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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Generatorgas 1831 bis 1850.
Deutschland besondere Verdienste um deren praktische Ausführung
erworben haben, waren Faber du Faur, von Scheuchensteul,
Eck
zu Königshütte und Bischof zu Mägdesprung. Letzterer soll
schon 1839 einen Gasentwickelungsofen entworfen und denselben
Karsten, Mitscherlich, Rammelsberg u. A. vorgelegt haben. In
den folgenden Jahren machte er Versuche damit zu Lauchhammer,
auf die wir später zurückkommen, und sandte darüber an Page zu
Audincourt eine Mitteilung, welche zu den Experimenten Ebelmans
1842 Veranlassung gegeben haben soll 1).

Auf von Scheuchenstuels Veranlassung wurde 1841 zu Jen-
bach in Tirol und zu Werfen in Salzburg versucht, Holzkohlenlösche
zur Generatorgaserzeugung zu verwenden. Vor Vollendung dieser
Versuche wurde von Scheuchenstuel nach Steiermark versetzt.
Er erhielt aber von der obersten Bergbehörde den ausdrücklichen
Auftrag, seine wichtige Arbeit fortzusetzen, nur verwendete er hier
statt Kohlenklein die rohe Braunkohle von Fohnsdorf, Leoben, Wart-
berg u. a. O. Die Versuche führte von Scheuchenstuel in Gemein-
schaft mit dem Hüttenverweser Wagner auf dem Kaiserl. Königl.
Eisengusswerk zu St. Stephan aus. Der Gaserzeugungsofen war ein
gewöhnlicher Schachtofen, dessen Profil einem Flossenofen ähnlich
war. Künstlicher Wind strömte durch 380 3/4 Zoll weite Öffnungen,
welche in einem Ring um den unteren Teil des Ofens verteilt waren,
ein. Die Verbrennung geschah mit erhitzter Luft, welche durch eine
Anzahl paralleler, dünner Röhren oder Düsen eingeblasen wurde.
Nach einigen misslungenen Versuchen erreichte man eine gleichmässige
und reichliche Entwickelung von Gas, mit dem das Verpuddeln des
Roheisens im Flammofen nach Wunsch verlief. Damit war der Be-
weis erbracht, dass man die rohe Braunkohlenlösche vom Fohndorfer
Flötz, welche bisher als eine unnütze Last bei dem Kohlenabbau an-
gesehen worden war, sehr gut zur Gaserzeugung und zum Gaspuddeln
verwenden könne.

Auf der Königshütte in Schlesien, wo man sich wegen der
zinkischen Erze scheute, die Hochofengase zu verwenden, erbaute man
unter der Leitung des Hütteninspektors L. Eck einen Flamm-
ofen in Verbindung mit einem Gaserzeugungsofen 2). Dieser war
seiner Konstruktion nach eine Art Sefströmofen ohne Rast; derselbe
bewährte sich sehr gut. Als Material zur Gaserzeugung dienten

1) Siehe Kerpely, Fortschritte der Eisenhüttentechnik für 1869, S. 51.
2) Siehe Karstens Archiv 1843, XVII, 795.

Generatorgas 1831 bis 1850.
Deutschland besondere Verdienste um deren praktische Ausführung
erworben haben, waren Faber du Faur, von Scheuchensteul,
Eck
zu Königshütte und Bischof zu Mägdesprung. Letzterer soll
schon 1839 einen Gasentwickelungsofen entworfen und denselben
Karsten, Mitscherlich, Rammelsberg u. A. vorgelegt haben. In
den folgenden Jahren machte er Versuche damit zu Lauchhammer,
auf die wir später zurückkommen, und sandte darüber an Page zu
Audincourt eine Mitteilung, welche zu den Experimenten Ebelmans
1842 Veranlassung gegeben haben soll 1).

Auf von Scheuchenstuels Veranlassung wurde 1841 zu Jen-
bach in Tirol und zu Werfen in Salzburg versucht, Holzkohlenlösche
zur Generatorgaserzeugung zu verwenden. Vor Vollendung dieser
Versuche wurde von Scheuchenstuel nach Steiermark versetzt.
Er erhielt aber von der obersten Bergbehörde den ausdrücklichen
Auftrag, seine wichtige Arbeit fortzusetzen, nur verwendete er hier
statt Kohlenklein die rohe Braunkohle von Fohnsdorf, Leoben, Wart-
berg u. a. O. Die Versuche führte von Scheuchenstuel in Gemein-
schaft mit dem Hüttenverweser Wagner auf dem Kaiserl. Königl.
Eisenguſswerk zu St. Stephan aus. Der Gaserzeugungsofen war ein
gewöhnlicher Schachtofen, dessen Profil einem Flossenofen ähnlich
war. Künstlicher Wind strömte durch 380 ¾ Zoll weite Öffnungen,
welche in einem Ring um den unteren Teil des Ofens verteilt waren,
ein. Die Verbrennung geschah mit erhitzter Luft, welche durch eine
Anzahl paralleler, dünner Röhren oder Düsen eingeblasen wurde.
Nach einigen miſslungenen Versuchen erreichte man eine gleichmäſsige
und reichliche Entwickelung von Gas, mit dem das Verpuddeln des
Roheisens im Flammofen nach Wunsch verlief. Damit war der Be-
weis erbracht, daſs man die rohe Braunkohlenlösche vom Fohndorfer
Flötz, welche bisher als eine unnütze Last bei dem Kohlenabbau an-
gesehen worden war, sehr gut zur Gaserzeugung und zum Gaspuddeln
verwenden könne.

Auf der Königshütte in Schlesien, wo man sich wegen der
zinkischen Erze scheute, die Hochofengase zu verwenden, erbaute man
unter der Leitung des Hütteninspektors L. Eck einen Flamm-
ofen in Verbindung mit einem Gaserzeugungsofen 2). Dieser war
seiner Konstruktion nach eine Art Sefströmofen ohne Rast; derselbe
bewährte sich sehr gut. Als Material zur Gaserzeugung dienten

1) Siehe Kerpely, Fortschritte der Eisenhüttentechnik für 1869, S. 51.
2) Siehe Karstens Archiv 1843, XVII, 795.
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[460/0476] Generatorgas 1831 bis 1850. Deutschland besondere Verdienste um deren praktische Ausführung erworben haben, waren Faber du Faur, von Scheuchensteul, Eck zu Königshütte und Bischof zu Mägdesprung. Letzterer soll schon 1839 einen Gasentwickelungsofen entworfen und denselben Karsten, Mitscherlich, Rammelsberg u. A. vorgelegt haben. In den folgenden Jahren machte er Versuche damit zu Lauchhammer, auf die wir später zurückkommen, und sandte darüber an Page zu Audincourt eine Mitteilung, welche zu den Experimenten Ebelmans 1842 Veranlassung gegeben haben soll 1). Auf von Scheuchenstuels Veranlassung wurde 1841 zu Jen- bach in Tirol und zu Werfen in Salzburg versucht, Holzkohlenlösche zur Generatorgaserzeugung zu verwenden. Vor Vollendung dieser Versuche wurde von Scheuchenstuel nach Steiermark versetzt. Er erhielt aber von der obersten Bergbehörde den ausdrücklichen Auftrag, seine wichtige Arbeit fortzusetzen, nur verwendete er hier statt Kohlenklein die rohe Braunkohle von Fohnsdorf, Leoben, Wart- berg u. a. O. Die Versuche führte von Scheuchenstuel in Gemein- schaft mit dem Hüttenverweser Wagner auf dem Kaiserl. Königl. Eisenguſswerk zu St. Stephan aus. Der Gaserzeugungsofen war ein gewöhnlicher Schachtofen, dessen Profil einem Flossenofen ähnlich war. Künstlicher Wind strömte durch 380 ¾ Zoll weite Öffnungen, welche in einem Ring um den unteren Teil des Ofens verteilt waren, ein. Die Verbrennung geschah mit erhitzter Luft, welche durch eine Anzahl paralleler, dünner Röhren oder Düsen eingeblasen wurde. Nach einigen miſslungenen Versuchen erreichte man eine gleichmäſsige und reichliche Entwickelung von Gas, mit dem das Verpuddeln des Roheisens im Flammofen nach Wunsch verlief. Damit war der Be- weis erbracht, daſs man die rohe Braunkohlenlösche vom Fohndorfer Flötz, welche bisher als eine unnütze Last bei dem Kohlenabbau an- gesehen worden war, sehr gut zur Gaserzeugung und zum Gaspuddeln verwenden könne. Auf der Königshütte in Schlesien, wo man sich wegen der zinkischen Erze scheute, die Hochofengase zu verwenden, erbaute man unter der Leitung des Hütteninspektors L. Eck einen Flamm- ofen in Verbindung mit einem Gaserzeugungsofen 2). Dieser war seiner Konstruktion nach eine Art Sefströmofen ohne Rast; derselbe bewährte sich sehr gut. Als Material zur Gaserzeugung dienten 1) Siehe Kerpely, Fortschritte der Eisenhüttentechnik für 1869, S. 51. 2) Siehe Karstens Archiv 1843, XVII, 795.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/476>, abgerufen am 22.06.2024.