1846 2 Hochöfen, 2 Kupolöfen und 1 Flammofen, die 8411 Ctr. Guss- waren und 3486 Ctr. Masseln erzeugten. 1838 richtete die Firma auf der Lendersdorfer Walze die Schienenfabrikation ein und war darin das Werk nach Rasselstein das erste in Deutschland. Die Anlage wurde in grossartiger Weise von dem belgischen Ingenieur Henvaux, dem nachmaligen Direktor von Couillet, erbaut und mit belgischen Arbeitern in Betrieb gesetzt; der Schweissmeister hiess Delfaux, der erste Walzendreher Brumaux aus Seraing. Durch den Bau der Köln- Aachener Bahn 1839 bis 1841 kam es an diese zu liegen. 1847 wurden 190468 Ctr. Schienen und 2388 Ctr. Stabeisen hier erzeugt.
1830 war das Walzwerk Eschweiler Pümpchen bei Aachen erbaut worden. 1841 wurde der erste Puddelofen in Eschweiler in Betrieb gesetzt. 1841/1842 erbauten die Belgier Michelis und Bourdoux das Walzwerk zu Eschweiler Aue, welches aber erst 1846 in vollen Betrieb kam und zwar ausschliesslich mit wallonischen Arbeitern. Es hatte 20 Puddel- und 8 Schweissöfen und verarbeitete belgisches Roh- eisen von der Esperancehütte bei Seraing, besonders für Eisenbahn- bedarf, Schienen, Bandagen, Achsen u. s. w.
1845/46 erbaute der verdienstvolle Walzwerksingenieur R. Daelen, der vordem auf dem Lendersdorfer Werke thätig gewesen war, das Walzwerk "Rote Erde" bei Aachen. Von da wurde er nach Hörde berufen, wo er den Betrieb des Walzwerkes der Hermannshütte über- nahm und durch zahlreiche Verbesserungen und Erfindungen wesent- lich zu dem Ruhme dieses Werkes beitrug.
Dem Werke "Rote Erde" bei Aachen folgte unmittelbar das grosse Walzwerk von Hoesch an der Station Eschweiler, von dem Belgier Dacier im Jahre 1846 erbaut und am 20. Juni 1847 in Betrieb gesetzt mit 10 Puddel- und 3 Schweissöfen. Es war dies eines der bedeutendsten Schienenwalzwerke Deutschlands und kam fast gleichzeitig mit "Rote Erde" in Betrieb.
Die Entwickelung der Eisenindustrie am Mittelrhein ging teil- weise der am Niederrhein noch voraus. Wie das Werk von Remy, Rasselstein bei Neuwied, das erste Steinkohlen-Puddelwerk in Deutsch- land war, so war es auch das erste Schienenwalzwerk. Hier wurden bereits im Jahre 1835 die Schienen für die Nürnberg-Fürther Eisen- bahn gewalzt. Diese Bahn hat nicht nur den Ruhm der ersten Lokomotivbahn in Deutschland, es war auch die erste, welche deutsche Schienen benutzte, bei der man auf deutschem Eisen fuhr. Leider haben die Erbauer der folgenden Eisenbahnen in Deutschland sich dieses Vorbild nicht zum Muster genommen, sondern ihre Schienen
Preuſsen 1831 bis 1850.
1846 2 Hochöfen, 2 Kupolöfen und 1 Flammofen, die 8411 Ctr. Guſs- waren und 3486 Ctr. Masseln erzeugten. 1838 richtete die Firma auf der Lendersdorfer Walze die Schienenfabrikation ein und war darin das Werk nach Rasselstein das erste in Deutschland. Die Anlage wurde in groſsartiger Weise von dem belgischen Ingenieur Henvaux, dem nachmaligen Direktor von Couillet, erbaut und mit belgischen Arbeitern in Betrieb gesetzt; der Schweiſsmeister hieſs Delfaux, der erste Walzendreher Brumaux aus Seraing. Durch den Bau der Köln- Aachener Bahn 1839 bis 1841 kam es an diese zu liegen. 1847 wurden 190468 Ctr. Schienen und 2388 Ctr. Stabeisen hier erzeugt.
1830 war das Walzwerk Eschweiler Pümpchen bei Aachen erbaut worden. 1841 wurde der erste Puddelofen in Eschweiler in Betrieb gesetzt. 1841/1842 erbauten die Belgier Michelis und Bourdoux das Walzwerk zu Eschweiler Aue, welches aber erst 1846 in vollen Betrieb kam und zwar ausschlieſslich mit wallonischen Arbeitern. Es hatte 20 Puddel- und 8 Schweiſsöfen und verarbeitete belgisches Roh- eisen von der Esperancehütte bei Seraing, besonders für Eisenbahn- bedarf, Schienen, Bandagen, Achsen u. s. w.
1845/46 erbaute der verdienstvolle Walzwerksingenieur R. Daelen, der vordem auf dem Lendersdorfer Werke thätig gewesen war, das Walzwerk „Rote Erde“ bei Aachen. Von da wurde er nach Hörde berufen, wo er den Betrieb des Walzwerkes der Hermannshütte über- nahm und durch zahlreiche Verbesserungen und Erfindungen wesent- lich zu dem Ruhme dieses Werkes beitrug.
Dem Werke „Rote Erde“ bei Aachen folgte unmittelbar das groſse Walzwerk von Hoesch an der Station Eschweiler, von dem Belgier Dacier im Jahre 1846 erbaut und am 20. Juni 1847 in Betrieb gesetzt mit 10 Puddel- und 3 Schweiſsöfen. Es war dies eines der bedeutendsten Schienenwalzwerke Deutschlands und kam fast gleichzeitig mit „Rote Erde“ in Betrieb.
Die Entwickelung der Eisenindustrie am Mittelrhein ging teil- weise der am Niederrhein noch voraus. Wie das Werk von Remy, Rasselstein bei Neuwied, das erste Steinkohlen-Puddelwerk in Deutsch- land war, so war es auch das erste Schienenwalzwerk. Hier wurden bereits im Jahre 1835 die Schienen für die Nürnberg-Fürther Eisen- bahn gewalzt. Diese Bahn hat nicht nur den Ruhm der ersten Lokomotivbahn in Deutschland, es war auch die erste, welche deutsche Schienen benutzte, bei der man auf deutschem Eisen fuhr. Leider haben die Erbauer der folgenden Eisenbahnen in Deutschland sich dieses Vorbild nicht zum Muster genommen, sondern ihre Schienen
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1846 2 Hochöfen, 2 Kupolöfen und 1 Flammofen, die 8411 Ctr. Guſs-
waren und 3486 Ctr. Masseln erzeugten. 1838 richtete die Firma auf
der Lendersdorfer Walze die Schienenfabrikation ein und war darin
das Werk nach Rasselstein das erste in Deutschland. Die Anlage
wurde in groſsartiger Weise von dem belgischen Ingenieur Henvaux,
dem nachmaligen Direktor von Couillet, erbaut und mit belgischen
Arbeitern in Betrieb gesetzt; der Schweiſsmeister hieſs Delfaux, der
erste Walzendreher Brumaux aus Seraing. Durch den Bau der Köln-
Aachener Bahn 1839 bis 1841 kam es an diese zu liegen. 1847 wurden
190468 Ctr. Schienen und 2388 Ctr. Stabeisen hier erzeugt.
1830 war das Walzwerk Eschweiler Pümpchen bei Aachen erbaut
worden. 1841 wurde der erste Puddelofen in Eschweiler in Betrieb
gesetzt. 1841/1842 erbauten die Belgier Michelis und Bourdoux
das Walzwerk zu Eschweiler Aue, welches aber erst 1846 in vollen
Betrieb kam und zwar ausschlieſslich mit wallonischen Arbeitern. Es
hatte 20 Puddel- und 8 Schweiſsöfen und verarbeitete belgisches Roh-
eisen von der Esperancehütte bei Seraing, besonders für Eisenbahn-
bedarf, Schienen, Bandagen, Achsen u. s. w.
1845/46 erbaute der verdienstvolle Walzwerksingenieur R. Daelen,
der vordem auf dem Lendersdorfer Werke thätig gewesen war, das
Walzwerk „Rote Erde“ bei Aachen. Von da wurde er nach Hörde
berufen, wo er den Betrieb des Walzwerkes der Hermannshütte über-
nahm und durch zahlreiche Verbesserungen und Erfindungen wesent-
lich zu dem Ruhme dieses Werkes beitrug.
Dem Werke „Rote Erde“ bei Aachen folgte unmittelbar das
groſse Walzwerk von Hoesch an der Station Eschweiler, von dem
Belgier Dacier im Jahre 1846 erbaut und am 20. Juni 1847 in
Betrieb gesetzt mit 10 Puddel- und 3 Schweiſsöfen. Es war dies
eines der bedeutendsten Schienenwalzwerke Deutschlands und kam fast
gleichzeitig mit „Rote Erde“ in Betrieb.
Die Entwickelung der Eisenindustrie am Mittelrhein ging teil-
weise der am Niederrhein noch voraus. Wie das Werk von Remy,
Rasselstein bei Neuwied, das erste Steinkohlen-Puddelwerk in Deutsch-
land war, so war es auch das erste Schienenwalzwerk. Hier wurden
bereits im Jahre 1835 die Schienen für die Nürnberg-Fürther Eisen-
bahn gewalzt. Diese Bahn hat nicht nur den Ruhm der ersten
Lokomotivbahn in Deutschland, es war auch die erste, welche deutsche
Schienen benutzte, bei der man auf deutschem Eisen fuhr. Leider
haben die Erbauer der folgenden Eisenbahnen in Deutschland sich
dieses Vorbild nicht zum Muster genommen, sondern ihre Schienen
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 711. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/727>, abgerufen am 22.11.2024.
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