Im ganzen hatten die vier grossen Bankinstitute Belgiens bis zum Jahre 1837 ein Kapital von 130 Millionen Franken auf Hüttenanlagen verwendet.
Die grossartigen Etablissements Belgiens wurden schon damals alle als Aktiengesellschaften gegründet. Die Unternehmungslust wuchs mit dem Erfolge und es kam ein fieberhafter Zustand in die belgische Eisenindustrie. Geld schien im Überfluss vorhanden. Die einzige Sorge bestand darin, ob man genug Eisenerze und Kohlen habe. 1836 waren bereits 15 grosse Kokshochöfen im Betriebe, deren Produktion sich auf 135000 Tonnen Roheisen im Werte von 20740000 Frcs. belief. 1838 zählte man bei Charleroi, Lüttich und Namur 32 Hochöfen, meist mit grossen Stabeisenwerken verbunden, die Maschinenkräfte von 2942 Pferden erforderten; 18 von diesen Hochöfen hatte Cockerill gebaut. Die Arbeitslöhne und die Eisenpreise stiegen von Jahr zu Jahr. Man verkaufte die Tonne Eisen mit 500 Frcs. Die Über- produktion und die Preistreiberei musste zu einer Krisis führen. Dazu kamen ernste Kriegsbefürchtungen. Ende Dezember 1838 sah sich die Belgische Bank gezwungen, ihre Zahlungen einzustellen. Das Un- glaubliche geschah, John Cockerills Kredit geriet ins Schwanken. Dieser hatte seine Unternehmungen ins Masslose ausgedehnt. Nicht nur dass er Millionen zur Vergrösserung von Seraing aufgewendet hatte, gründete er an zahllosen Plätzen in Belgien, Frankreich, Deutschland und Russland, in Spanien und selbst in Surinam, wo er grosse Plantagen erworben hatte, neue Fabriken. Als das verhängnis- volle Jahr 1839 kam, besass er 60 verschiedene Etablissements, darunter eine ganze Reihe von Kohlenbergwerken, Eisenhütten und Maschinenfabriken, von letzteren ausser zu Seraing solche zu Lüttich, Val-Benoit, Verviers, Aachen, Decazeville, Bezeche, Petersburg und Surinam. Aber auch Tuch-, Glas-, Papier- und andere Fabriken ge- hörten Cockerill in verschiedenen Ländern. In Deutschland hatte er ausser der schon früher erwähnten Tuchfabrik zu Kottbus eine Maschinenfabrik in Aachen und die Zinkwerke zu Stollberg bei Aachen angelegt. Seine Unternehmen fingen an ihm über den Kopf zu wachsen und als die Bank von Belgien, deren Hauptbeteiligter er war, ihre Zahlungen einschränkte, drohte ihm der Sturz. Er sah sich gezwungen, ein Liquidationsverfahren einzuleiten, und seine Aktiven und Passiven bekannt zu machen. Der Status war günstig, denn 26 Millionen Aktiven standen nur 18 Millionen Passiven gegenüber. Trotzdem musste er sich fast seines ganzen Besitzes entäussern. Cockerill bevollmächtigte seinen Schwager Pastor in Aachen und
Belgien 1831 bis 1850.
Im ganzen hatten die vier groſsen Bankinstitute Belgiens bis zum Jahre 1837 ein Kapital von 130 Millionen Franken auf Hüttenanlagen verwendet.
Die groſsartigen Etablissements Belgiens wurden schon damals alle als Aktiengesellschaften gegründet. Die Unternehmungslust wuchs mit dem Erfolge und es kam ein fieberhafter Zustand in die belgische Eisenindustrie. Geld schien im Überfluſs vorhanden. Die einzige Sorge bestand darin, ob man genug Eisenerze und Kohlen habe. 1836 waren bereits 15 groſse Kokshochöfen im Betriebe, deren Produktion sich auf 135000 Tonnen Roheisen im Werte von 20740000 Frcs. belief. 1838 zählte man bei Charleroi, Lüttich und Namur 32 Hochöfen, meist mit groſsen Stabeisenwerken verbunden, die Maschinenkräfte von 2942 Pferden erforderten; 18 von diesen Hochöfen hatte Cockerill gebaut. Die Arbeitslöhne und die Eisenpreise stiegen von Jahr zu Jahr. Man verkaufte die Tonne Eisen mit 500 Frcs. Die Über- produktion und die Preistreiberei muſste zu einer Krisis führen. Dazu kamen ernste Kriegsbefürchtungen. Ende Dezember 1838 sah sich die Belgische Bank gezwungen, ihre Zahlungen einzustellen. Das Un- glaubliche geschah, John Cockerills Kredit geriet ins Schwanken. Dieser hatte seine Unternehmungen ins Maſslose ausgedehnt. Nicht nur daſs er Millionen zur Vergröſserung von Seraing aufgewendet hatte, gründete er an zahllosen Plätzen in Belgien, Frankreich, Deutschland und Ruſsland, in Spanien und selbst in Surinam, wo er groſse Plantagen erworben hatte, neue Fabriken. Als das verhängnis- volle Jahr 1839 kam, besaſs er 60 verschiedene Etablissements, darunter eine ganze Reihe von Kohlenbergwerken, Eisenhütten und Maschinenfabriken, von letzteren auſser zu Seraing solche zu Lüttich, Val-Benôit, Verviers, Aachen, Decazeville, Bezèche, Petersburg und Surinam. Aber auch Tuch-, Glas-, Papier- und andere Fabriken ge- hörten Cockerill in verschiedenen Ländern. In Deutschland hatte er auſser der schon früher erwähnten Tuchfabrik zu Kottbus eine Maschinenfabrik in Aachen und die Zinkwerke zu Stollberg bei Aachen angelegt. Seine Unternehmen fingen an ihm über den Kopf zu wachsen und als die Bank von Belgien, deren Hauptbeteiligter er war, ihre Zahlungen einschränkte, drohte ihm der Sturz. Er sah sich gezwungen, ein Liquidationsverfahren einzuleiten, und seine Aktiven und Passiven bekannt zu machen. Der Status war günstig, denn 26 Millionen Aktiven standen nur 18 Millionen Passiven gegenüber. Trotzdem muſste er sich fast seines ganzen Besitzes entäuſsern. Cockerill bevollmächtigte seinen Schwager Pastor in Aachen und
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Belgien 1831 bis 1850.
Im ganzen hatten die vier groſsen Bankinstitute Belgiens bis zum
Jahre 1837 ein Kapital von 130 Millionen Franken auf Hüttenanlagen
verwendet.
Die groſsartigen Etablissements Belgiens wurden schon damals
alle als Aktiengesellschaften gegründet. Die Unternehmungslust wuchs
mit dem Erfolge und es kam ein fieberhafter Zustand in die belgische
Eisenindustrie. Geld schien im Überfluſs vorhanden. Die einzige
Sorge bestand darin, ob man genug Eisenerze und Kohlen habe. 1836
waren bereits 15 groſse Kokshochöfen im Betriebe, deren Produktion
sich auf 135000 Tonnen Roheisen im Werte von 20740000 Frcs. belief.
1838 zählte man bei Charleroi, Lüttich und Namur 32 Hochöfen,
meist mit groſsen Stabeisenwerken verbunden, die Maschinenkräfte von
2942 Pferden erforderten; 18 von diesen Hochöfen hatte Cockerill
gebaut. Die Arbeitslöhne und die Eisenpreise stiegen von Jahr zu
Jahr. Man verkaufte die Tonne Eisen mit 500 Frcs. Die Über-
produktion und die Preistreiberei muſste zu einer Krisis führen. Dazu
kamen ernste Kriegsbefürchtungen. Ende Dezember 1838 sah sich
die Belgische Bank gezwungen, ihre Zahlungen einzustellen. Das Un-
glaubliche geschah, John Cockerills Kredit geriet ins Schwanken.
Dieser hatte seine Unternehmungen ins Maſslose ausgedehnt. Nicht
nur daſs er Millionen zur Vergröſserung von Seraing aufgewendet
hatte, gründete er an zahllosen Plätzen in Belgien, Frankreich,
Deutschland und Ruſsland, in Spanien und selbst in Surinam, wo er
groſse Plantagen erworben hatte, neue Fabriken. Als das verhängnis-
volle Jahr 1839 kam, besaſs er 60 verschiedene Etablissements,
darunter eine ganze Reihe von Kohlenbergwerken, Eisenhütten und
Maschinenfabriken, von letzteren auſser zu Seraing solche zu Lüttich,
Val-Benôit, Verviers, Aachen, Decazeville, Bezèche, Petersburg und
Surinam. Aber auch Tuch-, Glas-, Papier- und andere Fabriken ge-
hörten Cockerill in verschiedenen Ländern. In Deutschland hatte
er auſser der schon früher erwähnten Tuchfabrik zu Kottbus eine
Maschinenfabrik in Aachen und die Zinkwerke zu Stollberg bei Aachen
angelegt. Seine Unternehmen fingen an ihm über den Kopf zu
wachsen und als die Bank von Belgien, deren Hauptbeteiligter er war,
ihre Zahlungen einschränkte, drohte ihm der Sturz. Er sah sich
gezwungen, ein Liquidationsverfahren einzuleiten, und seine Aktiven
und Passiven bekannt zu machen. Der Status war günstig, denn
26 Millionen Aktiven standen nur 18 Millionen Passiven gegenüber.
Trotzdem muſste er sich fast seines ganzen Besitzes entäuſsern.
Cockerill bevollmächtigte seinen Schwager Pastor in Aachen und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/697>, abgerufen am 22.11.2024.
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