Herstellung von Hartgusswalzen eine immer grössere Wichtigkeit 1). Dieselben wurden in sehr starken Koquillen mit aufsteigendem Strom gegossen. Die Königliche Eisenhütte zu Malapane zeichnete sich darin aus.
In dieser Periode kam auch die Plattenformerei auf. Bei dieser wendete man statt der Modelle zwei Platten an, auf deren einer die obere und auf der andern die untere Hälfte des Modelles angebracht waren. Das Abformen ging bei diesen Modellplatten viel rascher und erforderte keine geschulten Arbeiter. Ofenmodellplatten dieser Art hatte man auf Rothehütte im Harz schon im Jahre 1827. In England nahmen Holmes 1838, Douglas 1846 und Fairbairn und Hetherington 1850 Patente auf solche Modellplatten.
Besondere Vorrichtungen zum Einformen von Zahnrädern liessen sich die Franzosen Sonolet 1826, Chapelle 1844 und Ferrouilh 1850 patentieren.
Apparate zur Verfertigung von Sandformen für eiserne Röhren wurden von den Engländern Stewart 1846, Henderson 1849 und Dixon 1850 erfunden. -- Henderson zu Renfrew in Schottland gab ein Verfahren an, Formen mittels Teilmodellen herzustellen 2).
Die Röhrengiesserei hatte in dieser Periode einen bedeutenden Aufschwung genommen. Man goss die grösseren Röhren senkrecht in Formen, deren innere Höhlung man dadurch herstellte, dass man sie um eine centrale Röhre, das "Seelenrohr", herumgoss. Dieses Rohr war auf die gewünschte Länge mit Strohseil umwickelt, dann mit Lehm bestrichen und geglättet. Der geschwärzte Kern (das Seelen- rohr) wurde dann in die äussere Form, welche in einer eisernen "Giessflasche" hergestellt war, eingestellt.
Das Aduzieren des Gusseisens oder die Fabrikation von schmied- barem Guss breitete sich in dieser Periode nur langsam auf dem Kon- tinent aus. Mehrere Fabriken entstanden in Frankreich, einige bei Wien (Brevillier & Co. zu Neunkirchen und B. Fischer in Traisen). In Deutschland fand die Fabrikation in den 40er Jahren in Solingen Eingang. Fischer in Schaffhausen hatte schon seit 1828 schmied-
1) Siehe hierüber den vortrefflichen Aufsatz von Wachler zu Malapane: "Be- merkungen über die Anfertigung von Hartwalzen aus Gusseisen zu Malapane" in den Verhandlungen zur Beförderung des Gewerbefleisses in Preussen, Jahrg. 1836, S. 325; ferner Karstens Archiv, II. Reihe, Bd. VII, S. 3 und Bd. VIII, S. 254; Va- lerius, Handbuch der Stabeisenfabrikation (1845), S. 316; K. Hartmann, Hand- buch der Eisengiesserei, S. 268; Valerius, Handbuch der Roheisenfabrikation, S. 684; Guettier, Berg- und hüttenm. Ztg. 1848, S. 8.
2) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg., 17. Juli 1850.
Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
Herstellung von Hartguſswalzen eine immer gröſsere Wichtigkeit 1). Dieselben wurden in sehr starken Koquillen mit aufsteigendem Strom gegossen. Die Königliche Eisenhütte zu Malapane zeichnete sich darin aus.
In dieser Periode kam auch die Plattenformerei auf. Bei dieser wendete man statt der Modelle zwei Platten an, auf deren einer die obere und auf der andern die untere Hälfte des Modelles angebracht waren. Das Abformen ging bei diesen Modellplatten viel rascher und erforderte keine geschulten Arbeiter. Ofenmodellplatten dieser Art hatte man auf Rothehütte im Harz schon im Jahre 1827. In England nahmen Holmes 1838, Douglas 1846 und Fairbairn und Hetherington 1850 Patente auf solche Modellplatten.
Besondere Vorrichtungen zum Einformen von Zahnrädern lieſsen sich die Franzosen Sonolet 1826, Chapelle 1844 und Ferrouilh 1850 patentieren.
Apparate zur Verfertigung von Sandformen für eiserne Röhren wurden von den Engländern Stewart 1846, Henderson 1849 und Dixon 1850 erfunden. — Henderson zu Renfrew in Schottland gab ein Verfahren an, Formen mittels Teilmodellen herzustellen 2).
Die Röhrengieſserei hatte in dieser Periode einen bedeutenden Aufschwung genommen. Man goſs die gröſseren Röhren senkrecht in Formen, deren innere Höhlung man dadurch herstellte, daſs man sie um eine centrale Röhre, das „Seelenrohr“, herumgoſs. Dieses Rohr war auf die gewünschte Länge mit Strohseil umwickelt, dann mit Lehm bestrichen und geglättet. Der geschwärzte Kern (das Seelen- rohr) wurde dann in die äuſsere Form, welche in einer eisernen „Gieſsflasche“ hergestellt war, eingestellt.
Das Aduzieren des Guſseisens oder die Fabrikation von schmied- barem Guſs breitete sich in dieser Periode nur langsam auf dem Kon- tinent aus. Mehrere Fabriken entstanden in Frankreich, einige bei Wien (Brevillier & Co. zu Neunkirchen und B. Fischer in Traisen). In Deutschland fand die Fabrikation in den 40er Jahren in Solingen Eingang. Fischer in Schaffhausen hatte schon seit 1828 schmied-
1) Siehe hierüber den vortrefflichen Aufsatz von Wachler zu Malapane: „Be- merkungen über die Anfertigung von Hartwalzen aus Guſseisen zu Malapane“ in den Verhandlungen zur Beförderung des Gewerbefleiſses in Preuſsen, Jahrg. 1836, S. 325; ferner Karstens Archiv, II. Reihe, Bd. VII, S. 3 und Bd. VIII, S. 254; Va- lerius, Handbuch der Stabeisenfabrikation (1845), S. 316; K. Hartmann, Hand- buch der Eisengieſserei, S. 268; Valerius, Handbuch der Roheisenfabrikation, S. 684; Guettier, Berg- und hüttenm. Ztg. 1848, S. 8.
2) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg., 17. Juli 1850.
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Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
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Dieselben wurden in sehr starken Koquillen mit aufsteigendem Strom
gegossen. Die Königliche Eisenhütte zu Malapane zeichnete sich
darin aus.
In dieser Periode kam auch die Plattenformerei auf. Bei
dieser wendete man statt der Modelle zwei Platten an, auf deren
einer die obere und auf der andern die untere Hälfte des Modelles
angebracht waren. Das Abformen ging bei diesen Modellplatten viel
rascher und erforderte keine geschulten Arbeiter. Ofenmodellplatten
dieser Art hatte man auf Rothehütte im Harz schon im Jahre 1827.
In England nahmen Holmes 1838, Douglas 1846 und Fairbairn
und Hetherington 1850 Patente auf solche Modellplatten.
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Die Röhrengieſserei hatte in dieser Periode einen bedeutenden
Aufschwung genommen. Man goſs die gröſseren Röhren senkrecht in
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um eine centrale Röhre, das „Seelenrohr“, herumgoſs. Dieses Rohr
war auf die gewünschte Länge mit Strohseil umwickelt, dann mit
Lehm bestrichen und geglättet. Der geschwärzte Kern (das Seelen-
rohr) wurde dann in die äuſsere Form, welche in einer eisernen
„Gieſsflasche“ hergestellt war, eingestellt.
Das Aduzieren des Guſseisens oder die Fabrikation von schmied-
barem Guſs breitete sich in dieser Periode nur langsam auf dem Kon-
tinent aus. Mehrere Fabriken entstanden in Frankreich, einige bei
Wien (Brevillier & Co. zu Neunkirchen und B. Fischer in Traisen).
In Deutschland fand die Fabrikation in den 40er Jahren in Solingen
Eingang. Fischer in Schaffhausen hatte schon seit 1828 schmied-
1) Siehe hierüber den vortrefflichen Aufsatz von Wachler zu Malapane: „Be-
merkungen über die Anfertigung von Hartwalzen aus Guſseisen zu Malapane“ in
den Verhandlungen zur Beförderung des Gewerbefleiſses in Preuſsen, Jahrg. 1836,
S. 325; ferner Karstens Archiv, II. Reihe, Bd. VII, S. 3 und Bd. VIII, S. 254; Va-
lerius, Handbuch der Stabeisenfabrikation (1845), S. 316; K. Hartmann, Hand-
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S. 684; Guettier, Berg- und hüttenm. Ztg. 1848, S. 8.
2) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg., 17. Juli 1850.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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