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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
Versuche an, Stahl aus Siegenschem Rohstahleisen zu puddeln 1). Er
erhielt auch Stahl, der aber eisenstreifig war. 1844 wurden diese
Versuche auf dem Puddelwerke von Ebbinghaus & Co. zu Wickede
a. d. Ruhr bei Hagen durch den Faktor Kolbe und 1845 von Stengel
auf dem Puddelwerke von Huth an der Geitebrücke bei Hagen fort-
gesetzt; um dieselbe Zeit wurden ähnliche zu Mägdesprung am Harz
gemacht.

1846 erhielt Hütteninspektor Zintgraff von Siegen zu Wickede
und dann zu Geisweide bei Siegen befriedigende Resultate. In dem-
selben Jahre erhielt Bischof in seinem Gasofen zu Mägdesprung
Puddelstahl. Auch zu Weyerhammer waren schon vor dieser Zeit
mehrere Jahre hindurch die Versuche mit Stahlpuddeln fortgesetzt
worden, und gelang es Franz Xaver Schmidt, Stahl im Puddelofen
zu erzeugen 2). Um dieselbe Zeit machten auch die Franzosen Morel,
Petin
und Gaudet Versuche, ohne damit ans Ziel zu kommen,
ebenso Schneider in Creusot. Seit 1847 beschäftigte sich der Che-
miker Anton Lohage zu Unna mit demselben Gegenstande. Dieser
verband sich 1849 mit Gustav Bremme, welcher 1847 bis 1848
Versuche über Adduzieren von Gusseisen zu Stahl gemacht hatte, um
die von diesem erlangten Erfahrungen über das Stahlpuddeln auszu-
nutzen.

Gustav Bremme, vordem Graveur in Unna, hatte bei seinen
Versuchen gefunden, dass, wenn man Gussstücke aus grauem Roh-
eisen bei Rotglut behandelte, dieselben in Stahl übergingen und sich
erst bei fortgesetzter Behandlung in Weissglut in Schmiedeeisen ver-
wandelten. Lohage wollte diese Erfahrung zur Fabrikation von Stahl
in der Weise ausnutzen, dass er das Adduzieren bei Rotglut in
grossem Massstabe einrichtete, Bremme bestand aber darauf, die
Umwandlung im Puddelofen vorzunehmen, was nach seiner Ansicht
bei richtiger Führung des Prozesses keine Schwierigkeiten darbot. Er
drang mit dieser Ansicht durch und ist deshalb in erster Linie
als der Erfinder des Stahlpuddelns, wie es nachher in Westfalen
ausgeführt wurde, anzusehen 3).

Bremme und Lohage gründeten zum Zwecke der Ausbeutung
ihrer Erfindung 1849 die Firma Lohage, Bremme & Comp. in

1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 121. Nach Düber geschah dies 1840 auf
dem Eisenwerke Geitebrücke bei Hagen. Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinen-
wesen im preuss. Staate II, 161.
2) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 226.
3) Siehe Fehland, Geschichtliches über die Puddelstahlfabrikation in Stahl
und Eisen 1886, S. 224.

Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
Versuche an, Stahl aus Siegenschem Rohstahleisen zu puddeln 1). Er
erhielt auch Stahl, der aber eisenstreifig war. 1844 wurden diese
Versuche auf dem Puddelwerke von Ebbinghaus & Co. zu Wickede
a. d. Ruhr bei Hagen durch den Faktor Kolbe und 1845 von Stengel
auf dem Puddelwerke von Huth an der Geitebrücke bei Hagen fort-
gesetzt; um dieselbe Zeit wurden ähnliche zu Mägdesprung am Harz
gemacht.

1846 erhielt Hütteninspektor Zintgraff von Siegen zu Wickede
und dann zu Geisweide bei Siegen befriedigende Resultate. In dem-
selben Jahre erhielt Bischof in seinem Gasofen zu Mägdesprung
Puddelstahl. Auch zu Weyerhammer waren schon vor dieser Zeit
mehrere Jahre hindurch die Versuche mit Stahlpuddeln fortgesetzt
worden, und gelang es Franz Xaver Schmidt, Stahl im Puddelofen
zu erzeugen 2). Um dieselbe Zeit machten auch die Franzosen Morel,
Petin
und Gaudet Versuche, ohne damit ans Ziel zu kommen,
ebenso Schneider in Creusot. Seit 1847 beschäftigte sich der Che-
miker Anton Lohage zu Unna mit demselben Gegenstande. Dieser
verband sich 1849 mit Gustav Bremme, welcher 1847 bis 1848
Versuche über Adduzieren von Guſseisen zu Stahl gemacht hatte, um
die von diesem erlangten Erfahrungen über das Stahlpuddeln auszu-
nutzen.

Gustav Bremme, vordem Graveur in Unna, hatte bei seinen
Versuchen gefunden, daſs, wenn man Guſsstücke aus grauem Roh-
eisen bei Rotglut behandelte, dieselben in Stahl übergingen und sich
erst bei fortgesetzter Behandlung in Weiſsglut in Schmiedeeisen ver-
wandelten. Lohage wollte diese Erfahrung zur Fabrikation von Stahl
in der Weise ausnutzen, daſs er das Adduzieren bei Rotglut in
groſsem Maſsstabe einrichtete, Bremme bestand aber darauf, die
Umwandlung im Puddelofen vorzunehmen, was nach seiner Ansicht
bei richtiger Führung des Prozesses keine Schwierigkeiten darbot. Er
drang mit dieser Ansicht durch und ist deshalb in erster Linie
als der Erfinder des Stahlpuddelns, wie es nachher in Westfalen
ausgeführt wurde, anzusehen 3).

Bremme und Lohage gründeten zum Zwecke der Ausbeutung
ihrer Erfindung 1849 die Firma Lohage, Bremme & Comp. in

1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 121. Nach Düber geschah dies 1840 auf
dem Eisenwerke Geitebrücke bei Hagen. Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinen-
wesen im preuſs. Staate II, 161.
2) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 226.
3) Siehe Fehland, Geschichtliches über die Puddelstahlfabrikation in Stahl
und Eisen 1886, S. 224.
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[649/0665] Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850. Versuche an, Stahl aus Siegenschem Rohstahleisen zu puddeln 1). Er erhielt auch Stahl, der aber eisenstreifig war. 1844 wurden diese Versuche auf dem Puddelwerke von Ebbinghaus & Co. zu Wickede a. d. Ruhr bei Hagen durch den Faktor Kolbe und 1845 von Stengel auf dem Puddelwerke von Huth an der Geitebrücke bei Hagen fort- gesetzt; um dieselbe Zeit wurden ähnliche zu Mägdesprung am Harz gemacht. 1846 erhielt Hütteninspektor Zintgraff von Siegen zu Wickede und dann zu Geisweide bei Siegen befriedigende Resultate. In dem- selben Jahre erhielt Bischof in seinem Gasofen zu Mägdesprung Puddelstahl. Auch zu Weyerhammer waren schon vor dieser Zeit mehrere Jahre hindurch die Versuche mit Stahlpuddeln fortgesetzt worden, und gelang es Franz Xaver Schmidt, Stahl im Puddelofen zu erzeugen 2). Um dieselbe Zeit machten auch die Franzosen Morel, Petin und Gaudet Versuche, ohne damit ans Ziel zu kommen, ebenso Schneider in Creusot. Seit 1847 beschäftigte sich der Che- miker Anton Lohage zu Unna mit demselben Gegenstande. Dieser verband sich 1849 mit Gustav Bremme, welcher 1847 bis 1848 Versuche über Adduzieren von Guſseisen zu Stahl gemacht hatte, um die von diesem erlangten Erfahrungen über das Stahlpuddeln auszu- nutzen. Gustav Bremme, vordem Graveur in Unna, hatte bei seinen Versuchen gefunden, daſs, wenn man Guſsstücke aus grauem Roh- eisen bei Rotglut behandelte, dieselben in Stahl übergingen und sich erst bei fortgesetzter Behandlung in Weiſsglut in Schmiedeeisen ver- wandelten. Lohage wollte diese Erfahrung zur Fabrikation von Stahl in der Weise ausnutzen, daſs er das Adduzieren bei Rotglut in groſsem Maſsstabe einrichtete, Bremme bestand aber darauf, die Umwandlung im Puddelofen vorzunehmen, was nach seiner Ansicht bei richtiger Führung des Prozesses keine Schwierigkeiten darbot. Er drang mit dieser Ansicht durch und ist deshalb in erster Linie als der Erfinder des Stahlpuddelns, wie es nachher in Westfalen ausgeführt wurde, anzusehen 3). Bremme und Lohage gründeten zum Zwecke der Ausbeutung ihrer Erfindung 1849 die Firma Lohage, Bremme & Comp. in 1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 121. Nach Düber geschah dies 1840 auf dem Eisenwerke Geitebrücke bei Hagen. Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinen- wesen im preuſs. Staate II, 161. 2) Siehe Stahl und Eisen 1886, S. 226. 3) Siehe Fehland, Geschichtliches über die Puddelstahlfabrikation in Stahl und Eisen 1886, S. 224.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/665>, abgerufen am 22.11.2024.