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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Belgien 1831 bis 1850.
erste planmässig durchgeführte Eisenbahnnetz. Denn bis dahin waren
immer nur Bahnen aus lokalen Interessen gebaut worden, um gewisse
wichtige Handels- und Industrieplätze miteinander zu verbinden.
Belgien aber baute ein vollständiges Netz von Bahnen von Mecheln
als Ausgangspunkt nach allen Hauptrichtungen hin. Der Bau wurde
alsbald begonnen, am 5. Mai 1835 die Strecke Brüssel-Mecheln
eröffnet und bis 1843 das ganze Netz in einer Länge von 560 km
vollendet. Die belgische Regierung hatte dafür über 62 Millionen
Franken verausgabt. Ähnliche Leistungen konnte damals kein anderes
Land aufweisen und Belgien war darin insbesondere Frankreich weit
vorausgeeilt.

Der Bau der belgischen Eisenbahnen gab der Eisenindustrie
des Landes einen mächtigen Impuls. Mit dem Bau der Bahnen
hatte die Regierung zugleich ins Auge gefasst, die nötigen Bau-
materialien im eigenen Lande zu erzeugen, namentlich die Eisen-
bahnschienen im Inlande anfertigen zu lassen. Dadurch kamen die
bestehenden Werke in schwungvollen Betrieb und neue wurden an-
gelegt. Der belgische Patriotismus unterstützte die Massregeln der
Regierung und ermöglichten es, im eigenen Lande die Summen auf-
zubringen, die zu diesen grossartigen Gründungen nötig waren. Wieder
war es John Cockerill, der der geistige Leiter dieser Bewegung
war. Er gab die Veranlassung zur Gründung der Belgischen Bank
mit einem Kapital von 20 Millionen Franken und beteiligte sich selbst
in ausgedehntem Masse an dem Unternehmen. Durch diese Kon-
kurrenz erwachte auch die alte Societe Generale pour favoriser
l'industrie nationale, welche noch unter niederländischer Herrschaft
ins Leben getreten war, zu neuem Leben und bald nach Grün-
dung der Belgischen Bank entstanden noch zwei ähnliche Institute,
die Societe de Commerce mit 10 Millionen Kapital und die Societe
Nationale mit 15 Millionen.

Alle diese Geldinstitute wetteiferten darin, die Industrie Belgiens
zu fördern. Am 1. Juli 1835 entstand die grosse Eisenwerksgesell-
schaft Societe anonyme de Marcinelle et Couillet unter dem Protek-
torat der Societe Generale. Die Belgische Bank gründete 1835 das
Kohlen- und Hochofenwerk von Ougree mit 2400000 Frcs., 1836 die
Maschinenbaugesellschaft St. Leonard mit 1600000 Frcs., das Kohlen-
und Hochofenwerk Esperance mit 4 Millionen und 1837 das Walz-
werk von Ougree mit 31/2 Millionen Franken.

Die Societe Generale rief 1836 das grosse Eisenwerk Sclessin mit
8 Millionen Franken ins Leben.


Belgien 1831 bis 1850.
erste planmäſsig durchgeführte Eisenbahnnetz. Denn bis dahin waren
immer nur Bahnen aus lokalen Interessen gebaut worden, um gewisse
wichtige Handels- und Industrieplätze miteinander zu verbinden.
Belgien aber baute ein vollständiges Netz von Bahnen von Mecheln
als Ausgangspunkt nach allen Hauptrichtungen hin. Der Bau wurde
alsbald begonnen, am 5. Mai 1835 die Strecke Brüssel-Mecheln
eröffnet und bis 1843 das ganze Netz in einer Länge von 560 km
vollendet. Die belgische Regierung hatte dafür über 62 Millionen
Franken verausgabt. Ähnliche Leistungen konnte damals kein anderes
Land aufweisen und Belgien war darin insbesondere Frankreich weit
vorausgeeilt.

Der Bau der belgischen Eisenbahnen gab der Eisenindustrie
des Landes einen mächtigen Impuls. Mit dem Bau der Bahnen
hatte die Regierung zugleich ins Auge gefaſst, die nötigen Bau-
materialien im eigenen Lande zu erzeugen, namentlich die Eisen-
bahnschienen im Inlande anfertigen zu lassen. Dadurch kamen die
bestehenden Werke in schwungvollen Betrieb und neue wurden an-
gelegt. Der belgische Patriotismus unterstützte die Maſsregeln der
Regierung und ermöglichten es, im eigenen Lande die Summen auf-
zubringen, die zu diesen groſsartigen Gründungen nötig waren. Wieder
war es John Cockerill, der der geistige Leiter dieser Bewegung
war. Er gab die Veranlassung zur Gründung der Belgischen Bank
mit einem Kapital von 20 Millionen Franken und beteiligte sich selbst
in ausgedehntem Maſse an dem Unternehmen. Durch diese Kon-
kurrenz erwachte auch die alte Société Générale pour favoriser
l’industrie nationale, welche noch unter niederländischer Herrschaft
ins Leben getreten war, zu neuem Leben und bald nach Grün-
dung der Belgischen Bank entstanden noch zwei ähnliche Institute,
die Société de Commerce mit 10 Millionen Kapital und die Société
Nationale mit 15 Millionen.

Alle diese Geldinstitute wetteiferten darin, die Industrie Belgiens
zu fördern. Am 1. Juli 1835 entstand die groſse Eisenwerksgesell-
schaft Société anonyme de Marcinelle et Couillet unter dem Protek-
torat der Société Générale. Die Belgische Bank gründete 1835 das
Kohlen- und Hochofenwerk von Ougrée mit 2400000 Frcs., 1836 die
Maschinenbaugesellschaft St. Léonard mit 1600000 Frcs., das Kohlen-
und Hochofenwerk Espérance mit 4 Millionen und 1837 das Walz-
werk von Ougrée mit 3½ Millionen Franken.

Die Société Générale rief 1836 das groſse Eisenwerk Sclessin mit
8 Millionen Franken ins Leben.


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[680/0696] Belgien 1831 bis 1850. erste planmäſsig durchgeführte Eisenbahnnetz. Denn bis dahin waren immer nur Bahnen aus lokalen Interessen gebaut worden, um gewisse wichtige Handels- und Industrieplätze miteinander zu verbinden. Belgien aber baute ein vollständiges Netz von Bahnen von Mecheln als Ausgangspunkt nach allen Hauptrichtungen hin. Der Bau wurde alsbald begonnen, am 5. Mai 1835 die Strecke Brüssel-Mecheln eröffnet und bis 1843 das ganze Netz in einer Länge von 560 km vollendet. Die belgische Regierung hatte dafür über 62 Millionen Franken verausgabt. Ähnliche Leistungen konnte damals kein anderes Land aufweisen und Belgien war darin insbesondere Frankreich weit vorausgeeilt. Der Bau der belgischen Eisenbahnen gab der Eisenindustrie des Landes einen mächtigen Impuls. Mit dem Bau der Bahnen hatte die Regierung zugleich ins Auge gefaſst, die nötigen Bau- materialien im eigenen Lande zu erzeugen, namentlich die Eisen- bahnschienen im Inlande anfertigen zu lassen. Dadurch kamen die bestehenden Werke in schwungvollen Betrieb und neue wurden an- gelegt. Der belgische Patriotismus unterstützte die Maſsregeln der Regierung und ermöglichten es, im eigenen Lande die Summen auf- zubringen, die zu diesen groſsartigen Gründungen nötig waren. Wieder war es John Cockerill, der der geistige Leiter dieser Bewegung war. Er gab die Veranlassung zur Gründung der Belgischen Bank mit einem Kapital von 20 Millionen Franken und beteiligte sich selbst in ausgedehntem Maſse an dem Unternehmen. Durch diese Kon- kurrenz erwachte auch die alte Société Générale pour favoriser l’industrie nationale, welche noch unter niederländischer Herrschaft ins Leben getreten war, zu neuem Leben und bald nach Grün- dung der Belgischen Bank entstanden noch zwei ähnliche Institute, die Société de Commerce mit 10 Millionen Kapital und die Société Nationale mit 15 Millionen. Alle diese Geldinstitute wetteiferten darin, die Industrie Belgiens zu fördern. Am 1. Juli 1835 entstand die groſse Eisenwerksgesell- schaft Société anonyme de Marcinelle et Couillet unter dem Protek- torat der Société Générale. Die Belgische Bank gründete 1835 das Kohlen- und Hochofenwerk von Ougrée mit 2400000 Frcs., 1836 die Maschinenbaugesellschaft St. Léonard mit 1600000 Frcs., das Kohlen- und Hochofenwerk Espérance mit 4 Millionen und 1837 das Walz- werk von Ougrée mit 3½ Millionen Franken. Die Société Générale rief 1836 das groſse Eisenwerk Sclessin mit 8 Millionen Franken ins Leben.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/696>, abgerufen am 22.11.2024.