öffentlicht 1). Auf Grund seiner zu Anfang der 30er Jahre in Decaze- ville angestellten Untersuchungen über den englischen Feinprozess schlug er einen Zuschlag von Eisenoxyd oder Braunstein mit Kalk vor. Dadurch wollte er den Abbrand vermindern und eine bessere Ab- scheidung des Schwefels bewirken.
Bei den Verbesserungen des Puddelofenbetriebes in diesem Zeitabschnitte spielte die Anwendung neuer und billigerer Brennstoffe die grösste Rolle. Zwar waren die Steinkohlen entschieden das ge- eignetste Brennmaterial für den Betrieb der Puddel- und Schweiss- öfen; wo diese aber fehlten, versuchte man es mit anderen Brenn- materialien, mit Holz, Torf, Braunkohlen oder Gas.
Die Puddelöfen mit Holzfeuerung unterschieden sich von denen mit Steinkohlenfeuerung nur durch das grössere Verhältnis des Rostes zur Herdfläche und ein flacheres Gewölbe.
Das Puddeln mit Holz fand besonders in den holzreichen Ländern Österreichs, namentlich in den österreichischen Alpenländern, Eingang und zwar zuerst 1829 zu Frantschach in Kärnten. Später machte sich Fürst Lobkowitz um die Einführung des Verfahrens verdient. Er liess als Präsident der Kaiserl. Königl. Hofkammer für Münz- und Bergwesen 1838 die Kaiserl. Hütte zu Neuberg als eine Muster- und Versuchsanstalt bauen. Dieses Werk wurde dadurch die praktische Schule für die Eisenindustriellen Österreichs. Die grosse Stabeisenhütte wurde zwar ganz nach englischem Muster gebaut und eingerichtet, aber von Anfang an war man auf eine möglichst ausgedehnte Verwendung des Holzes bedacht. Die vom Hütten- direktor Hampe errichteten gemauerten Holztrockenöfen haben wir schon oben erwähnt und abgebildet (S. 469). Sie erfüllten voll- ständig ihren Zweck, das Holz von seinem hygroskopischen Wasser zu befreien, ohne es bis zur Zersetzung seiner flüssigen Bestandteile zu erhitzen 2). Das Holz erhielt eine etwas rötliche Farbe, und schwand ca. 10 Proz.
Die Puddelöfen für Holzfeuerung waren ganz wie die Steinkohlen- öfen, nur waren die Herde kürzer und schmäler. Die drei zuerst er- bauten Öfen hatten nur eine Herdsohle, der vierte aber eine doppelte, wie Fig. 194 a u. b zeigt. Während ein einfacher Ofen sechs Mann zur Bedienung erforderte, bedurfte der Doppelofen zehn Mann. Man hielt
1) Siehe Annales des mines, 3. Serie, III, 433.
2) Siehe Delesse in Annales des mines, 4. Ser., II und Berg- und hüttenm. Ztg. 1843, S. 441.
Das Puddeln 1831 bis 1850.
öffentlicht 1). Auf Grund seiner zu Anfang der 30er Jahre in Decaze- ville angestellten Untersuchungen über den englischen Feinprozeſs schlug er einen Zuschlag von Eisenoxyd oder Braunstein mit Kalk vor. Dadurch wollte er den Abbrand vermindern und eine bessere Ab- scheidung des Schwefels bewirken.
Bei den Verbesserungen des Puddelofenbetriebes in diesem Zeitabschnitte spielte die Anwendung neuer und billigerer Brennstoffe die gröſste Rolle. Zwar waren die Steinkohlen entschieden das ge- eignetste Brennmaterial für den Betrieb der Puddel- und Schweiſs- öfen; wo diese aber fehlten, versuchte man es mit anderen Brenn- materialien, mit Holz, Torf, Braunkohlen oder Gas.
Die Puddelöfen mit Holzfeuerung unterschieden sich von denen mit Steinkohlenfeuerung nur durch das gröſsere Verhältnis des Rostes zur Herdfläche und ein flacheres Gewölbe.
Das Puddeln mit Holz fand besonders in den holzreichen Ländern Österreichs, namentlich in den österreichischen Alpenländern, Eingang und zwar zuerst 1829 zu Frantschach in Kärnten. Später machte sich Fürst Lobkowitz um die Einführung des Verfahrens verdient. Er lieſs als Präsident der Kaiserl. Königl. Hofkammer für Münz- und Bergwesen 1838 die Kaiserl. Hütte zu Neuberg als eine Muster- und Versuchsanstalt bauen. Dieses Werk wurde dadurch die praktische Schule für die Eisenindustriellen Österreichs. Die groſse Stabeisenhütte wurde zwar ganz nach englischem Muster gebaut und eingerichtet, aber von Anfang an war man auf eine möglichst ausgedehnte Verwendung des Holzes bedacht. Die vom Hütten- direktor Hampe errichteten gemauerten Holztrockenöfen haben wir schon oben erwähnt und abgebildet (S. 469). Sie erfüllten voll- ständig ihren Zweck, das Holz von seinem hygroskopischen Wasser zu befreien, ohne es bis zur Zersetzung seiner flüssigen Bestandteile zu erhitzen 2). Das Holz erhielt eine etwas rötliche Farbe, und schwand ca. 10 Proz.
Die Puddelöfen für Holzfeuerung waren ganz wie die Steinkohlen- öfen, nur waren die Herde kürzer und schmäler. Die drei zuerst er- bauten Öfen hatten nur eine Herdsohle, der vierte aber eine doppelte, wie Fig. 194 a u. b zeigt. Während ein einfacher Ofen sechs Mann zur Bedienung erforderte, bedurfte der Doppelofen zehn Mann. Man hielt
1) Siehe Annales des mines, 3. Serie, III, 433.
2) Siehe Delesse in Annales des mines, 4. Ser., II und Berg- und hüttenm. Ztg. 1843, S. 441.
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Das Puddeln 1831 bis 1850.
öffentlicht 1). Auf Grund seiner zu Anfang der 30er Jahre in Decaze-
ville angestellten Untersuchungen über den englischen Feinprozeſs
schlug er einen Zuschlag von Eisenoxyd oder Braunstein mit Kalk vor.
Dadurch wollte er den Abbrand vermindern und eine bessere Ab-
scheidung des Schwefels bewirken.
Bei den Verbesserungen des Puddelofenbetriebes in diesem
Zeitabschnitte spielte die Anwendung neuer und billigerer Brennstoffe
die gröſste Rolle. Zwar waren die Steinkohlen entschieden das ge-
eignetste Brennmaterial für den Betrieb der Puddel- und Schweiſs-
öfen; wo diese aber fehlten, versuchte man es mit anderen Brenn-
materialien, mit Holz, Torf, Braunkohlen oder Gas.
Die Puddelöfen mit Holzfeuerung unterschieden sich von
denen mit Steinkohlenfeuerung nur durch das gröſsere Verhältnis des
Rostes zur Herdfläche und ein flacheres Gewölbe.
Das Puddeln mit Holz fand besonders in den holzreichen
Ländern Österreichs, namentlich in den österreichischen Alpenländern,
Eingang und zwar zuerst 1829 zu Frantschach in Kärnten. Später
machte sich Fürst Lobkowitz um die Einführung des Verfahrens
verdient. Er lieſs als Präsident der Kaiserl. Königl. Hofkammer für
Münz- und Bergwesen 1838 die Kaiserl. Hütte zu Neuberg als eine
Muster- und Versuchsanstalt bauen. Dieses Werk wurde dadurch die
praktische Schule für die Eisenindustriellen Österreichs. Die groſse
Stabeisenhütte wurde zwar ganz nach englischem Muster gebaut
und eingerichtet, aber von Anfang an war man auf eine möglichst
ausgedehnte Verwendung des Holzes bedacht. Die vom Hütten-
direktor Hampe errichteten gemauerten Holztrockenöfen haben wir
schon oben erwähnt und abgebildet (S. 469). Sie erfüllten voll-
ständig ihren Zweck, das Holz von seinem hygroskopischen Wasser
zu befreien, ohne es bis zur Zersetzung seiner flüssigen Bestandteile
zu erhitzen 2). Das Holz erhielt eine etwas rötliche Farbe, und
schwand ca. 10 Proz.
Die Puddelöfen für Holzfeuerung waren ganz wie die Steinkohlen-
öfen, nur waren die Herde kürzer und schmäler. Die drei zuerst er-
bauten Öfen hatten nur eine Herdsohle, der vierte aber eine doppelte,
wie Fig. 194 a u. b zeigt. Während ein einfacher Ofen sechs Mann zur
Bedienung erforderte, bedurfte der Doppelofen zehn Mann. Man hielt
1) Siehe Annales des mines, 3. Serie, III, 433.
2) Siehe Delesse in Annales des mines, 4. Ser., II und Berg- und hüttenm.
Ztg. 1843, S. 441.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/580>, abgerufen am 22.11.2024.
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