Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Puddeln 1831 bis 1850.
beim Betriebe den Rost 0,35 m hoch mit Holz bedeckt, und man
musste fast ununterbrochen Holz nachwerfen. Der Einsatz betrug
200 kg Roheisen, welches in einem Heizraum am Fusse der Esse etwas
vorgewärmt wurde. Die Arbeit verlief sonst wie beim Steinkohlen-
betrieb. Bei luckigem Floss machte man in der 12stündigen Schicht
sechs bis acht, bei spiegeligem Floss fünf bis sechs Operationen. Bei
den Doppelöfen wurde dasselbe Quantum in jeden Herd eingesetzt.
Die Produktionskosten für 100 kg betrugen bei dem einfachen Ofen
Mk. 15,85, bei dem Doppelofen Mk. 15,60. Auf der Hütte zu Unter-
lind im bayerischen Fichtelgebirge, wo man auch mit Holz puddelte,
war das Ergebnis weit weniger günstig, was zumeist an der minder
sorgfältigen Vorbereitung des Holzes lag. Ausser zu Unterlind, wo das
Holzpuddeln 1830 eingeführt worden war, wurde dieser Betrieb im
bayerischen Fichtelgebirge 1832 zu Bodenwöhr und Königshütte und
1835 zu Fichtelberg und
Weiherhammer eingeführt.

In Frankreich stellte
man auf den Hütten zu
Chatillon sur Seine und zu
Grans mit diesem Betriebe
Versuche an. Zu Chatillon
brauchte man für 1000 kg
Eisen 7,5 cbm lufttrockenes
Holz und hatte 15 Proz.
Abgang.

[Abbildung] Fig. 194

a u. b.

Der Schweissofenbetrieb geschah auf allen diesen Werken eben-
falls mit Holz.

Das Puddeln mit Torf gelang zuerst mit durchschlagendem Er-
folg zu Ichoux in dem Landes-Departement. Hiervon war zumeist
die vortreffliche Qualität des Torfes die Ursache; derselbe enthielt
27,60 Proz. Kohlenstoff und nur 3,8 Proz. Asche. Schon in den
Jahren 1824 bis 1829 war mit Erfolg dort gepuddelt worden, und
hatte Herr Alex von Lauchhammer darüber einen kurzen Bericht
geliefert. Einen ausführlichen Bericht verdanken wir Binneau 1).
Man setzte 175 kg Roheisen von Pisos und Brocas auf eine Charge
ein, die in 21/2 Stunden beendet war. In Bezug auf die Ofenkonstruk-
tion ist nur zu bemerken, dass der Feuerraum selbstverständlich sehr
hoch war.


1) Annales des mines, 3. Serie, VII, 113.

Das Puddeln 1831 bis 1850.
beim Betriebe den Rost 0,35 m hoch mit Holz bedeckt, und man
muſste fast ununterbrochen Holz nachwerfen. Der Einsatz betrug
200 kg Roheisen, welches in einem Heizraum am Fuſse der Esse etwas
vorgewärmt wurde. Die Arbeit verlief sonst wie beim Steinkohlen-
betrieb. Bei luckigem Floſs machte man in der 12stündigen Schicht
sechs bis acht, bei spiegeligem Floſs fünf bis sechs Operationen. Bei
den Doppelöfen wurde dasselbe Quantum in jeden Herd eingesetzt.
Die Produktionskosten für 100 kg betrugen bei dem einfachen Ofen
Mk. 15,85, bei dem Doppelofen Mk. 15,60. Auf der Hütte zu Unter-
lind im bayerischen Fichtelgebirge, wo man auch mit Holz puddelte,
war das Ergebnis weit weniger günstig, was zumeist an der minder
sorgfältigen Vorbereitung des Holzes lag. Auſser zu Unterlind, wo das
Holzpuddeln 1830 eingeführt worden war, wurde dieser Betrieb im
bayerischen Fichtelgebirge 1832 zu Bodenwöhr und Königshütte und
1835 zu Fichtelberg und
Weiherhammer eingeführt.

In Frankreich stellte
man auf den Hütten zu
Chatillon sur Seine und zu
Grans mit diesem Betriebe
Versuche an. Zu Chatillon
brauchte man für 1000 kg
Eisen 7,5 cbm lufttrockenes
Holz und hatte 15 Proz.
Abgang.

[Abbildung] Fig. 194

a u. b.

Der Schweiſsofenbetrieb geschah auf allen diesen Werken eben-
falls mit Holz.

Das Puddeln mit Torf gelang zuerst mit durchschlagendem Er-
folg zu Ichoux in dem Landes-Departement. Hiervon war zumeist
die vortreffliche Qualität des Torfes die Ursache; derselbe enthielt
27,60 Proz. Kohlenstoff und nur 3,8 Proz. Asche. Schon in den
Jahren 1824 bis 1829 war mit Erfolg dort gepuddelt worden, und
hatte Herr Alex von Lauchhammer darüber einen kurzen Bericht
geliefert. Einen ausführlichen Bericht verdanken wir Binneau 1).
Man setzte 175 kg Roheisen von Pisos und Brocas auf eine Charge
ein, die in 2½ Stunden beendet war. In Bezug auf die Ofenkonstruk-
tion ist nur zu bemerken, daſs der Feuerraum selbstverständlich sehr
hoch war.


1) Annales des mines, 3. Serie, VII, 113.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0581" n="565"/><fw place="top" type="header">Das Puddeln 1831 bis 1850.</fw><lb/>
beim Betriebe den Rost 0,35 m hoch mit Holz bedeckt, und man<lb/>
mu&#x017F;ste fast ununterbrochen Holz nachwerfen. Der Einsatz betrug<lb/>
200 kg Roheisen, welches in einem Heizraum am Fu&#x017F;se der Esse etwas<lb/>
vorgewärmt wurde. Die Arbeit verlief sonst wie beim Steinkohlen-<lb/>
betrieb. Bei luckigem Flo&#x017F;s machte man in der 12stündigen Schicht<lb/>
sechs bis acht, bei spiegeligem Flo&#x017F;s fünf bis sechs Operationen. Bei<lb/>
den Doppelöfen wurde dasselbe Quantum in jeden Herd eingesetzt.<lb/>
Die Produktionskosten für 100 kg betrugen bei dem einfachen Ofen<lb/>
Mk. 15,85, bei dem Doppelofen Mk. 15,60. Auf der Hütte zu Unter-<lb/>
lind im bayerischen Fichtelgebirge, wo man auch mit Holz puddelte,<lb/>
war das Ergebnis weit weniger günstig, was zumeist an der minder<lb/>
sorgfältigen Vorbereitung des Holzes lag. Au&#x017F;ser zu Unterlind, wo das<lb/>
Holzpuddeln 1830 eingeführt worden war, wurde dieser Betrieb im<lb/>
bayerischen Fichtelgebirge 1832 zu Bodenwöhr und Königshütte und<lb/>
1835 zu Fichtelberg und<lb/>
Weiherhammer eingeführt.</p><lb/>
              <p>In Frankreich stellte<lb/>
man auf den Hütten zu<lb/>
Chatillon sur Seine und zu<lb/>
Grans mit diesem Betriebe<lb/>
Versuche an. Zu Chatillon<lb/>
brauchte man für 1000 kg<lb/>
Eisen 7,5 cbm lufttrockenes<lb/>
Holz und hatte 15 Proz.<lb/>
Abgang.</p><lb/>
              <figure>
                <head>Fig. 194</head>
                <p>a u. b.</p>
              </figure><lb/>
              <p>Der Schwei&#x017F;sofenbetrieb geschah auf allen diesen Werken eben-<lb/>
falls mit Holz.</p><lb/>
              <p>Das Puddeln mit <hi rendition="#g">Torf</hi> gelang zuerst mit durchschlagendem Er-<lb/>
folg zu Ichoux in dem Landes-Departement. Hiervon war zumeist<lb/>
die vortreffliche Qualität des Torfes die Ursache; derselbe enthielt<lb/>
27,60 Proz. Kohlenstoff und nur 3,8 Proz. Asche. Schon in den<lb/>
Jahren 1824 bis 1829 war mit Erfolg dort gepuddelt worden, und<lb/>
hatte Herr <hi rendition="#g">Alex</hi> von Lauchhammer darüber einen kurzen Bericht<lb/>
geliefert. Einen ausführlichen Bericht verdanken wir <hi rendition="#g">Binneau</hi> <note place="foot" n="1)">Annales des mines, 3. Serie, VII, 113.</note>.<lb/>
Man setzte 175 kg Roheisen von Pisos und Brocas auf eine Charge<lb/>
ein, die in 2½ Stunden beendet war. In Bezug auf die Ofenkonstruk-<lb/>
tion ist nur zu bemerken, da&#x017F;s der Feuerraum selbstverständlich sehr<lb/>
hoch war.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[565/0581] Das Puddeln 1831 bis 1850. beim Betriebe den Rost 0,35 m hoch mit Holz bedeckt, und man muſste fast ununterbrochen Holz nachwerfen. Der Einsatz betrug 200 kg Roheisen, welches in einem Heizraum am Fuſse der Esse etwas vorgewärmt wurde. Die Arbeit verlief sonst wie beim Steinkohlen- betrieb. Bei luckigem Floſs machte man in der 12stündigen Schicht sechs bis acht, bei spiegeligem Floſs fünf bis sechs Operationen. Bei den Doppelöfen wurde dasselbe Quantum in jeden Herd eingesetzt. Die Produktionskosten für 100 kg betrugen bei dem einfachen Ofen Mk. 15,85, bei dem Doppelofen Mk. 15,60. Auf der Hütte zu Unter- lind im bayerischen Fichtelgebirge, wo man auch mit Holz puddelte, war das Ergebnis weit weniger günstig, was zumeist an der minder sorgfältigen Vorbereitung des Holzes lag. Auſser zu Unterlind, wo das Holzpuddeln 1830 eingeführt worden war, wurde dieser Betrieb im bayerischen Fichtelgebirge 1832 zu Bodenwöhr und Königshütte und 1835 zu Fichtelberg und Weiherhammer eingeführt. In Frankreich stellte man auf den Hütten zu Chatillon sur Seine und zu Grans mit diesem Betriebe Versuche an. Zu Chatillon brauchte man für 1000 kg Eisen 7,5 cbm lufttrockenes Holz und hatte 15 Proz. Abgang. [Abbildung Fig. 194 a u. b.] Der Schweiſsofenbetrieb geschah auf allen diesen Werken eben- falls mit Holz. Das Puddeln mit Torf gelang zuerst mit durchschlagendem Er- folg zu Ichoux in dem Landes-Departement. Hiervon war zumeist die vortreffliche Qualität des Torfes die Ursache; derselbe enthielt 27,60 Proz. Kohlenstoff und nur 3,8 Proz. Asche. Schon in den Jahren 1824 bis 1829 war mit Erfolg dort gepuddelt worden, und hatte Herr Alex von Lauchhammer darüber einen kurzen Bericht geliefert. Einen ausführlichen Bericht verdanken wir Binneau 1). Man setzte 175 kg Roheisen von Pisos und Brocas auf eine Charge ein, die in 2½ Stunden beendet war. In Bezug auf die Ofenkonstruk- tion ist nur zu bemerken, daſs der Feuerraum selbstverständlich sehr hoch war. 1) Annales des mines, 3. Serie, VII, 113.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/581
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/581>, abgerufen am 22.11.2024.