1500 Tonnen Roheisen erzeugten, 25 Dampfkessel feuerten, welche den Dampf für fünf grosse Gebläsemaschinen lieferten.
Die Disposition einer Hochofenhütte war durch die veränderten Bedürfnisse gegen früher nicht unwesentlich verändert worden. Zwischen der Gebläsemaschine und dem Hochofen musste der Windregulator und der Winderhitzungsapparat eingeschaltet werden. Wo mehrere Hoch- öfen erforderlich waren, legte man dieselben am besten in eine Reihe, aber doch so, dass jeder Ofen nach allen Seiten frei stand. Selbst da, wo man die Öfen an einen Hügel anlehnte, trug man Sorge, zwischen Böschung und Ofen einen genügend breiten freien Gang zu behalten.
Vor den Hochöfen errichtete man eine gemeinschaftliche Giess- halle, die auch da, wo man keine Gusswaren machte, geräumig sein musste, weil die Abstiche gross waren und man das flüssige Roheisen in Masselgräben oder Coquillen laufen liess.
Das Maschinenhaus wurde von der Giesshalle und den Hochöfen getrennt aufgeführt. Dasselbe lag am besten auf der der Giesshalle entgegengesetzten Seite, also im Rücken der Ofenreihe. Erzeugte man den Dampf mit Steinkohlen bezw. mit Rostfeuerungen, so legte man die Kesselanlage dicht hinter oder neben das Maschinenhaus. Bei Verwendung der Hochofengase zur Dampferzeugung legte man die Dampfkessel häufig auf das Gichtniveau und musste dann den Dampf durch eine lange Leitung auf die Maschinensohle führen. Den Regu- lator legte man zwischen die Maschinen- und Hochofenanlage. Aus dem Regulator gelangte der Wind in die Winderhitzungsapparate, welche, wenn dieselben mit Rostfeuerungen betrieben wurden, auf der Hüttensohle möglichst dicht bei den Formen standen, wie dies in England gebräuchlich war. Wo man aber die Warmwindapparate mit den Gichtgasen heizte, stellte man dieselben meist auf die Gicht, wobei man den Wind, wenn die Gebläsemaschinen auf der Hüttensohle standen, erst in die Höhe und dann wieder herunterführen musste. Ferner gehörte zu jeder Hochofenhütte ein Erzplatz, sodann zu vielen Hütten eine Röstofenanlage, die man gern auf eine höhere Sohle legte. Das Möllerhaus, in dem die Beschickung gattiert wurde, legte man womöglich auf die Gichtsohle. Kokshochofenhütten hatten ausserdem meistens ihre eigenen Koksofenanlagen, weil man dadurch den grossen Verlust durch Einrieb, den die Koks beim Transport von der Zeche nach der Hütte erlitten, vermied. Lagen die Koksöfen und Erzplätze auf einem tieferen Niveau, so wurden sie durch Aufzüge mit Maschinen- kraft auf das Gichtniveau gehoben. An Stelle der geneigten Auf- züge, die in England seit Anfang des Jahrhunderts in Gebrauch waren,
Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
1500 Tonnen Roheisen erzeugten, 25 Dampfkessel feuerten, welche den Dampf für fünf groſse Gebläsemaschinen lieferten.
Die Disposition einer Hochofenhütte war durch die veränderten Bedürfnisse gegen früher nicht unwesentlich verändert worden. Zwischen der Gebläsemaschine und dem Hochofen muſste der Windregulator und der Winderhitzungsapparat eingeschaltet werden. Wo mehrere Hoch- öfen erforderlich waren, legte man dieselben am besten in eine Reihe, aber doch so, daſs jeder Ofen nach allen Seiten frei stand. Selbst da, wo man die Öfen an einen Hügel anlehnte, trug man Sorge, zwischen Böschung und Ofen einen genügend breiten freien Gang zu behalten.
Vor den Hochöfen errichtete man eine gemeinschaftliche Gieſs- halle, die auch da, wo man keine Guſswaren machte, geräumig sein muſste, weil die Abstiche groſs waren und man das flüssige Roheisen in Masselgräben oder Coquillen laufen lieſs.
Das Maschinenhaus wurde von der Gieſshalle und den Hochöfen getrennt aufgeführt. Dasselbe lag am besten auf der der Gieſshalle entgegengesetzten Seite, also im Rücken der Ofenreihe. Erzeugte man den Dampf mit Steinkohlen bezw. mit Rostfeuerungen, so legte man die Kesselanlage dicht hinter oder neben das Maschinenhaus. Bei Verwendung der Hochofengase zur Dampferzeugung legte man die Dampfkessel häufig auf das Gichtniveau und muſste dann den Dampf durch eine lange Leitung auf die Maschinensohle führen. Den Regu- lator legte man zwischen die Maschinen- und Hochofenanlage. Aus dem Regulator gelangte der Wind in die Winderhitzungsapparate, welche, wenn dieselben mit Rostfeuerungen betrieben wurden, auf der Hüttensohle möglichst dicht bei den Formen standen, wie dies in England gebräuchlich war. Wo man aber die Warmwindapparate mit den Gichtgasen heizte, stellte man dieselben meist auf die Gicht, wobei man den Wind, wenn die Gebläsemaschinen auf der Hüttensohle standen, erst in die Höhe und dann wieder herunterführen muſste. Ferner gehörte zu jeder Hochofenhütte ein Erzplatz, sodann zu vielen Hütten eine Röstofenanlage, die man gern auf eine höhere Sohle legte. Das Möllerhaus, in dem die Beschickung gattiert wurde, legte man womöglich auf die Gichtsohle. Kokshochofenhütten hatten auſserdem meistens ihre eigenen Koksofenanlagen, weil man dadurch den groſsen Verlust durch Einrieb, den die Koks beim Transport von der Zeche nach der Hütte erlitten, vermied. Lagen die Koksöfen und Erzplätze auf einem tieferen Niveau, so wurden sie durch Aufzüge mit Maschinen- kraft auf das Gichtniveau gehoben. An Stelle der geneigten Auf- züge, die in England seit Anfang des Jahrhunderts in Gebrauch waren,
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[521/0537]
Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
1500 Tonnen Roheisen erzeugten, 25 Dampfkessel feuerten, welche
den Dampf für fünf groſse Gebläsemaschinen lieferten.
Die Disposition einer Hochofenhütte war durch die veränderten
Bedürfnisse gegen früher nicht unwesentlich verändert worden. Zwischen
der Gebläsemaschine und dem Hochofen muſste der Windregulator und
der Winderhitzungsapparat eingeschaltet werden. Wo mehrere Hoch-
öfen erforderlich waren, legte man dieselben am besten in eine Reihe,
aber doch so, daſs jeder Ofen nach allen Seiten frei stand. Selbst da,
wo man die Öfen an einen Hügel anlehnte, trug man Sorge, zwischen
Böschung und Ofen einen genügend breiten freien Gang zu behalten.
Vor den Hochöfen errichtete man eine gemeinschaftliche Gieſs-
halle, die auch da, wo man keine Guſswaren machte, geräumig sein
muſste, weil die Abstiche groſs waren und man das flüssige Roheisen
in Masselgräben oder Coquillen laufen lieſs.
Das Maschinenhaus wurde von der Gieſshalle und den Hochöfen
getrennt aufgeführt. Dasselbe lag am besten auf der der Gieſshalle
entgegengesetzten Seite, also im Rücken der Ofenreihe. Erzeugte man
den Dampf mit Steinkohlen bezw. mit Rostfeuerungen, so legte man
die Kesselanlage dicht hinter oder neben das Maschinenhaus. Bei
Verwendung der Hochofengase zur Dampferzeugung legte man die
Dampfkessel häufig auf das Gichtniveau und muſste dann den Dampf
durch eine lange Leitung auf die Maschinensohle führen. Den Regu-
lator legte man zwischen die Maschinen- und Hochofenanlage. Aus
dem Regulator gelangte der Wind in die Winderhitzungsapparate,
welche, wenn dieselben mit Rostfeuerungen betrieben wurden, auf der
Hüttensohle möglichst dicht bei den Formen standen, wie dies in
England gebräuchlich war. Wo man aber die Warmwindapparate
mit den Gichtgasen heizte, stellte man dieselben meist auf die Gicht,
wobei man den Wind, wenn die Gebläsemaschinen auf der Hüttensohle
standen, erst in die Höhe und dann wieder herunterführen muſste.
Ferner gehörte zu jeder Hochofenhütte ein Erzplatz, sodann zu vielen
Hütten eine Röstofenanlage, die man gern auf eine höhere Sohle legte.
Das Möllerhaus, in dem die Beschickung gattiert wurde, legte man
womöglich auf die Gichtsohle. Kokshochofenhütten hatten auſserdem
meistens ihre eigenen Koksofenanlagen, weil man dadurch den groſsen
Verlust durch Einrieb, den die Koks beim Transport von der Zeche
nach der Hütte erlitten, vermied. Lagen die Koksöfen und Erzplätze auf
einem tieferen Niveau, so wurden sie durch Aufzüge mit Maschinen-
kraft auf das Gichtniveau gehoben. An Stelle der geneigten Auf-
züge, die in England seit Anfang des Jahrhunderts in Gebrauch waren,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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