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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Puddeln 1831 bis 1850.
bestehend aus dem Gasgenerator a, dem Gasreiniger b, dem Puddel-
ofen c und dem Winderhitzungsapparat d, dar. Fig. 199 giebt den
Horizontalschnitt des Puddelofens, woraus die Windzuführung und
Winderhitzung deutlicher zu ersehen ist.

Die Versuche mit diesem Apparate, der noch ganz nach Faber
du Faurs
Grundsätzen gebaut war, gelangen vollständig. Es wurde
dadurch der Beweis erbracht, dass man mit dem aus roher Braun-
kohlenlösche vom Frohnsdorfer Flötz gewonnenen Gas genügende Hitze
für den Puddelbetrieb erzeugen konnte. Später änderte man die
Gaserzeugung in der Weise ab, dass man drei kleinere Generatoren
zusammen arbeiten liess. -- Die Versuche, einen Puddelofen in einen
Gasschweissofen umzugestalten und als solchen zu verwenden, fielen
gelegentlich eines Besuches des Grafen von Thurn mit einer Anzahl
Eisengewerken und Beamten am 7. April 1843 so vorzüglich aus, dass
mehrere der Gewerken sofort beschlossen, solche Gasschweissöfen ein-
zurichten.

In Preussen beschäftigte sich der Hüttenmeister Bischof zu
Mägdesprung am Harz mit grossem Erfolge mit dem Gasofenbetrieb.
Er legte 1843 auf dem Gräfl. Einsiedelschen Werke Lauchhammer
und auf der Königl. Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde unweit
Berlin Gaspuddelöfen, welche mit Torfgas geheizt wurden, an. Das
Gas brauchte im Verhältnis zum Hochofengas mehr Luft zu seiner
Verbrennung, weil es weit mehr (bis 15 Proz.) Kohlenwasserstoffgas
enthielt.

Bischof giebt an, dass die weissglühende Kohlensäure die un-
schätzbare Eigenschaft habe, unter Bildung von Kohlenoxydgas die
Beimengungen des Roheisens zu oxydieren. Es geschehe dies nicht
so energisch als durch den freien Sauerstoff, aber unter Vermeidung
des Verlustes. Natürlich dürften die Verbrennungsgase keinen freien
Sauerstoff enthalten. Ein Überschuss von Gas sei aber auch nach-
teilig, weil er die Gare verzögere und sogar reduzierend auf die
garenden Zuschläge wirke.

Bischof giebt an, dass man mit seiner Gaspuddelmethode selbst
aus fehlerhaftem Eisen bestes Produkt bei günstigstem Ausbringen er-
halte. Fig. 200 (a. f. S.) zeigt die von Bischof angewendete Konstruktion,
wobei a der Gasgenerator, c der Puddelofen und b der Winderhitzungs-
apparat ist.

Das Einsetzen von 31/2 Ctr. von Sand befreitem, im Wärmofen
vorgewärmtem Roheisen auf einem Garschlackenherd auf eisernem
Boden dauerte 1/4 Stunde. Das Einschmelzen nahm 1/2 Stunde in

Das Puddeln 1831 bis 1850.
bestehend aus dem Gasgenerator a, dem Gasreiniger b, dem Puddel-
ofen c und dem Winderhitzungsapparat d, dar. Fig. 199 giebt den
Horizontalschnitt des Puddelofens, woraus die Windzuführung und
Winderhitzung deutlicher zu ersehen ist.

Die Versuche mit diesem Apparate, der noch ganz nach Faber
du Faurs
Grundsätzen gebaut war, gelangen vollständig. Es wurde
dadurch der Beweis erbracht, daſs man mit dem aus roher Braun-
kohlenlösche vom Frohnsdorfer Flötz gewonnenen Gas genügende Hitze
für den Puddelbetrieb erzeugen konnte. Später änderte man die
Gaserzeugung in der Weise ab, daſs man drei kleinere Generatoren
zusammen arbeiten lieſs. — Die Versuche, einen Puddelofen in einen
Gasschweiſsofen umzugestalten und als solchen zu verwenden, fielen
gelegentlich eines Besuches des Grafen von Thurn mit einer Anzahl
Eisengewerken und Beamten am 7. April 1843 so vorzüglich aus, daſs
mehrere der Gewerken sofort beschlossen, solche Gasschweiſsöfen ein-
zurichten.

In Preuſsen beschäftigte sich der Hüttenmeister Bischof zu
Mägdesprung am Harz mit groſsem Erfolge mit dem Gasofenbetrieb.
Er legte 1843 auf dem Gräfl. Einsiedelschen Werke Lauchhammer
und auf der Königl. Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde unweit
Berlin Gaspuddelöfen, welche mit Torfgas geheizt wurden, an. Das
Gas brauchte im Verhältnis zum Hochofengas mehr Luft zu seiner
Verbrennung, weil es weit mehr (bis 15 Proz.) Kohlenwasserstoffgas
enthielt.

Bischof giebt an, daſs die weiſsglühende Kohlensäure die un-
schätzbare Eigenschaft habe, unter Bildung von Kohlenoxydgas die
Beimengungen des Roheisens zu oxydieren. Es geschehe dies nicht
so energisch als durch den freien Sauerstoff, aber unter Vermeidung
des Verlustes. Natürlich dürften die Verbrennungsgase keinen freien
Sauerstoff enthalten. Ein Überschuſs von Gas sei aber auch nach-
teilig, weil er die Gare verzögere und sogar reduzierend auf die
garenden Zuschläge wirke.

Bischof giebt an, daſs man mit seiner Gaspuddelmethode selbst
aus fehlerhaftem Eisen bestes Produkt bei günstigstem Ausbringen er-
halte. Fig. 200 (a. f. S.) zeigt die von Bischof angewendete Konstruktion,
wobei a der Gasgenerator, c der Puddelofen und b der Winderhitzungs-
apparat ist.

Das Einsetzen von 3½ Ctr. von Sand befreitem, im Wärmofen
vorgewärmtem Roheisen auf einem Garschlackenherd auf eisernem
Boden dauerte ¼ Stunde. Das Einschmelzen nahm ½ Stunde in

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[571/0587] Das Puddeln 1831 bis 1850. bestehend aus dem Gasgenerator a, dem Gasreiniger b, dem Puddel- ofen c und dem Winderhitzungsapparat d, dar. Fig. 199 giebt den Horizontalschnitt des Puddelofens, woraus die Windzuführung und Winderhitzung deutlicher zu ersehen ist. Die Versuche mit diesem Apparate, der noch ganz nach Faber du Faurs Grundsätzen gebaut war, gelangen vollständig. Es wurde dadurch der Beweis erbracht, daſs man mit dem aus roher Braun- kohlenlösche vom Frohnsdorfer Flötz gewonnenen Gas genügende Hitze für den Puddelbetrieb erzeugen konnte. Später änderte man die Gaserzeugung in der Weise ab, daſs man drei kleinere Generatoren zusammen arbeiten lieſs. — Die Versuche, einen Puddelofen in einen Gasschweiſsofen umzugestalten und als solchen zu verwenden, fielen gelegentlich eines Besuches des Grafen von Thurn mit einer Anzahl Eisengewerken und Beamten am 7. April 1843 so vorzüglich aus, daſs mehrere der Gewerken sofort beschlossen, solche Gasschweiſsöfen ein- zurichten. In Preuſsen beschäftigte sich der Hüttenmeister Bischof zu Mägdesprung am Harz mit groſsem Erfolge mit dem Gasofenbetrieb. Er legte 1843 auf dem Gräfl. Einsiedelschen Werke Lauchhammer und auf der Königl. Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde unweit Berlin Gaspuddelöfen, welche mit Torfgas geheizt wurden, an. Das Gas brauchte im Verhältnis zum Hochofengas mehr Luft zu seiner Verbrennung, weil es weit mehr (bis 15 Proz.) Kohlenwasserstoffgas enthielt. Bischof giebt an, daſs die weiſsglühende Kohlensäure die un- schätzbare Eigenschaft habe, unter Bildung von Kohlenoxydgas die Beimengungen des Roheisens zu oxydieren. Es geschehe dies nicht so energisch als durch den freien Sauerstoff, aber unter Vermeidung des Verlustes. Natürlich dürften die Verbrennungsgase keinen freien Sauerstoff enthalten. Ein Überschuſs von Gas sei aber auch nach- teilig, weil er die Gare verzögere und sogar reduzierend auf die garenden Zuschläge wirke. Bischof giebt an, daſs man mit seiner Gaspuddelmethode selbst aus fehlerhaftem Eisen bestes Produkt bei günstigstem Ausbringen er- halte. Fig. 200 (a. f. S.) zeigt die von Bischof angewendete Konstruktion, wobei a der Gasgenerator, c der Puddelofen und b der Winderhitzungs- apparat ist. Das Einsetzen von 3½ Ctr. von Sand befreitem, im Wärmofen vorgewärmtem Roheisen auf einem Garschlackenherd auf eisernem Boden dauerte ¼ Stunde. Das Einschmelzen nahm ½ Stunde in

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/587>, abgerufen am 22.11.2024.