in der Stahlfabrikation einzuführen. Auf das Verfahren, Stahl durch Zusammenschmelzen von Stabeisen mit Spiegelroheisen zu erzeugen, nahm Alois Obersteiner Anfang der 30er Jahre ein Patent. In- dessen fehlte es dem so erzeugten Stahl an Festigkeit. Besser wurde dasselbe, als Obersteiner statt des Spiegeleisens die bei der echten Brescianarbeit in der Paal aus "Refudie" dargestellte Blatteln nahm. Mancher Stahl fiel nun ganz vorzüglich aus, manche Stangen zeigten aber auch wieder grosse Ungleichheiten. Nach mehrjährigem Pro- bieren wurde das Verfahren aufgegeben.
Dieselben Versuche nahm später Stengel auf Veranlassung Kar- stens wieder auf.
Die Erfindung des Stahlpuddelns lag scheinbar so nahe, und doch wurde sie erst Ende der 40er Jahre zu einem erfolgreichen Ziele geführt. Schon Cort war der Ansicht gewesen, dass man im Puddelofen auch Stahl erhalten könne. Aber dies geschah nicht man erhielt beim Puddeln nur weiches Eisen. 1824 sprach Breant die Ansicht aus, man müsse aus dem dunkelsten Roheisen durch Zu- satz von Eisenoxyd im Flammofen Stahl erzeugen können.
Vandenbroek erhielt im folgenden Jahre bei seinen Versuchen, Frischschlacken im Flammofen zu verschmelzen 1), aus folgenden beiden Mischungen:
I. II.
Eisenerz 300 Pfd. 300 Pfd.
roher Kalkstein 140 " 160 "
Kohlenstaub 2 Kbfss. 2 Kbfss.
halbiertes Brucheisen 600 Pfd. 800 Pfd.
ein stahlartiges Feinmetall, welches sich durch den Puddlingsfrisch- prozess in ebenso guten Rohstahl, als dies durch die gewöhnliche Methode in den Rohstahlfeuern geschehen kann, verwandeln liess.
1834 wurden zu Limburg an der Lenne und zu Weyerhammer in Bayern Versuche gemacht, Stahl im Puddelofen zu erzeugen.
Joseph Schlegl, Müller und Mayr erzeugten nach Tunner 1835 zu Frantschach in Kärnten Puddelstahl, und der Direktor Anton Schlegl zu Prevali nahm am 4. November 1836 ein Patent 2) auf den Prozess, ohne aber damit einen Erfolg zu erzielen. 1841 wurde das Patent für erloschen erklärt.
1839 stellte der Hütteninspektor Stengel zu Wetter a. d. Ruhr
1) Siehe Karstens Archiv 1826, XI, 311.
2) Siehe Tunner, Jahrbuch von Leoben III, S. 282. Stahl und Eisen 1886, S. 224, wo der Wortlaut der Patentbeschreibung abgedruckt ist.
Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
in der Stahlfabrikation einzuführen. Auf das Verfahren, Stahl durch Zusammenschmelzen von Stabeisen mit Spiegelroheisen zu erzeugen, nahm Alois Obersteiner Anfang der 30er Jahre ein Patent. In- dessen fehlte es dem so erzeugten Stahl an Festigkeit. Besser wurde dasselbe, als Obersteiner statt des Spiegeleisens die bei der echten Brescianarbeit in der Paal aus „Refudie“ dargestellte Blatteln nahm. Mancher Stahl fiel nun ganz vorzüglich aus, manche Stangen zeigten aber auch wieder groſse Ungleichheiten. Nach mehrjährigem Pro- bieren wurde das Verfahren aufgegeben.
Dieselben Versuche nahm später Stengel auf Veranlassung Kar- stens wieder auf.
Die Erfindung des Stahlpuddelns lag scheinbar so nahe, und doch wurde sie erst Ende der 40er Jahre zu einem erfolgreichen Ziele geführt. Schon Cort war der Ansicht gewesen, daſs man im Puddelofen auch Stahl erhalten könne. Aber dies geschah nicht man erhielt beim Puddeln nur weiches Eisen. 1824 sprach Bréant die Ansicht aus, man müsse aus dem dunkelsten Roheisen durch Zu- satz von Eisenoxyd im Flammofen Stahl erzeugen können.
Vandenbroek erhielt im folgenden Jahre bei seinen Versuchen, Frischschlacken im Flammofen zu verschmelzen 1), aus folgenden beiden Mischungen:
I. II.
Eisenerz 300 Pfd. 300 Pfd.
roher Kalkstein 140 „ 160 „
Kohlenstaub 2 Kbfſs. 2 Kbfſs.
halbiertes Brucheisen 600 Pfd. 800 Pfd.
ein stahlartiges Feinmetall, welches sich durch den Puddlingsfrisch- prozeſs in ebenso guten Rohstahl, als dies durch die gewöhnliche Methode in den Rohstahlfeuern geschehen kann, verwandeln lieſs.
1834 wurden zu Limburg an der Lenne und zu Weyerhammer in Bayern Versuche gemacht, Stahl im Puddelofen zu erzeugen.
Joseph Schlegl, Müller und Mayr erzeugten nach Tunner 1835 zu Frantschach in Kärnten Puddelstahl, und der Direktor Anton Schlegl zu Prevali nahm am 4. November 1836 ein Patent 2) auf den Prozeſs, ohne aber damit einen Erfolg zu erzielen. 1841 wurde das Patent für erloschen erklärt.
1839 stellte der Hütteninspektor Stengel zu Wetter a. d. Ruhr
1) Siehe Karstens Archiv 1826, XI, 311.
2) Siehe Tunner, Jahrbuch von Leoben III, S. 282. Stahl und Eisen 1886, S. 224, wo der Wortlaut der Patentbeschreibung abgedruckt ist.
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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
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Zusammenschmelzen von Stabeisen mit Spiegelroheisen zu erzeugen,
nahm Alois Obersteiner Anfang der 30er Jahre ein Patent. In-
dessen fehlte es dem so erzeugten Stahl an Festigkeit. Besser wurde
dasselbe, als Obersteiner statt des Spiegeleisens die bei der echten
Brescianarbeit in der Paal aus „Refudie“ dargestellte Blatteln nahm.
Mancher Stahl fiel nun ganz vorzüglich aus, manche Stangen zeigten
aber auch wieder groſse Ungleichheiten. Nach mehrjährigem Pro-
bieren wurde das Verfahren aufgegeben.
Dieselben Versuche nahm später Stengel auf Veranlassung Kar-
stens wieder auf.
Die Erfindung des Stahlpuddelns lag scheinbar so nahe, und
doch wurde sie erst Ende der 40er Jahre zu einem erfolgreichen
Ziele geführt. Schon Cort war der Ansicht gewesen, daſs man im
Puddelofen auch Stahl erhalten könne. Aber dies geschah nicht
man erhielt beim Puddeln nur weiches Eisen. 1824 sprach Bréant
die Ansicht aus, man müsse aus dem dunkelsten Roheisen durch Zu-
satz von Eisenoxyd im Flammofen Stahl erzeugen können.
Vandenbroek erhielt im folgenden Jahre bei seinen Versuchen,
Frischschlacken im Flammofen zu verschmelzen 1), aus folgenden beiden
Mischungen:
I. II.
Eisenerz 300 Pfd. 300 Pfd.
roher Kalkstein 140 „ 160 „
Kohlenstaub 2 Kbfſs. 2 Kbfſs.
halbiertes Brucheisen 600 Pfd. 800 Pfd.
ein stahlartiges Feinmetall, welches sich durch den Puddlingsfrisch-
prozeſs in ebenso guten Rohstahl, als dies durch die gewöhnliche
Methode in den Rohstahlfeuern geschehen kann, verwandeln lieſs.
1834 wurden zu Limburg an der Lenne und zu Weyerhammer
in Bayern Versuche gemacht, Stahl im Puddelofen zu erzeugen.
Joseph Schlegl, Müller und Mayr erzeugten nach Tunner
1835 zu Frantschach in Kärnten Puddelstahl, und der Direktor Anton
Schlegl zu Prevali nahm am 4. November 1836 ein Patent 2) auf
den Prozeſs, ohne aber damit einen Erfolg zu erzielen. 1841 wurde
das Patent für erloschen erklärt.
1839 stellte der Hütteninspektor Stengel zu Wetter a. d. Ruhr
1) Siehe Karstens Archiv 1826, XI, 311.
2) Siehe Tunner, Jahrbuch von Leoben III, S. 282. Stahl und Eisen 1886,
S. 224, wo der Wortlaut der Patentbeschreibung abgedruckt ist.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/664>, abgerufen am 22.11.2024.
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