vom Jahre 1844 giebt einen Überblick über die Eisenerzeugnisse des westfälischen Bezirkes:
Roheisen in Gängen und Masseln 1345 Tonnen
Gusswaren aus Erzen 7532 "
" " Roheisen 2710 "
Stabeisen 15411 "
Blech 3550 "
Draht 6200 "
Rohstahl 1925 "
Gussstahl 75 "
Die bedeutendste Gründung dieser Periode war die Anlage der Hermannshütte bei Hörde im Kreise Dortmund, ein grossartiges Puddel- und Walzwerk, hauptsächlich für Eisenbahnbedarf. Es wurde von dem unternehmenden Industriellen Piepenstock aus Iserlohn gleichzeitig mit dem Blechwalzwerk Neuöge bei Limburg im Jahre 1839/1840 angelegt. Den Bau der Hermannshütte leitete der im Rheinlande bekannte englische Ingenieur Dobbs. 1839 wurde der erste Puddelofen erbaut. 1849 hatte die Hermannshütte bereits 12 Dampfmaschinen von 500 Pfdekr., 2 Dampfhämmer, 42 Puddel- öfen, 21 Schweissöfen, 6 Platten- und Glühöfen und 32 Schmiedefeuer. Der Luppenhammer war 120 Ctr. schwer; ferner waren vorhanden 1 Luppenmühle, 3 Luppenquetschen, 3 Luppenwalzenpressen und 5 Paar Luppenwalzen, 4 Eisenbahnschienen- und Gärbeisenwalzen, 1 Schmiedeeisenwerk, 1 Feineisenwalzenpresse und 1 Drahteisen- walzenpresse. Das Werk besass 343 Walzen für die Herstellung verschiedener Eisengattungen und 7 grosse Maschinenscheren. Damit verbunden war eine grosse Werkstätte zum Montieren der Eisenbahn- räder und Achsen und eine ausgedehnte Maschinenwerkstätte. Täglich konnten 500 Eisenbahnschienen und 12 Satz Eisenbahnräder mit Achsen geliefert werden. Die ersten grossen Schienenlieferungen waren für die Prinz Wilhelmsbahn 1848 und die Königl. Ostbahn 1849. Die Zahl der Arbeiter betrug 800 und hatte die Hütte 158 Arbeiter- wohnungen mit 225 Gartenparzellen für dieselben hergerichtet. Aus dem Mitgeteilten ersieht man, dass bei diesem grossen Werke alle neuen Erfindungen und Verbesserungen benutzt waren.
Ein anderes sehr ausgedehntes Eisenwerk war die früher schon öfter genannte Gutehoffnungshütte bei Sterkrade und Oberhausen, den Herren Jacobi, Haniel und Huyssen gehörig. Der ausgedehnte Hochofenbetrieb wurde damals noch ausschliesslich mit Holzkohlen
Preuſsen 1831 bis 1850.
vom Jahre 1844 giebt einen Überblick über die Eisenerzeugnisse des westfälischen Bezirkes:
Roheisen in Gängen und Masseln 1345 Tonnen
Guſswaren aus Erzen 7532 „
„ „ Roheisen 2710 „
Stabeisen 15411 „
Blech 3550 „
Draht 6200 „
Rohstahl 1925 „
Guſsstahl 75 „
Die bedeutendste Gründung dieser Periode war die Anlage der Hermannshütte bei Hörde im Kreise Dortmund, ein groſsartiges Puddel- und Walzwerk, hauptsächlich für Eisenbahnbedarf. Es wurde von dem unternehmenden Industriellen Piepenstock aus Iserlohn gleichzeitig mit dem Blechwalzwerk Neuöge bei Limburg im Jahre 1839/1840 angelegt. Den Bau der Hermannshütte leitete der im Rheinlande bekannte englische Ingenieur Dobbs. 1839 wurde der erste Puddelofen erbaut. 1849 hatte die Hermannshütte bereits 12 Dampfmaschinen von 500 Pfdekr., 2 Dampfhämmer, 42 Puddel- öfen, 21 Schweiſsöfen, 6 Platten- und Glühöfen und 32 Schmiedefeuer. Der Luppenhammer war 120 Ctr. schwer; ferner waren vorhanden 1 Luppenmühle, 3 Luppenquetschen, 3 Luppenwalzenpressen und 5 Paar Luppenwalzen, 4 Eisenbahnschienen- und Gärbeisenwalzen, 1 Schmiedeeisenwerk, 1 Feineisenwalzenpresse und 1 Drahteisen- walzenpresse. Das Werk besaſs 343 Walzen für die Herstellung verschiedener Eisengattungen und 7 groſse Maschinenscheren. Damit verbunden war eine groſse Werkstätte zum Montieren der Eisenbahn- räder und Achsen und eine ausgedehnte Maschinenwerkstätte. Täglich konnten 500 Eisenbahnschienen und 12 Satz Eisenbahnräder mit Achsen geliefert werden. Die ersten groſsen Schienenlieferungen waren für die Prinz Wilhelmsbahn 1848 und die Königl. Ostbahn 1849. Die Zahl der Arbeiter betrug 800 und hatte die Hütte 158 Arbeiter- wohnungen mit 225 Gartenparzellen für dieselben hergerichtet. Aus dem Mitgeteilten ersieht man, daſs bei diesem groſsen Werke alle neuen Erfindungen und Verbesserungen benutzt waren.
Ein anderes sehr ausgedehntes Eisenwerk war die früher schon öfter genannte Gutehoffnungshütte bei Sterkrade und Oberhausen, den Herren Jacobi, Haniel und Huyssen gehörig. Der ausgedehnte Hochofenbetrieb wurde damals noch ausschlieſslich mit Holzkohlen
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Preuſsen 1831 bis 1850.
vom Jahre 1844 giebt einen Überblick über die Eisenerzeugnisse des
westfälischen Bezirkes:
Roheisen in Gängen und Masseln 1345 Tonnen
Guſswaren aus Erzen 7532 „
„ „ Roheisen 2710 „
Stabeisen 15411 „
Blech 3550 „
Draht 6200 „
Rohstahl 1925 „
Guſsstahl 75 „
Die bedeutendste Gründung dieser Periode war die Anlage der
Hermannshütte bei Hörde im Kreise Dortmund, ein groſsartiges
Puddel- und Walzwerk, hauptsächlich für Eisenbahnbedarf. Es wurde
von dem unternehmenden Industriellen Piepenstock aus Iserlohn
gleichzeitig mit dem Blechwalzwerk Neuöge bei Limburg im Jahre
1839/1840 angelegt. Den Bau der Hermannshütte leitete der im
Rheinlande bekannte englische Ingenieur Dobbs. 1839 wurde der
erste Puddelofen erbaut. 1849 hatte die Hermannshütte bereits
12 Dampfmaschinen von 500 Pfdekr., 2 Dampfhämmer, 42 Puddel-
öfen, 21 Schweiſsöfen, 6 Platten- und Glühöfen und 32 Schmiedefeuer.
Der Luppenhammer war 120 Ctr. schwer; ferner waren vorhanden
1 Luppenmühle, 3 Luppenquetschen, 3 Luppenwalzenpressen und
5 Paar Luppenwalzen, 4 Eisenbahnschienen- und Gärbeisenwalzen,
1 Schmiedeeisenwerk, 1 Feineisenwalzenpresse und 1 Drahteisen-
walzenpresse. Das Werk besaſs 343 Walzen für die Herstellung
verschiedener Eisengattungen und 7 groſse Maschinenscheren. Damit
verbunden war eine groſse Werkstätte zum Montieren der Eisenbahn-
räder und Achsen und eine ausgedehnte Maschinenwerkstätte. Täglich
konnten 500 Eisenbahnschienen und 12 Satz Eisenbahnräder mit
Achsen geliefert werden. Die ersten groſsen Schienenlieferungen
waren für die Prinz Wilhelmsbahn 1848 und die Königl. Ostbahn 1849.
Die Zahl der Arbeiter betrug 800 und hatte die Hütte 158 Arbeiter-
wohnungen mit 225 Gartenparzellen für dieselben hergerichtet. Aus
dem Mitgeteilten ersieht man, daſs bei diesem groſsen Werke alle
neuen Erfindungen und Verbesserungen benutzt waren.
Ein anderes sehr ausgedehntes Eisenwerk war die früher schon
öfter genannte Gutehoffnungshütte bei Sterkrade und Oberhausen,
den Herren Jacobi, Haniel und Huyssen gehörig. Der ausgedehnte
Hochofenbetrieb wurde damals noch ausschlieſslich mit Holzkohlen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/719>, abgerufen am 22.11.2024.
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