Einführung der erhitzten Gebläseluft bei dem Hochofenbetriebe und der Bau der Eisenbahnen bewirkten auch hier eine grosse Steigerung der Produktion.
Noch wurde das meiste Roheisen mit Holzkohlen geschmolzen. Da dieses aber weitaus den Bedarf der Frisch- und Puddelhütten nicht deckte, so nahm die Produktion des Koksroheisens an den dafür geeigneten Orten rasch zu.
Die neuen grossen Eisenwerke, die in dieser Periode entstanden, waren grösstenteils für Steinkohlenbetrieb bestimmt. Vor allem nahm der englische, d. h. der Puddel- und Walzwerksbetrieb, einen gross- artigen Umfang an und entstanden mustergültige Werke. Auf dem Gebiete der Walzwerksindustrie haben französische Ingenieure Hervor- ragendes geleistet und gingen von Frankreich viele Verbesserungen hierin aus, wie z. B. die Erfindung und Einführung des Doppel-T-Eisens. Um die Einführung des Schlackenpuddelns in Frankreich erwarb sich der deutsche Professor Schafhäutl Verdienste, indem er dieses Verfahren 1837 in Creusot, Terre-noire und Alais einführte.
Was den Überblick über die Fortschritte der Eisenindustrie in Frankreich wesentlich erleichtert, ist die treffliche Statistik, die dieses Land früher und besser wie jedes andere Land eingerichtet hatte. Wer sich im einzelnen darüber unterrichten will, findet in jedem Jahr- gange der Annales des Mines ausführliche statistische Tabellen über die Leistungen der französischen Eisenindustrie. Besonders vom Jahre 1834 an ist diese Statistik eine ganz systematische. Die Bergwerks- administration unterschied vier Klassen nach der Art der Eisen- bereitung und 12 Gruppen nach geographischer Einteilung des Landes. Nach ihrer Produktionsweise war die Einteilung folgende:
I. Roheisen und Stabeisen mit Holzkohlen allein.
II. Roheisen und Stabeisen mit Holzkohlen und anderen Brenn- materialien (Steinkohlen, Koks, Torf, Holz).
III. Roheisen und Stabeisen mit mineralischem Brennstoff (Stein- kohle und Koks) allein.
IV. Unmittelbare Stabeisenerzeugung mit Holzkohle (Katalan- und Korsikanschmiede).
Zu Klasse I gehörte 1. die östliche Gruppe, welche die Departements Haute-Saone, Doubs, Jura, Haute-Rhin, Meurthe, Cote d'or und Vosges umfasste. Dieses Gebiet war noch reich an Waldungen und lieferte selbst den Bedarf an Holzkohlen. Dasselbe war mit den Eisenerzen der Fall, besonders hatte Haute-Saone sehr reiche Gruben. Die meisten Erze gaben vortreffliches Eisen. Im Jahre 1836 zählte
Frankreich 1831 bis 1850.
Einführung der erhitzten Gebläseluft bei dem Hochofenbetriebe und der Bau der Eisenbahnen bewirkten auch hier eine groſse Steigerung der Produktion.
Noch wurde das meiste Roheisen mit Holzkohlen geschmolzen. Da dieses aber weitaus den Bedarf der Frisch- und Puddelhütten nicht deckte, so nahm die Produktion des Koksroheisens an den dafür geeigneten Orten rasch zu.
Die neuen groſsen Eisenwerke, die in dieser Periode entstanden, waren gröſstenteils für Steinkohlenbetrieb bestimmt. Vor allem nahm der englische, d. h. der Puddel- und Walzwerksbetrieb, einen groſs- artigen Umfang an und entstanden mustergültige Werke. Auf dem Gebiete der Walzwerksindustrie haben französische Ingenieure Hervor- ragendes geleistet und gingen von Frankreich viele Verbesserungen hierin aus, wie z. B. die Erfindung und Einführung des Doppel-T-Eisens. Um die Einführung des Schlackenpuddelns in Frankreich erwarb sich der deutsche Professor Schafhäutl Verdienste, indem er dieses Verfahren 1837 in Creusot, Terre-noire und Alais einführte.
Was den Überblick über die Fortschritte der Eisenindustrie in Frankreich wesentlich erleichtert, ist die treffliche Statistik, die dieses Land früher und besser wie jedes andere Land eingerichtet hatte. Wer sich im einzelnen darüber unterrichten will, findet in jedem Jahr- gange der Annales des Mines ausführliche statistische Tabellen über die Leistungen der französischen Eisenindustrie. Besonders vom Jahre 1834 an ist diese Statistik eine ganz systematische. Die Bergwerks- administration unterschied vier Klassen nach der Art der Eisen- bereitung und 12 Gruppen nach geographischer Einteilung des Landes. Nach ihrer Produktionsweise war die Einteilung folgende:
I. Roheisen und Stabeisen mit Holzkohlen allein.
II. Roheisen und Stabeisen mit Holzkohlen und anderen Brenn- materialien (Steinkohlen, Koks, Torf, Holz).
III. Roheisen und Stabeisen mit mineralischem Brennstoff (Stein- kohle und Koks) allein.
IV. Unmittelbare Stabeisenerzeugung mit Holzkohle (Katalan- und Korsikanschmiede).
Zu Klasse I gehörte 1. die östliche Gruppe, welche die Departements Haute-Sâone, Doubs, Jura, Haute-Rhin, Meurthe, Côte d’or und Vosges umfaſste. Dieses Gebiet war noch reich an Waldungen und lieferte selbst den Bedarf an Holzkohlen. Dasſelbe war mit den Eisenerzen der Fall, besonders hatte Haute-Sâone sehr reiche Gruben. Die meisten Erze gaben vortreffliches Eisen. Im Jahre 1836 zählte
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Frankreich 1831 bis 1850.
Einführung der erhitzten Gebläseluft bei dem Hochofenbetriebe und
der Bau der Eisenbahnen bewirkten auch hier eine groſse Steigerung
der Produktion.
Noch wurde das meiste Roheisen mit Holzkohlen geschmolzen.
Da dieses aber weitaus den Bedarf der Frisch- und Puddelhütten
nicht deckte, so nahm die Produktion des Koksroheisens an den dafür
geeigneten Orten rasch zu.
Die neuen groſsen Eisenwerke, die in dieser Periode entstanden,
waren gröſstenteils für Steinkohlenbetrieb bestimmt. Vor allem nahm
der englische, d. h. der Puddel- und Walzwerksbetrieb, einen groſs-
artigen Umfang an und entstanden mustergültige Werke. Auf dem
Gebiete der Walzwerksindustrie haben französische Ingenieure Hervor-
ragendes geleistet und gingen von Frankreich viele Verbesserungen
hierin aus, wie z. B. die Erfindung und Einführung des Doppel-T-Eisens.
Um die Einführung des Schlackenpuddelns in Frankreich erwarb sich
der deutsche Professor Schafhäutl Verdienste, indem er dieses
Verfahren 1837 in Creusot, Terre-noire und Alais einführte.
Was den Überblick über die Fortschritte der Eisenindustrie in
Frankreich wesentlich erleichtert, ist die treffliche Statistik, die dieses
Land früher und besser wie jedes andere Land eingerichtet hatte.
Wer sich im einzelnen darüber unterrichten will, findet in jedem Jahr-
gange der Annales des Mines ausführliche statistische Tabellen über
die Leistungen der französischen Eisenindustrie. Besonders vom Jahre
1834 an ist diese Statistik eine ganz systematische. Die Bergwerks-
administration unterschied vier Klassen nach der Art der Eisen-
bereitung und 12 Gruppen nach geographischer Einteilung des Landes.
Nach ihrer Produktionsweise war die Einteilung folgende:
I. Roheisen und Stabeisen mit Holzkohlen allein.
II. Roheisen und Stabeisen mit Holzkohlen und anderen Brenn-
materialien (Steinkohlen, Koks, Torf, Holz).
III. Roheisen und Stabeisen mit mineralischem Brennstoff (Stein-
kohle und Koks) allein.
IV. Unmittelbare Stabeisenerzeugung mit Holzkohle (Katalan-
und Korsikanschmiede).
Zu Klasse I gehörte 1. die östliche Gruppe, welche die
Departements Haute-Sâone, Doubs, Jura, Haute-Rhin, Meurthe, Côte
d’or und Vosges umfaſste. Dieses Gebiet war noch reich an Waldungen
und lieferte selbst den Bedarf an Holzkohlen. Dasſelbe war mit den
Eisenerzen der Fall, besonders hatte Haute-Sâone sehr reiche Gruben.
Die meisten Erze gaben vortreffliches Eisen. Im Jahre 1836 zählte
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/682>, abgerufen am 22.11.2024.
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