Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
voll gelaufen war, hatten sich die Aussenseiten des Schlackenblockes
soweit abgekühlt, dass sie fest geworden waren. Man hob mittels
eines Krahnes den pyramidalen Kasten oder Rahmen ab und fuhr den
Schlackenklotz fort. Derselbe Rahmen wurde dann auf einen folgen-
den Plattwagen aufgesetzt.

Die Anwendung des heissen Windes führte zur Anwendung roher
Brennmaterialien in den Hochöfen
. Die vorzüglichen Erfolge,
die man damit in Schottland erreicht hatte, veranlassten ähnliche
Versuche in anderen Ländern, besonders in Frankreich. Schon 1827
hatte man in dem Hochofen von Vizille (Isere) Versuche mit Anthra-
citkohle gemacht 1), und zwar zuerst unter Leitung des Direktors
Lebrun vom 13. April 1827 ab. Hierbei wurde noch ein Gemenge
von Anthracit und Koks angewendet. Vom 19. Januar 1828 an begann
Robin neue Versuche. Günstige Resultate erhielt er auch nur bei
einer Mischung von höchstens 1/2 Anthracit mit Koks. Bei grösserem
Anthracitsatz verstopfte sich der Ofen. Es ergab sich insoweit ein
ökonomischer Vorteil, als die Herstellungskosten mit 1/2 Anthracit
zu nur Koks sich zu 22,87 gegen 24,83 Franken pro 100 kg stellten.
Dagegen trat eine so grosse Verlangsamung des Betriebes durch die
Anthracitkohlen ein, dass die Produktion von 10250 kg auf 6250 kg
zurückging.

Ähnliche Versuche, die man Anfang der 30er Jahre zu Alais
anstellte, hatten ebenfalls schlechten Erfolg; dagegen fielen die, welche
man 1833 zu Decazeville mit reiner Steinkohle anstellte, so günstig
aus, dass man hier alsbald ganz zu diesem Betriebe überging. In
Swansea schmolz man mit halb Anthracitkohle und halb Koks sehr
vorteilhaft. Aber erst 1837 gelang es Crane auf der Hütte von
Yniscedwyn, durch Anwendung von sehr heissem Winde nur mit
Anthracit zu schmelzen. Dieses Verfahren wurde alsbald in Penn-
sylvanien in den Vereinigten Staaten eingeführt und fand hier grosse
Verbreitung.

In Frankreich wendete man auch auf vielen Hütten Gemenge von
Koks und Holzkohlen an, z. B. zu Torteron und Hayange im Verhält-
nis von 14 zu 15, zu la Guarche 1/3 : 2/3 . Ebenso bedienten sich damals
die Saarhütten dieses Gemenges.

Grosse Anstrengungen machte man in dieser ganzen Periode, um
trockenes und gedarrtes Holz in Hochöfen zu verwenden. Man er-
zielte auch bei Verwendung eines angemessenen Prozentsatzes ge-

1) Siehe Gueymard in Annales des mines, 3. Ser., III, 71.

Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.
voll gelaufen war, hatten sich die Auſsenseiten des Schlackenblockes
soweit abgekühlt, daſs sie fest geworden waren. Man hob mittels
eines Krahnes den pyramidalen Kasten oder Rahmen ab und fuhr den
Schlackenklotz fort. Derselbe Rahmen wurde dann auf einen folgen-
den Plattwagen aufgesetzt.

Die Anwendung des heiſsen Windes führte zur Anwendung roher
Brennmaterialien in den Hochöfen
. Die vorzüglichen Erfolge,
die man damit in Schottland erreicht hatte, veranlaſsten ähnliche
Versuche in anderen Ländern, besonders in Frankreich. Schon 1827
hatte man in dem Hochofen von Vizille (Isère) Versuche mit Anthra-
citkohle gemacht 1), und zwar zuerst unter Leitung des Direktors
Lebrun vom 13. April 1827 ab. Hierbei wurde noch ein Gemenge
von Anthracit und Koks angewendet. Vom 19. Januar 1828 an begann
Robin neue Versuche. Günstige Resultate erhielt er auch nur bei
einer Mischung von höchstens ½ Anthracit mit Koks. Bei gröſserem
Anthracitsatz verstopfte sich der Ofen. Es ergab sich insoweit ein
ökonomischer Vorteil, als die Herstellungskosten mit ½ Anthracit
zu nur Koks sich zu 22,87 gegen 24,83 Franken pro 100 kg stellten.
Dagegen trat eine so groſse Verlangsamung des Betriebes durch die
Anthracitkohlen ein, daſs die Produktion von 10250 kg auf 6250 kg
zurückging.

Ähnliche Versuche, die man Anfang der 30er Jahre zu Alais
anstellte, hatten ebenfalls schlechten Erfolg; dagegen fielen die, welche
man 1833 zu Decazeville mit reiner Steinkohle anstellte, so günstig
aus, daſs man hier alsbald ganz zu diesem Betriebe überging. In
Swansea schmolz man mit halb Anthracitkohle und halb Koks sehr
vorteilhaft. Aber erst 1837 gelang es Crane auf der Hütte von
Yniscedwyn, durch Anwendung von sehr heiſsem Winde nur mit
Anthracit zu schmelzen. Dieses Verfahren wurde alsbald in Penn-
sylvanien in den Vereinigten Staaten eingeführt und fand hier groſse
Verbreitung.

In Frankreich wendete man auch auf vielen Hütten Gemenge von
Koks und Holzkohlen an, z. B. zu Torteron und Hayange im Verhält-
nis von 14 zu 15, zu la Guarche ⅓ : ⅔. Ebenso bedienten sich damals
die Saarhütten dieses Gemenges.

Groſse Anstrengungen machte man in dieser ganzen Periode, um
trockenes und gedarrtes Holz in Hochöfen zu verwenden. Man er-
zielte auch bei Verwendung eines angemessenen Prozentsatzes ge-

1) Siehe Gueymard in Annales des mines, 3. Ser., III, 71.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0542" n="526"/><fw place="top" type="header">Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850.</fw><lb/>
voll gelaufen war, hatten sich die Au&#x017F;senseiten des Schlackenblockes<lb/>
soweit abgekühlt, da&#x017F;s sie fest geworden waren. Man hob mittels<lb/>
eines Krahnes den pyramidalen Kasten oder Rahmen ab und fuhr den<lb/>
Schlackenklotz fort. Derselbe Rahmen wurde dann auf einen folgen-<lb/>
den Plattwagen aufgesetzt.</p><lb/>
              <p>Die Anwendung des hei&#x017F;sen Windes führte zur <hi rendition="#g">Anwendung roher<lb/>
Brennmaterialien in den Hochöfen</hi>. Die vorzüglichen Erfolge,<lb/>
die man damit in Schottland erreicht hatte, veranla&#x017F;sten ähnliche<lb/>
Versuche in anderen Ländern, besonders in Frankreich. Schon 1827<lb/>
hatte man in dem Hochofen von Vizille (Isère) Versuche mit Anthra-<lb/>
citkohle gemacht <note place="foot" n="1)">Siehe <hi rendition="#g">Gueymard</hi> in Annales des mines, 3. Ser., III, 71.</note>, und zwar zuerst unter Leitung des Direktors<lb/><hi rendition="#g">Lebrun</hi> vom 13. April 1827 ab. Hierbei wurde noch ein Gemenge<lb/>
von Anthracit und Koks angewendet. Vom 19. Januar 1828 an begann<lb/><hi rendition="#g">Robin</hi> neue Versuche. Günstige Resultate erhielt er auch nur bei<lb/>
einer Mischung von höchstens ½ Anthracit mit Koks. Bei grö&#x017F;serem<lb/>
Anthracitsatz verstopfte sich der Ofen. Es ergab sich insoweit ein<lb/>
ökonomischer Vorteil, als die Herstellungskosten mit ½ Anthracit<lb/>
zu nur Koks sich zu 22,87 gegen 24,83 Franken pro 100 kg stellten.<lb/>
Dagegen trat eine so gro&#x017F;se Verlangsamung des Betriebes durch die<lb/>
Anthracitkohlen ein, da&#x017F;s die Produktion von 10250 kg auf 6250 kg<lb/>
zurückging.</p><lb/>
              <p>Ähnliche Versuche, die man Anfang der 30er Jahre zu Alais<lb/>
anstellte, hatten ebenfalls schlechten Erfolg; dagegen fielen die, welche<lb/>
man 1833 zu Decazeville mit reiner Steinkohle anstellte, so günstig<lb/>
aus, da&#x017F;s man hier alsbald ganz zu diesem Betriebe überging. In<lb/>
Swansea schmolz man mit halb Anthracitkohle und halb Koks sehr<lb/>
vorteilhaft. Aber erst 1837 gelang es <hi rendition="#g">Crane</hi> auf der Hütte von<lb/>
Yniscedwyn, durch Anwendung von sehr hei&#x017F;sem Winde nur mit<lb/>
Anthracit zu schmelzen. Dieses Verfahren wurde alsbald in Penn-<lb/>
sylvanien in den Vereinigten Staaten eingeführt und fand hier gro&#x017F;se<lb/>
Verbreitung.</p><lb/>
              <p>In Frankreich wendete man auch auf vielen Hütten Gemenge von<lb/>
Koks und Holzkohlen an, z. B. zu Torteron und Hayange im Verhält-<lb/>
nis von 14 zu 15, zu la Guarche &#x2153; : &#x2154;. Ebenso bedienten sich damals<lb/>
die Saarhütten dieses Gemenges.</p><lb/>
              <p>Gro&#x017F;se Anstrengungen machte man in dieser ganzen Periode, um<lb/>
trockenes und gedarrtes Holz in Hochöfen zu verwenden. Man er-<lb/>
zielte auch bei Verwendung eines angemessenen Prozentsatzes ge-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[526/0542] Der Hochofenbetrieb 1831 bis 1850. voll gelaufen war, hatten sich die Auſsenseiten des Schlackenblockes soweit abgekühlt, daſs sie fest geworden waren. Man hob mittels eines Krahnes den pyramidalen Kasten oder Rahmen ab und fuhr den Schlackenklotz fort. Derselbe Rahmen wurde dann auf einen folgen- den Plattwagen aufgesetzt. Die Anwendung des heiſsen Windes führte zur Anwendung roher Brennmaterialien in den Hochöfen. Die vorzüglichen Erfolge, die man damit in Schottland erreicht hatte, veranlaſsten ähnliche Versuche in anderen Ländern, besonders in Frankreich. Schon 1827 hatte man in dem Hochofen von Vizille (Isère) Versuche mit Anthra- citkohle gemacht 1), und zwar zuerst unter Leitung des Direktors Lebrun vom 13. April 1827 ab. Hierbei wurde noch ein Gemenge von Anthracit und Koks angewendet. Vom 19. Januar 1828 an begann Robin neue Versuche. Günstige Resultate erhielt er auch nur bei einer Mischung von höchstens ½ Anthracit mit Koks. Bei gröſserem Anthracitsatz verstopfte sich der Ofen. Es ergab sich insoweit ein ökonomischer Vorteil, als die Herstellungskosten mit ½ Anthracit zu nur Koks sich zu 22,87 gegen 24,83 Franken pro 100 kg stellten. Dagegen trat eine so groſse Verlangsamung des Betriebes durch die Anthracitkohlen ein, daſs die Produktion von 10250 kg auf 6250 kg zurückging. Ähnliche Versuche, die man Anfang der 30er Jahre zu Alais anstellte, hatten ebenfalls schlechten Erfolg; dagegen fielen die, welche man 1833 zu Decazeville mit reiner Steinkohle anstellte, so günstig aus, daſs man hier alsbald ganz zu diesem Betriebe überging. In Swansea schmolz man mit halb Anthracitkohle und halb Koks sehr vorteilhaft. Aber erst 1837 gelang es Crane auf der Hütte von Yniscedwyn, durch Anwendung von sehr heiſsem Winde nur mit Anthracit zu schmelzen. Dieses Verfahren wurde alsbald in Penn- sylvanien in den Vereinigten Staaten eingeführt und fand hier groſse Verbreitung. In Frankreich wendete man auch auf vielen Hütten Gemenge von Koks und Holzkohlen an, z. B. zu Torteron und Hayange im Verhält- nis von 14 zu 15, zu la Guarche ⅓ : ⅔. Ebenso bedienten sich damals die Saarhütten dieses Gemenges. Groſse Anstrengungen machte man in dieser ganzen Periode, um trockenes und gedarrtes Holz in Hochöfen zu verwenden. Man er- zielte auch bei Verwendung eines angemessenen Prozentsatzes ge- 1) Siehe Gueymard in Annales des mines, 3. Ser., III, 71.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/542
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/542>, abgerufen am 22.11.2024.