Henry Brown will (1841) Stahl in der Weise darstellen, dass er Feineisen wie gewöhnlich puddelt, den Prozess aber, sobald der körnige Zustand (granulated state) des Roheisens erreicht ist, unter- bricht, die Masse herausnimmt, nach dem Erkalten mahlt und siebt und das Pulver mit Holzkohle gemengt in Töpfen cementiert. Das zu einem Kuchen zusammengebackene Produkt wird dann zerschlagen, sortiert und in Tiegeln wie gewöhnlich geschmolzen (1841, Nr. 8930). Ein weiteres Patent für Stahlbereitung nahmen Gregory und Green (Nr. 8959) am 14. Mai 1841.
J. Boydell jun. will dadurch guten Werkzeugstahl (metal for edge-tools) darstellen, dass er Schmiedeeisen mit Koks in einem Kupolofen schmilzt und dieses Produkt puddelt, in Stäbe walzt und diese dann cementiert und schmilzt (1843, Nr. 9607). In einem zweiten Patent vom 7. April 1843 (Nr. 9690) beschreibt er die Fabrikation von Verbundmetall, bestehend aus Stahl und Eisen, namentlich von Stahlachsen mit Eisenkern durch Schweissen. Ein ähnliches Patent für Randbandagen nahm der bedeutende Stahlfabrikant Charles Sanderson am 4. November 1845.
Charles Low machte eine Mischung von 42 Tln. Manganoxyd, 8 Tln. Graphit, 14 Tln. Holzkohle und 2 Tln. Salpeter. Von diesem Gemenge setzte er 66 Tle. zu 480 Tln. Eisen und schmolz es im Schachtofen, oder er fügte die Mischung nach und nach im Puddel- ofen zu. Dadurch erhielt er ein festeres, sehnigeres Stabeisen, welches sich in guten Stahl durch Cementation verwandeln liess. Dieses Eisen konnte man im Schmelztiegel unter Zusatz von obiger Mischung zu Gussstahl schmelzen (25. Mai 1844, Nr. 10204) 1).
Der Franzose Chenot nahm am 31. Dezember 1846 ein Patent in England auf sein Verfahren, Eisenerze zu einer schwammartigen Masse von ungekohltem Eisen zu reduzieren, diesen Eisenschwamm dann mehr oder weniger zu kohlen, um so Schmiedeeisen, Schweiss- stahl, Gussstahl und schliesslich Gusseisen zu erhalten. Die Reduktion geschah in Retorten bei niedriger Temperatur, das Schweissen oder Schmelzen in entsprechenden Öfen bei sehr hoher Temperatur. Wir werden später noch Veranlassung haben, auf diesen Prozess von Chenot zurückzukommen.
Ein ähnliches Verfahren (Patent vom 4. Juli 1849, Nr. 12687) wurde von Sir Francis Charles Knowles erfunden.
Auch in Deutschland fehlte es nicht an Versuchen, Verbesserungen
1) Siehe auch Patent 10470 von J. J. Osborne vom 16. Januar 1845 und 11810 von Moses Poole vom 20. Juli 1847.
Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
Henry Brown will (1841) Stahl in der Weise darstellen, daſs er Feineisen wie gewöhnlich puddelt, den Prozeſs aber, sobald der körnige Zustand (granulated state) des Roheisens erreicht ist, unter- bricht, die Masse herausnimmt, nach dem Erkalten mahlt und siebt und das Pulver mit Holzkohle gemengt in Töpfen cementiert. Das zu einem Kuchen zusammengebackene Produkt wird dann zerschlagen, sortiert und in Tiegeln wie gewöhnlich geschmolzen (1841, Nr. 8930). Ein weiteres Patent für Stahlbereitung nahmen Gregory und Green (Nr. 8959) am 14. Mai 1841.
J. Boydell jun. will dadurch guten Werkzeugstahl (metal for edge-tools) darstellen, daſs er Schmiedeeisen mit Koks in einem Kupolofen schmilzt und dieses Produkt puddelt, in Stäbe walzt und diese dann cementiert und schmilzt (1843, Nr. 9607). In einem zweiten Patent vom 7. April 1843 (Nr. 9690) beschreibt er die Fabrikation von Verbundmetall, bestehend aus Stahl und Eisen, namentlich von Stahlachsen mit Eisenkern durch Schweiſsen. Ein ähnliches Patent für Randbandagen nahm der bedeutende Stahlfabrikant Charles Sanderson am 4. November 1845.
Charles Low machte eine Mischung von 42 Tln. Manganoxyd, 8 Tln. Graphit, 14 Tln. Holzkohle und 2 Tln. Salpeter. Von diesem Gemenge setzte er 66 Tle. zu 480 Tln. Eisen und schmolz es im Schachtofen, oder er fügte die Mischung nach und nach im Puddel- ofen zu. Dadurch erhielt er ein festeres, sehnigeres Stabeisen, welches sich in guten Stahl durch Cementation verwandeln lieſs. Dieses Eisen konnte man im Schmelztiegel unter Zusatz von obiger Mischung zu Guſsstahl schmelzen (25. Mai 1844, Nr. 10204) 1).
Der Franzose Chenot nahm am 31. Dezember 1846 ein Patent in England auf sein Verfahren, Eisenerze zu einer schwammartigen Masse von ungekohltem Eisen zu reduzieren, diesen Eisenschwamm dann mehr oder weniger zu kohlen, um so Schmiedeeisen, Schweiſs- stahl, Guſsstahl und schlieſslich Guſseisen zu erhalten. Die Reduktion geschah in Retorten bei niedriger Temperatur, das Schweiſsen oder Schmelzen in entsprechenden Öfen bei sehr hoher Temperatur. Wir werden später noch Veranlassung haben, auf diesen Prozeſs von Chenot zurückzukommen.
Ein ähnliches Verfahren (Patent vom 4. Juli 1849, Nr. 12687) wurde von Sir Francis Charles Knowles erfunden.
Auch in Deutschland fehlte es nicht an Versuchen, Verbesserungen
1) Siehe auch Patent 10470 von J. J. Osborne vom 16. Januar 1845 und 11810 von Moses Poole vom 20. Juli 1847.
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Die Stahlfabrikation 1831 bis 1850.
Henry Brown will (1841) Stahl in der Weise darstellen, daſs
er Feineisen wie gewöhnlich puddelt, den Prozeſs aber, sobald der
körnige Zustand (granulated state) des Roheisens erreicht ist, unter-
bricht, die Masse herausnimmt, nach dem Erkalten mahlt und siebt
und das Pulver mit Holzkohle gemengt in Töpfen cementiert. Das
zu einem Kuchen zusammengebackene Produkt wird dann zerschlagen,
sortiert und in Tiegeln wie gewöhnlich geschmolzen (1841, Nr. 8930).
Ein weiteres Patent für Stahlbereitung nahmen Gregory und Green
(Nr. 8959) am 14. Mai 1841.
J. Boydell jun. will dadurch guten Werkzeugstahl (metal for
edge-tools) darstellen, daſs er Schmiedeeisen mit Koks in einem
Kupolofen schmilzt und dieses Produkt puddelt, in Stäbe walzt und
diese dann cementiert und schmilzt (1843, Nr. 9607). In einem zweiten
Patent vom 7. April 1843 (Nr. 9690) beschreibt er die Fabrikation
von Verbundmetall, bestehend aus Stahl und Eisen, namentlich von
Stahlachsen mit Eisenkern durch Schweiſsen. Ein ähnliches Patent
für Randbandagen nahm der bedeutende Stahlfabrikant Charles
Sanderson am 4. November 1845.
Charles Low machte eine Mischung von 42 Tln. Manganoxyd,
8 Tln. Graphit, 14 Tln. Holzkohle und 2 Tln. Salpeter. Von diesem
Gemenge setzte er 66 Tle. zu 480 Tln. Eisen und schmolz es im
Schachtofen, oder er fügte die Mischung nach und nach im Puddel-
ofen zu. Dadurch erhielt er ein festeres, sehnigeres Stabeisen, welches
sich in guten Stahl durch Cementation verwandeln lieſs. Dieses Eisen
konnte man im Schmelztiegel unter Zusatz von obiger Mischung zu
Guſsstahl schmelzen (25. Mai 1844, Nr. 10204) 1).
Der Franzose Chenot nahm am 31. Dezember 1846 ein Patent
in England auf sein Verfahren, Eisenerze zu einer schwammartigen
Masse von ungekohltem Eisen zu reduzieren, diesen Eisenschwamm
dann mehr oder weniger zu kohlen, um so Schmiedeeisen, Schweiſs-
stahl, Guſsstahl und schlieſslich Guſseisen zu erhalten. Die Reduktion
geschah in Retorten bei niedriger Temperatur, das Schweiſsen oder
Schmelzen in entsprechenden Öfen bei sehr hoher Temperatur. Wir
werden später noch Veranlassung haben, auf diesen Prozeſs von
Chenot zurückzukommen.
Ein ähnliches Verfahren (Patent vom 4. Juli 1849, Nr. 12687)
wurde von Sir Francis Charles Knowles erfunden.
Auch in Deutschland fehlte es nicht an Versuchen, Verbesserungen
1) Siehe auch Patent 10470 von J. J. Osborne vom 16. Januar 1845 und
11810 von Moses Poole vom 20. Juli 1847.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/663>, abgerufen am 22.11.2024.
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