Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.Die Wirkung des heissen Windes im Hochofen. in den Ofen gelange, durchaus unzureichend sei, um eine Vermehrungder Produktion von 30 bis 50 Proz. und eine Brennmaterialersparung von 20 bis 30 Proz. zu erklären. Leicht aber erklärten sich diese Thatsachen aus dem pyrometrischen Effekt. Derselbe ist gleich dem absoluten, d. h. gleich der durch die Verbrennung einer Gewichts- einheit Brennstoff erzeugten Wärmemenge, dividiert durch die von den Verbrennungs- produkten entführte Wärme- menge, welche sich als ein Produkt aus deren Menge und deren specifischen Wärme dar- stellt. Dieser Temperaturgrad wird aber bedeutend erhöht durch die Erhitzung, welche das Brennmaterial im Hoch- ofen erfährt, bevor es in den Verbrennungsraum gelangt. Scheerer hat die so erzeugte Wärme im heissesten Punkte eines Hochofens, welcher mit Holzkohlen von 3 Proz. Aschen- gehalt und kalter Luft von 0° betrieben wird, auf 2656° C. berechnet 1). Wird dagegen Gebläseluft von 300° C. an- gewendet, so erhöht sich die Verbrennungstemperatur nach der von Scheerer entwickel- ten Formel auf 2962° C. Es ist dies allerdings nur ein Temperaturzuwachs von 306°, also nur von 6° mehr, als die Windtemperatur beträgt, den- [Abbildung]
Fig. 150. noch übt sie nach Scheerers Erklärung eine grosse Wirkung dadurchaus, dass sie den Schmelzraum vergrössert. Dies erläutert Scheerer durch vorstehende Abbildung (Fig. 150). Der Schmelzraum ist als ein kubischer Raum zu betrachten, dessen Kern die höchste Ver- 1) Siehe Scheerer, Lehrbuch der Metallurgie I, 479.
Die Wirkung des heiſsen Windes im Hochofen. in den Ofen gelange, durchaus unzureichend sei, um eine Vermehrungder Produktion von 30 bis 50 Proz. und eine Brennmaterialersparung von 20 bis 30 Proz. zu erklären. Leicht aber erklärten sich diese Thatsachen aus dem pyrometrischen Effekt. Derselbe ist gleich dem absoluten, d. h. gleich der durch die Verbrennung einer Gewichts- einheit Brennstoff erzeugten Wärmemenge, dividiert durch die von den Verbrennungs- produkten entführte Wärme- menge, welche sich als ein Produkt aus deren Menge und deren specifischen Wärme dar- stellt. Dieser Temperaturgrad wird aber bedeutend erhöht durch die Erhitzung, welche das Brennmaterial im Hoch- ofen erfährt, bevor es in den Verbrennungsraum gelangt. Scheerer hat die so erzeugte Wärme im heiſsesten Punkte eines Hochofens, welcher mit Holzkohlen von 3 Proz. Aschen- gehalt und kalter Luft von 0° betrieben wird, auf 2656° C. berechnet 1). Wird dagegen Gebläseluft von 300° C. an- gewendet, so erhöht sich die Verbrennungstemperatur nach der von Scheerer entwickel- ten Formel auf 2962° C. Es ist dies allerdings nur ein Temperaturzuwachs von 306°, also nur von 6° mehr, als die Windtemperatur beträgt, den- [Abbildung]
Fig. 150. noch übt sie nach Scheerers Erklärung eine groſse Wirkung dadurchaus, daſs sie den Schmelzraum vergröſsert. Dies erläutert Scheerer durch vorstehende Abbildung (Fig. 150). Der Schmelzraum ist als ein kubischer Raum zu betrachten, dessen Kern die höchste Ver- 1) Siehe Scheerer, Lehrbuch der Metallurgie I, 479.
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Die Wirkung des heiſsen Windes im Hochofen.
in den Ofen gelange, durchaus unzureichend sei, um eine Vermehrung
der Produktion von 30 bis 50 Proz. und eine Brennmaterialersparung
von 20 bis 30 Proz. zu erklären. Leicht aber erklärten sich diese
Thatsachen aus dem pyrometrischen Effekt. Derselbe ist gleich dem
absoluten, d. h. gleich der durch die Verbrennung einer Gewichts-
einheit Brennstoff erzeugten
Wärmemenge, dividiert durch
die von den Verbrennungs-
produkten entführte Wärme-
menge, welche sich als ein
Produkt aus deren Menge und
deren specifischen Wärme dar-
stellt. Dieser Temperaturgrad
wird aber bedeutend erhöht
durch die Erhitzung, welche
das Brennmaterial im Hoch-
ofen erfährt, bevor es in den
Verbrennungsraum gelangt.
Scheerer hat die so erzeugte
Wärme im heiſsesten Punkte
eines Hochofens, welcher mit
Holzkohlen von 3 Proz. Aschen-
gehalt und kalter Luft von 0°
betrieben wird, auf 2656° C.
berechnet 1). Wird dagegen
Gebläseluft von 300° C. an-
gewendet, so erhöht sich die
Verbrennungstemperatur nach
der von Scheerer entwickel-
ten Formel auf 2962° C. Es
ist dies allerdings nur ein
Temperaturzuwachs von 306°,
also nur von 6° mehr, als die
Windtemperatur beträgt, den-
[Abbildung Fig. 150.]
noch übt sie nach Scheerers Erklärung eine groſse Wirkung dadurch
aus, daſs sie den Schmelzraum vergröſsert. Dies erläutert Scheerer
durch vorstehende Abbildung (Fig. 150). Der Schmelzraum ist als
ein kubischer Raum zu betrachten, dessen Kern die höchste Ver-
1) Siehe Scheerer, Lehrbuch der Metallurgie I, 479.
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