selbst- bewuſsten Groſsindustriellen von Süd-Wales, welche bis dahin mit Geringschätzung auf die schottische Hochofenindustrie, die von ihnen so bedeutend überflügelt worden war, herabgeblickt hatten, bestanden zu haben, sonst läſst es sich nur schwer erklären, daſs die Anwen- dung des heiſsen Windes in Wales so spät erfolgte.
In Frankreich fielen die ersten Versuche des Hochofenbetriebes mit heiſsem Winde, welche zu Vienne im Departement Isère gemacht wurden, wie bereits erwähnt, in das Jahr 1832. In demselben und in dem folgenden Jahre wurde der Betrieb mit heiſsem Winde ein- geführt auf den Hütten zu Torteron (Nièvre), La Voulte (Ardêche) und Rieuperoux bei Grenoble.
Der Winderhitzungsapparat, welchen M. Brigues, der verdienst- volle Erbauer des schönen Puddel- und Walzwerkes von Fourcham- bault, zu Torteron errichten lieſs, war wie der von Vienne nach dem Muster des Apparates von Neilson auf dem Clydewerke konstruiert. In dem Hochofen von Torteron wurde mit einem Gemenge von Holz- kohlen und Koks geschmolzen. Ebendaselbst wurde auch ein Kupol- ofen mit heiſsem Winde betrieben, und war der Winderhitzungsappa- rat dafür von Jeffries in London bezogen. Als Hauptvorteil erschien dabei die gröſsere Produktion.
Auf der Hütte von La Voulte wurde der Betrieb mit heiſsem Winde im September 1833 begonnen. Der Apparat war nach dem von Clyde von dem Civilingenieur Philipp Taylor konstruiert. Später wurde derselbe mit einem Calder-Apparat vertauscht. Die Resultate waren sehr günstig. Der Kohlenverbrauch sank von 2057 kg auf 1210 kg für die Tonne Roheisen, einschlieſslich der für die Wind- erhitzung verbrauchten Kohlen. Die Tagesproduktion war von 7000 kg auf 11000 kg, später sogar auf 14000 kg gestiegen.
Zu Rieuperoux erzielte Gueymard ähnliche Resultate bei einem Holzkohlenhochofen 1). Auſser in diesen Werken wurde bis 1835 die Winderhitzung auf den Eisenhütten von Terrenoire und Janon bei St. Etienne, zu Alais, Firminy, Decazeville und zu Ancy le France eingeführt. Zu Janon hatte man einen Taylor-Apparat.
In Belgien fand die Anwendung des erhitzten Gebläsewindes erst sehr spät statt. Es scheint, daſs die abfälligen Urteile der eng- lischen Groſsindustriellen von Süd-Wales hierzu beigetragen haben.
1) Siehe Annales des mines, 3. Ser., T. IV, p. 508.
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Winderhitzung 1831 bis 1850.
halb das Ergebnis wenig befriedigend gewesen. Es scheint aber auch
eine groſse Voreingenommenheit auf Seiten der reichen und selbst-
bewuſsten Groſsindustriellen von Süd-Wales, welche bis dahin mit
Geringschätzung auf die schottische Hochofenindustrie, die von ihnen
so bedeutend überflügelt worden war, herabgeblickt hatten, bestanden
zu haben, sonst läſst es sich nur schwer erklären, daſs die Anwen-
dung des heiſsen Windes in Wales so spät erfolgte.
In Frankreich fielen die ersten Versuche des Hochofenbetriebes
mit heiſsem Winde, welche zu Vienne im Departement Isère gemacht
wurden, wie bereits erwähnt, in das Jahr 1832. In demselben und
in dem folgenden Jahre wurde der Betrieb mit heiſsem Winde ein-
geführt auf den Hütten zu Torteron (Nièvre), La Voulte (Ardêche)
und Rieuperoux bei Grenoble.
Der Winderhitzungsapparat, welchen M. Brigues, der verdienst-
volle Erbauer des schönen Puddel- und Walzwerkes von Fourcham-
bault, zu Torteron errichten lieſs, war wie der von Vienne nach dem
Muster des Apparates von Neilson auf dem Clydewerke konstruiert.
In dem Hochofen von Torteron wurde mit einem Gemenge von Holz-
kohlen und Koks geschmolzen. Ebendaselbst wurde auch ein Kupol-
ofen mit heiſsem Winde betrieben, und war der Winderhitzungsappa-
rat dafür von Jeffries in London bezogen. Als Hauptvorteil erschien
dabei die gröſsere Produktion.
Auf der Hütte von La Voulte wurde der Betrieb mit heiſsem
Winde im September 1833 begonnen. Der Apparat war nach dem
von Clyde von dem Civilingenieur Philipp Taylor konstruiert.
Später wurde derselbe mit einem Calder-Apparat vertauscht. Die
Resultate waren sehr günstig. Der Kohlenverbrauch sank von 2057 kg
auf 1210 kg für die Tonne Roheisen, einschlieſslich der für die Wind-
erhitzung verbrauchten Kohlen. Die Tagesproduktion war von 7000 kg
auf 11000 kg, später sogar auf 14000 kg gestiegen.
Zu Rieuperoux erzielte Gueymard ähnliche Resultate bei einem
Holzkohlenhochofen 1). Auſser in diesen Werken wurde bis 1835 die
Winderhitzung auf den Eisenhütten von Terrenoire und Janon bei
St. Etienne, zu Alais, Firminy, Decazeville und zu Ancy le France
eingeführt. Zu Janon hatte man einen Taylor-Apparat.
In Belgien fand die Anwendung des erhitzten Gebläsewindes
erst sehr spät statt. Es scheint, daſs die abfälligen Urteile der eng-
lischen Groſsindustriellen von Süd-Wales hierzu beigetragen haben.
1) Siehe Annales des mines, 3. Ser., T. IV, p. 508.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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